Sonntag, 9. Februar 2020

Freudendiener für die Welt

Nach der neuen Ordnung ist der 5. Sonntag im Jahreskreis. Es wird gebetet:

Tagesgebet
Famíliam tuam, quǽsumus, Dómine, contínua pietáte custódi, ut, quæ in sola spe grátiæ cæléstis innítitur, tua semper protectióne muniátur.
Das ist das alten Segensgebet „über das Volk“ (super populum) vom Samstag der zweiten Fastenwoche, wobei „caelesti etiam“ (auch durch himmlischen [Schutz]) durch „tua semper“ (immer durch deinen [Schutz]) ersetzt wurde.

Übersetzung
Deine Familie, bitten wir, Herr, behüte in durchgehender Milde, damit die sich auf die einzige Hoffnung der himmlischen Gnade stützt, immer durch deinen Schutz gesichert werde.
Deutsches Messbuch
Gott, unser Vater, wir sind dein Eigentum und setzen unsere Hoffnung allein auf deine Gnade. Bleibe uns nahe in jeder Not und Gefahr und schütze uns.
Vergleich
  • deine Familie behüte in durchgehender Milde ⇒ bleibe uns nahe in jeder Not und Gefahr
    Aus der einen Bitte im Original, deren Folge (wenn sie gewährt wird) der Schutz ist, werden im DM zwei Bitten, weshalb der Anfang des Originals ans Ende des DM-Texts rutscht.
  • bitten wir, Herr ⇒ Gott, unser Vater, wir sind dein Eigentum
    Weil die Bitte ans Ende rutscht, waltet hier die DMliche Fantasie und ersetzt die originale „Familie“ durch eine ausführliche Anrede.
  • [Familie] die sich auf die einzige Hoffnung der himmlischen Gnade stützt ⇒ [wir] setzen unsere Hoffnung allein auf deine Gnade
  • durch deinen Schutz immer gesichert werde ⇒ schütze uns
    Die Änderungen des Reformmissale sind am DM verloren, weil es ohnehin Details schlabbert und – wenn sich auch das wichtige „Uns“ dazwischenschieben lässt – das göttliche Wirken in knappsten Worten abhandelt.
Gabengebet
Dómine Deus noster, qui has pótius creatúras ad fragilitátis nostræ subsídium condidísti, tríbue, quǽsumus, ut étiam æternitátis nobis fiant sacraméntum.
Das Gebet ist eine Kurzfassung der alten Secreta vom Donnerstag nach dem (ersten) Passionssonntag (also drei Tage vor Palmsonntag), die lautete:
Domine Deus noster, qui in his potius creaturis, quas ad fragilitatis nostrae subsidium condidisti, tuo quoque nomini munera iussisti dicanda constitui: tribue, quaesumus; ut et vitae nobis praesentis auxilium, et aeternitatis efficiant sacramentum.
was soviel heißt wie
Herr unser Gott, der du befohlen hast, dass vor allem* in diesen Geschöpfen [von Wein und Brot], die du als materielle Grundlage unserer Schwachheit erschaffen hast, auch die deinem Namen zu weihenden Gaben bestehen: gewähre, bitten wir; dass sie uns sowohl Hilfe für das gegenwärtige Leben als auch Sakrament der Ewigkeit werden.
* „Das potius [vor allem] liegt hier darin, dass Gott gerade diese Grundnahrungsmittel unserer zerbrechlischen Natur, Brot und Wein, als Opfergaben des seinem Namen geweihten Gottesdienstes ausersehen hat. Nicht Fleisch, Früchte (zum Erntedank), Öl, Lichter, Weihrauch etc., was sonst in den Kultgebräuchen der menschheitlichen Religionsgeschichte im Vordergrund steht, sondern die einfachen Dinge, die zunächst unserem elementaren Lebensunterhalt dienen, hat der Schöpfer sich [erwählt]“ (Quelle

Übersetzung
Herr unser Gott, der du diese Geschöpfe als materielle Grundlage unserer Schwachheit erschaffen hast, gewähre, bitten wir; dass sie uns auch Sakrament der Ewigkeit werden.
Deutsches Messbuch
Herr, unser Gott, du hast Brot und Wein geschaffen, um uns Menschen in diesem vergänglichen Leben Nahrung und Freude zu schenken. Mache diese Gaben zum Sakrament, das uns ewiges Leben bringt.
Vergleich
  • der du diese Geschöpfe erschaffen hast ⇒ du hast Brot und Wein geschaffen
  • als materielle Grundlage unserer Schwachheit ⇒ um uns Menschen in diesem vergänglichen Leben Nahrung und Freude zu schenken
  • gewähre, bitten wir; dass sie uns auch werden ⇒ mache diese Gaben
  • Sakrament der Ewigkeit ⇒ Sakrament, das uns ewiges Leben bringt
Schlussgebet
Deus, qui nos de uno pane et de uno cálice partícipes esse voluísti, da nobis, quǽsumus, ita vívere, ut, unum in Christo effécti, fructum afferámus pro mundi salúte gaudéntes.
Übersetzung
Gott, der du wolltest, dass wir Teilhaber an dem einem Brot und dem einen Kelch* sind, gib uns, bitten wir, so zu leben, dass wir, eins in Christus gemacht, froh Frucht bringen für das Heil der Welt.
* vgl. 1 Kor 10, 17

Deutsches Messbuch
Barmherziger Gott, du hast uns teilhaben lassen an dem einen Brot und dem einen Kelch. Lass uns eins werden in Christus und Diener der Freude sein für die Welt.
Vergleich
  • du wolltest, dass wir Teilhaber sind ⇒ du hast uns teilhaben lassen
  • gib uns, bitten wir, so zu leben, dass wir, [eins] gemacht ⇒ lass uns [eins] werden
    Das Original hat zwei Aspekte: die Beter führen ein Leben, das offen ist für die Gnade Gottes, durch welche sie eins gemacht werden. Das DM begnügt sich mit dem Ergebnis des „eins werden“ und fragt nicht viel nach dem Woher und Wohin.
  • froh Frucht bringen für das Heil ⇒ Diener der Freude sein
    Im Ernst? Freudendiener?? Das „Heil“, für das die Beter „froh Frucht bringen“ möchten, ist definitiv keine „Freude für die Welt“ – denn dafür hätte Gott nicht Mensch werden und sich am Kreuz opfern müssen.

Traditionell ist man schon einen Schritt weiter, d.h. es ist Septuagesima, also der Beginn der Vorfastenzeit. Das klingt auch bei den Gebeten durch:

Oratio
Preces populi tui, quaesumus, Domine, clementer exaudi: ut, qui iuste pro peccatis nostris affligimur, pro tui nominis gloria misericorditer liberemur.
Übersetzung
Die Bitten deines Volkes, bitten wir, Herr, erhöre gütig, damit wir, die wir zu Recht wegen unserer Sünden niedergeschlagen werden, zum Ruhme deines Namens barmherzig befreit werden.
Secreta
Muneribus nostris, quaesumus, Domine, precibusque susceptis: et caelestibus nos munda mysteriis, et clementer exaudi.
Übersetzung
Nachdem unsere Gaben, bitten wir, Herr, und Gebete angenommen wurden: reinige uns durch die himmlischen Sakramente und erhöre uns gütig.
Postcommunio
Fideles tui, Deus, per tua dona firmentur: ut eadem et percipiendo requirant, et quaerendo sine fine percipiant.
Übersetzung
Deine Gläubigen, Herr, mögen durch deine Gaben gestärkt werden: damit sie dieselben sowohl durch das Empfangen verlangen als auch durch das Suchen ohne Ende empfangen.
Erbeten wird sozusagen eine „Spirale der Heiligkeit“, wobei die durch den Sakramentempfang vermittelte Gnade ein vertieftes Verständnis der Sakrament bewirkt, wodurch ein Verlangen nach wiederholtem Empfang erregt wird, welches wieder ... bis es schließlich zur unverhüllten Schau des im Sakrament Gegenwärtigen führt.


Darüberhinaus wird am 9. Februar der Patriarch von Alexandrien Cyrill, Bekenner und Kirchenlehrer, (der nach dem neuen Kalender am 27. Juni dran ist) gefeiert:

Oratio
Deus, qui beatum Cyrillum Confessorem tuum atque Pontificem divinae maternitatis beatissimae Virginis Marias assertorem invictum effecisti: concede, ipso intercedente; ut, qui vere eam Genetricem Dei credimus, materna eiusdem protectione salvemur.
Übersetzung
Gott, der du den seligen Cyrill, deinen Bekenner und Bischof, zum unbesiegten Verteidiger der göttlichen Mutterschaft der allerseligsten Jungfrau Maria* gemacht hast: gewähre, während er vermittelt; dass die wir glauben, dass sie wahrhaft die Gebärerin Gottes ist, unter dem mütterlichen Schutz derselben erlöst werden.
* „Er kämpfte gegen die Irrlehren des Arianismus und des Nestorianismus und für die Bezeichnung der Maria als ‚Gottesgebärerin’.“ (Quelle)

Secreta
Munera nostra, omnipotens Deus, benignus respice: et, intercedente beato Cyrillo, praesta; ut unigenitum tuum Iesum Christum Dominum nostrum, in tua tecum gloria coaeternum, in cordibus nostris digne suscipere mereamur.
Übersetzung
Unsere Gaben, allmächtiger Gott, beachte gütig: und, während der selige Cyrill vermittelt, gewähre; dass wir deinen Einziggezeugten Jesus Christus, unseren Herrn, mit dir in deiner Herrlichkeit gleich-ewig, in unsere Herzen würdig aufzunehmen verdienen.
Postcommunio
Divinis, Domine, refecti mysteriis, te supplices deprecamur: ut, exemplis et meritis beati Cyrilli Pontificis adiuti, sanctissimae Genetrici Unigeniti tui digne famulari valeamus.
Übersetzung
Durch die göttlichen Mysterien erneuert, Herr, flehen wir dich demütig an: dass wir, durch die Beispiele und Verdienste des seligen Bischofs Cyrill unterstützt, der heiligsten Gebärerin deines Einziggezeugten würdig dienen können.

Darüberhinaus wird an die heilige Apollonia (auch aus Alexandria) gedacht mit den Gebeten aus dem Commune für Jungfrauen I.

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