Donnerstag, 31. Oktober 2019

die uns erwünschte Überfülle deiner Huld

Das Hochfest Aller Heiligen gibt etlichen Anlass, die Texte im Deutschen Messbuch zu kommentieren.

Tagesgebet
Omnípotens sempitérne Deus, qui nos ómnium Sanctórum tuórum mérita sub una tribuísti celebritáte venerári, quǽsumus, ut desiderátam nobis tuæ propitiatiónis abundántiam, multiplicátis intercessóribus, largiáris.
Dieses Tagesgebet wurde auch schon im alten Missale benutzt.

Übersetzung
Allmächtiger ewiger Gott, der du uns aller deiner Heiligen Verdienste unter einer Festlichkeit zu verehren verliehen hast: wir bitten, dass du die uns erwünschte Überfülle deiner Huld, durch die vermehrten Vermittler, schenkst.
Deutsches Messbuch
Allmächtiger, ewiger Gott, du schenkst uns die Freude, am heutigen Fest die Verdienste aller deiner Heiligen zu feiern. Erfülle auf die Bitten so vieler Fürsprecher unsere Hoffnung und schenke uns dein Erbarmen.
Vergleich
  • der du uns verliehen hast ⇒ du schenkst uns die Freude
    Bekanntlich kann im DM alles Handeln Gottes als „schenken“ enden; die Konnotation von tribuere ist mehr wie [eine Ehre] verleihen, [eine Aufgabe] zuweisen oder [ein Recht] einräumen. Von Freude keine Spur im Original.
  • unter einer Festlichkeit ⇒ am heutigen Fest
    Das Original betont die „eine“ Festlichkeit (im Gegensatz zu den vielen Heiligen); das DM hat nur das „heutige“ Fest.
  • zu verehren ⇒ zu feiern
    Ein Details scheint in der Übersetzung verlorengegangen zu sein.
  • wir bitten, dass du schenkst ⇒ schenke
    Ach ja, der DMliche Kommandoton. Und noch ein Schenken.
  • durch die vermehrten Vermittler ⇒ auf die Bitten so vieler Fürsprecher
  • die uns erwünschte Überfülle deiner Huld [schenkst] ⇒ erfülle unsere Hoffnung und [schenke] uns dein Erbarmen
    propitiatio ist „Versöhnung“ oder „Huld, Gnade“; es gibt echt viele Wörter für Erbarmen, aber hier steht keins davon. Man mag die „erwünschte“ Überfülle als „Hoffnung“ wiedergeben, aber wo bleiben „Überfluss, Fülle; Wohlstand, Glück“ im DM?
Gabengebet
Grata tibi sint, Dómine, múnera, quæ pro cunctórum offérimus honóre Sanctórum, et concéde, ut, quos iam crédimus de sua immortalitáte secúros, sentiámus de nostra salúte sollícitos.
Die markierten Wörter kommen in der ein oder anderen Form in der alten Secreta (vgl. u.) vor.
Die neue Bitte lehnt sich an das an, was Cyprianus* in seinem Buch über die Sterblichkeit sagt: „Sanctos defunctos jam de suâ immortalitate securos adhuc de nostrâ salute esse sollicitos.“ – „dass die verstorbenen Heiligen sich schon ihrer Unsterblichkeit gewiss, bis jetzt aber um unser Heil besorgt sind“ (Zitiert nach dieser Quelle)
* Bekannt ist dieser Bischof von Karthago (†258) vornehmlich für seine Mitteilung extra ecclesiam salus non est – „Außerhalb der Kirche gibt es kein Heil“

Übersetzung
Angenehm seien dir, Herr, die Gaben, die wir zur Ehre sämtlicher Heiligen darbringen, und gewähre, dass wir merken, dass die wir schon ihrer Unsterblichkeit gewiss glauben*, um unser Heil besorgt sind.
* die, von denen wir glauben, dass sie schon ihrer Unsterblichkeit gewiss sind

Deutsches Messbuch
Herr, unser Gott, nimm die Gaben entgegen, die wir am heutigen Fest darbringen. Wir glauben, dass deine Heiligen bei dir leben und dass Leid und Tod sie nicht mehr berühren. und lass uns erfahren, dass sie uns nahe bleiben und für uns eintreten.
Vergleich
  • angenehm seien dir ⇒ nimm entgegen
    Das DMliche „Friss oder stirb“ fragt nicht viel nach Annehmlichkeiten.
  • Herr ⇒ Herr, unser Gott
  • zur Ehre sämtlicher Heiligen ⇒ am heutigen Fest
    Ein weiteres Details scheint in der Übersetzung verlorengegangen zu sein. Dafür aber erneut eine Referenz auf das heutige Fest. Was macht das DM, wenn die Messe als Votivmesse gelesen wird?
  • gewähre, dass wir merken ⇒ lass uns erfahren
  • die wir schon ihrer Unsterblichkeit gewiss glauben ⇒ Wir glauben, dass deine Heiligen bei dir leben und dass Leid und Tod sie nicht mehr berühren. Erhöre ihr Gebet
    Wenn man den Nebensatz verselbständigen will, sagte man: „Wir glauben, dass sie schon ihrer Unsterblichkeit gewiss sind“. Was darüber hinausgeht, ist von Übel (Mt 5, 37).
  • um unser Heil besorgt sind ⇒ dass sie uns nahe bleiben und für uns eintreten
    Mich deucht, es möchte schwerfallen, im DMlichen Gesülze das Zitat des heiligen Cyprian wiederzuerkennen.
Präfation
Vere dignum et iustum est, æquum et salutáre, nos tibi semper et ubíque grátias ágere: Dómine, sancte Pater, omnípotens ætérne Deus:
Nobis enim hódie civitátem tuam tríbuis celebráre, quæ mater nostra est, cælestísque Ierúsalem, ubi iam te in ætérnum fratrum nostrórum coróna colláudat. Ad quam peregríni, per fidem accedéntes, alácriter festinámus, congaudéntes de Ecclésiæ sublímium glorificatióne membrórum, qua simul fragilitáti nostræ adiuménta et exémpla concédis. Et ídeo, cum ipsórum Angelorúmque frequéntia, una te magnificámus, laudis voce clamántes:
Sanctus, Sanctus, Sanctus
Übersetzung
Von der Herrlichkeit unserer Mutter Jerusalem
Wahrhaft würdig und recht ist, schicklich und heilsam, dass wir dir immer und überall Dank abstatten: Herr, heiliger Vater, allmächtiger ewiger Gott:
Du hast uns nämlich verliehen, heute deine Stadt zu feiern, die unsere Mutter ist, und das himmlische Jerusalem, wo schon der Sieg unserer Brüder dich in Ewigkeit lobt. Zu welchem pilgernd, durch den Glauben herantretend, wir entschlossen eilen, uns mitfreuend über die Verherrlichung der erhabenen Glieder der Kirche, die du als Hilfsmittel und Beispiel zugleich unserer Schwäche gibst. Und siehe, zusammen mit ihrer und der Engel Menge preisen wir dich, mit Lobesstimme rufend:
Heilig, heilig, heilig
Deutsches Messbuch
Das himmlische Jerusalem, unsere Heimat
In Wahrheit ist es würdig und recht, dir, allmächtiger Vater, zu danken und dich mit der ganzen Schöpfung zu rühmen.
Denn heute schauen wir deine heilige Stadt, unsere Heimat, das himmlische Jerusalem. Dort loben dich auf ewig die verherrlichten Glieder der Kirche, unsere Brüder und Schwestern, die schon zur Vollendung gelangt sind. Dorthin pilgern auch wir im Glauben, ermutigt durch ihre Fürsprache und ihr Beispiel und gehen freudig dem Ziel der Verheißung entgegen. Darum preisen wir dich in der Gemeinschaft deiner Heiligen und singen mit den Chören der Engel das Lob deiner Herrlichkeit:
Heilig, heilig, heilig
Anmerkung
Wenn schon „Mutter“ mit „Heimat“ wiedergegeben wird, erübrigt sich eine detaillierte Gegenüberstellung.

Schlussgebet
Mirábilem te, Deus, et unum Sanctum in ómnibus Sanctis tuis adorántes, tuam grátiam implorámus, qua, sanctificatiónem in tui amóris plenitúdine consummántes, ex hac mensa peregrinántium ad cæléstis pátriæ convívium transeámus.
Übersetzung
Dich Wunderbaren, Gott, und einzig Heiligen in allen deinen Heiligen anbetend, erflehen wir deine Gnade, durch welche, die Heiligung in der Fülle deiner Liebe erreichend, wir von diesem Tisch der Pilgerschaft zum Gastmahl des himmlischen Vaterlandes übergehen mögen.
Deutsches Messbuch
Gott du allein bist heilig, dich ehren wir, wenn wir der Heiligen gedenken. Stärke durch dein Sakrament in uns das Leben der Gnade und führe uns auf dem Weg der Pilgerschaft, wo du selbst die Vollendung der Heiligen bist.
Vergleich
  • dich Wunderbaren anbetend ⇒ dich ehren wir
    Ehren kann man auch den Sieger der Karnikelzüchtervereinsschau. Das Original geht mehr auf die Einzigartigkeit Gottes.
  • einzig Heiligen ⇒ du allein bist heilig
  • in allen deinen Heiligen ⇒ wenn wir der Heiligen gedenken
  • erflehen wir deine Gnade ⇒ Stärke durch dein Sakrament in uns das Leben der Gnade.
    „Gnade“ kommt in der Übersetzung und im DM vor. Mehr ist dazu nicht zu sagen.
  • die Heiligung in der Fülle deiner Liebe erreichend ⇒ wo du selbst die Vollendung der Heiligen bist
    Fällt hier wieder die Fülle wie oben der Überfluss aus? Wo bleibt die Liebe?
  • von diesem Tisch der Pilgerschaft ⇒ auf dem Weg der Pilgerschaft
    Ich nehme an, der hier ausgelassene „Tisch“ ist für das „durch dein Sakrament“ oben verantwortlich.
  • zum Gastmahl des himmlischen Vaterlandes übergehen mögen ⇒ führe uns zum ewigen Gastmahl
Anmerkung
Im Original ist die Gnade der Angelpunkt, von welcher die Heiligmachung und das Übergehen zum Vaterland abhängen. Im DM ist alles durcheinander, und „das Leben der Gnade in uns“ ist nur eine Nebenfloskel zu „stärke“. Das Gefühl, das mich beim Lesen des DM überkommt, ist – mangels eines besseren Wortes – nahe bei Ekel.

Früher betete man zu diesem Hochfest:

Oratio wie das aktuelle Tagesgebet (s.o.)

Secreta
Munera tibi, Domine, nostrae devotionis offerimus: quae et pro cunctorum tibi grata sint honore iustorum, et nobis salutaria, te miserante, reddantur.
Die markierten Wörter wurden ins neue Gabengebet übernommen.

Übersetzung
Die Gaben unserer Hingabe bringen wir dir, Herr, dar, welche sowohl dir zur Ehre sämtlicher Heiligen angenehm seien als auch uns als Gnadenmittel durch dein Erbarmen* zurückgegeben werden mögen.
* schulmäßig: während du dich erbarmst

Postcommunio
Da, quaesumus, Domine, fidelibus populis omnium Sanctorum semper veneratione laetari: et eorum perpetua supplicatione muniri.
Übersetzung
Gib, bitten wir, Herr, deinen gläubigen Völkern, durch die Verehrung aller Heiligen immer erfreut und durch deren durchgängige Fürbitte geschützt zu werden.

Dienstag, 29. Oktober 2019

Innozenz III.: Mysterien der Eucharistie erklärt (10)

In der heutigen Episode erklärt Papst Innozenz, was es mit dem Wechsel der Altarseiten und der Gebetsrichtung im Allgemeinen auf sich hat.

Fortsetzung von hier

„Die Gewohnheit, bei dem [Tages]Gebet sich an die rechte Seite des Altars sich zu stellen, bezeichnet, was vorherverkündet worden: ‚Vom Morgen her wird Gott kommen.’* Weil aber das Freudige durch die rechte, das Traurige durch die linke Seite angedeutet wird, tritt der Pontifizierende zuerst an die rechte Seite des Altars, um die Freude über Christi Geburt anzuzeigen; darauf, wenn das Evangelium gelesen ist, tritt er an die Linke, um die Trauer über das Leiden zu bezeichnen. Aber wieder begibt er sich an die Rechte, denn er soll die Freude über die Auferstehung verkünden. Das hat Ezechiel in der Beschreibung der vier Tiere vorgebildet: ‚Zur Rechten der Vier’, sagt er, ‚das Antlitz eines Menschen und das Antlitz eines Löwen.’** Denn durch den Menschen wird die Geburt, durch den Löwen die Auferstehung, durch den Stier [das Gesicht zur Linken] die Aufopferung bezeichnet. Darum waren das Antlitz des Menschen und das Antlitz des Löwen zur Rechten, das Antlitz des Stieres zur Linken, weil Geburt und Auferstehung Freude in sich tragen, das Leiden aber Betrübnis einflößt; weshalb Er selbst sagt: ‚Meine Seele ist betrübt bis in den Tod.’***
Der Priester muss gegen Sonnenaufgang [ad orientem] beten, weil uns der Aufgang aus der Höhe besucht hat.**** Davon liest man: ‚Siehe, ein Mann, Aufgang ist sein Name, im Buch der Weisheit steht von ihm geschrieben;’*5 auch heißt es: ‚gegen Sonnenaufgang muss man beten.’*6 Nicht deswegen, weil die göttliche Majestät, welche dem Wesen nach allenthalben ist (‚Ich erfüllte’, sagt sie, ‚den Himmel und die Erde’*7), sich am Ort des Sonnenaufgangs befände, sondern weil ‚denen, die Gott fürchten, die Sonne der Gerechtigkeit aufgehen soll, welche jeden Menschen erleuchtet, der in diese Welt kommt.’*8
Man liest auch, der Tempel Salomons und die Stiftshütte Mosis hätten einen Eingang gegen Morgen gehabt. Weil aber im Alten Testament der Eingang in den Tempel vom Morgen gegen Abend gerichtet war, um zu bezeichnen, dass vor Christi Leiden alle gegen den Untergang gerichtet gewesen seien, öffnet sich der Eingang in den christlichen Tempel von Westen nach Osten, um unsern Ursprung und unser Hinansteigen zur Herrlichkeit zu bezeichnen. In denjenigen Kirchen aber, die den Eingang von Westen haben, wendet sich der Priester, wenn er vor dem Altar zum Gebet steht, bei der Begrüßung immer gegen das Volk, außer bei der Präfation und dem Brotbrechen, weil er da, ganz in das Gebet versenkt und das Gemüt aufwärts gerichtet zum Herrn, das Sakrament der Eucharistie zu vollenden hat.“
* vgl. Mt 24, 27; Bar 4, 36
** Ez 1, 10
*** Mt 26, 38; Mk 14, 34
**** Lk 1, 78
*5 Sach 6, 12 plus Ps 40, 8?
*6 Kein Bibelzitat, aber von mehreren Kirchenvätern gesagt, vgl. hier
*7 Jes 6, 3? Deut 4, 39? Jer 23, 34?
*8 Mal 3, 20 plus Joh 1, 9

„Im Begriff, das Gebet zu beginnen, legt der Bischof die Mitra ab, weil nach dem Apostel der Mann mit entblößtem Haupt beten soll*, damit zwischen ihm und Gott keine Hülle der Bosheit** bestehe, und damit er bloßen Hauptes die Herrlichkeit des Herrn betrachte***.“
* 1 Kor 11, 4.7
** 1 Petr 2, 16
*** 2 Kor 3, 18

„Der Pontifikant sendet an das Volk die Begrüßung voran: Friede sei mit euch; des Segenspruchs desjenigen sich bedienend, dessen priesterliches Amt er verwaltet. Der mindere Priester dagegen, wenn er das Volk begrüßt, sagt: Der Herr sei mit euch. … Beiden anwortet der Chor: ‚Und mit Deinem Geist.’ Dies ist Pauli Brief an den Timotheus entnommen: ‚Unser Herr Jesus Christus’, schreibt er, ‚sei mit deinem Geist.’* Damit aber der Bischof als Christi Stellvertreter sich erweise, sagt er das erste Mal: Friede sei mit euch! welches das erste Wort Christi an seine Jünger war, als Er ihnen nach der Auferstehung erschien**. Nachher aber sagt er gleich allen anderen Priestern: Der Herr sei mit euch, um zu zeigen, dass auch er einer von ihnen sei. Übrigens wird das Volk bei der Messen sieben Mal begrüßt, damit es, mit Verbannung der sieben Hauptsünden, die siebenfache Gnade gewinne.“
* 2 Tim 4, 22
** Lk 24, 36; Joh 20, 19

Fortsetzung hier

Montag, 28. Oktober 2019

so flehen wir Demütigen im Heiligen Geist

Am 28. Oktober feiert die Kirche die Apostel Simon und Judas.

Im Novus Ordo betet man:

Tagesgebet
Deus, qui nos per beátos Apóstolos ad agnitiónem tui nóminis veníre tribuísti, intercedéntibus sanctis Simóne et Iuda, concéde propítius, ut semper augeátur Ecclésia increméntis in te credéntium populórum.
Die Einleitung ist aus der alten Oratio (s.u.) genommen.

Übersetzung
Gott, der du uns verliehen hast, durch die seligen Apostel zur Erkenntnis deines Namens zu kommen, während die heiligen Simon und Judas vermitteln, gewähre uns gnädig, dass deine Kirche immer vergrößert werde durch Wachstum der an dich glaubenden Völker.
Deutsches Messbuch
Allmächtiger Gott durch die Botschaft der Apostel hast du uns zur Erkenntnis deines Namens geführt. Mehre auf die Fürsprache der Heiligen Simon und Judas die Zahl der Gläubigen und festige in der Kirche das Vertrauen auf deine Hilfe.
Vergleich
  • Gott ⇒ allmächtiger Gott
  • der du uns verliehen hast zu kommen ⇒ du hast uns geführt
  • durch die seligen Apostel ⇒ durch die Botschaft der Apostel
  • gewähre uns gnädig, dass deine Kirche immer vergrößert werde ⇒ festige in der Kirche das Vertrauen auf deine Hilfe
    ???
  • durch Wachstum der an dich glaubenden Völker ⇒ mehre die Zahl der Gläubigen
    Prosaischer geht immer.

Gabengebet
Glóriam, Dómine, sanctórum apostolórum Simónis et Iudæ perpétuam venerántes, quǽsumus, ut vota nostra suscípias et ad sacra mystéria celebránda nos digne perdúcas.
Die Einleitung ist aus der alten Secreta (s.u.) genommen.

Übersetzung
Die immerwährende Herrlichkeit, Herr, der heiligen Apostel Simon und Judas verehrend bitten wir, dass du unsere Gebete annimmst und uns zu den zu begehenden heiligen Mysterien würdig hinführst.
Deutsches Messbuch
Erhabener Gott, wir rühmen die Herrlichkeit, die du den Aposteln Simon und Judas gegeben hast. Nimm unsere Gebete und Gaben an und lass uns die heiligen Geheimnisse würdig begehen.
Vergleich
  • Herr ⇒ erhabener Gott
    Das ist mal originell.
  • die immerwährende Herrlichkeit verehrend ⇒ wir rühmen die Herrlichkeit, die du gegeben hast
    perpetuus heißt „fortwährend, ununterbrochen, fortlaufend, durchgehend; dauerhaft, beständig; lebenslang, ewig, immerwährend“, aber nicht „die du gegeben hast“
  • bitten wir, dass du annimmst ⇒ nimm an
    Ton, Musik usw. – wie immer
  • unsere Gebete ⇒ unsere Gebete und Gaben
    Aus eins macht zwei, die erste.
  • [bitten wir, dass du] uns hinführst ⇒ lass uns
Schlussgebet
Percéptis, Dómine, sacraméntis, súpplices in Spíritu Sancto deprecámur, ut, quæ pro apostolórum Simónis et Iudæ veneránda gérimus passióne, nos in tua dilectióne consérvent.
Das Schlussgebet entspricht bis auf die markierten Stellen der alten Postcommunio (s.u.).

Übersetzung
Nachdem wir, Herr, die Sakramente empfangen haben, flehen wir Demütigen im Heiligen Geist, dass, welche wir für das ehrwürdige Leiden der Apostel Simon und Judas verrichten, uns in deiner Liebe erhalten.
Deutsches Messbuch
Herr, unser Gott, in dieser Opferfeier haben wir der Apostel Simon und Judas gedacht und ihr Leiden geehrt. Der Heilige Geist, der sie erfüllt hat, bewahre auch uns in der Treue und in der Liebe zu dir bis zum Tod.
Vergleich
  • Herr ⇒ Herr, unser Gott
  • nachdem wir die Sakramente empfangen haben ⇒ in dieser Opferfeier
  • flehen wir Demütigen im Heiligen Geist ⇒ der Heilige Geist, der sie erfüllt hat
    Schwupps ist der Heilige Geist von den Betenden zu den Aposteln gehüpft, und das „Flehen der Demütigen“ wird ein „erfüllt“. Nicht so ganz, würde ich sagen, korrekt.
  • welche wir für das ehrwürdige Leiden verrichten ⇒ wir haben gedacht und ihr Leiden geehrt
  • in deiner Liebe ⇒ in der Treue und in der Liebe zu dir
    Aus eins macht zwei, die zweite.
  • uns erhalte ⇒ bewahre auch uns bis zum Tod
    Plappert nicht wie das DM …

Nach der alten Ordnung betet man:

Oratio
Deus, qui nos per beatos Apostolos tuos Simonem et Iudam ad agnitionem tui nominis venire tribuisti: da nobis eorum gloriam sempiternam et proficiendo celebrare, et celebrando proficere.
Übersetzung
Gott, der du uns verliehen hast, durch die seligen Apostel zur Erkenntnis deines Namens zu kommen: gib uns, deren ewige Herrlichkeit sowohl durch das Vorankommen zu feiern als auch durch das Feiern voranzukommen*.
* oder: Fortschritte zu machen

Secreta
Gloriam, Domine, sanctorum Apostolorum tuorum Simonis et Iudae perpetuam venerantes: quaesumus; ut eam, sacris mysteriis expiati, dignius celebremus.
Übersetzung
Die immerwährende Herrlichkeit, Herr, der heiligen Apostel Simon und Judas verehrend bitten wir, dass wir sie, durch die heiligen Mysterien entsühnt, würdiger feiern.
Postcommunio
Perceptis, Domine, sacramentis, suppliciter exoramus: ut, intercedentibus beatis Apostolis tuis Simone et Iuda, quae pro illorum veneranda gerimus passione, nobis proficiant ad medelam.
Übersetzung
Nachdem wir, Herr, die Sakramente empfangen haben, erflehen wir demütig, dass, während deine seligen Apostel Simon und Judas vermitteln, was wir für ihr ehrwürdiges Leiden verrichten uns als Heilmittel nütze.

Sonntag, 27. Oktober 2019

mit diesen Gaben vereinige die Macht deiner Majestät

Am 30. Sonntag im Jahreskreis betet die Kirche:

Tagesgebet
Omnípotens sempitérne Deus, da nobis fídei, spei et caritátis augméntum, et, ut mereámur ássequi quod promíttis, fac nos amáre quod prǽcipis.
Im alten Messbuch war dieses Tagesgebet am 13. Sonntag nach Pfingsten vorgesehen.

Übersetzung
Allmächtiger ewiger Gott, gib uns Zuwachs an Glauben, Hoffnung und Liebe, und, damit wir verdienen zu erreichen, was du versprochen hast, lass uns lieben, was du vorschreibst.
Deutsches Messbuch
Allmächtiger, ewiger Gott, mehre in uns den Glauben, die Hoffnung und die Liebe. Gib uns die Gnade, zu lieben, was du gebietest, damit wir erlangen, was du verheißen hast.
Anmerkung
Bis auf die Auslassung von „verdienen zu“ und den Austausch „lass uns“ zu „gib uns die Gnade“ sinnerhaltend übersetzt. 

Gabengebet
Réspice, quǽsumus, Dómine, múnera quæ tuæ offérimus maiestáti, ut, quod nostro servítio géritur, ad tuam glóriam pótius dirigátur.
Übersetzung
Beachte, bitten wir, Herr, die Gaben, die wir deiner Majestät darbringen, damit was durch unseren Dienst verrichtet wird, zu deiner Ehre besser gelenkt werde.
Das Gebet scheint aus dem Sacramentarium Leonianum adaptiert worden zu sein, wo es folgendermaßen vorkommt:
Respice, quaesumus, Domine, preces nostras et his muneribus praesentiam tuae maiestatis intersere, ut, quod nostro servitio geritur, te potius operante formetur.
Übersetzung
Beachte, bitten wir Herr, unsere Gebete, und diesen Gaben mische die Gegenwart deiner Majestät bei*, damit was durch unseren Dienst verrichtet wird, während du wirkst besser geknetet** wird.
* oder: mit diesen Gaben vereinige die Macht deiner Majestät
** oder: geformt. Das Missale Ambrosianum hat im selben Gebet an dieser Stelle statt formetur: „firmetur“ (bestätigt werde), was völlig sinnvoll ist.

Es scheint, als würde im uralten Gebet die Transsubstantiation durch Metaphern aus dem Bäckerhandwerk beschrieben.

Deutsches Messbuch
Allmächtiger Gott, sieh gnädig auf die Gaben, die wir darbringen, und lass uns dieses Opfer so feiern, dass es dir zur Ehre gereicht.
Vergleich
  • beachte, bitten wir ⇒ sieh gnädig auf
  • Herr ⇒ allmächtiger Gott
  • deiner Majestät ⇒ …
  • was durch unseren Dienst verrichtet wird ⇒ dieses Opfer feiern
  • besser geordnet werde ⇒ so
  • zu deiner Ehre besser gelenkt werde ⇒ dass es dir zur Ehre gereicht
Anmerkung
Neben Details („deine Majestät“ einerseits, „unseren Dienst“ andererseits werden ausgelassen) bittet das Original um bessere Lenkung des Opfers, das verrichtet wird, (also [von mir] als Ergebnis der Opferung verstanden) was im Lichte des uralten Gebets meint, dass unsere Opfergaben zu Leib und Blut unseres Herrn werden (wie in: dein Engel trage diese Gaben auf deinen himmlischen Altar), während das DM sich um die Art und Weise des Feierns kümmert. Ich bin fast geneigt, mich weit aus dem Fenster zu lehnen und analog zu Ps 141, 2 (Dirigatur oratio mea sicut incensum in conspectu tuo – Gelenkt werde mein Gebet wie Weihrauch vor dein Angesicht) zu denken; das „gloria tua“ (deine Ehre/deine Herrlichkeit) wäre bei diesem Gedanken wie das „maiestas tua“ (deine Größerheit) als Anrede aufzufassen. Dagegen ist mir schwer verständlich, wie das „gnädig blicken“ die Ausführung der Messe beeinflussen soll (wie das DM versteht).

Schlussgebet
Perfíciant in nobis, Dómine, quǽsumus, tua sacraménta quod cóntinent, ut, quæ nunc spécie gérimus, rerum veritáte capiámus.
Dieses Gebet war früher als Postcommunio für den Quatember-Samstag im September vorgesehen.

Übersetzung
Bewirken mögen in uns, Herr, bitten wir, deine Sakramente, was sie enthalten, damit wir, welche wir jetzt unter Gestalt [von Brot und Wein] ausführen, nach der Wahrheit der Sachen* erfassen.
* in ihrem wahren Wesen

Deutsches Messbuch
Herr, unser Gott, gib, dass deine Sakramente in uns das Heil wirken, das sie enthalten, damit wir einst als unverhüllte Wirklichkeit empfangen, was wir jetzt in heiligen Zeichen begehen.
An dieses spezielle Gebet knüpfen sich vielfältige Betrachtungen. Duns Scotus ist da etwas in die falsche Richtung gelaufen, weshalb sein einschlägiges [bzw. das ihm zugeschriebene einschlägige] Buch auf dem Index landete.

Das Decretum Gratiani aber legt fest, das heutige Schlussgebet zitierend, (C. XXXIV. Post consecrationem non substantia, sed species remanet):
Specie et similitudo illarum rerum uocabula sunt, que ante fuerunt, scilicet panis et uini. Unde in fine cuiusdam missae oratur et dicitur: "Perficiant in nobis, quesumus Domine, tua sacramenta quod continent, ut que nunc specie gerimus rerum ueritate capiamus."
Postulat quippe sacerdos, ut corpus Christi, quod sub specie panis et uini nunc geritur, manifesta uisione, sicuti reuera est, quandoque capiatur. De qua uisione Dominus in euangelio secundum Iohannem: "Qui diligit me diligetur a patre meo, et ego diligam eum, et manifestabo ei me ipsum." Quamuis non inprobabiliter quidam exponant hoc loco carnis et sanguinis ueritatem ipsam eorundem efficientiam, id est peccatorum remissionem.
Übersetzung
„Gestalt“ oder „Zeichen“ sind Bezeichnung jener Dinge, die vorher [vor der Wandlung] waren, nämlich von Brot und Wein. Daher wird am Ende einer gewissen Messe gebetet und gesagt: „Bewirken mögen in uns, Herr, bitten wir, deine Sakramente, was sie enthalten, damit wir, welche wir jetzt unter Gestalt ausführen, nach der Wahrheit der Sachen erfassen.“
Es bittet nämlich der Priester, dass der Leib Christi, der unter der Gestalt von Brot und Wein jetzt ausgeführt wird, durch deutliches Schauen, wie er wahrhaftig ist, einst erfasst werde. Über dieses Schauen [sagt] der Herr im Evangelium nach Johannes: „Wer mich liebt, wird von meinem Vater geliebt, und ich werde ihn lieben und mich selbst ihm deutlich zeigen“ (Joh 14, 21). Obwohl einige nicht unwahrscheinlich [= wahrscheinlich korrekt] an dieser Stelle die Wahrheit des Fleisches und Blutes erläutern als deren Wirkung selbst, d.h. die Vergebung der Sünden.

Samstag, 26. Oktober 2019

sich unter den Bannern des Königs Christus Kriegsdienst zu leisten rühmen

Am letzten Sonntag des Oktobers ist traditionell das Fest unseres Herrn Jesus Christus, König. Im neuen Kalender ist Christkönig erst am letzten Sonntag des Jahreskreises dran.

Jedenfalls betete man seinerzeit zu dieser Gelegenheit:

Oratio
Omnipotens sempiterne Deus, qui in dilecto Filio tuo, universorum Rege, omnia instaurare voluisti: concede propitius; ut cunctae familiae gentium, peccati vulnere disgregatae, eius suavissimo subdantur imperio.
Übersetzung
Allmächtiger ewiger Gott, der du in deinem geliebten Sohn, sämtlicher [Menschen] König, alles erneuen* wolltest: gewähre gnädig, dass die gesamten Völkerfamilien**, durch der Sünde Wunde verstreut***, seinem lieblichsten Befehl sich unterwerfen.
* Eph 1, 10
** oder: Heidenfamilien
*** laut Wörterbuch: „von der Herde abgesondert“

Secreta
Hostiam tibi, Domine, humanae reconciliationis offerimus: praesta, quaesumus; ut, quem sacrificiis praesentibus immolamus, ipse cunctis gentibus unitatis et pacis dona concedat, Iesus Christus, Filius tuus, Dominus noster.
Übersetzung
Die Opfergabe der menschlichen Versöhnung* bringen wir dir, Herr, dar: gib, bitten wir, dass der, den wir durch die gegenwärtigen Opfer opfern, selbst den gesamten Völkern** die Gaben der Einheit und des Friedens gewähre, Jesus Christus, dein Sohn, unser Herr.
* Versöhnung der Menschen [mit Gott]
** oder: Heiden

Postcommunio
Immortalitatis alimoniam consecuti, quaesumus, Domine: ut, qui sub Christi Regis vexillis militare gloriamur, cum ipso, in caelesti sede, iugiter regnare possimus.
Übersetzung
Die Nahrung der Unsterblichkeit erlangt habend, bitten wir, Herr, dass wir, die unter den Bannern des Königs Christus Kriegsdienst zu leisten uns rühmen, mit ihm auf dem himmlischen Thron ewig herrschen* können.
* Offb 22, 5

Freitag, 25. Oktober 2019

Chrysanthus und Daria

Am 25. Oktober pflegte der Eheleute und Martyrer Chrysanthus und Daria, deren ergreifende Geschichte man hier nachlesen kann, gedacht zu werden. Dabei betete man:

Oratio
Beatorum Martyrum tuorum, Domine, Chrysanthi et Dariae, quaesumus, adsit nobis oratio: ut, quos veneramur obsequio, eorum pium iugiter experiamur auxilium.
Übersetzung
Deiner, Herr, seligen Martyrer Chrysanthus und Daria Gebet, bitten wir, steh uns bei, damit wir deren fromme Hilfe, die wir mit Verehrung anflehen*, beständig erfahren.
* oder: mit Hingabe verehren

Secreta
Populi tui, quaesumus, Domine, tibi grata sit hostia, quae in nataliciis sanctorum Martyrum tuorum Chrysanthi et Dariae solemniter immolatur.
Übersetzung
Deines Volkes Opfergabe, bitten wir, Herr, sei dir angenehm, welche wir an den Geburtstagen deiner heiligen Martyrer Chrysanthus und Daria feierlich bereiten.
Postcommunio
Mysticis, Domine, repleti sumus votis et gaudiis: praesta, quaesumus; ut, intercessionibus sanctorum Martyrum tuorum Chrysanthi et Dariae, quae temporaliter agimus, spiritualiter consequamur.
Übersetzung
Von den mystischen* Gebeten und Freuden sind wir gesättigt, Herr, gib, bitten wir, dass wir durch die Vermittlungen deiner heiligen Martyrer Chrysanthus und Daria das, was wir zeitlich tun**, geistlich erlangen***.
* zu den Mysterien, die begangen werden, gehörigen
** in der Welt, unter den vergänglichen Gestalten von Brot und Wein, ausführen, nämlich das Opfer der Erlösung vergegenwärtigen
*** hier ist offensichtlich die Frucht der Messfeier gemeint

Donnerstag, 24. Oktober 2019

uns eifrig den für Christus zu gewinnenden Brüdern widmen

Heutzutage gedenkt die Kirche am 24. Oktober des Bischofs Antonius Maria Claret. Er „gründete 1849 die Missionsgesellschaft der „Söhne des Unbefleckten Herzens Mariä“ (Claretiner), 1855 das „Apostolische Bildungsinstitut von der Unbefleckten Empfängnis“ (Claretinerinnen).“ (Schott Messbuch).

Die Kirche erinnert an ihn mit einem besonderen Tagesgebet:

Tagesgebet
Deus, qui in evangelizándis pópulis beátum Antónium Maríam epíscopum mira caritáte et patiéntia roborásti, eius nobis intercessióne concéde, ut, quæ tua sunt quæréntes, eníxe in Christo lucrándis frátribus incumbámus.
Übersetzung
Gott, der du zum Völker-Evangelisieren den seligen Bischof Anton Maria mit bewunderswerter Liebe und Geduld gestärkt hast; auf seine Vermittlung gewähre uns, dass wir, welche deine sind* suchend, uns eifrig den für Christus zu gewinnenden Brüdern widmen.
* die Dinge, die dir gehören (wie in: Gebt Gott, was Gottes ist [Mt 22, 21] oder Ihr aber sucht zuerst sein Reich [Mt 6, 33])

Deutsches Messbuch
Herr, unser Gott, du hast den heiligen Antonius Maria Claret berufen, die Botschaft Jesu zu verkünden, und ihm große Liebe und Geduld geschenkt. Auf seine Fürsprache mache uns fähig, deinem Reich zu dienen und den Menschen dein Wort so zu sagen, dass sie zum Glauben an deinen Sohn Jesus Christus gelangen.
Vergleich
Gott ⇒ Herr, unser Gott
der du gestärkt hast ⇒ du hast berufen
den seligen Bischof Anton Maria ⇒ den heiligen Antonius Maria Claret
zum Völker-Evangelisieren ⇒ die Botschaft Jesu zu verkünden
mit bewunderswerter Liebe und Geduld ⇒ und ihm große Liebe und Geduld geschenkt
auf seine Vermittlung gewähre uns ⇒ auf seine Fürsprache
dass wir, welche deine sind suchend ⇒ mache uns fähig, deinem Reich zu dienen
den für Christus zu gewinnenden Brüder ⇒ den Menschen
uns eifrig widmen ⇒ dein Wort so zu sagen, dass sie zum Glauben an deinen Sohn Jesus Christus gelangen

Früher betete man zu dessen Gedenktag am 23. Oktober:

Oratio
Deus, qui beatum Antonium Mariam Confessorem tuum atque Pontificem, apostolicis virtutibus sublimasti, et per eum novas in Ecclesia clericorum ac virginum familias collegisti: concede, quaesumus; ut, eius dirigentibus monitis ac suffragantibus mentis, animarum salutem quaerere iugiter studeamus.
Übersetzung
Gott, der du deinen seligen Bekenner und Bischof Anton Maria durch apostolische Tugenden erhöht und durch ihn in der Kirche neue Familien der Kleriker und Jungfrauen gesammelt hast, gewähre, bitten wir, dass wir, nachdem seine Bestimmungen unseren Geist ermahnt und gefördert haben, das Heil der Seelen zu suchen beständig bemüht sind.

Am 24. Oktober feierte man damals den Erzengel Rafael, und zwar folgendermaßen:

Oratio
Deus, qui beatum Raphaelem Archangelum Tobiae famulo tuo comitem dedisti in via: concede nobis famulis tuis; ut eiusdem semper protegamur custodia, et muniamur auxilio.
Übersetzung
Gott, der du den seligen Erzengel Raphael deinem Diener Tobit als Weggefährten* gegeben hast: gewähre uns, deinen Dienern, dass wir durch desselben Wache immer geschützt und [durch desselben] Hilfe gesichert werden.
* Tob 5, 4 ff.

Secreta
Hostias tibi, Domine, laudis offermius, suppliciter deprecantes: ut easdem, angelico pro nobis interveniente suffragio, et placatus accipias, et ad salutem nostram provenire concedas.
Übersetzung
Opfer des Lobes bringen wir dir, Herr, dar, demütig bittend, dass du dieselben, durch die engelische vermittelnde Unterstützung, sowohl versöhnt annimmst als auch zu unserem Heil gereichen läßt.
Postcommunio
Dirigere dignare, Domine Deus, in adiutorium nostrum sanctum Raphaelem Archangelum: et, quem tuae maiestati semper assistere credimus, tibi nostras exiguas preces benedicendas assignet.
Übersetzung
Zu bestimmen geruhe, Herr Gott, zu unserer Hilfe den heiligen Erzengel Raphael, und er, von dem wir glauben, dass er immer bei deiner Majestät steht, möge dir unsere unbedeutenden Bitten zum Segnen zustellen.

Mittwoch, 23. Oktober 2019

lass uns in deines Schutzes Sicherheit lagern

Am 23. Oktober gedenkt die Kirche des heiligen Johannes von Capestrano mit einem besonderen Tagesgebet, während sie dies früher am 28. März mit dem vollen Satz an (deutlich kriegerischeren) Eigengebeten tat. Die beiden Bitten des Tagesgebets sind dabei aus der alten Secreta bzw. Postcommunio genommen worden, wobei sorgfältig vermieden wurde, die Erwähnungen der Feinde auszulassen.

Der Heilige „war er der größte Wanderprediger des 15. Jahrhunderts. […] An der Abwehr der Türkengefahr und dem Sieg über die Türken bei Belgrad (Juli 1456) hatte er wesentlichen Anteil.“ (Schott Messbuch)

Tagesgebet
Deus, qui, ad pópulum fidélem in angústiis confortándum, beátum Ioánnem suscitásti, præsta, quǽsumus, ut nos in tuæ protectiónis securitáte constítuas, et Ecclésiam tuam perpétua pace custódias.
Übersetzung
Gott, der du zum das-gläubige-Volk-in-Ängsten-Trösten den seligen Johannes ermuntert hast, gewähre, bitten wir, dass du uns in deines Schutzes Sicherheit lagern lässt und deine Kirche in dauerhaftem Frieden behütest.
Deutsches Messbuch
Barmherziger Gott, du hast den heiligen Johannes von Capestrano berufen, die Christenheit in Angst und Not zu ermutigen. Lass die Kirche auch heute deinen Schutz erfahren und schenke ihr allezeit deinen Frieden.
Vergleich
  • Gott ⇒ barmherziger Gott
  • zum das-gläubige-Volk-in-Ängsten-Trösten ⇒ die Christenheit in Angst und Not zu ermutigen
  • den seligen Johannes ermuntert ⇒ den heiligen Johannes von Capestrano berufen
  • gewähre, bitten wir, dass ⇒ lass
  • uns in deines Schutzes Sicherheit lagern lässt ⇒ die Kirche auch heute deinen Schutz erfahren
  • deine Kirche in dauerhaftem Frieden behütest ⇒ schenke ihr allezeit deinen Frieden
Im alten Ritus betet man:

Oratio
Deus, qui per beatum Ioannem fideles tuos in virtute sanctissimi nominis Iesu de Crucis inimicis triumphare fecisti: praesta, quaesumus; ut, spiritualium hostium, eius intercessione, superatis insidiis, coronam iustitiae a te accipere mereamur.
Übersetzung
Gott, der du durch den seligen Johannes deine Gläubigen in der Kraft des hochheiligen Namens Jesu über des Kreuzes Feinde hast triumphieren lassen: gewähre, bitten wir, das wir – nachdem wir der geistlichen Feinde Nachstellungen auf seine Vermittlung überwunden haben – die Krone der Gerechtigkeit von dir zu empfangen verdienen.
Secreta
Sacrificium, Domine, quod immolamus, placatus intende: ut, intercedente beato Ioanne Confessore tuo, ad conterendas inimicorum insidias nos in tuae protectionis securitate constituat.
Übersetzung
Das Opfer, Herr, das wir bereiten, beachte versöhnt, damit es, während dein seliger Bekenner Johannes vermittelt, vor den zu bekämpfenden Nachstellungen der Feinde uns in deines Schutzes Sicherheit lagern lasse.
Postcommunio
Repleti alimonia caelesti et spirituali poculo recreati, quaesumus, omnipotens Deus: ut, intercedente beato Ioanne Confessore tuo, nos ab hoste maligno defendas, et Ecclesiam tuam perpetua pace custodias.
Übersetzung
Gesättigt von himmlischer Speise und vom geistlichen Kelch erfrischt bitten wir, allmächtiger Gott: dass du, während dein seliger Bekenner Johannes vermittelt, uns vorm böswilligen Feinde schützest und deine Kirche in dauerhaftem Frieden behütest.

Montag, 21. Oktober 2019

Innozenz III.: Mysterien der Eucharistie erklärt (9)

Fortsetzung von hier

Kyrie und Gloria
„Als die Zeit der Erfüllung und der Gnade herbeigekommen war, wie der Psalmist vorherverkündigt hatte: ‚Du wirst aufstehen und Dich Sions erbarmen, weil die Zeit, seiner sich zu erbarmen, gekommen ist,’* fügt der Gesang des Chores zweckmäßig bei: Kyrie eleison, was verdolmetscht wird: Herr, erbarme Dich unser. Darum der Prophet sagt: ‚Herr, erbarme Dich unser, denn Deiner harren wir.’** Dies wird neun Mal gesagt, wegen der neun Arten Sünden. Es gibt nämlich eine ursprüngliche, eine läßliche und eine tötliche Sünde, d.h. die Schlange, das Weib und der Mann. Die Schlange – die Begierde, welche ursprünglich eingibt; das Weib – die Lust, welche verzeihlicherweise ißt; der Mann – die Vernunft, welche todeswürdigerweise zustimmt. Dann gibt es Sünden des Gedankens, der Rede, der Tat; des Gedankens – im Herzen, der Rede – im Munde, der Tat – durch das Vollführen, d.h. der Tod im Hause, der Tod in der Öffentlichkeit, der Tod im Grab. Abermals gibt es Sünden der Gebrechlichkeit, der Einfalt, der Bosheit. Der Gebrechlichkeit – durch Kraftlosigkeit, der Einfalt – durch Unwissenheit, der Bosheit – durch Absicht. Somit gibt es eine Sünde gegen der Vater, eine Sünde gegen den Sohn, eine Sünde gegen den heiligen Geist. Darum erwiedert der Chor, auf den Vater sich beziehend, drei Mal: Kyrie eleison; drei Mal, auf den Sohn sich beziehend, Christe eleison; und drei Mal, auf den heiligen Geist sich beziehend, Kyrie eleison; auf den Vater und den heiligen Geist aber mit ebendemselben Wort, weil der Vater und der heilige Geist nur e i n e r Natur sind; auf den Sohn aber antwortet er mit einem anderen Ausdruck, weil der Sohn, obwohl gleicher Natur mit Jenen, dazu noch anderer Natur, gleichsam ein Riese zweier Bestandteile ist. – Der heilige Gregor machte die Verordnung, dass bei der Messe das Kyrie eleison von dem Klerus gesungen werde, was bei den Griechen durch das gesamte Volk geschieht.“
* Ps 102, 14
** Jes 33, 2

„Es folgt hierauf der Lobgesang der Engel*, von der Geburt Christi in der Zeit Zeugnis geben, den Jener anhebt, der den Engel des großen Ratschlusses** darstellt. Der Chor aber setzt ihn, zusammensingend, fort, weil alsbald in den Gesang des Engels die Menge der himmlischen Heerscharen, Gott lobpreisend, einstimmte und sang: ‚Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden unter den Menschen guten Willens.’*** Dieser Hymnus ist nicht nur ein Lobgesang der Engel, sondern auch der zum Dank einstimmenden Menschen dafür, dass jenes Weib, das den Groschen verloren hatte, die Leuchte ansteckte, um das Verlorene wieder zu finden; und der Hirte, welche neunundneunzig Schafe in der Wüste gelassen, gekommen war, um das Hundertste, welches er verloren, wieder zu suchen.**** Vor Christi Geburt gab es dreierlei Scheidewände: die erste zwischen Gott und den Menschen; die zweite zwischen den Engeln und den Menschen; die dritte zwischen Menschen und Menschen. Der Mensch hatte nämlich durch Sünde Gott beleidigt, durch seinen Fall die Wiederherstellung der Engel gehindert, durch abweichende Gebräuche von seinesgleichen sich geschieden. Der Jude beobachtete die Zeremonien, der Heide übte Götzendienst, der Brauch des einen mißfiel dem andern. ‚Es kam aber der wahre Friede und machte aus beiden eins,’ *5 zerstörte den Moder der Feindschaft und einigte die einander trennenden Wände auf dem Eckstein, dass in Zukunft nur ein Hirte und eine Herde wäre*6. ‚Er nahm also die Sünde hinweg und versöhnte den Menschen mit Gott.’*7 Er machte den Abfall wieder gut und versöhnte den Menschen mit Gott und dem Engel. Er zerstörte den verschiedenartigen Brauch und vereinigte den Menschen mit dem Menschen. ‚Er stellte daher,’ dem Apostel zufolge, ‚her, was im Himmel und was auf Erde ist.’*8 Und deswegen sang die Menge der himmlischen Heerscharen: ‚Ehre sei in der Höhe’, d.i. den Engeln und Gott, ‚und auf Erde Friede’ unter den Juden und Heiden, ‚die guten Willens sind.’ Davon spricht auch der Engel, und stimmt ein in die Freude der Hirten, weil der Friede zwischen den Engeln und den Menschen hergestellt ist. Gott ward Mensch geboren, weil der Friede zwischen Gott und dem Menschen hergestellt ist. Er ward geboren in der Krippe zwischen Ochse und Esel, weil der Friede zwischen den Menschen hergestellt ist. Durch den Ochsen wird das Volk der Juden, durch den Esel das Volk der Heiden vorgebildet, nach jenem Wort: ‚Der Ochse kennt seinen Meister und der Esel die Krippe seines Herrn.’*9
Papst Symmachus [†514] verordnete, dass sowohl am Sonntag als den Jahrestagen der Blutzeugen das ‚Ehre sei in der Höhe’ bei der Messe gesungen werde, welchen Lobgesang Telesphorus [†139], der neunte Papst von den heiligen Petrus an, bei der nächtlichen Messe der Weihnacht (die er ebenfalls einführte) zu singen befohlen hat. In demselben fügte er dasjenige bei, was dem Lobgesang der Engel folgte. Indess behaupten viele, der heilige Hilarius von Poitou [†1162] habe es beigefügt.“
* s. hier
** „Christus selbst wird Engel des großen Ratschlusses genannt, da er uns meldete, was er vom Vater gehört.“ Dionysius Aeropagita 
*** Lk 2, 14
**** Lk 15, 8.4
*5 Eph 2, 14
*6 Joh 10, 16
*7 inhaltlich entsprechend: 2 Kor 5, 19
*8 Eph 1, 10?
*9 Jes 1, 3

„Um daher den Jubel beider Völker [Juden und Heiden], die der Geburt Christi sich freuten, zu bezeichnen, werden an die Seiten des Altares, das Kreuz in der Mitte, zwei Leuchter mit brennenden Kerzen gestellt. Denn der Engel sagte zu den Hirten: ‚Ich kündige euch eine große Freude an, die allem Volk kund werden soll, denn es ist euch der Heiland geboren.’* Das Licht des Leuchters aber ist der Glaube des Volkes; denn zu dem jüdischen Volk spricht der Prophet: ‚Erhebe dich, mache Licht Jerusalem! Denn dein Licht kommt, und die Herrlichkeit des Herrn ist aufgegangen über dir.’** Und zu dem Heidenvolk sagt der Apostel: ‚Einst wart ihr Finsternis, nun aber seid ihr ein Licht in dem Herrn.’*** Denn bei der Geburt Christi ging auch den Magern [sic] der neue Stern auf, wie jene Weissagung Balaams sagt: ‚Es wird ein Stern aus Jakob aufgehen und eine Rute aus Israel aufschießen.’**** Zwischen zwei Lichter wird auf dem Altar das Kreuz gestellt, weil in der Kirche Christus der Mittler zwischen zwei Völkern ist, der Eckstein, der aus beiden eins machte, zu welchem die Hirten aus Judäa und die Mager vom Morgenlande kamen.“
* Lk 2, 10f.
** Jes 60, 1
*** Eph 5, 8
**** Num 24, 17

Fortsetzung hier

wenigstens mit demütigem Gehorsam besuchen

Das Fest der Heiligen Ursula und ihrer Gefährtinnen wird zwar nach wie vor am 21. Oktober begangen; das Deutsche Messbuch hat aber nur ein Tagesgebet besonders und das mir vorliegende aktuelle Missale nicht mal das.

Früher betete man die Commune-Gebete PRO PLURIBUS VIRGINIBUS MARTYRIBUS (für mehrere Jungfrauen Martyrer), nämlich:

Oratio
Da nobis, quaesumus, Domine Deus noster, sanctarum Virginum et Martyrum tuarum Ursulae et Sociarum eius palmas incessabili devotione venerari: ut, quas digna mente non possumus celebrare, humilibus saltem frequentemus obsequiis.
Übersetzung
Gib uns, bitten wir, Herr unser Gott, die Siegespalmen deiner heiligen Jungfrauen und Martyrerinnen Ursula und ihre Gefährtinnen mit unablässiger Hingabe zu verehren, damit wir, welche mit würdigem Geist* feiern wir nicht können, wenigstens mit demütigem Gehorsam besuchen.
* oder (als Adverb): würdig

Secreta
Intende, quaesumus, Domine, munera altaribus tuis pro sanctarum Virginum et Martyrum tuarum Ursulae et Sociarum eius festivitate proposita; ut, sicut per haec beata mysteria illis gloriam contulisti; ita nobis indulgentiam largiaris.
Übersetzung
Beachte, bitten wir, Herr, die für das Fest deiner heiligen Jungfrauen und Martyrerinnen Ursula und ihre Gefährtinnen auf deine Altäre gestellten Gaben, damit du, wie du durch diese seligen Geheimnisse ihnen Herrlichkeit verliehen hast, so uns Nachsicht schenkest.
Postcommunio
Praesta nobis, quaesumus, Domine: intercedentibus sanctis Virginibus et Martyribus tuis Ursula et Sociabus eius; ut, quod ore contingimus, pura mente capiamus.
Übersetzung
Gewähre uns, bitten wir, Herr, durch die Vermittlungen deiner heiligen Jungfrauen und Martyrerinnen Ursula und ihrer Gefährtinnen, dass was wir mit dem Munde kosten mit reinem Geist erfassen.

Sonntag, 20. Oktober 2019

von den Mysterien, denen wir dienen, geläutert

Am 29. Sonntag im Jahreskreis haben die Gebete der Kirche die Eucharistiefeier selbst fest im Blick:

Tagesgebet
Omnípotens sempitérne Deus, fac nos tibi semper et devótam gérere voluntátem, et maiestáti tuæ sincéro corde servíre.
Übersetzung
Allmächtiger ewiger Gott, lass uns dir immer sowohl einen ergebenen Willen zeigen als auch deiner Majestät mit aufrichtigem Herzen dienen.
Deutsches Messbuch
Allmächtiger Gott, du bist unser Herr und Gebieter. Mach unseren Willen bereit, deinen Weisungen zu folgen, und gib uns ein Herz, das dir aufrichtig dient.
Vergleich
  • allmächtiger ewiger Gott ⇒ allmächtiger Gott, du bist unser Herr und Gebieter
    Wow, da hat einer „ewig“ mit Schwung wiedergegeben, oder im Vorgriff die später ausgelassene „Majestät“ wieder einfangen wollen.
  • lass uns dir immer einen ergebenen Willen zeigen ⇒ mach unseren Willen bereit, deinen Weisungen zu folgen
    Das DM mag recht haben, wenn es einen Kampf zwischen Willen und Weisung vermutet, den Gott zu Gunsten der Weisung beeinflussen soll (was dieses Jahr gut zur Lesung mit dem Kampf gegen Amalek passt), allerdings bittet das Original um einen „ergebenen Willen“, d.h. dass wir nicht nur tun, sondern selbst wollen, was Gott will, wie in „dein Wille geschehe“.
  • [lass uns] deiner Majestät mit aufrichtigem Herzen dienen ⇒ gib uns ein Herz, das dir aufrichtig dient
    Das Original setzt voraus, dass wir ein Herz haben, und bittet, dass es im Gott-dienen aufrichtig sei. Das DM muss um die Gabe eines Herzens bitten.
Gabengebet
Tríbue nos, Dómine, quǽsumus, donis tuis líbera mente servíre, ut, tua purificánte nos grátia, iísdem quibus famulámur mystériis emundémur.
Übersetzung
Verleihe, dass wir, Herr, bitten wir, deinen Gaben mit freiem Geist dienen, damit wir, während deine Gnade uns entsühnt*, von denselben Mysterien, denen wir dienen, geläutert* werden.
* jeweils oder: gereinigt

Deutsches Messbuch
Hilf uns, Herr, dass wir den Dienst am Altar mit freiem Herzen vollziehen. Befreie uns durch diese Feier von aller Schuld, damit wir rein werden und dir gefallen.
Vergleich
  • verleihe, dass wir ⇒ hilf uns
    Dass freiwillig und gerne die Messe mitzufeiern eine verliehene Gnade ist, kann ich besser verstehen, als wie Gott „helfen“ soll, „freiwillig“ mitzumachen.
  • Herr, bitten wir ⇒ Herr
  • deinen Gaben dienen ⇒ den Dienst am Altar vollziehen
    Den Gaben dienen tun auch die Mitfeiernden in der Bank. Das DM hebt auf den „Dienst am Altar“ ab – Klerikalismus?!
  • während deine Gnade uns entsühnt ⇒ befreie uns von aller Schuld
    Das Original nennt die Voraussetzung, dass die Messfeier ihre Reinigungswirkung erzielt (die gleichzeitige Entsühnungswirkung aus Gnade), im DM wird das die Bitte.
    Ob das „von aller Schuld befreien“ dasselbe ist, was im Original gesagt wird? Ich würde eher vermuten, dass das dafür einschlägige Sakrament die Beichte ist … [vgl. unter Nummer 1394 unten – definitiv ist „alle Schuld“ bloßes Wunschdenken des DM]
  • von denselben Mysterien, denen wir dienen ⇒ durch diese Feier
    Das DM zeigt wieder peak-Prosaisch-ismus, oder die „wie sag ich alles durch immer dieselben Wörter möglichst schmucklos“-Manier.
  • damit wir geläutert werden ⇒ damit wir rein werden und dir gefallen
    Das DM geht hier einen weiten Weg: das Adjektiv mundus, das in dem e-mund-are steckt, heißt nicht nur „rein, sauber“, sondern auch „ordentlich“. Aus der zweiten Bedeutung kommt das Substantiv mundus, das (weil Gott die Ordnung der Welt aus dem Chaos schuf) u.a. „Welt, All“ heißt, und auch „Schmuck (der Frau)“. Geht man den ganzen Weg zurück, macht das DM aus dem emundare (gründlich reinigen, läutern), ein „säubern und schmücken“, oder als Zweck: „rein werden und dir gefallen“. Oder (was bei den mit dem DM gemachten Erfahrungen leider die wahrscheinlichere Möglichkeit ist) es wird frei fantasiert.
    Interessant ist noch, dass das Original zwei Mal den Vorgang des Reinigens anspricht, das DM aber „befreien“ und „rein sein“ nimmt. Kling ein bißchen nach „Wasch mich, aber mach mich nicht nass“, oder „rein sein möchte ich schon, aber gereinigt werden [Buße tun] eher nicht“.
Schlussgebet
Fac nos, quǽsumus, Dómine, cæléstium rerum frequentatióne profícere, ut et temporálibus benefíciis adiuvémur, et erudiámur ætérnis.
Übersetzung
Lass uns, bitten wir, Herr, durch die häufige Feier der himmlischen Dinge vorankommen, damit wir sowohl durch zeitliche Wohltaten unterstützt werden als auch durch die ewigen uns warnen lassen*.
* Falls „erudiamur“ hier nicht diese kirchenlateinische Bedeutung haben soll, stünde „gebildet/unterrichtet werden“ zur Verfügung.

Deutsches Messbuch
Allmächtiger Gott, gib, dass die heiligen Geheimnisse, die wir gefeiert haben, in uns Frucht bringen. Schenke uns Tag für Tag, was wir zum Leben brauchen, und führe uns zur ewigen Vollendung.
Vergleich
  • lass uns, bitten wir ⇒ gib
  • Herr ⇒ allmächtiger Gott
  • durch die häufige Feier ⇒ die wir gefeiert haben
    Das Original bittet, dass hier die häufige (wie im Gabengebet die freiwillige) Messfeier uns weiterbringe. Das DM bezieht sich nur auf die gerade gehabte Feier.
  • der himmlischen Dinge ⇒ die heiligen Geheimnisse
    „Geheimnisse“ ist dem DM so lieb wie das „schenken“ und das „Herr, unser Gott“. Man sollte einmal zählen, wie viele Wendungen darauf jeweils abgebildet werden.
  • vorankommen ⇒ in uns Frucht bringen
    Wo es um Fortschritte machen geht, wird das DM plötzlich blumig. Und bringt noch ein „Uns“ unter.
  • damit wir durch die zeitlichen Wohltaten unterstützt werden ⇒ Schenke uns Tag für Tag, was wir zum Leben brauchen.
    Die häufige Mitfeier der Messe bewirkt zwei Arten von Wohltaten: die zeitlichen, die uns im gegenwärtigen Leben bei einem unserer Berufung als Christen entsprechenden Lebenswandel unterstützen; und die ewigen. Es geht überhaupt nicht – wie das DM erbittet – um „was wir zum Leben brauchen“ (wie in „unser täglich Brot gib uns heute“), und schon gar nicht um „schenken“.
  • durch die ewigen uns warnen lassen ⇒ führe uns zur ewigen Vollendung
    Um zu verstehen, wie die ewigen Wohltaten der Eucharistie uns warnen oder bilden, halte man sich den Katechismus der Katholischen Kirche vor Augen, der ab Nummer 1391 die Früchte der Kommunion erklärt; kurz:
1391) bringt die innige Vereinigung mit Christus Jesus
1392) bewahrt, vermehrt und erneuert das in der Taufe erhaltene Gnadenleben
1393) reinigt von den begangenen Sünden und bewahrt vor neuen Sünden:
1394) belebt unsere Liebe; Diese neubelebte Liebe tilgt die läßlichen Sünden.
1395) bewahrt uns vor zukünftigen Todsünden
1396) erneuert, stärkt und vertieft die Eingliederung in die Kirche, die bereits durch die Taufe erfolgt ist
1397) verpflichtet gegenüber den Armen
Besonders der unter Nr. 1395 ausgeführte Punkt mag hier einschlägig sein.
Dagegen finde ich nichts was darauf hindeutete, dass (wie das DM impliziert) unmittelbar zur „ewigen Vollendung führt“. Die Eucharistiefeier rüstet uns allerdings aus (oder bildet uns), dass wir den Weg mit Gottes Gnade gehen können.

dich über alles und alle wegen dir lieben

Am 20. Oktober pflegte die Kirche des heiligen Johannes Cantius (Johannes von Krakau) zu gedenken. Im neuen Kalender hat er am 23. Dezember nur noch ein Tagesgebet besonders.

Seinerzeit betete die Kirche zu diesem Anlass:

Oratio
Da, quaesumus, omnipotens Deus: ut, sancti Ioannis Confessoris exemplo in scientia Sanctorum proficientes atque aliis misericordiam exhibentes; eius meritis, indulgentiam apud te consequamur.
Übersetzung
Gib, bitten wir, allmächtiger Gott, dass wir, nach dem Beispiel des heiligen Bekenners Johannes in der Kenntnis der Heiligen vorankommend und anderen Barmherzigkeit erweisend, durch seine Verdienste Nachsicht bei dir erlangen.
Secreta
Has, quaesumus, Domine, hostias sancti Ioannis Confessoris tui meritis benignus assume: et praesta; ut, te super omnia et omnes propter te diligentes, corde tibi et opere placeamus.
Übersetzung
Diese, bitten wir, Herr, Opfergaben nimm durch die Verdienste deines heiligen Bekenners Johannes gütig an, und gib, dass wir, dich über alles und alle wegen dir liebend, dir mit Herz und Werk gefallen.
Postcommunio
Pretiosi Corporis et Sanguinis tui, Domine, pasti deliciis, tuam supplices deprecamur clementiam: ut, sancti Ioannis Confessoris tui meritis et exemplis, eiusdem caritatis imitatores effecti, consortes simus et gloriae.
Übersetzung
Mit des kostbaren Leibes und deines Blutes, Herr, Genüßen gespeist, flehen wir demütig deine Milde an, dass wir, durch deines heiligen Bekenners Johannes Verdienste und Beispiele zu Nachahmern der Nächstenliebe desselben gemacht, auch Teilhaber der Herrlichkeit seien.

Neuerdings wandelt man das Tagesgebet leicht ab:

Tagesgebet
Da, quǽsumus, omnípotens Deus, ut, exémplo beáti Ioánnis presbýteri, in sanctórum sciéntia procedámus, atque, misericórdiam ómnibus exhibéntes, apud te indulgéntiam consequámur.
Übersetzung
Gib, bitten wir, allmächtiger Gott, dass wir, nach dem Beispiel des seligen Priesters Johannes in der Kenntnis der heiligen [Sachverhalte?] vorankommen und, anderen Barmherzigkeit erweisend, Nachsicht bei dir erlangen.
Deutsches Messbuch
Barmherziger Gott, das Beispiel des heiligen Johannes von Krakau helfe uns, immer tiefer einzudringen in die Weisheit der Heiligen: dich über alles lieben und den Menschen Gutes tun. Seine Fürsprache erwirke uns deine Verzeihung.
Vergleich
  • allmächtiger Gott ⇒ barmherziger Gott
  • gib, bitten wir, dass wir vorankommen ⇒ helfe uns, immer tiefer einzudringen
    In der alten Oratio gab es zwei Voraussetzung (in der Kenntnis vorankommend, anderen Barmherzigkeit erweisend) und eine Bitte (Nachsicht erlangen), im aktuellen Tagesgebet zwei Bitten (in der Kenntnis vorankommen, Nachsicht erlangen) und für die zweite eine Voraussetzung (Barmherzigkeit erweisend).
  • Kenntnis der heiligen [Sachverhalte?] ⇒ Weisheit der Heiligen
    Im alten Missale war das Sanctorum aus Respekt vor den Heiligen groß geschrieben, im neuen nicht, weshalb es außer den heiligen Personen, auch heilige Dinge, z.B. Sachverhalte, meinen kann, da ja der Theologieprofessor Johannes nicht lediglich Heilige studiert. scientia kann vieles heißen, meint aber eher die praktische Seite des Wissen oder der Wissenschaft, im Gegensatz zu sapientia, welches die Weisheit (die philosophische Seite der Einsicht) wäre, die das DM hier einsetzt.
  • anderen Barmherzigkeit erweisend ⇒ dich über alles lieben und den Menschen Gutes tun
    Wenn man „Gutes tun“ für „Barmherzigkeit erweisen“ gelten lassen will, bleibt der DMliche Zusatz, der wohl aus der weggefallenen Secreta kopiert wurde.
    Im Original gibt es zwei Bitten: um Fortschritt in der Kenntnis, weil Johannes Theologieprofessor war, und um Fürsprache wegen Nachsicht, wobei letztere mit dem Einschub, dass wir ja „Barmherzigkeit erweisen“ (als Partizip, also wir tun das schon), versehen ist, denn „Die Leute verehrten Johannes ob seiner praktizierten Nächstenliebe schon zu Lebzeiten als Heiligen.“ (Quelle). Im DM wird das „den Menschen Gutes tun“ als „Weisheit der Heiligen“ verkauft, und die Bitte um Fürsprache hängt im Leeren, weshalb die DM-Version wenig mit dem Leben des Tagesheiligen verbunden ist.

Samstag, 19. Oktober 2019

deiner unermeßlichen Liebe fortwährendes Gedächtnis

Der 19. Oktober ist vollgepackt mit zwei Heiligengedenken, von denen beide früher einen vollen Satz Eigengebete hatte (und auch heute noch eines), wobei der Hl. Paul vom Kreuz seinerzeit am 28. April gefeiert wurde, und die Martyrer (Johannes de Brébeuf und Isaak Jogues (Priester) und Gefährten) am 26. September.

Hl. Paul vom Kreuz (Priester, Gründer des Passionistenordens)

Tagesgebet
Impetret nobis, Dómine, grátiam tuam beátus présbyter Paulus, qui único crucem amóre diléxit, ut, eius exémplo vivídius incitáti, crucem nostram fórtiter amplectámur.
Übersetzung
Erbitten möge uns, Herr, deine Gnade der selige Priester Paul, der mit einzigartiger Liebe das Kreuz wertschätze, damit wir, durch sein Beispiel lebhaft angetrieben, unser Kreuz tapfer umarmen.
Deutsches Messbuch
Barmherziger Gott, du hast dem heiligen Paul vom Kreuz eine außergewöhnliche Liebe zum Leiden Christi gegeben. Hilf uns, nach seinem Vorbild den Erlöser zu lieben und unser eigenes Kreuz mit Geduld zu tragen.
Vergleich
  • erbitten möge uns, Herr, deine Gnade ⇒ barmherziger Gott
    Die Bitte um die Fürbitte des Heiligen ist dem DM keine Silbe wert.
  • der selige Priester Paul ⇒ dem heiligen Paul vom Kreuz
  • der mit einzigartiger Liebe das Kreuz wertschätze ⇒ eine außergewöhnliche Liebe zum Leiden Christi gegeben
    Weil das Kreuz später nochmal kommt, kann man das m.E. besser stehen lassen als durch „Leiden Christi“ zu umschreiben.
    Was ich als „wertschätze“ übersetzte ist ein anderes Wort für „lieben“. Das DM vermeidet das „mit Liebe lieben“ und lässt lieber Gott etwas geben.
  • damit wir ⇒ hilf uns
    Was im Original eine Folge der im DM verschwiegenen Bitte der Fürbitte um Gnade ist, wird im DM die eigentlich Bitte.
  • durch sein Beispiel lebhaft angetrieben ⇒ nach seinem Vorbild den Erlöser zu lieben
    Das DM schiebt das „lieben“ nach, lenkt die Liebe vom Kreuz zum Erlöser und unterschlägt das „lebhaft angetrieben“.
  • unser Kreuz tapfer umarmen ⇒ unser eigenes Kreuz mit Geduld zu tragen
    Wo das „unser“ schon im Original steht, muss das DM, um das „Uns“ stärker zu betonen, ein „eigenes“ dazustellen.
    Die alte Tugend der Mannhaftigkeit/Tapferkeit geht dem DM-Autorenkollektiv merklich ab; hier demonstriert durch die Ersetzung von „tapfer“ durch die Tugend der Saftlosigkeit („mit Geduld“).
    Der Tagesheilige hat das Kreuz nicht nur getragen, sondern geliebt, und entsprechend bittet das Original, auch wir mögen unser Kreuz tapfer umarmen. Keine Spur davon im DM.
Gabengebet
Réspice quas offérimus hóstias, omnípotens Deus, in commemoratióne beáti Pauli, et præsta, ut, qui domínicæ passiónis mystéria celebrámus, imitémur quod ágimus.
Übersetzung
Bemerke die Gaben, die wir opfern, allmächtiger Gott, im Andenken an den seligen Paul, und gib, dass wir, die die Mysterien des Herrenleidens feiern, nachahmen was wir begehen.
Deutsches Messbuch
Allmächtiger Gott, schau gütig auf die Gaben, die wir am Gedenktag des heiligen Paul vom Kreuz darbringen. Hilf uns, die Hingabe deines Sohnes, die wir im Sakrament feiern, in unserem Leben nachzuahmen.
Vergleich
  • die Mysterien des Herrenleidens feiern ⇒ im Sakrament feiern
    Das sonst so erläuterungsfreudige DM lenkt (wie oben vom Kreuz) hier vom Herrenleiden ab und lässt lediglich das Sakrament (statt Mysterien, über welche ungünstige Übersetzung schon gesprochen wurde) stehen.
  • was wir begehen ⇒ die Hingabe deines Sohnes
    „Hingabe“ ist ziemlich doppeldeutig. Es ist hier ja nicht „Begeisterung“ oder „Ergebenheit“ gemeint, sondern die Kenosis (vgl. Phil 2, 6-8).
  • nachahmen ⇒ in unserem Leben nachzuahmen
    Wo denn sonst?
Schlussgebet
Deus, qui crucis mystérium in beáto Paulo mirabíliter illustrásti, concéde propítius, ut, ex hoc sacrifício roboráti, Christo fidéles hæreámus, et in Ecclésia ad salútem ómnium operémur.
Übersetzung
Gott, der du das Mysterium des Kreuzes im seligen Paul wunderbar offenbart hast, gewähre gnädig, dass wir, durch dieses Opfer gestärkt, Christus gläubig anhängen, und in der Kirche zum Heil aller wirken.
Deutsches Messbuch
Herr und Gott, du hast im Leben des heiligen Paul das Geheimnis des Kreuzes sichtbar gemacht. Stärke uns durch das heilige Sakrament, das wir empfangen haben, damit auch wir in das Opfer Christi eingehen und in der Gemeinschaft deiner Kirche für das Heil der Menschen wirken.
Vergleich
  • Gott ⇒ Herr und Gott
  • im seligen Paul ⇒ im Leben des heiligen Paul
  • wunderbar offenbart ⇒ sichtbar gemacht
    Das ist ja mehrere Stufen abgedämpft. Ich frage mich, wie der DM-Autor jemandem seine Liebe ausdrücken würde. „Ey, okay du“?
  • gewähre gnädig, dass wir, gestärkt ⇒ stärke uns
    Erstens ist der Ton wieder so unangemessen, zweitens sind wir im Original schon gestärkt und bitten um das Anhägen.
  • durch dieses Opfer ⇒ durch das heilige Sakrament, das wir empfangen haben
    „Sakrament“ ist im DM so allgegenwärtig wie das „schenken“. Es wäre interessant zu wissen, wie viele verschiedene Wörter das DM insgesamt benutzt. Ob es über den typischen i-Dötzchen-Wortschatz hinausgeht?
    Angesichts der zahlreichen Auslassungen, die regelmäßig die Verehrung Gottes betreffende Wörter erleiden, ist es interessant, dass „Opfer“ hier mit sechs Wörtern umschrieben wird.
  • Christus gläubig anhängen ⇒ auch wir in das Opfer Christi eingehen
    Wo das DM das immer her hat? Aus dem Missale jedenfalls nicht.
  • in der Kirche ⇒ in der Gemeinschaft deiner Kirche
    Ich spüre das „gleich sag ich aber was über dieses Wortschwallgebrabbel“-Gefühl aufsteigen …
  • Heil aller ⇒ Heil der Menschen
    Wen möchte das DM da ausschließen?
Sein Fest war nach dem alten Kalender am 28. April, wozu man betete:

Oratio
Domine Iesu Christe, qui ad mysterium Crucis praedicandum sanctum Paulum singulari caritate donasti, et per eum novam in Ecclesia familiam florescere voluisti: ipsius nobis intercessione concede; ut, passionem tuam iugiter recolentes in terris, eiusdem fructum consequi mereamur in caelis.
Übersetzung
Herr Jesus Christus, der du zur Verkündigung des Mysteriums des Kreuzes den heiligen Paulus durch einzigartige Liebe geschenkt hast* und wolltest, dass durch ihn eine neue Familie** in der Kirche blühe: auf jenes Vermittlung gewähre uns, dass wir, deines Leiden fortwährend gedenkend auf Erden, desselben Frucht zu erlangen verdienen in den Himmeln.
* Seltsame Sache: man würde meinen wollen, dass die Liebe dem Paul geschenkt wird; der Text sagt aber das Paul (der Kirche?) aus Liebe gegeben wird.
** der Passionistenorden

Secreta
Caelestem nobis, Domine, praebeant mysteria haec passionis et mortis tuae fervorem: quo sanctus Paulus, ea offerendo, corpus suum hostiam viventem, sanctam, tibique placentem exhibuit.
Übersetzung
Himmlischen Eifer* mögen uns, Herr, gewähren diese Mysterien deines Leidens und Todes: durch welchen [Eifer] der heilige Paulus, diese [Mysterien] darbringend, seinen Körper als lebende, heilige, dir wohlgefällige Opfergabe überreichte.
* oder Glut, Hitze, Wallung, Brausen, …

Postcommunio
Sumpsimus, Domine, divinum sacramentum, immensae caritatis tuae memoriale perpetuum: tribue, quaesumus; ut, sancti Pauli meritis et imitatione, aquam de fontibus tuis hauriamus in vitam aeternam salientem, et tuam sacratissimam passionem cordibus nostris impressam moribus et vita teneamus.
Übersetzung
Genommen haben wir, Herr, das göttliche Sakrament, deiner unermeßlichen Liebe fortwährendes Gedächtnis: gewähre, bitten wir, dass wir, durch des heiligen Pauls Verdienste und Nachahmung, das rieselnde Wasser von deinen Quellen schöpfen* im ewigen Leben und dein hochheiliges, unseren Herzen eingeprägtes Leiden durch Sitten und Leben** festhalten.
* vgl. Jes 12, 3
** durch einen entsprechenden Lebenswandel

Hl. Johannes de Brébeuf und Isaak Jogues (Priester) und Gefährten, Märtyrer
„Die Mission bei den Indianerstämmen der Irokesen und Huronen (im Grenzgebiet zwischen Kanada und den Vereinigten Staaten) … stieß auf harte Widerstände. In den Jahren 1642-49 fanden sieben Jesuitenmissionare in diesem Gebiet den Märtyrertod, darunter die Priester Johannes de Brébeuf und Isaak Jogue.“ (Schott Messbuch)

Tagesgebet
Deus, qui spem beátam regni ætérni sanctórum Ioánnis et Isaac eorúmque sociórum ópere et sánguinis effusióne manifestáre voluísti, concéde propítius, ut, eórum intercessióne, fides christianórum in dies firmétur.
Übersetzung
Gott, der du die selige Hoffnung auf das ewige Reich der Heiligen Johannes und Isaac samt ihrer Gefährten* durch Werk und Blutvergießen deutlich machen wolltest, gewähre gnädig, dass, durch deren Vermittlung, der Glaube der Christen täglich gefestigt werde.
* die Hoffnung, die besagte Heiligen hegten

Deutsches Messbuch
Gütiger Gott, du hast durch die Predigt und das Martyrium des heiligen Johannes und seiner Gefährten die Anfänge der Kirche in Nordamerika geheiligt. Lass auf ihre Fürsprache in der ganzen Welt die Saat des Glaubens aufblühen und reifen.
Vergleich
- entfällt, da das DM anscheinend das Tagesgebet aus dem alten Missale übersetzt (vgl. u.)

Die Martyrer hatten ihren Platz im alten Messbuch unter „Missae pro aliquibus locis“ (Messen für irgendwelche Orte), und zwar am 26. September.

Oratio
Deus, qui primitias fidei in borealibus Americae regionibus sanctorum Martyrum tuorum Ioannis, Isaaci eorumque Sociorum praedicatione et sanguine consecrasti: concede propitius; ut eorum intercessione, florida christianorum seges ubique in dies augeatur.
Übersetzung
Gott, der die Erstlinge des Glaubens in den nördlichen Gegenden Amerikas durch deiner heiligen Martyrer Johannes, Isaac und deren Gefährten Predigt und Blut geheiligt hast: gewähre gnädig, dass durch deren Vermittlung die blühende Saat der Christen überall täglich wachse.
Secreta
Immaculatam hostiam fac nos, Domine, mentibus tibi puris offerre, quam sanctis Martyribus tuis illibatus vitae candor et iuge mortificationis studium dapem suavissimam efficiebant.
Übersetzung
Die makellose Opfergabe lass uns, Herr, mit reinem Geist dir darbringen, welche deinen heiligen Martyrer die unversehrte Weißheit* des Lebens und dauernder Eifer bei der Kasteiung zum allersüßesten Festmahl machte.
* candor ist „schimmerndes Weiß, Glanz; Aufrichtigkeit, Klarheit; Einfachheit, Natürlichkeit“ – es ist makellose Reinheit gemeint

Postcommunio
Fortium pane refectis tribue nobis, omnipotens Deus: ut, sicut sancti Martyres tui Ioannes, Isaacus eorumque Socii, eodem roborati, animam suam pro fratribus ponere non dubitarunt; ita nos, alter alterius onera portantes, proximos nostros opere et veritate diligamus.
Übersetzung
Gewähre uns, vom Brot der Starken* erfrischt, allmächtiger Gott: dass wie deine heiligen Martyrer Johannes, Isaac und deren Gefährten, von demselben gestärkt, ihre Seele für die Brüder abzulegen nicht gezögert haben, so mögen wir, einer des anderen Lasten tragend, unsere Nächsten in Tat und Wahrheit lieben.
* oder: der Heldentaten; obwohl manche „der Stärke“ verstehen, als ob fortitudinis stünde

Freitag, 18. Oktober 2019

die sich deines Namens rühmen

Am 18. Oktober feiert die Kirche den Evangelisten Lukas und betet:

Tagesgebet
Dómine Deus, qui beátum Lucam elegísti, ut prædicatióne et scriptis mystérium tuæ in páuperes dilectiónis reveláret, concéde, ut, qui tuo iam nómine gloriántur, cor unum et ánima una esse persevérent, et omnes gentes tuam mereántur vidére salútem.
Übersetzung
Herr Gott, der du den seligen Lukas ausgewählt hast, dass er in Predigt und Schriften das Mysterium deiner Liebe zu den Armen* offenbare, gewähre, dass die sich schon deines Namens rühmen, ein Herz und eine Seele zu sein fortfahren, und alle Völker verdienen, dein Heil zu sehen.
* „Starke soziale Züge kennzeichnen sein Werk mit vielen Erzählungen, in denen sich Jesus den Armen, Verachteten und Verlassenen zuwendet (z. B. Lukasevangelium 16, 19 – 31)“ (Quelle)

Deutsches Messbuch
Herr, unser Gott, du hast den Evangelisten Lukas auserwählt, in Wort und Schrift das Geheimnis deiner Liebe zu den Armen zu verkünden. Gib, dass alle, die sich Christen nennen, ein Herz und eine Seele sind, und lass alle Völker der Erde das Heil schauen, das du ihnen bereitet hast.
Vergleich
  • die sich schon deines Namens rühmen ⇒ die sich Christen nennen
    Das sich „Christi Namen rühmen“ ist eine weit verbreitete Wendung, die man ruhig beibehalten könnte, wenn man stolz darauf wäre, Christ zu sein.
    Wegen des aktuellen Bezuges (zur laufenden Amazonas-Synode und dem drohenden „verbindlichen synodalen Weg“) hier eine Ermahnung des seinerzeitigen Papstes vor dem Konzil von Konstanz:
    „Exhortamur in Domino omnes et singulos qui Christi nomine gloriantur, ut ad obtinendam optatam consummationem tantae rei deligenter insistant orationibus, jejuniis, elemosynis et aliis piis operibus, ut Deus ex nostra et ipsorum humiliatione placatus, dignetur felicem exitum huic sacrae congegrationi concedere.“
    „Wir ermahnen im Herrn alle und jeden, die sich Christi Namen rühmen, dass - um den gewünschten Vollzug der so großen Angelegenheit zu erhalten – sie sich sorgfältig befleißigen der Gebete, Fasten, Almosengeben und anderer frommer Werke, damit Gott – durch unsere und deren Verdemütigung besänftigt – geruhen möge, einen glücklichen Ausgang dieser heiligen Zusammenkunft zu gewähren.“
  • verdienen, dein Heil zu sehen ⇒ der Erde das Heil schauen, das du ihnen bereitet hast
    Weshalb das DM den „allen Völkern“ ein „der Erde“ zusetzt, bleibt schleierhaft (Alienphobie?).
    Das „das du ihnen bereitet hast“ ist wohl als Frucht der Komplet (Lk 2, 31) dazugewachsen.
Gabengebet
Donis cæléstibus, da nobis, quǽsumus, Dómine, líbera tibi mente servíre, ut múnera, quæ in festivitáte beáti Lucæ deférimus, et medélam nobis operéntur et glóriam.
Das Gebet entspricht (bis auf die Reform-typische Ersetzung der Bitte um die Vermittlung des Heiligen durch eine Datumsangabe) dem alten Gabengebet (vgl. u.)

Übersetzung
Durch die himmlischen Gaben gib uns, bitten wir, Herr, dir mit freien Geist zu dienen, damit die Opfergaben, die wir am Fest des seligen Lukas herbeibringen, uns sowohl Heilung erwirken als auch Herrlichkeit.
Deutsches Messbuch
Herr, unser Gott, heile unsere Schwächen in diesem Opfer, das wir am Fest des heiligen Lukas feiern, und gib uns durch das heilige Sakrament die Kraft, dir in Freiheit zu dienen und zur unvergänglichen Herrlichkeit zu gelangen.
Vergleich
  • durch die himmlischen Gaben gib uns ⇒ gib uns durch das heilige Sakrament
    Das Schmucke am Original ist, dass es mit „Donis“ = „Gaben“ anfängt, wie es für ein Gabengebet sehr passend ist. Das DM vergräbt das stattdessen gesetzte „Sakrament“ in der zweiten Gebetshälfte.
  • bitten wir, Herr ⇒ Herr, unser Gott
  • dir mit freien Geist zu dienen ⇒ die Kraft, dir in Freiheit zu dienen
    Man kann sich auf den Standpunkt setzen, das „libera mente“ sei, obwohl hier durch ein „tibi“ getrennt, eigentlich das spätere italienisch „liberamente“ und meine „frei(willig)“. Wie das DM aber auf „in Freiheit“ kommt, lässt sich nicht nachvollziehen. (Redakteur, der das Original nicht kennt, hat das „frei“ verschönern wollen?)
  • damit die Opfergaben uns Heilung erwirken ⇒ heile unsere Schwächen in diesem Opfer
    Was im Original (wie für die Bitte typisch) am Ende steht, wird im DM in extrem seltsamer Wiedergabe die Gebetseinleitung. Verkehrte Welt.
  • damit die Opfergaben uns Herrlichkeit erwirken ⇒ gib uns zur unvergänglichen Herrlichkeit zu gelangen
    Im Original soll das „frei dienen“ durch die himmlischen Gaben (womit noch nicht das Sakrament gemeint ist) gegeben werden, woraus folgt, dass die Opfergaben uns zu Heilung und Herrlichkeit gereichen. Im DM soll die Messe die Schwäche heilen, und außerdem das Sakrament eine „Kraft“ zu dienen und die ewige Herrlichkeit geben. Totales Durcheinander.
Schlussgebet
Præsta, quǽsumus, omnípotens Deus, ut, quod de sancto altári tuo accépimus, nos sanctíficet, et in fide Evangélii, quod beátus Lucas prædicávit, fortes effíciat.
Der Anfäng des Gebets gleicht dem alten Schlussgebet (vgl. u.); die Bitte ist neu.

Übersetzung
Gib, bitten wir, allmächtiger Gott, dass was wir von deinem heiligen Altar empfangen haben, uns heilige und im Glauben des Evangeliums, welches der selige Lukas gepredigt hat, stark mache.
Deutsches Messbuch
Allmächtiger Gott, das Brot des Lebens, das wir von deinem Altar empfangen haben, heilige uns. Es festige uns im Glauben an die Frohe Botschaft, die der heilige Lukas verkündet hat.
Vergleich
  • gib, bitten wir, dass uns heilige ⇒ heilige uns
    Ton - Musik, irgendwer?
  • was ⇒ das Brot des Lebens, das
    Falls jemand schon wieder vergessen hat, was genau er gerade vom Altar empfangen hat, ist die Erinnerung des DM sicherlich sehr hilfreich.
  • stark mache ⇒ festige uns
    Man könnte auch übersetzen: "zu Starken im Glauben mache". Das DMliche "festige" ist ziemlich schwächlich, finde ich

Früher betete man:

Oratio
Interveniat pro nobis, quaesumus, Domine, sanctus tuus Lucas Evangelista: qui crucis mortificationem iugiter in suo corpore, pro tui nominis honore, portavit.
Übersetzung
Einschreiten möge für uns, bitten wir, Herr, dein heiliger Evangelist Lukas, der des Kreuzes Kasteiung* beständig in seinem Körper, zur Ehre deines Namens, trug.
* „Unbefleckt bewahrte er die heilige Reinigkeit durch beständige Abtötung; unverdrossen trug er seinem göttlichen Meister das Kreuz nach“ (Quelle). Worauf sich beides bezieht, ist mir nicht klar.

Secreta
Donis caelestibus da nobis, quaesumus, Domine, libera tibi mente servire: ut munera quae deferimus, interveniente beato Evangelista tuo Luca, et medelam nobis operentur et gloriam.
Das alte Gebet wiederum folgt dem gleichen Muster, nach dem auch die Secreta für Hieronymus gearbeitet wurde.

Übersetzung
Durch die himmlischen Gaben gib uns, bitten wir, Herr, dir mit freien Geist zu dienen, damit die Opfergaben, die wir herbeibringen, während dein seliger Evangelist Lucas vermittelt, uns sowohl Heilung erwirken als auch Herrlichkeit.
Postcommunio
Praesta, quaesumus, omnipotens Deus: ut, quod de sancto altari tuo accepimus, precibus beati Evangelistae tui Lucae, sanctificet animas nostras, per quod tuti esse possimus.
Übersetzung
Gib, bitten wir, allmächtiger Gott, dass was wir von deinem heiligen Altar empfangen haben, durch die Bitten deines Evangelisten Lukas, unsere Seelen heilige, wodurch wir geschützt sein können.

Donnerstag, 17. Oktober 2019

Bekenntnisse schmücken der Kirche geheiligten Leib

Neuerdings gedenkt die Kirche des Bischofs Ignatius von Antiochien am 17. Oktober und betet dazu:

Tagesgebet
Omnípotens sempitérne Deus, qui sanctórum mártyrum confessiónibus Ecclésiæ tuæ sacrum corpus exórnas, concéde, quǽsumus, ut hodiérna glória passiónis, sicut beáto Ignátio magnificéntiam tríbuit sempitérnam, ita nobis perpétuum munímen operétur.
Ein Beispiel für die Copy-Paste-Reform: Das Gebet kombiniert die Einleitung des einen mit der Bitte eines anderen Gebets [letzteres einst an Peter und Paul vorgesehen] aus dem Sacramentarium Leonianum.

Übersetzung
Allmächtiger ewiger Gott, der du durch der heiligen Martyrer Bekenntnisse deiner Kirche geheiligten Leib schmückst, gewähre, bitten wir, dass die heutige Ehre des Leidens*, wie sie dem seligen Ignatius ewigen Ruhm gewährt hat, so uns beständigen Schutz bewirke.
* also die Messe zur Ehren des Martyriums

Deutsches Messbuch
Allmächtiger, ewiger Gott, das Blutzeugnis deiner Märtyrer ist der Ruhm der ganzen Kirche. Gib, dass das glorreiche Leiden, das den heiligen Ignatius zur ewigen Herrlichkeit führte, uns deinen beständigen Schutz erwirke.
Vergleich
  • der heiligen Martyrer ⇒ deiner Märtyrer
  • Bekenntnisse ⇒ Blutzeugnis
    Martyrer sind Blutzeugen, das DM doppelmoppelt also. Was die Martyrer auszeichnet, ist das [Glaubens-]Bekenntnis, die Standhaftigkeit angesichts der Todesdrohung. So steht es jedenfalls im Original.
  • der du deiner Kirche geheiligten Leib schmückst ⇒ ist der Ruhm der ganzen Kirche
    Abgesehen davon, dass das Original eine Aussage über Gott, das DM eine über „Blutzeugnis“ hat, ist die DMliche Formulierung unendlich prosaisch.
  • gewähre, bitten wir ⇒ gib
  • die heutige Ehre des Leidens ⇒ das glorreiche Leiden
    Im Original ist von der heutigen Ehre (des Leidens), also dem Festbegehen, die Rede, im DM vom Leiden. Das ist nicht gemeint.
  • wie sie dem seligen Ignatius ewigen Ruhm gewährt hat ⇒ das den heiligen Ignatius zur ewigen Herrlichkeit führte
    Das Begehen des Festes gewährt dem Heiligen bleibenden Ruhm; im Original ist nicht – wie im DM – vom ewigen Leben die Rede.
Gabengebet
Grata tibi sit, Dómine, nostræ devotiónis oblátio, qui beátum Ignátium, fruméntum Christi, per martýrii passiónem panem mundum suscepísti.
Übersetzung
Angenehm sei dir, Herr, das Opfer unserer Hingabe, der du den seligen Ignatius, Weizen Christi, durch des Martyrers Leiden als reines Brot anerkannt hast.
Deutsches Messbuch
Herr, unser Gott, der heilige Ignatius wollte Weizenkorn Christi sein, und du hast ihn in seinem Lebensopfer angenommen als reines Brot. Nimm auch unsere Hingabe gnädig an.
Vergleich
  • angenehm sei dir ⇒ nimm auch gnädig an
  • Herr ⇒ Herr, unser Gott
  • das Opfer unserer Hingabe ⇒ unsere Hingabe
  • den seligen Ignatius, Weizen Christi ⇒ der heilige Ignatius wollte Weizenkorn Christi sein
    Im Original lediglich eine Aposition, im DM wird ein Wollen dazugedichtet. Im Lichte des Briefes, den Ignatius während seiner Überführung nach Rom vorausschickte, wird das Weizen-Sein auch als Tatsache angesehen, lediglich das „reines Brot“-Werden klingt wie ein Wunsch, den dort schrieb er: „Frumentum Christi sum, dentibus bestiarum molar, ut panis mundus inveniar.“ (Ich bin Weizen Christi; mit den Zähnen wilder Tiere werde ich zermalmt, damit ich als reines Brot erfunden werde.)
Schlussgebet
Refíciat nos, Dómine, panis cæléstis, quem in beáti Ignátii natáli suscépimus, ac tríbuat nos nómine et ópere esse christiános.
Übersetzung
Erfrischen* möge uns, Herr, das himmlische Brot, das wir an des seligen Ignatius Geburtstag** empfangen haben, und es gewähre uns nach Namen und Werk Christen zu sein.
* oder: erneuern
** also der himmlische Geburstag, im Volksmund „Todestag“

Deutsches Messbuch
Gütiger Gott, das Brot des Himmels, das wir am Fest des heiligen Ignatius empfangen haben, mache uns würdig, Christen zu heißen, und gebe uns die Kraft, Christen zu sein.
Vergleich
  • erfrischen möge uns, Herr ⇒ gütiger Gott
  • das himmlische Brot ⇒ das Brot des Himmels
  • an des seligen Ignatius Geburtstag ⇒ am Fest des heiligen Ignatius
  • es gewähre uns nach Namen [Christen zu sein] ⇒ mache uns würdig, Christen zu heißen
  • [es gewähre uns nach] Werk Christen zu sein ⇒ gebe uns die Kraft, Christen zu sein

Nach dem alten Kalender lag das Fest des Heiligen Ignatius am 1. Februar. Dazu wurde gebetet:

Oratio
Infirmitatem nostram respice, omnipotens Deus: et, quia pondus propriae actionis gravat, beati Ignatii Martyris tui atque Pontificis intercessio gloriosa nos protegat.
Übersetzung
Unsere Schwäche berücksichtige, allmächtiger Gott, und, weil uns das Gewicht des eigenen Handelns niederdrückt, möge des seligen Ignatius, deines Martyrers und Bischofs, ruhmreiche Vermittlung uns beschützen.
Secreta
Hostias tibi, Domine, beati Ignatii Martyris tui atque Pontificis dicatas meritis, benignus assume: et ad perpetuum nobis tribue provenire subsidium.
Übersetzung
Die Opfergaben - dir, Herr, durch des seligen Ignatius, deines Martyrers und Bischofs, Verdienste geweiht - nimm gütig an, und lass sie uns zum dauerhaften Hilfsmittel werden.
Postcommunio
Refecti participatione muneris sacri, quaesumus, Domine Deus noster: ut, cuius exsequimur cultum, intercedente beato Ignatio Martyre tuo atque Pontifice, sentiamus effectum.
Übersetzung
Erfrischt durch die Teilnahme an der heiligen Gabe bitten wir, Herr unser Gott: dass wir die Wirkung [von dem], dessen Verehrung wir durchgeführt haben, während der selige Ignatius, dein Martyrer und Bischof, vermittelt, verspüren.

Mittwoch, 16. Oktober 2019

die Genüsse der Welt mit Füßen treten

Am 16. Oktober gedenkt die Kirche (schon immer) der heiligen Hedwig, und neuerdings der heiligen Margareta Maria Alacoque, deren Gedenktag sonst am 17. Oktober begangen wurde.

Hl. Hedwig
Hedwig wurde mit 13 Jahren die Frau des Herzogs von Schlesien. „Hedwig arbeitete an der Einwurzelung christlichen Gedankengutes, diente hingebungsvoll Armen und Kranken, gründete Frauenklöster, unterstützte verschiedene Orden bei der Gründung von Niederlassungen. […] Danach lebte sie ganz in ihrem Kloster. Sie habe sich selbst im Winter durch Barfußgehen kasteit; der Bischof verordnete ihr Schuhe, aber sie habe ihn überlistet, indem sie die Schuhe wohl gehorsam trug, aber in der Hand.“ (Quelle)

Für die heilige Hedwig gibt es im Deutschen Messbuch nicht nur den vollständigen Satz Eigengebete, sondern sogar eine eigene Präfation („Hedwig als Vorbild demütigen Dienens“). Von all dem finde ich im Missale nur ein (deutlich anderes) Tagesgebet:

Tagesgebet
Concéde, quǽsumus, omnípotens Deus, ut veneránda nobis beátæ Hedvígis intercéssio tríbuat cæléste subsídium, cuius vita mirábilis ómnibus humilitátis præstat exémplum.
Übersetzung
Gewähre, bitten wir, allmächtiger Gott, dass uns die ehrwürdige Vermittlung der seligen Hedwig himmlische Hilfsmittel erwirke, deren Leben allen ein Beispiel wunderbarer Demut gibt.
Deutsches Messbuch
Allmächtiger Gott, du hast die heilige Herzogin Hedwig zu einer Botin des Friedens gemacht und ihr die Gnade geschenkt, inmitten weltlicher Aufgaben ein Beispiel barmherziger Liebe zu geben. Hilf auf ihre Fürsprache auch uns, für Versöhnung und Frieden unter den Menschen zu wirken und dir in den Notleidenden zu dienen.
In alter Zeit betete man:
Oratio (1962)
Deus, qui beatam Hedwigem a saeculi pompa ad humilem tuae Crucis sequelam toto corde transire docuisti: concede; ut eius meritis et exemplo discamus perituras mundi calcare delicias, et in amplexu tuae Crucis omnia nobis adversantia superare.
Übersetzung
Gott, der du die selige Hedwig von weltlichem Prunk zur demütigen Nachfolge deines Kreuzes mit ganzem Herzen überzugehen gelehrt hast: gewähre, dass wir durch ihre Verdienste und [ihr] Vorbild lernen, die Genüsse der Welt, die untergehen werden, mit Füßen zu treten*, und in der Umarmung deines Kreuzes alle uns widerstrebenen** [Umstände] zu überschreiten***.
* Man könnte auch „die vergänglichen Genüsse der Welt zu verachten“ sagen, aber das hat der Gebetsdichter ja auch nicht getan.
** „Ihr privates Leben war von persönlichem Leid überschattet“ (Quelle), Details siehe dort
*** oder „besiegen“. Man könnte beim „mit Füßen treten“ und „überschreiten“ den Eindruck gewinnen, der Autor wolle auf die Barfüße der Heiligen anspielen.

Hl. Margareta Maria Alacoque
Die Heilige „erhielt den Auftrag, die Verehrung des heiligen Herzens Jesu zu verbreiten. Die Einführung der Herz-Jesu-Freitage und des Herz-Jesu-Festes geht auf ihre Bemühungen zurück.“ (Schott Messbuch)

Tagesgebet
Effúnde super nos, quǽsumus, Dómine, spíritum, quo beátam Margarítam Maríam singuláriter ditásti, ut scire valeámus supereminéntem sciéntiæ caritátem Christi, et impleámur in omnem plenitúdinem tuam.
Übersetzung
Gieße aus über uns, bitten wir, Herr, den Geist, mit dem du die selige Margarita Maria einzigartig bereichert hast, damit wir die über das Verstehen herausragende Liebe Christi verstehen können und in deiner ganzen Fülle vollendet werden.
Deutsches Messbuch
Barmherziger Gott, du hast die heilige Margareta Maria Alacoque die Liebe deines Sohnes schauen lassen, die alles Begreifen übersteigt. Schenke auch uns deinen Geist, damit wir die Größe deines Erbarmens erkennen und am Reichtum deines göttlichen Lebens teilhaben.
Vergleich
  • giesse aus über uns den Geist ⇒ schenke auch uns deinen Geist
    1) „Ausgießen“ ist das typische Verb für das Geben des Geistes, „schenken“ ist das typische Verb für alles im DM.
    2) Der Geist, um den im Original gebetet wird, ist durch den Relativsatz spezifiert; das DM will einfach „deinen“ Geist.
  • bitten wir, Herr ⇒ barmherziger Gott
  • die selige Margarita Maria ⇒ die heilige Margareta Maria Alacoque
  • [Geist,] mit dem du einzigartig bereichert hast ⇒ du hast schauen lassen
    „Mit dem Geist einzigartig bereicht“ ist deutlich weiter als „schauen lassen“. Den „Reichtum“ liefert das DM später nach, allerdings nicht im Zusammenhang mit der Tagesheiligen, sondern – mit dem Leben, dessen Teilhabe für Uns erbeten wird. Es scheint so, als habe es das DM nicht so mit Heiligenverehrung.
  • die über das Verstehen herausragende Liebe Christi ⇒ die Liebe deines Sohnes, die alles Begreifen übersteigt
    Inhaltlich korrekt, aber original Teil der Bitte, im DM Teil der Beschreibung der Heiligen. Deshalb muss das DM die Aussage doppeln und in der Bitte als „Größe deines Erbarmens“ wiedergeben.
  • in deiner ganzen Fülle vollendet werden ⇒ am Reichtum deines göttlichen Lebens teilhaben
    Da ist er, der DM-Reichtum.
Noch anders plazierte das alte Tagesgebet den Reichtum:
Oratio (1962)
Domine Iesu Christe, qui investigabiles divitias Cordis tui beatae Margaritas Marias Virgini mirabiliter revelasti: da nobis eius meritis et imitatione; ut, te in omnibus et super omnia diligentes, iugem in eodem Corde tuo mansionem habere mereamur.
Übersetzung
Herr Jesus Christus, der du den unerforschlichen Reichtums deines Herzen der seligen Jungfrau Margarita Maria wunderbar offenbart hast: gib uns durch ihre Verdienste und Nachahmung, dass wir, dich in allem und über alles liebend, beständig in deinem besagten Herzen Wohnung zu haben verdienen.

Dienstag, 15. Oktober 2019

die dir untertänige Familie

Das Fest der heiligen Theresia von Jesus (von Avila) wird nach wie vor am 15. Oktober gefeiert, ist aber im Novo Ordine, weil sie 1970 als erste Frau zur Kirchenlehrerin erhoben wurde, aufgepeppt (d.h. mit vollständigen Eigengebeten versehen, während früher nur die Oratio besonders war und der Rest aus den Gemeingebeten „für nur eine Jungfrau“ genommen wurde).

Tagesgebet
Deus, qui per Spíritum tuum beátam Terésiam suscitásti, ut requiréndæ perfectiónis sémitam Ecclésiæ manifestáret, da nobis et cæléstis eius doctrínæ pábulo semper nutríri, et veræ sanctitátis desidério accéndi.
Der markierte Teil kommt ähnlich im alten Tagesgebet vor (vgl. u.)

Übersetzung
Gott, der du durch deinen Geist die selige Teresia angefacht hast, dass sie der zu erstrebenden Vollkommenheit Pfad der Kirche offenbare, gib uns sowohl von der Speise ihrer himmlischen Lehre immer genährt als auch vom Verlangen wahrer Heiligkeit entflammt zu werden.
Deutsches Messbuch
Allmächtiger Gott, du hast die heilige Theresia von Jesus durch deinen Geist erweckt und sie der Kirche als Lehrmeisterin des Weges zur Vollkommenheit geschenkt. Gib, dass wir in ihren Schriften Nahrung für unser geistliches Leben finden. Durchdringe uns mit der Gewissheit, dass du allein genügst, und entzünde in uns das Verlangen nach Heiligkeit.
Vergleich
  • Gott ⇒ allmächtiger Gott
  • die selige Teresia ⇒ die heilige Theresia von Jesus
    Wichtig ist, die gemeinte Teresia genau zu spezifizieren, falls Gott seinen Kalender verlegt hat und nicht weiß, welche heute dran ist.
  • durch deinen Geist angefacht hast - durch deinen Geist erweckt
    Natürlich kann „suscitare“ u.a. wecken heißen, aber wenn hier vom Geist die Rede ist, und später vom Entflammen, gibt es eine passendere Übersetzung …
  • dass ⇒ und
    vgl.u.
  • Pfad der zu erstrebenden Vollkommenheit ⇒ Weg zur Vollkommenheit
    Zwar wird durch das „zur“ angedeutet, dass die Vollkommenheit noch nicht erreicht ist, allerdings fehlt der Hinweis, dass es wichtig wäre, sie zu erstreben.
  • der Kirche offenbart ⇒ der Kirche als Lehrmeisterin geschenkt
    Sowas kommt davon, wenn man eine Zweckbindung (das „dass“ oben, nämlich dass die Heilige durch den Geist zu dem bestimmten Zweck der Offenbarung angefacht wurde) durch ein bloßes Nebeneinander („und“) ersetzt. Zwar ist anzuerkennen, dass das DM an den Rang als Kirchenlehrerin erinnern will, aber im Gebet geht es um das Offenbaren, nicht das der-Kirche-geschenkt-Werden.
  • gib uns ⇒ gib, dass wir
  • von der Speise ihrer himmlischen Lehre ⇒ in ihren Schriften
    Wie oben das „offenbaren“ wegfällt, geht hier die „himmlische Lehre“ unter, und es bleiben „Schriften“, wie sie jeder Hinz und Kunz verfassen könnte.
  • immer genährt zu werden - Nahrung für unser geistliches Leben finden
    Wenn man aus der „himmlischen Lehre“ „ihre Schriften“ macht, muss man natürlich ein „unser geistliches Leben“ dazudichten - nicht dass der strunzdumme Kirchbankdrücker auf einmal anfängt, die Bücher aufzuessen.
    Ferner kann man von „himmlischer Lehre“ bedenkenlos „immer genährt“ werden, während man bei rein menschlischen „Schriften“ natürlich gucken muss, ob man dort geeignete „Nahrung finden“ kann.
  • als auch ⇒ durchdringe uns mit der Gewissheit, dass du allein genügst
    Da wollte wohl jemand zeigen, dass er das gängigste Zitat der Heiligen kennt, und hat seine ganze Kreativität in der „Übersetzung“ ausgelebt.
  • vom Verlangen wahrer Heiligkeit entflammt zu werden ⇒ entzünde in uns das Verlangen nach Heiligkeit
    Der eigentliche Unterschied ist der Austausch von „wahrer“ Heiligkeit gegen „in uns“. Wenn man näher darüber nachdenken wollte, könnte man darüber wahrscheinlich einen ausführlichen Essay, was alles in der Deutschkirche falsch läuft, schreiben.
Gabengebet
Múnera nostra, Dómine, tuæ sint accépta maiestáti, cui beátæ Terésiæ tantópere plácuit devotiónis obséquium.
Übersetzung
Unsere Gaben, Herr, seien deiner Majestät angenehm, dem der seligen Teresia Gehorsam der Hingabe so sehr gefallen hat.
Deutsches Messbuch
Herr, unser Gott, du hast die Hingabe und den Gehorsam der heiligen Theresia angenommen. Nimm unsere Gaben an und mache uns zu einem Opfer, das dir wohlgefällt.
Vergleich
  • Herr ⇒ Herr, unser Gott
  • seien deiner Majestät angenehm ⇒ nimm an und mache uns zu einem Opfer, das dir wohlgefällt
    Das „deiner Majestät“ als Anrede Gottes entfällt im DM, dafür wird ein „Uns“ [was eher „sie für uns“ heißen sollte] eingeschoben; der Fokus wird deutlich verschoben. „seien annehmbar“ und „nimm an“ unterscheiden sich ebenfalls im Ton; was (mich) aber richtig stört, ist (außer das ein „mach zu einem Opfer, das wohlgefällt“ als Erläuterung zum Annehmen dazugedichtet wird) dass hier das „wohlgefällig“ steht, bei der heiligen Teresia aber ein „angenommen“; vgl. u.
  • Gehorsam der Hingabe ⇒ die Hingabe und den Gehorsam
    Man kann das „der Hingabe“ als Adjektiv übersetzen, wenn man möchte, also als „unterwürfiger“ oder „ergebener Gehorsam“. Die Wiedergabe als zwei unabhängige Dinge scheint mir – weniger richtig.
  • so sehr gefallen hat ⇒ du hast angenommen
    Original ist der Wunsch für die Gaben relativ schwach, das Gefallen, das Gott am Gehorsam Teresias gefunden hat, aber „tantopere“ (so sehr, in solchem Grade); im DM hat Gott den Gehorsam „angenommen“, unsere Gaben aber mögen „wohlgefällig“ werden. Original fällt ein Abglanz des göttlichen Wohlgefallens an Teresia auf die Gaben; im DM sind die Verhältnisse umgekehrt.
    tantopere kommt im Messbuch übrigens exakt zwei Mal vor; das andere ist in der ersten Variante des „Eucharistischen Gebets für Messen mit Kindern“ in: „Pater, qui nos tantópere díligis“ (Vater, der du uns so sehr liebst).
Schlussgebet
Súbdita tibi família, Dómine Deus noster, quam cælésti pane satiásti, fac ut, exémplo beátæ Terésiæ, misericórdias tuas in ætérnum cantáre lætétur.
Übersetzung
Die dir untertänige Familie, Herr unser Gott, welche du mit himmlischem Brot gesättigt hast, lass, damit sie erfreut werde, nach dem Beispiel der seligen Teresia deine Barmherzigkeiten in Ewigkeit besingen.
Deutsches Messbuch
Gütiger Gott, du hast deine Gemeinde mit dem Brot des Himmels gestärkt. Gib, dass wir in der Danksagung verharren und mit der heiligen Theresia die Werke deines Erbarmens in Ewigkeit preisen.
Vergleich
  • die dir untertänige Familie ⇒ deine Gemeinde
    Wo eben noch der unterwürfige Gehorsam der Teresia unterschlagen wurde, setzt das Original noch einen drauf, das DM lenkt ganz wo anders hin ab …
  • Herr unser Gott ⇒ gütiger Gott
    Eigentlich jede Anrede wird vom DM durch „Herr, unser Gott“ ersetzt, aber wenn’s mal tatsächlich da steht, schreibt das DM was anderes. Es ist fast wie mit pubertierenden Kindern, die ihre Gewohnheiten nur, wenn ihre Eltern sie ihnen befehlen, aufgeben.
  • mit himmlischem Brot gesättigt ⇒ mit dem Brot des Himmels gestärkt
    Hier sind zwar keine schwerwiegenden inhaltlichen Mängel zu beklagen, aber es liegt – weil die wörtliche Übersetzung völlig gutes Deutsch ist – auch kein Grund vor, davon abzuweichen. Außer Teenager-Trotz, natürlich.
  • lass, damit sie erfreut werde ⇒ gib, dass wir in der Danksagung verharren
    Die Wortstellung ist im Original etwas ungewöhnlich, allerdings nicht so sehr, dass man so völlig danebenverstehen muss.
  • nach dem Beispiel der seligen Teresia ⇒ mit der heiligen Theresia
    s.o.
Traditionell betete man:

Oratio
Exaudi nos, Deus salutaris noster: ut, sicut de beatae Teresiae Virginis tuae festivitate gaudemus; ita caelestis eius doctrinae pabulo nutriamur, et piae devotionis erudiamur affectu.
Übersetzung
Erhöre uns, unser heilbringender Gott, damit wir, wie wir uns über das Fest der seligen Teresia, deiner Jungfrau, freuen, so auch durch die Speise ihrer himmlischen Lehre genährt und von [ihrer] Einstellung frommer Hingabe belehrt werden.
Secreta und Postcommunio sind aus der ersten Messe der Commune Pro Virgine tantum, wie sie schon bei der Heiligen Birgitta vorkamen.