Dienstag, 30. September 2014

Petrus gestern und heute



Der Heilige Petrus schreibt:
Dann wird der Himmel prasselnd vergehen, die Elemente werden verbrannt und aufgelöst, die Erde und alles, was auf ihr ist, werden (nicht mehr) gefunden. Wenn sich das alles in dieser Weise auflöst: wie heilig und fromm müsst ihr dann leben, den Tag Gottes erwarten und seine Ankunft beschleunigen! An jenem Tag wird sich der Himmel im Feuer auflösen und die Elemente werden im Brand zerschmelzen.
Sein gegenwärtiger Nachfolger hat es dahin gebracht, dass sein Synodensekretär sich fragt:
Sollten wir nicht befehlen, dass Feuer vom Himmel fällt und ein Bulldozer die Kirche vernichtet?
Gemäßigte Geister mögen zwar einwenden, dass durch die Bulldozer neue Barmherzigkeit nicht gleich die Grundfesten der Kirche geschleift und ihre Tore eingerissen würden (vgl. Jer 51, 58), doch fällt der Fehler im Ansatz gleich ins Auge:

Die Ankunft des Tages des Herrn, an dem Feuer Himmel und Erde zerstören, möge beschleunigt werde. V. 12 isoliert und schön evangelikal wörtlich ausgelegt könnte man denken, man müsste als treuer Diener der Kirche schon mal mit dem Zündeln anfangen, was sehr menschlich und pragmatisch gedacht ist.

Der Ansatz Gottes aber ist ein anderer, eher ein leiser, säuselnder Wind. Das Senfkorn ist schon gesät, das Feuer schon auf die Erde geworfen, dass es aber wachse zu einem Baum und die Vögel des Himmels nisten in seinen Zweigen, braucht es Geduld, bis das Ganze durchsäuert ist.

Der menschliche Beitrag wäre nicht, Strukturreformen und Angleichung an die Welt zu fördern, sondern Sauerteig und Salz sein, oder in den Worten des ersten Petrus: durch heiligen Lebenswandel und Frömmigkeit die Ankuft des Tages Gottes herbeizusehnen*, damit sich das SchriftwortWird jedoch der Menschensohn, wenn er kommt, auf der Erde (noch) Glauben vorfinden?“ nicht so peinlich erfülle wie derzeit in Aachen.

* Die Widergabe durch „sehnen“ finde ich eigentlich ganz hübsch, weil es zum einen das intensive Ausschauhalten, das schmerzliche Erwarten ausdrückt, zum anderen (etymologisch nicht ganz richtig) über den Anklang an die Sehne die Art und Weise, wie das „beschleunigen“ funktioniert, erhellt: wie die Sehne nicht aus eigener Kraft die Knochen bewegt, sondern die Kraft des Muskels weiterleitet, so wirkt der Christ nicht aus eigenem Antrieb, sondern der Geist Gottes wirkt in ihm und macht den Menschen seine Liebe erfahrbar.

Menschlicher Ansatz bei der Familiensynode

Herausfordernde Synoden erfordern besondere Mittel, wie der Sekretär der Bischofssynode, Kardinal Lorenzo Baldisseri, Radio Vatikan sagte:
„Aber gerade weil es nicht einfach ist, schreiten wir voran. Wie ein Bulldozer, der das Terrain ebnet, immer mit der christlichen Barmherzigkeit.“
Aha, neuer Aspekt – Barmherzigkeit als wesentliches Attribut Gottes ist einem Bulldozer vergleichbar. Originell, aber auch belastbar?
Gleichen wir doch kurz mit der Schrift ab. Als Elias nach dem (scheinbar erfolgreichen) Kampf mit den Baals-Propheten als einzig übriggebliebener Getreuer des HERRN von der König Isebel verfolgt wird, unter dem Ginsterstrauch durch einen Engel des HERRN aus seiner Lebensmüdigkeit geholt wurde und zum Gottesberg Horeb gegangen war, zieht dort Gott selbst an ihm vorrüber
Da zog der Herr vorüber: Ein starker, heftiger Sturm, der die Berge zerriss und die Felsen zerbrach, ging dem Herrn voraus. Doch der Herr war nicht im Sturm. Nach dem Sturm kam ein Bulldozer. Doch der Herr war nicht im Bulldozer. Nach dem Beben kam ein Feuer. Doch der Herr war nicht im Feuer. Nach dem Feuer kam ein sanftes, leises Säuseln. Als Elija es hörte, hüllte er sein Gesicht in den Mantel, trat hinaus und stellte sich an den Eingang der Höhle.
Hm, im Alten Bund wusste man vielleicht noch nicht alles, was dem Kardinal Baldisseri bekannt geworden ist, also schauen wir in das Tagesevangelium:
Jesus schickte Boten vor sich her. Diese kamen in ein samaritisches Dorf und wollten eine Unterkunft für ihn besorgen. Aber man nahm ihn nicht auf, weil er auf dem Weg nach Jerusalem war. Als die Jünger Jakobus und Johannes das sahen, sagten sie: Herr, sollen wir befehlen, dass Feuer vom Himmel fällt und ein Bulldozer sie vernichtet? Da wandte er sich um und sagte: „Klingt wie eine gute Idee! Warum eigentlich nicht?“
Ah jetzt ja. Da hat der Sekretär ja doch recht gehabt ...

Montag, 29. September 2014

Lesen müssen



Kamen Worte von dir, so verschlang ich sie;
dein Wort war mir Glück und Herzensfreude;
denn dein Name ist über mir ausgerufen,
Herr, Gott der Heere. (Jer 15, 16)

Frisch Verliebte scheinen gelegentlich unter einem geheimnisvollen Bann zu stehen, der sie weder denken noch schlafen lässt, am Essen hindert und sie zwingt, einander ständig in die Augen zu schauen.

Und so ähnlich ist es auch mit den Evangliumslesern.
Ein Außenstehender möchte vielleicht meinen, allmählich müsste der mittlere Katholik doch gut genug wissen, was so in der Bibel steht, und mag nicht verstehen, was die Leute Sonntag für Sonntag in die Kirche zwingt, und manche auch noch unter der Woche in der Heiligen Schrift lesen lässt.

Es ist halt ein bißchen wie verliebt sein: man möchte dem Herrn immer tiefer in die Augen schauen …

Jede von Gott eingegebene Schrift ist auch nützlich zur Belehrung, zur Widerlegung, zur Besserung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit (2 Tim 3, 16).

Wozu gucken Verliebte einander in die Augen?

- Um einander kennenzulernen
Verliebte wollen alles voneinander wissen.
In der Bibel erfahren wir Näheres über Gott, über sein Wesen, sein Verhältnis zu uns Menschen, seine Taten.
Die Heilige Schrift ist nützlich, schreibt Paulus, zur „prÕj didaskal|an“, zur Lehre, zur Information, um den Glauben zu vertiefen.

- Um einander zu verstehen
Verliebte wollen einander immer besser verstehen. Was bewegt den anderen, was möchte er, was erwartet er von mir – und wie findet er das, was ich tue?
In der Bibel lernen wir den Willen Gottes kennen, seinen Plan für uns Menschen, wie wir sein sollten, wozu wir geschaffen sind: Gott und den Nächsten zu lieben.
Wir hören auch von Menschen, die mit diesem Anspruch Schwierigkeiten haben. Vielleicht erkennen wir manche Schwierigkeit bei uns wieder. Diese Rückmeldung kann uns Ansporn sein, dem Willen Gottes mehr zu entsprechen.
Die Heilige Schrift ist nützlich, schreibt Paulus, „prÕj ülegmÒn“, zur Beweisführung oder Rüge, zur Gewissenerforschung, um die Liebe zu mehren.

- Um einander aufzubauen
Verliebte geben sich Kraft und Trost.
Die Evangelien berichten, dass Gott Mensch geworden ist, um den Gebeugten die Frohe Botschaft von der nahen Gottesherrschaft zu bringen. Gottes Geist will in uns wirken, uns helfen, über unseren Schatten zu springen; Gott erlöst uns aus der Sklaverei der Sünde, beendet die Unterdrückung der Menschen durch seinesgleiches, macht Himmel und Erde neu.
Wer mit dem eigenen Versagen hadert, findet in der Bibel die Zusage von Gottes Zuwendung und Verlässigkeit: die gegebene Verheißung wird nicht zurückgenommen, Gottes Barmherzigkeit streckt ihre offenen Arme immer dem entgegen, der sich neu besinnt und zu ihm umkehrt.
Die Heilige Schrift ist nützlich, schreibt Paulus, „prÕj üpanÒrqwsin“, zum Wiederaufrichten, zum Mutmachen, um die Hoffnung zu stärken.

Die Schriftlesung dient also „zur Information, zur Gewissensprüfung, zum Mutmachen, [kurz:] zur Ausbildung in Gerechtigkeit“.
Gerechtigkeit ist nicht die Qualifikation des Richters; gerecht ist, wer seine Pflichten gegen die Mitmenschen erfüllt. Ein antiker Autor definiert gerecht als „sehr fremdenliebend“, denn die Erfüllung der Pflichten gegen Rechtlose und Fremde sei besonders in der Gerechtigkeit einbegriffen, mache den Menschen zum wohlgesitteten.

Das verliebte tête-a-tête mit Gott bleibt nicht bei sich stehen, sondern bringt Frucht im Umgang mit dem Nächsten, in einem gelingenden Leben.

Kleiner Rest: Ein Christ in Aachen übrig

Im Rahmen des Dialogprozesses der Diözese Aachen wurde folgende Empfehlung zur Abstimmung gestellt:
Bei allen aktuellen Bestrebungen, Änderungen in der Organisation und dem Aufbau unserer Kirche vornehmen zu wollen, darf niemals unsere menschliche Logik der Maßstab unserer Entscheidungen sein.
Es ist unserer Kirche verheißen, durch die Zeit getragen zu sein, trotz aller Schwächen und Sünden seiner menschlichen Vertreter. Aber es hat niemals zuvor Überlegungen gegeben, die in dieser Nachhaltigkeit und Ausprägung darauf ausgerichtet waren, elementare Wahrheiten unseres Glaubens den scheinbaren Erfordernissen unserer Zeit anzupassen.
Daher sollte unser Bestreben sein, im Einklang mit der Lehre unserer Kirche den Willen Gottes zu erkennen und uns für seinen Willen zu öffnen. Wenn wir mit dem Vater unser beten „Herr, dein Wille geschehe“, dann sollte uns dies Auftrag und Mahnung sein, danach zu suchen und nicht unsere eigene menschliche Sichtweise zum Maß aller Dinge zu erklären.
 Die Frage, warum derart Selbstverständliches überhaupt ins Wort gehoben werden musste, beantwortet sich durch das Blick auf das Abstimmungsergebnis: die Empfehlung wurde fast einstimmig (bei einer Gegenstimme, möglicherweise die des Antragstellers) abgelehnt.
Dafür wurden die anderen Anträge zum Thema "Macht" (sic! Das ist das Thema des Dialogs, nicht im Sinne von Tut! sondern im Sinne von Gewalt), wie zum Beispiel zur Frauenordination, Frauenquoten in Führungspositionen, gemeinschaftliche Leitung von Pfarreien, pastoralen Möglichkeiten für wiederverheiratete Geschiedene und Homosexuellen ebenso fast einstimmig (bei einer Gegenstimme) angenommen.

Betet, Brüder und Schwester, dass der Herr seinen Einen Standhaften behüten und stärke möge, damit er schließlich singe: "Ich will dich rühmen, Herr, meine Stärke, Herr, du mein Fels, meine Burg, mein Retter, mein Gott, meine Feste, in der ich mich berge, mein Schild und sicheres Heil, meine Zuflucht."


Babylonisches Inzestverbot



Die Begriffsverwirrung, die als Orwellsches Neusprech (Sprache, die aus politischen Gründen künstlich modifiziert wurde) noch eine Warnung und als „Definitionsmacht“ in den zu meiner Jugendzeit verbreiteten Schriften der Bundeszentrale für Politische Bildung ein Prinzip politischer Beeinflussung war, ist inzwischen ein (durch den einzelnen Nutzer möglicherweise unreflektiertes) Gemeingut geworden und hat als „neue Barmherzigkeit“ sogar bei unserer Heiligen Mutter Kirche Einzug gehalten.

Konkret wünscht anlässlich des Ethikratsvorschlags zur Aufhebung des Inzestverbots die

„Vorsitzende, Christiane Woopen, Professorin für Ethik und Theorie der Medizin an der Universität Köln, eine gläubige Katholikin“, dass „etwas so Wunderschönes und Wertvolles wie die aufrichtige Liebe zwischen zwei Menschen, die keinen anderen Menschen tiefgreifend schädigt, in unserer Gesellschaft lebbar sein möge“.

Diesem hehren Wunsche beizupflichten wäre ich geneigt, wenn er nicht den kleinen Makel aufwiese, dass „Liebe“ gesagt und „Beischlaf zwischen Geschwistern“ gemeint ist.

In der Begründung des Vorschlags werden mehre sachliche Fehler aufgezeigt, von denen ein weiterer hier einschlägig ist:

Das "Grundrecht der erwachsenen Geschwister auf sexuelle Selbstbestimmung" sei in diesen Fällen höher zu gewichten als das "abstrakte Schutzgut der Familie".

In meiner Erinnerung ist „sexuelle Selbstbestimmung“ das Recht, nicht gegen seinen Willen zu sexuellen Handlungen gezwungen zu werden. Das haben natürlich auch ganz besonders Geschwister untereinander.
Im Neusprech scheint es sich eher ein postuliertes Recht zu handeln, sein Gemächt in alles einzuführen, was irgendwie wie eine Vertiefung aussieht bzw. ihr Gemächt mit allem zu füllen, was eine längliche Ausdehnung aufweist. Klingt sinnfrei, wird aber so vertreten.

Seltsam ist, dass Liebe und Geschlechtsverkehr miteinander gleichgesetzt werden, obwohl die Voraussetzung, dass beides zusammenfällt (nämlich die auf lebenslange Treue angelegte Verbindung von Mann und Frau), oft gar nicht mehr vorliegt – man also in der Lage sein sollte, eine Unterscheidung der Begriffe zu treffen –, während für die Neusprech-Version von „sexueller Selbstbestimmung“ eine „praktische Unterscheidung zwischen den sexuellen Gewohnheiten und den biologischen Folgen“ [gemeint ist die Geburt eines Kindes] eingeführt wird, die durch Verhütung und Abtreibung erreicht werde (für ganz Harte: hier gucken).

Diese Sichtweise macht sich auch der Ethikrat zu eigen:

„Und das genetische Risiko solcher Verbindungen [zwischen Geschwistern] unterscheidet sich nicht grundsätzlich von dem, das von Erbkrankheiten belastete Paare zu tragen haben. Die pränatale Diagnostik kann hier gegebenenfalls die nötige Entscheidungshilfe liefern.“

Auf Deutsch: Geschwister können ruhig miteinander schlafen, denn das „Problem“ (ein mit hoher Wahrscheinlichkeit behindertes Kind) lässt sich ja durch Abtreibung „lösen“.
Ich bin üblicherweise nicht um Worte verlegen, hier aber müsste man davon so viele gebrauchen, um die verqueren Vorstellungen, die den Ethikrat zu seinen Voten befähigen, auch nur zu benennen, dass ich nicht sicher bin, ob meine Tastatur so lange hält. Am Ende liefe wohl manches wieder auf eine Variation des Themas „Begriffsverwirrung“ hinaus.
Man könnte den Eindruck gewinnen, dass sich die meisten erregten Diskussionen in Nichts auflösten, wenn sich jemand fände, der die Beteiligten mit einem tauglichen Wörterbuch beglücken wollte.

Die Ausnahme bildet möglicherweise eine erheblichere Schwierigkeit, die sich hinter der Floskel "abstraktes Schutzgut der Familie" verbirgt. Der Begriff Familie scheint im Neusprech nicht mit etwas verbunden zu sein, das einen seelischen Widerhall fände. Für den tragischen Einzelfall des sächsischen Paares, der den Hintergrund des Ethikrat-Votums abgab, bietet sich „Nachsicht in konkreten Situationen, die der Gesetzgeber nicht vorhersehen konnte“ (aristotelisch: Epikie) als Ausweg an. Aber wie man den Mitgliedern des Ethikrates das vermitteln soll, wovon eine Erfahrung anscheinend nicht vorhanden ist, muss an dieser Stelle offen bleiben. Vielleicht würde mehr erlebte Liebe (im alten Sinne) in einer Familie, die diesen Namen verdient, manchen vor der Flucht in eine heillose Geschlechtlichkeit bewahrt haben.

Sonntag, 28. September 2014

Englischer Realist schmeißt hin



Aus dem Dilemma von „Wasser predigen und Wein trinken“ gibt es zwei Wege, von denen derzeit besonders der „Wein für alle predigen“ beliebt ist, oder - um das Wort eines Vorreiters zu zitieren - „die hohen Erwartungen, die wir aneinander haben, wieder auf ein realistischeres Maß zu bringen“.
Ein englischer Realist (vulgo: „liberaler Bischof“), dessen heterodoxen Ansichten Rorate Caeli  im Einzelnen auflistet, hat jetzt seinen Rücktritt verkündet (quasi im Eilverfahren, ohne die Annahme des Rücktritts durch den Vatikan abzuwarten), weil er „seinem Versprechen als katholischer Priester untreu“ war.
In seiner Diözese – wird gesagt – sei man erleichtert: „wenigstens waren es keine Jünglinge oder Kinder, an denen er sich vergangen hat“. Puh, nur einige erwachsene Frauen, darunter eine anderweitig verheiratete Mutter.

Es wird unsere Oberhirten freuen, wie weit fortgeschritten unsere Mitbrüder und –schwestern in England schon sind im Bemühen, die Erwartungen an ihre Hirten auf ein „realistischeres Maß zu bringen“.

Der ausgeschiedene Bischof bittet in seinem Rundschreiben um das Gebet.
Na dann: „O mein Jesus, verzeih uns unsere Sünden! Bewahre uns vor dem Feuer der Hölle!
Führe alle Seelen in den Himmel, besonders jene, die deiner Barmherzigkeit am meisten bedürfen.“

Samstag, 27. September 2014

Holland im Quotenrausch

Ein Skandal erschüttert den niederländischen Telekomkonzern KPN
Der für Chancengleichheit zuständige KPN-Programmdirektor Jasper Rynders [hat] im Gespräch mit der Zeitschrift Intermediair … angeführt, die Anwerbung von Frauen für Spitzenpositionen sei auf Kosten hochqualifizierter Männer mit Migrationshintergrund gegangen. ...
KPN prüfe bei Stellenausschreibungen sorgfältig, ob geeignete Frauen unter den Bewerbern seien. Sein Unternehmen sei aber auch bemüht, den Anteil von Mitarbeitern mit Migrationshintergrund sowie von homosexuellen Frauen und Männern im Management zu erhöhen.
Da kann die Wirtschaft aber von der Politik noch richtig lernen – die müssen bei ihrer Personalsuche soviele Nebenbedingungen („Proporz“) einhalten, dass für einen gegebenen Posten schon aufgrund der Quoteneinschränkungen jeweils ohnehin nur maximal eine Person in Frage kommt, was eine Auswahl nach Qualifikation entbehrlich macht. Aber soweit in KPN noch lange nicht, denn Ryndery stellt fest, dass „die Frauen eigentlich den Männern gleichen, die schon da sind“ – nämlich alle berufserfahren und mit höherem Bildungsabschluss. – Das „sei angesichts der Veränderungen der niederländischen Gesellschaft ein ‚unerwünschter Nebeneffekt.’“
Da wird echt mal der Finger in die Wunde gelegt! Wann kommt die Quote für Kinder, Schulabbrecher und Minderleister in Führungspositionen?!?

Manchmal habe ich den Eindruck, dass wir mit den Problemen unserer heiligen Mutter Kirche noch ganz gut bedient sind

Wozu braucht man noch Priester?

Kritiker eine wahrgenommenen Katholikenverfolgung durch den Vatikan wiesen auf die große Zahl von Berufungen in den jüngst ihrer Köpfe beraubten glaubenszentrierten Orden und Diözesen hin.
Opponenten stellten daraufhin die These in den Raum, es handle sich dabei um von anderen Einrichtungen verschmähten Ausschuss wie Soziopathen, Alkoholiker oder Schwule.

Wenn diese These stimmte, scheint es unter den sich berufen Fühlenden deutlich mehr Ausschuß als Gutteile zu geben, was mich wundern würde, zumal man bisher noch nicht gehört hat, dass sich in den besonders progressiven Seminaren ausnahmslos ausgewählte Musterexemplare von Prunkstücken befinden. Aber möglicherweise ist dies nur ein Zeichen Wahrer Demut der dortigen Leiter, die nicht so hochmütig wie die entlassenen Traditionalisten mit ihren Zahlen protzen ...

Ich hätte da noch eine alternative Sichtweise anzubieten:
Nur mal angenommen, Quelle und Höhepunkt kirchlichen Lebens wäre die Danksagung für die unwandelbare Treue Gottes, der sich seiner Herrlichkeit entäußerte und demütig der niedrigste aller Menschen wurde, arm, verleumdet, verspottet, schmählich und qualvoll mit dem schändlichsten Tode hingerichtet, um den Menschen, der sich von Gottes überquellenden Liebe abgewendet hatte, aus seiner Verstrickung in vermeintliche Sachzwänge, Freizeitstress und Todesfurcht zu befreien, um diesen bösen und sündigen Menschen wieder offen zu machen für Gottes Barmherzigkeit, damit er aus der Zuwendung Gottes lebe, und das, was ihm in reichem, vollen, überfließenden Maße zuteil geworden ist, an seinen Nächsten weiterzureichen in die Lage versetzt werde ---
weiter angenommen, diese Eucharistie würde zum Lobe Gottes in würdiger Form mit frommer Andacht vollzogen, um das erlösende Opfer unter den Menschen zu vergegenwärtigen und ihnen das ihnen bestimmte Leben in Fülle zu schenken ---
würden sich dann nicht junge Männer finden, die es für wert hielten, auf alles, was das irdische Leben an vergänglichen Freuden (Reichtum, Macht, eigene Familie) zu bieten hat, zu verzichten, um sich ganz dem Dienst an dieser Eucharistie zu verpflichten?!

Wenn aber der Mensch mit seinen leiblichen Bedürfnissen im Zentrum der kirchlichen Bemühungen steht, weckt man in jungen Menschen, die das ernst nehmen, eher die Berufung zum Sozialarbeiter (die tun wenigstens was Nützliches), und in den anderen den Wunsch, die Messlatte tiefer zu hängen.

DBK am Abend



Manche Dinge lassen einen nicht sofort los, und so war ich noch in Gedanken bei Marx („Wenn ich Freiheit will, muss ich verschiedene Lebenswege akzeptieren und bunte Biografien“) und Ackermann („…fordert nämlich Bischöfe und Volk Gottes dazu auf, die hohen Erwartungen, die wir aneinander haben, wieder auf ein realistischeres Maß zu bringen.“)

Und ging ich zu wandeln vor dem Angesicht meines Gottes am Abend, und sprach zu mir König David um zu sagen (Ps 41,2.4-5):

Wohl dem, der sich des Schwachen annimmt; zur Zeit des Unheils wird der Herr ihn retten.
Auf dem Krankenbett wird der Herr ihn stärken; seine Krankheit verwandelst du in Kraft.
Ich sagte: Herr, sei mir gnädig, heile mich; denn ich habe gegen dich gesündigt.

Es ist gut, lese ich daraus, an die Peripherie zu gehen und sich der Schwachen anzunehmen. Nicht, um ihnen zu sagen, dass ihre Krankheit Gesundheit sei, sondern um ihnen einen Weg zur Heilung aufzuzeigen. Nicht, indem man ihnen ihren Sündenkatalog mit hochgerecktem Zeigefinger vorhält, sondern indem man ihnen Mut macht, sich dem Gott, der sich ihnen auch in ihrer Schwäche verlässlich zuwendet, anzuvertrauen, weil Gott sie unendlich (ohne je damit aufzuhören) liebt, und sie einzuladen, sich seiner Liebe zu öffnen.

Und der Apostel Paulus (Röm 15,1) ergänzte:

Wir müssen als die Starken die Schwäche derer tragen, die schwach sind, und dürfen nicht für uns selbst leben.

Werden wir nicht, fragen sich scheint’s manche, an Relevanz verlieren, wenn wir wenige sind und in der Öffentlichkeit nicht durch caritative Einrichtungen präsent sind? Das – so verstehe ich Paulus – also Selbstverliebtheit und Leben für eigenen Ruhm, ist nicht der Weg, sondern die Schwäche der Schwachen tragen, an ihren Krankheiten teilhaben, nicht, indem wir uns anstecken, sondern indem wir uns der Schwachen annehmen, wie schon David sagte, und ihnen den Weg zu Gott zeigen.

„Und wo bleiben wir dann“, würde Frau Simonis fragen. Und weiter sprach David (Ps 46), sich zur Frage der Kirchenaustritte, öffentlicher Anfeindung, interner Katholikenverfolgung wendend:

Gott ist uns Zuflucht und Stärke, ein bewährter Helfer in allen Nöten.
Darum fürchten wir uns nicht, wenn die Erde auch wankt, wenn Berge stürzen in die Tiefe des Meeres,
wenn seine Wasserwogen tosen und schäumen und vor seinem Ungestüm die Berge erzittern. Der Herr der Heerscharen ist mit uns, der Gott Jakobs ist unsre Burg. [Sela]
Die Wasser eines Stromes erquicken die Gottesstadt, des Höchsten heilige Wohnung.
Gott ist in ihrer Mitte, darum wird sie niemals wanken; Gott hilft ihr, wenn der Morgen anbricht.
Völker toben, Reiche wanken, es dröhnt sein Donner, da zerschmilzt die Erde.
Der Herr der Heerscharen ist mit uns, der Gott Jakobs ist unsre Burg. [Sela]
Kommt und schaut die Taten des Herrn, der Furchtbares vollbringt auf der Erde.
Er setzt den Kriegen ein Ende bis an die Grenzen der Erde; er zerbricht die Bogen, zerschlägt die Lanzen, im Feuer verbrennt er die Schilde.
«Lasst ab und erkennt, dass ich Gott bin, erhaben über die Völker, erhaben auf Erden.»
Der Herr der Heerscharen ist mit uns, der Gott Jakobs ist unsre Burg.

Nicht von menschlichen Änderungen an Gottes Wort hängen Wohl und Bestand der Kirche ab, sondern von Gott, der in ihrer Mitte ist. Man wünschte den Mitgliedern der DBK etwas mehr Gottvertrauen – und dass sie Gott mehr in unsere Mitte holen, wo das vielleicht etwas vernachlässigt worden ist.

Das Ergebnis, das Johannes daraus entstehen sieht (Offb 15,4):

Wer wird dich nicht fürchten, Herr, wer wird deinen Namen nicht preisen? Denn du allein bist heilig: Alle Völker kommen und beten dich an; denn deine gerechten Taten sind offenbar geworden.

Freitag, 26. September 2014

Franziskus-Effekt?

Im ersten Amtsjahr von Papst Franziskus erreichen die Kirchenaustrittszahlen einen historischen Höchstwert, der an die Zahl im Missbrauchsskandaljahr 2010 heranreicht, während ab Amtsantritt von Papst Benedikt die Zahlen niedrig wie lange nicht gewesen waren (vgl. Graphik im Welt-Artikel).

Marx begrüße die Tendenz, wie die Welt ihn interpretiert:
Die vielen Kirchenaustritte seien auch Folge der gesellschaftlichen Veränderungen, einer neuen "Freiheit, die eine Pluralisierung zur Folge habe – und das ist nicht von vornherein nur negativ!"
Und weil die Richtung so toll ist, soll mit Volldampf weitergemacht werden:
Marx zufolge könne "eine Mehrheit der deutschen Bischofskonferenz Kardinal Kasper gut folgen".
 Das findet auch den Beifall engagierter Katholiken:
Unerwarteten Zuspruch erhält der neue Vorsitzende der Bischofskonferenz von der ansonsten eher kritischen Laienbewegung "Wir sind Kirche". "Das ist ein Ton, der neu ist bei einem Vorsitzenden der deutschen Bischofskonferenz", sagte Sprecher 
Endlich wird dann das Problem mit dem widerspenstigen Kirchenvolk, das einfach nicht austreten will, gelöst:
Am Ende dieser Bischofskonferenz wird deutlich, dass die katholische Kirche in Deutschland einen liberaleren Kurs einschlägt und die Grabenkämpfe aus den Tagen des Pontifikats von Papst Benedikt beigelegt sind.
 Das waren noch Zeiten, als alle so mit Grabenkämpfen beschäftigt waren, dass kaum einer dazu kam auszutreten.

Ich weiß gar nicht, warum sich manche Leute Mühe geben, Satiren zu schreiben, wenn sie genauso gut Zeitung lesen könnten ...

Einstellungsfrage



Nachdem ich lange genug vergeblich versucht habe, den Stein des Anstoßes wiederzufinden, teile ich ohne Beweis mit:

Bei den Tagesgebeten gibt es einen gewissen Unterschied zwischen dem lateinischen Original, z.B.

„Wir, deine demütigen Diener, bitten dich, gütigster Gott, du wollest gnädigst gewähren, ...“

und der deutschen Messbuchversion

„Gott, mach …“

Man mag loben, dass die „Übersetzung“ kurz und präzise sei, inhaltlich das Gleiche wie der weitschweifigere Text aussage und besser „in unsere Zeit“ passe, allerdings will mir scheinen, dass irgendwo ein Stück weit sozusagen – also etwas verloren gegangen ist.

Erstaunlicherweise bin ich nicht der Erste, dem das aufgefallen ist, denn schon vor Längerem mahnte Kardinal Francis Arinze, seinerzeit Präfekt der Kongregation für die Gottesdienste und die Sakramentenordnung:

Die lateinische Liturgie drückt nicht nur Fakten aus, sondern auch Gefühle, Empfindungen beispielsweise angesichts der Transzendenz Gottes, seiner Herrlichkeit, seiner Barmherzigkeit und seiner unendlichen Liebe (s. Liturgiam Authenticam, 25). Ausdrücke wie “Te igitur, cementissime Pater”, “Supplices te rogamus”, “Propitius esto”, “veneremur cernui”, “Omnipotens et misericors Dominus”, “nos servi tui”, dürfen nicht durch eine ikonoklastische Übersetzung entleert oder demokratisiert werden.

Lasst uns also an unserer Einstellung arbeiten. In diesem Sinne:
Kommt, lasst uns niederfallen, uns vor ihm verneigen, lasst uns niederknien vor dem Herrn, unserm Schöpfer! Denn er ist unser Gott.

Donnerstag, 25. September 2014

Ackermann predigt



In der Schlussandacht zur Herbst-Vollversammlung hielt der Trierer Bischof Ackermann eine Predigt.

Vier Punkte möchte ich rausgreifen.

1. Es wird eine interessante Analyse vorgestellt, nachdem möglicherweise einige besondere Schwierigkeiten, unter denen die Deutsche Kirche leidet, nicht durch das Vaticanum II, sondern schon durch die Einführung der Kirchensteuer 1950 in Gang gesetzt wurden, weil sie die Aufgaben des Bischofs, der vorher durch Unterweisung und Sakramentenspendung Hirte seiner Diözese war, veränderte.

Nach dem Urteil des Historikers Damberg verschmelzen nun im Bischof „die Funktionen eines leitenden Seelsorgers, eines Verwaltungschefs und des öffentlichen Repräsentanten einer Großorganisation“. Und dieser darf seinen Blick nicht nur nach innen auf die Gläubigen richten, sondern soll sich auch um die Nicht-Gläubigen sorgen.
Die Aufgaben in der Verwaltung und in der Repräsentation gegenüber Nichtgläubigen fordern möglicherweise andere Charismen als die eines Hirten. Die Besessenheit von finanziellen Aspekten, die man anlässlich der Sakramentsverweigerung von Personen, die aus der Körperschaft öffentlichen Rechts austreten, aber in der Kirche Gottes bleiben wollten, oder im Nachgang zur Limburger Bautätigkeit mag eine Folge sein, oder dass die allererste Reform des gegenwärtigen Papstes die der Vaticanbank war.
Der Blick auf die Nicht-Gläubigen und das Bemühen um Anschlussfähigkeit und eine gute mediale Figur verwischt möglicherweise etwas die Klarheit der Unterweisung der Gläubigen, wie uns auch die bekannten Verwirrung um Interviews und Telefonate eines besonders herausragenden Bischofs immer wieder verdeutlichen.
Wenn der Historiker mit seiner Analyse Recht hat und die Kirchensteuer des Wurzels Übel ist, wäre das sehr erfreulich, weil sich dann eine einfache Lösung des Problems aufzeigte.

2.Punkt

Vor diesem Hintergrund fragt der Historiker, ob die schmerzlichen Prozesse, die wir in unserer deutschen Kirche derzeit erleben, nicht auch damit zusammenhängen, dass sich eine große Desillusionierung vollzieht. … Welche Konsequenzen sollen wir nun daraus ziehen? … Diese Antwort ist einfach und schwer zugleich: Sie fordert nämlich Bischöfe und Volk Gottes dazu auf, die hohen Erwartungen, die wir aneinander haben, wieder auf ein realistischeres Maß zu bringen.

Aua, sag ich mal. Hab ich nicht erst gestern gejammert, dass die Lösung für sämtliche Probleme im Niveaulimbo gesucht wird, wodurch doch gerade das Problem erst geschaffen wird. Nicht der Anspruch ist zu hoch (oder jedenfalls nicht mehr als zu vielen anderen Zeiten), sondern möglicherweise die Stelleninhaber ihm weniger gewachsen als dies in der Vergangenheit vielleicht der Fall war (jedenfalls fallen mir spontan nicht viele Beispiele zeitgenössischer Bischöfe ein, die ihre historischen Amtsbrüder an Heiligkeit weit überträfen).

3. Bei dem Absatz

... Grundbedingung für das Apostelamt hinzu. Sie lautet: Zeuge der Auferstehung sein. Richtiger müsste man wohl sagen: Zeuge des Auferstandenen zu sein. Niemand war ja Zeuge der Auferstehung selbst. Was die Osterzeugen bestätigen, ist dies: Jesus lebt und ist mir als Auferstandener begegnet. Sie bezeugen nicht so sehr einen Vorgang in der Geschichte, sondern vor allem die Gegenwart des lebendigen Christus!

würde ich gerne hoffen können, es sei lediglich gemeint, dass niemand direkt beim Vorgang der Auferstehung dabei war. Die Auferstehung als solche, die Tatsache, dass Jesus in der Geschichte gestorben ist, im Grabe lag, dann aber mit verklärtem Leib auferstanden und in den Himmel aufgefahren ist – so schwer sie auch mit begrenztem menschlichen Verstand erfasst und in die Welt, wie wir sie kennen, eingeordnet werden kann – wird der Herr Ackermann doch wohl nicht leugnen wollen, oder? Sonst möchte ich einmal die Lektüre von 1. Kor 15, 14 empfehlen.

4. Denn seine Gewissenserforschung

Setze ich mich treu und regelmäßig der Nähe des Wortes Jesu aus, auch dann, wenn es mir schon (allzu) bekannt, ja alltäglich, erscheint? Um die Botschaft Jesu tiefer zu erfassen, helfen uns auch die Glaubenszeugnisse derer, die im Laufe der Geschichte so wie wir das Wort gehört und in ihr Leben aufgenommen haben - angefangen von den Zwölf.

legt nahe, dass da ziemlich was im Argen liegt. Es wurmt mich schon seit Tagen die DBKliche „Pädagogik Jesu“, bei der Dinge, von denen ich nichts im ganzen NT finde, verkauft werden, zu denen aber das wörtliche Gegenteil als Worte Jesu im Evangelium überliefert ist.
Naja, wenn sich die Bischöfe in der Andacht noch mal daran erinnert haben, dass es sowas wie Worte Jesu gibt, ist ja vielleicht noch nicht alles verloren …

Bischof von Ciudad del Este abgeschossen

Randnotiz in einem Bericht über den Ex-Nuntius Wesolowski :
Der Papst geht weiterhin mit eiserner Hand gegen Kindermissbrauch vor. Franziskus hat die Entlassung von Bischof Rogelio Ricardo Livieres Plano von der Diözese Ciudad del Este in Paraguay beschlossen. Als Ersatz wurde Bischof Ricardo Jorge Valenzuela Rios ernannt. Livieres wird beschuldigt, Priester gedeckt zu haben, die sich in seiner Diözese des Kindesmissbrauchs schuldig gemacht haben. Der Bischof wird auch der Unterschlagung von Geldern beschuldigt, berichteten italienische Medien. Der Papst habe die Entlassung des Bischofs zum Abschluss "apostolischer Besuche" von Mitgliedern der Glaubenskongregation in der Diözese beschlossen, verlautete der Vatikan.
[Update: es scheint weniger um "Priester" und "in seiner Diözese" gegangen zu sein als um seinen Generalvikar, der wegen einschlägiger Vergehen von der SSPX und der Diözese Scranton entlassen (vom Vatikan aber nicht laisiert) worden war, in Ciudad del Este aber in Amt und Würden blieb und erst "Tage vor der Visitation" abgesetzt wurde. Alle Details hier]

Den ganzen Job in zehn Minuten erledigen



Hinter den blumigen Reden des Buches Hiob ist der rote Faden der Diskussion nur mit Mühe erkennbar, scheint aber – wenn man die Redebeiträge auf ihren argumentativen Kern reduziert – in seiner Aktualität umso überraschender hervor.
Als treuer Sohn der Kirche übe ich mich jetzt in völliger Selbstreferentialität und weise den potentiell interessierten Passanten darauf hin, dass verborgen unter einem nichtssagenden Titel und hinter einem wohl spaßig gemeinten Einleitungsabsatz der ganze Job in einem vorherigen Post zusammengefasst ist.

Mittwoch, 24. September 2014

Ist Ehe ein verzichtbares Bildungselitenprivileg?



Der jüngste Untergang des Abendlandes wird in der FAZ anlässlich von wahrgenommener umgreifender Verringerung von Sprachkompetenz und verbreitetem Analphabetismus ausgerufen, wobei für die Misere Reformfehler verantwortlich gemacht werden, die Absichten entstammen, die den vorgebrachten Gründen für die neue Barmherzigkeit so ähnlich sind, dass man einzelne Passagen aus dem Artikel fast unverändert zur Warnung der Kasper-Jünger zitieren kann:

Wenn etwas schwerfällt, bieten die Hirten Erleichterungen an. Doch wo alle Schwierigkeiten umgangen werden, herrscht die Praxis des Unglaubens. Verlernen wir die Ehe?
Es ist gespenstisch: Eine Mutter nutzt das Angebot der Gemeinde ihrer Tochter zu einem Tag der offenen Tür und nimmt interessiert an einer Wort-Gottes-Feier teil. Die junge, engagiert wirkende Gemeindereferentin spricht über Beziehungen, fragt, welche Beziehungen die Kinder kennen, schreibt die Beziehungarten, die ihr zugerufen werden, an eine Tafel. Und dann, die Mutter traut ihren Augen kaum, steht da, groß und deutlich: Verantwortungsgemeinschaft.
Und das Erstaunliche daran: Das war kein Fauxpas, keine einmalige Fehlleistung, wie sie vorkommen kann, sondern hatte System, war Konsequenz der Methode, mit der die junge Gemeindereferentin selbst Treue gelernt hatte: nach dem Gefühl! Treusein, wie man lustig ist, ohne dabei korrigiert zu werden - das könnte die Kinder traumatisieren -, wird schon seit geraumer Zeit praktiziert und zeitigt nun seine sichtbaren Erfolge: das Ende der Familie.
Die durch die unglückselige und misslungene Pastoralreform provozierte Unsicherheit und Gleichgültigkeit allen Fragen eines korrekten Miteinanders gegenüber wird durch eine Didaktik verstärkt, die den sakramentalen Charakter einer christlichen Ehe systematisch verkennt und bekämpft. Jeder, wie er will, und wer gar nicht will, kann am Ende weder lieben noch treusein.
Natürlich ist nach jeder Umfrage zur Kenntnis und Umsetzung der kirchlichen Lehre das Entsetzen groß, und der Ruf nach noch mehr Reformen wird lauter. Dass es gerade diese Forderungen und ihre Durchsetzung sind, die die Misere erst erzeugt haben, kommt auch den radikalsten Pastoralreformern nicht in den Sinn. Der Verdacht, dass man gezielt versucht, diesen Problemen zu entgehen, indem man die Niveaus neu definiert, für Schwächen euphemistische Umschreibungen findet und alles allen so einfach wie möglich macht, schleicht sich ein.
...
Der Eingang in das Reich der Ehe aber hatte seinen Preis: Erfordert war eine Disziplinierung der Sinne und des Körpers, wie sie keine andere Beziehung dem Menschen abverlangte.
...
Liebe und Treue sind keine Tätigkeiten, die man einmal lernt, jahrzehntelang brachliegen lassen und trotzdem bei jeder Gelegenheit reaktivieren kann. Wer nicht ständig liebt, verlernt das Lieben wieder.
Dass der Erwerb dieser Kompetenzen nicht jedem leichtfällt, ist kein Grund, das wahllose Kotieren zu einem Akt des Liebens und das Nacheinander von Lebensabschnittspartnerschaften zu einem Akt der Treue hochzustilisieren. Besser wäre es, all jene, die Schwierigkeiten beim Erwerb dieser Fähigkeiten haben, mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln zu unterstützen, damit sie wirklich lieben und treusein lernen.

Dienstag, 23. September 2014

Jesus Worte in den Mund legen



Eigentlich könnte man sich unter diesem Titel auch prima über die DBK-Sprachregelung von der „Pädagogik Jesu“ lustig machen, fällt mir gerade auf, aber eigentlich wollte ich nur meinem Hang zur Trivialtheologie und der Wiederholung von Altbekanntem durch eigene Worte frönen.

Falls noch jemand den Argumentationsfaden des Tagesevangeliums schwer nachvollzieht – das ist, was ich daraus höre:

Es geht mir doch nicht darum, mit den Gleichnissen etwas zu verbergen. Es stellt ja auch niemand ein Licht unter den Scheffel.
Sie sind auch nicht wirklich schwierig zu verstehen. Es gibt darin nichts Geheimes, was nicht bekannt werden wird.
Ihr müsst nur richtig zuhören. Wer Vertrauen zu mir hat, wird viel dazulernen. Wer aber meint, schon alles zu wissen, wird durch meine Worte bloß verwirrt werden.

Montag, 22. September 2014

Expertenrunde zu PB gegen SV fast live



In der Partie Pragmatische Barmherzigkeit gegen Strafe für Verstockte steht es nach einer frühen Führung für PB durch Kasper und einer furiosen Aufholjagd für den SV mit einem einem Fünferpack, gegen den Kasper mit etlichen weiteren Interviews gegenhalten konnte, inzwischen ungefähr 5:9. Der PB hofft auf eine starke Schlussphase nach der Einwechselung des Jokers Franziskus, doch was sagten unsere Experten?

AT berichtet:
Nach verweigerter Kommunionzulassung will der wiederverheiratete Geschiedene Hiob nur noch sterben, um seine Ruhe zu haben. Sein Freund Elifas erinnert daran, dass sein Leiden eine Folge seiner Sünde sei, und empfiehlt Hiob, seine Not vor Gott zu bringen.
Hiob aber hat keine Hoffnung mehr. Um sich Gott anvertrauen zu können, bräuchte er die Ermutigung seiner Freunde. Doch die enttäuschen ihn, denn Hiob kann keine Schuld bei sich entdecken; außerdem: was ginge das Gott an?
Bildad schließt aus der Strafe, dass Hiob wohl gesündigt haben müsse und rät, er solle Gott um Gnade bitten. Wenn er wirklich unschuldig sei, werde Gott ihm helfen; wer aber wer ohne Gott lebe, dem bleibe keine Hoffnung.
Hiob besteht darauf, schuldlos zu sein, aber Gott sei halt stärker und strafe unabhängig von Schuld. Aber warum sei der so grausam?
Zofar tadelt Hiob und wünscht, dass er erkenne, wie viel von seiner Schuld Gott ihm schon erlasse. Er soll sein Herz zu Gott wenden, nachdem er sein Unrecht bereinigt habe. Sein Leben werde sich dann in neuem Licht, mit neuer Hoffnung zeigen. Den Bösen aber bleibe nur die Verzweiflung, ihre einzige Hoffnung sei der Tod.
Hiob weist die Vorschläge brüsk zurück: niemand könne retten, was Gott verworfen hat. Außerdem habe er mit Gott, nicht mit seinen Freunden, zu richten. Warum richte der überhaupt, wo er doch wissen müsse, dass Menschen sündigen.
Elifas weist Hiob auf dessen mangelnde Gottesfurcht hin, weil er den Fehler bei Gott und nicht bei sich suche; Trotz gegen Gott sei ja schon Schuld.
Hiob bemitleidet sich, weil er sich verspottet fühlt, und wirft den Freunden vor, selbst nicht rein zu sein.
Bildad entgegnet, dass das nicht Thema sei, sondern dass ein böser Mensch, der nicht nach Gott frage, untergehe.
Hiob fühlt sich beleidigt, weil seine Freunde ihn nicht gegen Gott in Schutz sondern sein Leiden als Beweis der Schuld nehmen.
Zofar wird ärgerlich: es sei doch bekannt, dass die Freude der Bösen schnell vergeht. So sehe das Schicksal böser Menschen aus.
Hiob empört sich, weil es Böse gebe, die Gott nicht strafe und denen es bis zu ihrem Ende gut gehe.
Elifas mahnt ihn, doch in Gott nicht den Feind zu sehen, sondern zu ihm umzukehren, damit er ihn aufrichte. Wenn er das Unrecht unterlasse, werde Gott die Quelle seiner Freude. Auch den, der schuldig wurde, rette er.
Hiob möchte wissen, wo sich Gott befindet, um ihn vor Gericht zu bringen, damit er zugebe, dass ihm (Hiob) nicht vorzuwerfen sei. Doch Gott setze einfach durch, was ihm gefalle. Gott habe ihm alle Zuversicht genommen; weil er so mächtig sei, mache er ihm Angst. Aber vielleicht ist alles nur ein Trick? Wiegt Gott die anderen Sünder nur in Sicherheit, achtet aber genau auf ihre Taten?
Bildad stellt in den Raum, dass kein Mensch vor Gott gerecht sein könne.
Hiob spinnt seine Idee weiter: Gott ist groß und mächtig. Wenn er dem Bösen das Leben nimmt, hat der keine Hoffnung mehr. Wenn er in Not gerät und beten will, wird Gott auf seinen Hilfeschrei nicht achten. Er hätte immer bei Gott Freude suchen und zu ihm beten sollen, nicht erst jetzt!
Da kommt ihm noch ein Gedanke: Weisheit gebe es nur bei Gott; er teilte sie den Menschen mit und sprach: ‚Siehe, die Furcht des Herrn, das ist Weisheit, und das Böse meiden, das ist Einsicht.’
Hiob fängt sich wieder und kommt auf seine Lage zurück: Früher sei er von den Vornehmen geachtet worden, jetzt verspotte ihn selbst der Pöbel. Er schreie zu Gott, doch der höre ihn nicht. Wenn er Gutes unterlassen und Böses getan hätte, würde er Gottes Strafe akzeptieren. Jetzt aber wolle er, dass der Allmächtige ihm Rechenschaft gebe.

Da platzt einem jungen Mann aus der zweiten Reihe der Kragen. Er habe sich das lange genug angehört; Hiob liege falsch, weil er sich vor Gott für gerecht halte, die anderen, weil sie ihn nicht widerlegen könnten.
Gott pflege den sündigen Menschen durch Schmerzen zu mahnen; bete der dann zu Gott, so sei er ihm gnädig. Der Reuige könne sich freuen: ‚Gesündigt hatte ich und das Recht verkehrt; doch hat er mir nicht mit Gleichem vergolten, meine Seele erlöst vor dem Abstieg ins Grab, mein Leben darf schauen das Licht.’
Hiob aber sage: ‚Ich bin im Recht, doch Gott hat mir mein Recht entzogen.’ Damit lästere Hiob Gott, denn er sagte ja: ‚Es nützt dem Menschen nichts, dass er in Freundschaft lebt mit Gott.’
Aber nein, sagte der junge Mann, der Allmächtige beuge nicht das Recht. Gott richte auch die Mächtigen. Doch wenn er sich entschlösse, nichts zu tun, dann könne niemand ihn dafür verdammen, denn möglicherweise habe der Sünder ja bereut. Wolle Hiob etwa, dass Gott den Reuigen immer noch bestrafe, weil Hiob ihn ja bereits verurteilt habe? Ob denn Hiob allen Ernstes glaube, es sei richtig, dass er sich für gerechter halte als Gott?!
Zu Hiobs Frage, warum ihn Gott nicht höre, sagte der junge Mann: Mit seiner Sünde tue er Gott keinen Schaden, aber seine Mitmenschen litten unter seiner Bosheit. Die Menschen stöhnten, riefen laut um Hilfe, wenn sie sich von Mächtigen unterdrückt fühlten, doch keiner fragt nach Gott, nach seinem Schöpfer. ‚Um Hilfe schreien wir, doch Gott bleibt stumm, weil wir voll Bosheit und voll Hochmut sind.’
Der junge Mann – er hieß Elihu – mahnte Hiob: „Gott hat die Macht; als Richter urteilt er mit fester Klarheit. Er lässt die Unheilstifter nicht am Leben, den Unterdrückten aber schafft er Recht. Wenn Gott seine Treuen leiden lässt, dann zeigt er ihnen damit ihre Schuld, dass sie so stolz und überheblich waren. Für seine Warnung schärft er ihr Gehör, damit sie sich von allem Bösen trennen. Wenn sie gehorchen und sich unterwerfen, dann werden Glück und Freude sie begleiten. Gib Acht, dass du dich nicht zum Bösen wendest, auch wenn du das für besser hältst als leiden. Besinne dich auf Gottes große Macht! Er ist der beste Lehrer, den wir kennen. Vergiss nicht, ihm zu danken für sein Tun. Gott ist so groß, dass wir ihn nicht begreifen. Sieh, Hiob, die Schöpfung, betrachte aufmerksam die Wunder Gottes. Wir können niemals zum Allmächtigen hingelangen; er ist so mächtig, so gerecht und stark, zu keiner Zeit tritt er das Recht mit Füßen. Darum muss jeder Ehrfurcht vor ihm haben! Doch alle, die sich selbst für weise halten, die sieht er nicht, sie gelten nichts bei ihm.“

Und damit zurück ins Studio.

Bischöfe entdecken den Glauben wieder??



Entweder wurde die Webseite der DBK gehackt oder es geschehen noch Zeichen und Wunder.
Aus dem Eröffnungsreferat des Vorsitzenden:

Wir brauchen eine Ausrichtung auf Communio und Einigkeit hin. Es geht nicht um das Durchsetzen eigener Interessen, sondern um eine vom Geist Gottes angeleitete Einmütigkeit

Er zitiert sogar den Heiligen Vater Benedikt und entdeckt:

Wir müssen Begegnungen mit der Person Jesu ermöglichen.

und

Die Kirche muss den Glauben in die Mitte ihres Handelns stellen.

Bei so vielen Lichtblicken will ich gerne den Rest überlesen, auch wenn mir bei Manchem schon die Finger jucken ...

Erasmus-Umfrage zur Familiensynode



1. „Das EU-Programm Erasmus fördert Studienaufenthalte oder Praktika im Ausland. … In einer Studie hatte die EU-Kommission die Auswirkungen von Erasmus auf Job, Fähigkeiten und Leben der Teilnehmer untersucht.“
Offensichtlich wichtigstes Ergebnis (denn es ist das einzige, das der Focus mitteilt): die Teilnehmer finden im Ausland die Große Liebe und machen Babies (wobei das mit den Babies von den Umfrageauswertern nur geschätzt ist).
Da arbeitet doch mal eine große Einrichtung wenig selbstbezogen und bewertet den Erfolg ihrer Maßnahmen nicht nach der Zielsetzung, sondern nimmt das Hier und Jetzt der Menschen in den Blick.

2. Der letzte Halbsatz ist nicht selbst ausgedacht, sondern aus einem Bericht über die jüngste Bloggertagung geklaut, wo man lernen kann:

Die provokante Aufforderung an die Blogger im Hinblick auf das Missionspotenzial der Blogoezese: Weniger selbstreferentiell, weniger kirchenzentriert schreiben, neben der Frage nach der Erlösung das Hier und Jetzt der Menschen in den Blick nehmen.

3. Beide Informationen freiassoziativ verknüpfend sehe ich erhebliches Optimierungspotential für zukünftige Umfagen zur Vorbereitung von Bischofssynoden. Man sollte mehr an den wirklichen Bedürfnissen der Menschen entlang fragen, z.B. wie viele Leute ihren Partner bei kirchlichen Veranstaltungen getroffen haben. Eine intensive Recherche (nach „partner in kirche kennenlernen“ bei google mit 5670 Tausend Treffern) lässt mich vermuten, dass wir gute Chancen hätten, sogar die EU an Werbewirksamkeit zu übertreffen.

Sonntag, 21. September 2014

Eher pragmatisch als dogmenzentriert



Der mutmaßlich neue Erzbischof von Chicago Blase Cupich scheint in der amerikanischen Blogosphere nicht sonderlich hoch im Kurs zu stehen, denn die freundlichsten Worte, die über ihm zu lesen waren, sind die im Titel wiedergegebenen. Er ist also mehr auf Handeln als auf Glaubensweitergabe ausgerichtet, wenn ich richtig interpretiere.

Den Gegensatz kann ich nicht nachvollziehen. Bekanntlich ist nichts praktischer als eine gute Theorie, während das Ich-geh-mal-in-die-Werkstatt-und-gucke-wie-es-gehen-könnte, das mein Opa als „praktizieren“ bezeichnete, in den meisten Fällen eher als Herumwursteln anzusprechen sein dürfte. Aus Erfahrung klug hat sich mein Opa vor dem Praktizieren immer ein paar Keilchen geschnitzt, um dann hier mal was dazwischen zu schieben und dort mal was zu recht zu biegen: was nicht passt wird passend gemacht. Ähnlich scheinen sich einige „pragmatische“ Bischöfe vor dem Lehren ein paar Barmherzigkeitchen bereit zu legen. Ich bin aber nicht sicher, ob das, was als Behelf für den bäuerlichen Betrieb funktioniert, ebenso zur Verkündigung des Evangeliums geeignet ist.

Anders beschreibt jedenfalls Paulus seine Tätigkeit (Kol 1, 28): Christus verkünden wir euch, und sprechen dabei jeden Menschen an Herz und Geist an, damit jeder Mensch vollkommen werde durch Christus.
Was da passend (oder genau nicht so, sondern „vollkommen“) gemacht werden soll, ist nicht das Evangelium, sondern der Adressat.
Paulus fährt fort: Dafür mühe ich mich, strenge mich an entsprechend seiner Energie, die in mir wirkt mit Macht.
Glaube ist nicht etwas dem Handeln entgegengesetztes, sondern seine Kraftquelle und Mitte. Pragmatismus ohne Christus, ohne Glauben ist quasi ein Donut.

Pragmatisch ist auch, die Dinge selbst zu erledigen, wie jeder weiß, dessen Kinder ihm mal bei etwas „helfen“ wollten. Es ist viel aufwendiger, Kindern beizubringen, wie etwas gemacht wird; aber es ist halt Aufgabe der Eltern, ihre Kinder zu befähigen. Genauso mag es einem Bischof, der Relevanz durch messbare Ergebnisse erzeugen möchte, einfacher erscheinen, das Gute Werk zu organisieren und caritative Einrichtungen zu unterhalten. Eher aber hatte ich als Aufgabe der Bischöfe verstanden, den Glauben zu stärken, in den Gläubigen den Geist Gottes zu wecken, und als Aufgabe der Laien, die Dinge in der Welt erledigt zu bekommen. Pathetisch: die Geweihten halten das Feuer am Brennen, an dem die Laien ihre Lampen anzünden, um das Licht in die Welt zu bringen

Die in der Bewertung des Neubischofs enthaltene Entgegensetzung kann ich mir nur so erklären, dass manche die Erfahrung gemacht haben, dass Tradition als Weiterreichen der Asche statt des Feuers betrieben wird. Aber das Gegenteil von falsch ist (außerhalb der formalen Logik) nicht automatisch richtig.

Gremienkatholikin und Hiob



Zur Amtseinführung von Kardinal Woelki als Kölner Erzbischof äußerten sich mehrere Personen, meist mit Hinblick auf die würdige Feier und guten Wünschen für sein Schaffen. Es sprach aber auch Bärbel Mockenhaupt (Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands Diözesanverband Köln) - beim Wort "Wünsche" gleich an sich selbst denkend und ihr Mantra abspulend - und sagte:

"Wir wünschen uns von dem neuen Erzbischof eine gerechte Teilhabe der Frauen an der Kirche. Wir sind im Bistum eine große Macht, wir sind 65.000 Frauen und bundesweit 650.000 Frauen, die möchten gehört werden. Die Frauen sind diejenigen, die die Christen von morgen erziehen- Ihnen sollte man ein Wort in der Kirche geben. Es gibt viel zu tun und die Frauen haben viele Talente. Der Erzbischof hat von den Talenten gesprochen, die jeder einbringen soll und die Frauen haben viele Talente, die sie gerne einbringen, wenn man sie lässt. Zum Beispiel kämpfen wir ja auch für die Zulassung der wiederverheirateten Geschiedenen zu den Sakramenten, schon seit Jahren, wurden aber immer wieder zurückgepfiffen. Wir haben die Hoffnung, dass es unter dem neuen Kardinal etwas freier wird und wir mit unseren Forderungen ein bisschen mehr Gehör finden.“

Nun geht es ja im Evangelium bekanntlich darum, Macht in der Kirche zu verteilen (z.B. Mt 20,20f: „Dann trat die Mutter der Söhne des Zebedäus mit ihren Söhnen zu ihm und warf sich nieder und wollte etwas von ihm erbitten. Er aber sprach zu ihr: Was willst du? Sie sagt zu ihm: Bestimme, dass diese meine zwei Söhne einer zu deiner Rechten und einer zu deiner Linken sitzen mögen in deinem Reich.“) und mit „Talente einbringen“ ist selbstverständlich „Forderungen zu Handlungen gegen die Lehre der Kirche stellen in Angelegenheiten, die der Erzbischof gar nicht zu entscheiden hat“ gemeint.

Da kann man echt nur noch Hiob 2,10 zitieren: Du redest, wie die törichten Frauen reden.

Ich rede und versteh mich nicht



Wenn es samstagabends gelegentlich vorkommt, dass ich den Worten meines Mundes nicht folgen kann, muss das nicht am Alkohol liegen.
Nun war selbst dem Heilige Vater Benedikt der Psalm 141 „schwer verständlich“, weshalb es nicht wundern muss, dass ich völlig ins Schwimmen gerate, aber ein Versuch unter Zuziehung etlicher Übersetzung und besonderer Beachtung der Nova Vulgata sähe so aus:

1        HERR, dich rief ich an, - beachte mich doch,
hör an meine Stimme beim Rufen nach dir!
2        Gebracht sei mein Beten wie Weihrauch vor dich,
der Hände Erheben als Opfer zur Nacht.
3        Stell, HERR, einen Wachtposten vor meinen Mund,
das Tor meiner Lippen beobachte du.
4        Vor schändlicher Neigung bewahre mein Herz,
vor schlechter Gewohnheit aus Leichtfertigkeit
zusammen mit Männern, die Boshaftes tun -
ich will nicht essen von solch’ Leckerei.
5        „Selbst Schläge des Frommen sind Sanftmut und Gunst,
sein Tadel und Rüffel wie Salböl aufs Haupt.“
Nicht weiche mein Haupt vor dem Salböl zurück;
für sie will ich beten in ihrer Not.
6        Gestürzt in die steinharte Hand des Gerichts,
werden sie sehen, wie sanft mein Joch ist.
7        So nahe der Unterwelt ist unser Leib,
als sollten die Knochen schon pflügen das Land.
8        Auf dich, HERR, mein Herr, jedoch blicket mein Aug’,
ich barg mich bei dir; gib mein Leben nicht preis.
9        Bewahr mich vorm Netz, das sie legten für mich,
vorm Stellholz der Menschen, die Boshaftes tun.
10    Zwar werden die Frevler selbst stürzen hinein,
doch mich lass vorbeigehen an ihrem Loch.

Samstag, 20. September 2014

Qualis salus infra ecclesiam


Zuletzt falle ich etwas in schweigsame Unsicherheit angesichts der heute gelesenen Ermahnung zur Folgsamkeit gegen die Hirten einerseits und der präsynodalen Kriegsmeldungen andererseits.
Welchem Hirten soll ich denn nun gerade folgen, und wie verändern sich ewige Wahrheiten bei Umzug oder zu Ende gehender Sedisvakanz?
Eine echt harte Nuss ist nun das Elternhaus meines Vaters, das Anteil an zwei Diözesen hat, deren Oberhäupter das Spektrum der oberhirtlichen Sichtweisen einigermaßen abdecken, besonders an dessen Enden. Was tut man da, wenn was in der Küche Sünde ist im Wohnzimmer als Ausdruck kirchlicher Vielfalt angesehen wird? Kann man da wählen, so dass man am Wochenende eher fromm und werkstags eher barmherzig ist?
Ich persönlich hätte ja kein Problem damit, die Bibel aufzuschlagen und mir selbst eine Meinung zu bilden, aber bin ich dann noch katholisch oder schon Protestant?

Die gerade genossene vorabendliche Homilie ist mir da auch keine Hilfe: nach einigen Sprichwörten über Geld (irgendwas mit Mark und Pfennig – war scheint’s eine recycelte Predigt) wurden Teile des Evangeliums und dann auch noch die zweite Lesung in tuto wiederholt, und dann war die Zeit auch schon rum. Da kann man schon Mitleid mit mir bekommen, denn ich war wie ein Schaf, das ohne Hirt ist ...

Freitag, 19. September 2014

Nicht in der Schule lernen wir, ...

Du weißt, dass du in interessanten Zeiten lebst, wenn ein Screenshot von den Spiegel-Schulthemen so aussieht:


Basta-Paule und der präsynodale Krieg

Nachdem der Apostel Paulus in der Frage, wer im Gottesdienst eine Kopfbedeckung tragen muss und wer es nicht darf, einige haarige Argumente vorgebracht hat, beendet er die Diskussion mit: Und wer jetzt noch was dazu sagen will, der ist wohl streitsüchtig; das ist aber nicht die Art, wie ich oder wer sonst zur Kirche gehören will in solchen Angelegenheiten verfahren. (1 Kor 1, 16; in ziemlich eigenen Worten wiedergegeben)

Während ich mit dem letztlich geübten Ansatz, bei Unzufriedenheit mit Stellen aus den Paulinischen Briefen zunächst mal zu prüfen, ob die vorliegende Übersetzung Wortlaut und Anliegen des Verfassers überhaupt korrekt wiedergibt, den Graben, den sich zwischen paulinischem und hiereigenen Verständnis aufgetan zu haben ich glaubte, weitgehend überbrücken konnte, stockte ich gestern ziemlich, als ich außerhalb jeder Leseordnung (quasi versehentlich) auf oben angeführten Vers stieß, weil die Entschiedenheit, mit der nach dem eigenen Beitrag Diskussionsenden eingefordert werden, nach meiner unmaßgeblichen Lebenserfahrung streng positiv mit der Schwäche der vorgebrachten Argumente korrelieren, und ich dieses Vorgehen eher für einen in verdrehter Eigenliebe wurzelnden Fehler als für eine geschickte Debattenstrategie zu halten geneigt bin.

Die nach der Bereinigung um Übersetzungsartefakte verbleibenden Diskrepanzen zwischen Paulus und mir kriegen wir meist durch Verweis auf zeitbedingte Umstände geklärt. An dieser Stelle scheint das aber nicht zu funktionieren.

Bei der gesteigerten Aufregung in Erwartung der bevorstehenden Außerordentlichen Synode scheinen die einen die Debatte schon vor Beginn mit dem Hinweis auf die Wahrheit und den Umstand, dass alle relevanten Fragen im Laufe der letzten 2000 Jahre schon hinreichend beantwortet wurden, beenden zu wollen, während die anderen im Hinblick auf die bereits erfolgte Klärung des zu erzielenden Synoden-Ergebnisses durch das Impulsreferat zur Erfindung der Barmherzigkeit, in welchem „ich und der Papst“ (sinngemäß zitiert) schon alles gesagt haben, die weitere Diskussion ab diesem Punkt für entbehrlich halten. Das Paulinische Basta-Prinzip scheint also auch in gegenwärtigen Kirchenführerkreisen noch im Schwange und in regem Gebrauch zu sein.

Man mag einwenden, dass der Ton der Kontroverse durch die mediale Engführung auf das thematische Randgebiet der Kommunionszulassung wiederverheirateter Geschiedener von außen in die kirchliche Suche nach pastoralen Lösungen hereingetragen wurde, womit aber nicht erklärt wäre, warum man sich derart der Welt angleicht.

Etwas vermisse ich in den veröffentlichten Beiträgen das Hören auf eventuell berechtigte Anliegen der Opponenten, das auf dem Unterstellen eines guten Willens bei unterschiedlichen Ansichten beruhen könnte. Zwar ist meine Wahrnehmung beeinträchtigt durch die Mittelbarkeit der Information, die durch die Überträger in die ihnen eigene Begrifflichkeit gefasst wird, so dass die Darstellung der Standpunktklärung im Vorfeld der Synode stark in für politische Streitigkeiten geeignete Kategorien gepresst wird, was möglicherweise dem bischöflichen Ringen um die Vereinigung von Wahrheit und Barmherzigkeit nicht gerecht wird. Ich wünschte aber, Akteure und interessierte Vermittler (d.h. z.B. jene, die nicht bloß berichten, sondern eine eigene Sichtweise einfließen lassen wollen) würden sich so verhalten, dass die Liebe Gottes, die ausgegossen ist in ihre Herzen durch den Heiligen Geist, sichtbarer würden.

Donnerstag, 18. September 2014

Forscher: Wesen Gottes enthüllt

Am Tag meiner Not suche ich den Herrn; unablässig erhebe ich nachts meine Hände … Mein Herz grübelt bei Nacht, ich sinne nach, es forscht mein Geist. (Ps 77, 3ab.7)

Besondere Situationen erfordern besondere Maßnahmen, und so wundert es nicht, dass Mose, als er mit den Gesetzestafeln vom Sinai herabkam und das Volk um das goldene Kalb tanzen fand, Gott selbst fragte: Wer bist du wirklich, was macht dich im Innersten aus? „Zeige mir doch dein Herrlichkeit“ (Ex 33, 18).
Da ging der Herr an Mose vorüber und rief (Ex 34, 6):
"Der HERR, der HERR, Gott: barmherzig und gnädig, langmütig und reich an Huld und Treue“.
Zeitgenössische Schriftgelehrte weisen darauf hin, dass die Passage von Sprache und Theologie eher in die Prophetenzeit passt und wohl nachträglich in Exodus eingefügt wurde, andere halten sie für kultischen Ursprungs, wieder andere finden, sie passt eigentlich ganz zu Israels erstem Ungehorsam und Gottes Urteil. Klar ist aber jedenfalls, dass dieser Abschnitt einer der wichtigsten theologischen Texte in der Schrift ist, weil es die einzige Stelle ist, an der Gott sich tatsächlich selbst über eine Aufzählung seiner Eigenschaften beschreibt, weshalb sie im Alten Testament oft wiederholt wird (Num 14:18; Neh 9:17; Ps 103:8, 17; 145:8; Jer 32:18-19; Joel 2:13; Jon 4:2) oder ihren Widerhall findet (Dtn 5:9f, 1 Kön 3:6, Klgl 3:32, Dan 9:4, …) (sagt J. Carl Larney in Bibliotheca Sacra 158 (2001) 36-51)

Die akademische Diskussion tut m.E. der Bedeutung der Selbstoffenbarung Gottes keinen Abbruch, anders als das einheitsübersetzte „Huld und Treue“, das in meinen Ohren ziemlich nichtssagend ist, so dass ich fast ein Leben lang ignorieren konnte, dass hier Wichtiges gesagt wird.

Die beiden hebräischen Wörter bedeuten (je nach Wörterbuch, das man zu Rate zieht)

a) Loyalität, Treue, Güte, Huld, Gunst, Frömmigkeit, Gnade, Sanftmut, Erbarmen, faithfull kindness, in der LXX in Genesis Gerechtigkeit, in Jes 40,6 Herrlichkeit (Einheitsübersetzung: Anmut)); in Jer 2,2 wird es mit bräutlicher Liebe parallel gesetzt, in Sach 7,9 mit Mitleid/Barmherzigkeit

b) Festigkeit, Zuverlässigkeit, Beständigkeit, Treue, Wahrheit;

Ich würde vermuten wollen, dasselbe Konzept meint Paulus, wenn er von „Gnade und Wahrheit“ schreibt (obwohl er ein griechisches Wort verwendet, das in der LXX nicht vorkommt), oder Bischof Oster, wenn er festhält: „Jesus ist in Person die Versöhnung von Wahrheit und Liebe, von Gerechtigkeit und Barmherzigkeit“. Nicht unmöglich, dass er da bei St. Bernard gespinxt hat, der zu Ps 85, 11 (Barmherzigkeit und Wahrheit [EÜ: Huld und Treue] begegnen einander) kommentiert:
Wollte die Barmherzigkeit nicht der Wahrheit begegnen, so wäre sie keine Barmherzigkeit (misericordia), sondern Erbärmlichkeit (miseria – Elend, Jammer, peinliche Ängstlichkeit); wollte die Wahrheit nicht dem Erbarmen begegnen, so wäre sie keine Wahrheit (veritas), sondern Härte (severitas).
Mutig auf ganz dünnes Eis schlitternd würde ich für den Hausgebrauch die beiden Wörter mit „Zuwendung und Verlässlichkeit“ wiedergeben - Zuwendung als das Absehen von sich und das In-den-Blick-Nehmen des anderen, Verlässlichkeit als das Feststehen zur eigenen Wahrheit, zu der ein für alle Mal gegebenen Zusage.

Daraus leiten sich die anderen Attribute ab:
- weil Gott sich uns Sündern verlässlich zuwendet, finden wir, wenn wir zu ihm zurückkehren, seine offenen Arme – er ist barmherzig.
- er schenkt uns seine Zuwendung ungeschuldet, ohne dass wir sie verdient hätten – er ist gnädig.
- seine Verlässlichkeit ist unbegrenzt; er straft nicht sofort, denn er will den Tod des Sünders nicht, sondern dass er sich bekehre und lebe; er lässt uns ein Leben lang Zeit zur Umkehr – er ist langmütig.

Wie „Festigkeit zur gegebenen Zusage“ und „Absehen von sich selbst“ zusammengehören, zeigen die Propheten, die den Abfall Israels mit Ehebruch vergleichen, und die Treue Gottes mit einem Mann, der dem ungetreuen Weib hinterherläuft – die Treue Gottes geht bis zur Selbstverleugnung.

Wie aber hängt das mit der abschließenden Selbstoffenbarung Gottes in Tod und Auferstehung Jesu zusammen, der sagt: Lernt von mir, denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig?
Antwort auf diese und viele weitere Fragen gleich nebenan, wo es heißt:
Ich verkündige euch das Geheimnis Gottes, das seit ewigen Zeiten und Generationen verborgen war, jetzt aber seinen Heiligen offenbart wurde.

Fröhliche Identität

In den amerikanischen Blogs kocht derzeit die Diskussion um Kardinal Dolans Blog Post, worin er rechtfertigt, als Großmarschall der Parade zum St. Patrickstag zu fungieren, obwohl der Zugausschuss die Teilnahme einer Schwulengruppe zugelassen hat, weil ihm versichert wurde, die Gruppe werbe nicht für eine Praxis, sondern stelle nur ihre Identität da.
To the point: the committee’s decision allows a group to publicize its identity, not promote actions contrary to the values of the Church
Viele Stimmen kritisieren, dass es wenig Sinn machen würde, eine Identität vor sich herzutragen, wenn man nicht vorhat, entsprechend zu leben. [Interessanter Hinweis übrigens für Personen mit christlicher Identität.]

In der Diskussion vermisse ich den Hinweis, dass die Definition der eigenen Identität üblicherweise nicht über Nebensächliches erfolgt; jedenfalls habe ich noch keine Gruppe gesehen, die ihre Verwachsene-Zehennägel-Identität mit vergleichbarer Intensität kundtut, obwohl ich fast sicher bin, dass es solche Leute gibt.
Eigentlich wäre zu erwarten, dass die eigene Identität, das, was mich im Innersten ausmacht, worin ich mir selbst gleich bleibe, durch das Wesentliche meines Selbst gegeben ist.

Nochmal Kardinal Dolan:
Catholic teaching is clear: “being Gay” is not a sin, nor contrary to God’s revealed morals. Homosexual actions are—as are any sexual relations outside of the lifelong, faithful, loving, lifegiving bond of a man and woman in marriage—a moral teaching grounded in the Bible, reflected in nature, and faithfully taught by the Church. 

Kann man also hoffen, dass die Identitätsgruppe lediglich ihre größte Versuchung als das bestimmende Element ihres Lebens, der zu widerstehen sie ihre ganze Kraft aufwendet, bekennt?

Es ist ein bisschen aus der Mode gekommen, seine Sünder-Identität öffentlich zu bekennen, weil ein Kyrie-Lied so viel weniger lästig ist. Eigentlich ist der Einsatz der fröhlichen Iren also vorbildlich.

Mittwoch, 17. September 2014

Frohe Botschaft vom drohenden Gericht

Nebenan wird die Frage
Wie kann Paulus darauf beharren, seine Verkündigung sei “frohe Botschaft”, wenn sie ziemlich unfroh von drohender Strafe zu handeln scheint?
in ihrer theologischen Komplexität abgehandelt.

Trivialtheologisch mit der Bibel in der Hand könnte man sagen:
Das Gericht ist Hoffnung für den Gerechten, weil es den Ruchlosen betrifft (vgl. Ps 1).
Im Volk Gottes ist daher die Erwartung des Gerichts zu „verstehen als einen Höhepunkt der Hoffnung auf die Rettung. Nach der Reinigung durch die Prüfungen und das Leid steht der Morgen einer neuen Ära bevor“, wie Papst JPII Ezekiel auslegte. Jesaja (Jes 4, 3-5) spricht vom „Kot abwaschen“ und „Blutschuld wegspülen“, so dass wer „noch übrig“ und „in das Verzeichnis derer, die am Leben bleiben sollen, eingetragen ist“, „heilig genannt werden wird“. „Dann kommt der Herr und über dem ganzen Gebiet des Berges Zion und seinen Festplätzen erscheint bei Tag eine Wolke und bei Nacht Rauch und eine strahlende Feuerflamme. Denn über allem liegt als Schutz und Schirm die Herrlichkeit des Herrn“.

Ehe ganz ganz light

In Kalifornien sollen die Studierenden demnächst vor dem Geschlechtsverkehr „Ja“ sagen müssen. Also nicht vor dem Traualtar, sondern irgendwie.
Hintergrund ist, dass die Studierenden derzeit dabei oft so betrunken sind, dass sie sich hinterher nicht mehr erinnern können, ob der Umgang überhaupt einvernehmlich war.
Es wird darauf hingewiesen, dass damit die Beweislast von einem vermeintlichen Missbrauchsopfer zum vermeintlichen Täter verschoben werde.

Hm, frage ich mich da, werden wohl eines Tages Party-Ausstattungs-Kombi-Packs angeboten werden, mit Kondom und Geschlechtsverkehrseinwilligungsformular? Wie soll man sich das praktisch vorstellen: mitten im wildesten Vorgang hält der Studierende plötzlich inne – nicht um nachzudenken, ob es überhaupt richtig ist, was es gerade tut, sondern um den Papierkram zu erledigen?! Die Idee ist so glänzend, dass ich mich frage, ob gerade jemand von den abgewählten Grünen-Ex-MdBs ein Praktikum in Kalifornien macht ...

Möglicherweise aber fahren demnächst auch Kleinbusse aus Kalifornien nach Dänemark, um den dortigen Landwirten ein kleines Zubrot zu verschaffen.

Innenansicht der AfD

In einem interessanten Artikel eines enttäuschten AfD-Mitglieds hat mich vor allem folgender Absatz nachdenklich gemacht:
Für mich persönlich ist nicht zuletzt die Einstellung zum Christentum innerhalb der AfD besonders beängstigend, und zwar nicht, wie man vielleicht meinen könnte, weil christliche Werte etwa überbetont würden. Für mich war das christliche Engagement einiger Führungspersönlichkeiten eine echte Motivation, in der Partei mitzuwirken. Doch auch hier hat der Kontrollverlust längst eingesetzt, die Basis hat leider ganz andere Ziele, möchte das Christliche am liebsten ganz aus unserem Land verbannen.
Wirklich erschreckend fand ich ein Zitat, das nicht – wie man meinen könnte – von progressiven Kirchenreformern stammt, obwohl gewisse Ähnlichkeiten nicht von der Hand zu weisen sind:
Das Christentum hat unveränderliche Grundsätze, die vor fast 2000 Jahren gesetzt und immer mehr zu wirklichkeitsfremden Dogmen erstarrt sind.
Es stammt – soviel Warnung muss sein - von einem „Reichsleiter Martin Bormann“ aus einem Loblied auf den Nationalsozialismus.