Mittwoch, 21. Oktober 2015

Synode: Katechismus gefährdet Glaubwürdigkeit der Kirche

Angesichts der vielerorts gemunkelten beunruhigen Nachrichten scheinen die Berichte der Sprachzirkel zum diese Woche diskutierten umstrittenen dritten Teil des Instrumentum laboris ja relativ katholisch.

Hie und da gibt es einige Stolpersteine, z.B. bei Italicus A
apprezzandosi il fatto di un impegno matrimoniale civile rispetto alla semplice convivenza e tenendo conto del valore propedeutico delle leggi che lo prevedono.
(die Zivielehe soll wertgeschätzt werden, weil sie [immerhin] mehr Verbindlichkeit als bloßes Zusammenleben zeigt)
aber im Großen und Ganzen scheinen die Bischöfe ihre Arbeit gut gemacht zu haben. Jetzt bleiben nur noch das Redaktionskomitee und der Papst zu fürchten ;-)

Etwas seltsam erscheint mir eine Passage bei Gallicus A
Par ailleurs, nous savons qu'il existe tant d'autres familles qui s'estiment souvent elles-mêmes éloignées de cet idéal, et d'autres qui ne pensent même pas qu'il soit peu ou prou fait pour elles ! Familles divisées, familles recomposées, familles monoparentales, familles sans mariage même civil : nous ne pouvons pas les tenir à l'écart, nous ne voulons pas penser que leur chemin ne les rapproche pas du Dieu qui aime et attire à Lui tous les hommes. Nous croyons qu'en elles vit l'Esprit du Seigneur qui inspire bien des comportements de leur vie.

Man möchte andere [als ideale] Familien, die sich von katholischen Familienbild weit entfernt fühlen oder das gar nicht als Ideal für sich annehmen, wie geteilte Familien, Patchwork-Familien, Alleinerziehende, Familien ohne standesamtliche Trauung nicht allein lassen. [Soweit okay.]. "Wir wollen aber nicht denken, dass sie ihr Weg nicht zu Gott führt, der alle Menschen liebt und zu sich zieht. Wir glauben, dass in ihnen der Geist des Herrn lebt, der das Verhalten ihres Weges gut inspiriert."
Scheint ein bißchen so, als ob sich bei Gallicus A „Ideal“ auf „egal“ reimt. Natürlich liebt Gott alle und will sie an sich ziehen, aber viele sind berufen und wenige auserwählt (wie das Gleichnis vom Hochzeitsmahl, bei dem der Gast ohne entsprechendes Gewand hochkant rausgeworfen wird, verdeutlicht), und es ist eigentlich Aufgabe der Kirche, den Gläubigen den engen Weg zum Heil zu zeigen statt die Sündern auf dem breiten Weg ins Verderben zu begleiten. Aber das wird ja zur Genüge in den anderen Sprachzirkelberichte ausgeführt …

Zwei harte Klopfer sind allerdings die Kirchenlehre-Allergiker in Anglicus D, nämlich erstens
Members spent quite a bit of time talking about the beauty and comprehensiveness of No. 84 of Familiaris Consortio. Some suggested that FC 84 ought to be put directly into the text. One father spoke about the power of the keys and the Holy Father’s ability to change things. He said that the Pope can, in effect, twist the hands of God. Others responded that the power of the keys does not give the Church the ability to change Revelation and the faith of the Church.

Als man sich einig war, wie gut und schön FC 84 (zivil wiederverheirate Geschiedene können zu den Sakramenten zugelassen werden, wenn sie sich vornehmen, wie Geschwister zusammenzuleben) ist, wollten einige die Passage direkt ins Synodendokument übernehmen. Ein Synodenvater sprach aber über die Schlüsselgewalt und des Papstes Möglichkeit, die Dinge zu ändern. Er sagte der Papst könne, im Grunde, die Hände Gottes verdrehen. Andere antworteten, die Schlüsselgewalt gebe der Kirche nicht die Möglichkeit, die Offenbarung und den Glauben der Kirche zu ändern.
und zweitens
Some suggested that the wording of the Catechism of the Catholic Church No. 2357-2359 should be used. Others saw that option as possibly damaging the credibility of the Church in Western Europe and North America.

Einige schlugen vor, die zu den Homosexuellen einschlägigen Passagen des Katechismus in das Synodendokument zu übernehen. Andere sahen dadurch die Glaubwürdigkeit der Kirche in Westeuropa und Nordamerika gefährdet.
Naja.

Was zum Schmunzeln haben die auch noch dabei:
Considerable discussion took place about what is missing from the text in general.
9 … babysitters should get at least some brief attention because they can be very helpful to parents who need to work outside the home.


Die Gruppe hat sich auch noch weitere wichtige Gedanken gemacht, z.B. darüber, was im Arbeitspapier überhaupt nicht angesprochen wurde. Unter Punkt 9 der Liste werden Babysitter aufgeführt, die wenigstens ein bißchen Aufmerksamkeit bekommen sollten, weil sie sehr hilfreich für Eltern, die außer Haus arbeiten müssen, sein können.
Da sag noch einer, die katholische Familienlehre sei nicht allumfassen …

Andere haben sich thematisch etwas beschränkt. Italicus C hat sich mit seinen Kommentaren auf das erste Kapitel des dritten Teils konzentriert, Gallicus C hat sich auf drei Punkte konzentriert (von den 47 vorgelegten?? – Kann man nicht wirklich beurteilen, weil der Bericht unglaublich weitschweifig aber von geringer Substanz ist.), Gallicus B (unter Kardinal Sarah) hat eigentlich alles behandelt, ist aber nicht mehr zu dem Teil mit den Schwulen gekommen - wegen Zeitproblemen [Aha :-)].

Die beiden spanischen Berichte habe ich mangels Sprachkenntnis nicht gelesen. Dies als Einschränkung wenn ich sage, der Bericht der deutschen Sprachgruppe ist – einzigartig.
  • Zunächst macht man andere Synodenväter runter („Mit großer Betroffenheit und Trauer haben wir die öffentlichen Äußerungen einzelner Synodenväter zu Personen, Inhalt und Verlauf der Synode wahrgenommen. Dies widerspricht dem Geist des Zusammengehens, dem Geist der Synode und ihren elementaren Regeln.“)
  • Man entschuldigt sich bei den Sündern dafür, die kirchliche Lehre hochgehalten zu haben. [Das muss sich auf eine ferne Vergangenheit beziehen – unter den deutschen Synodenteilnehmern käme niemand auf diese Idee.]
  • Die Sakramentalität der Ehe (selbst unter Katholiken) wird infrage gestellt.
  • Es werden keine pastoralen Wege (wie in den anderen Gruppen) besprochen, sondern Forderungen an das „politische Gemeinwesen“ („Zugang zu Wohnung und Arbeit, die Ermöglichung von Bildung und Kinderbetreuung sowie ein fairer Familienleistungsausgleich in der Steuergesetzgebung“) formuliert.
    Während die anderen Gruppen die Sendung der Familien als Subjekt der Evangelisierung thematisieren, heißt es in Germanicus:
    Alle Christen sind aufgerufen, sich im Feld der politischen Gestaltung des gesellschaftlichen Zusammenlebens zu engagieren und so zu helfen, dass Familien besser leben und sich entfalten können.
  • Zur Frage des Kommunionsempfangs sollen die Betroffenen selbst entscheiden, wie sie’s halten wollen.
Es scheint insgesamt wenige Gemeinsamkeiten zwischen den Überlegungen der katholischen und des deutschen Sprachzirkels zu geben. Ein kleines bißchen besorgniserregend ist das schon.


1 Kommentar:

  1. Je länger ich dieses ganze elende Gezerre um Liebe, Ehe und Familie, das in Rom als Spectaculum der Besatzung eines Narrenschiffes dargeboten wird, mit erlebe, um so fester wird meine Überzeugung, da reden die Blinden von der Farbe.

    Und ich sehe mit jedem neuen Tag die Glaubwürdigkeit des römisch katholischen Lehramtes in grossen Trümmern den Tiber hinab treiben.

    Ein in der römisch katholischen Kirche probates Mittel um so einem Chaos zu entkommen ist ein Bussschweigen.
    Wenn sich der gesamte römisch katholische Klerus zu diesem Thema nicht mehr äussern würde, könnte man einen grossen Neuanfang wagen. In fünfhundert Jahren.

    Aber bei dem Murks, der dort angeboten wird. Werden sich nur noch mehr Gläubige auf ihr Gewissen verlassen, ja verlassen müssen. Und wie wir aus den Ergebnissen der päpstlichen Umfragen wissen, kommt das zu einem völlig anderen Ergebnis, als die katholische Lehre befiehlt.
    Wenn neun von zehn Katholiken kein Problem haben, die Gebote des Lehramtes zu Liebe, Ehe und Sexualität völlig und zu ignorieren, dann hat das römisch katholische Lehramt ein Problem. Und kein kleines.
    Das scheinen in der Kirche inzwischen sogar ein paar Pflichtzölibatäre erkannt zu haben. Vielleicht auch der Papst?

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