Mittwoch, 28. Januar 2015

Ja, aber die Autobahnen …

Papstversteher Marx hatte sich in der Amerikanischen Jesuitenzeitschrift geäußert, auf die ich seit einigen Tagen vergeblich zuzugreifen versuche, weshalb ich auf Sekundärquellen angewiesen bin, die aber gleichzeitig die Neugier auf die Fülle des Unsinns anstacheln.

Zum ersten vergleicht John Zuhlsdorf eine Passage aus Evangelii Gaudium
I prefer a Church which is bruised, hurting and dirty because it has been out on the streets, rather than a Church which is unhealthy from being confined and from clinging to its own security.

Mir ist eine „verbeulte“ Kirche, die verletzt und beschmutzt ist, weil sie auf die Straßen hinausgegangen ist, lieber, als eine Kirche, die aufgrund ihrer Verschlossenheit und ihrer Bequemlichkeit, sich an die eigenen Sicherheiten zu klammern, krank ist. (EG Nr. 49)
mit dem, was Marx daraus macht:
Francis uses a strong image: “I prefer a church which is bruised, hurting and dirty because it has been out on the streets,” rather than a church that is very clean and has the truth and everything necessary. The latter church does not help the people.

Franziskus gebraucht ein starkes Bild: „Mir ist eine verbeulte Kirche, die verletzt und beschmutzt ist, weil sie auf die Straßen hinausgegangen ist, lieber“, als eine Kirche, die sehr sauber ist und die Wahrheit und alles Notwendige hat. Eine solche Kirche hilft den Leuten nicht.
Nun ist offensichtlich „krank aus Verschlossenheit und Bequemlichkeit“ nicht exakt das gleiche wie „Wahrheit und alles [für das Heil?] Notwenige“ zu haben, und es stoßen sich ja viele daran, dass den gegenwärtigen Papst nur die Unklarheit seiner Äußerungen vor dem Verdacht, etwas geradewegs Falsches zu äußern, schützt – dass aber einer seiner liebsten Freunde ihn so missverstehen könnte, scheint doch unwahrscheinlich.

Aber auch so bleibt die Marxsche Schlussfolgerung „Wahrheit in der Kirche – wem könnte sowas nützen?“ --- zumindest sehr erstaunlich. Vielleicht können wir demnächst noch Marxsche Lehren zur Nutzlosigkeit von Wegen und Leben hören. Schließlich geht es in der Franziskischen Kirche nicht mehr darum, zum Vater zu kommen, sondern zu den Rändern.


Zum zweiten schreibt die Frankfurter Rundschau:

Über notorische Ehebrecher:
Manche sagten, solche Paare lebten in Sünde, bemerkt Marx gegenüber „America“, aber „man kann nicht sagen, dass jemand Tag für Tag in Sünde lebt. Das ist unmöglich“. Ebenso unmöglich sei es, den Betroffenen zu sagen, ihnen könne bis zu ihrem Tod nicht vergeben werden.
Möglicherweise unterschätzt der Kardinal ja die Potenz einiger Mitmenschen, aber auch ein Mörder muss nicht jeden Tag morden, um ein Mörder zu bleiben.
Aber was faselt der Mann über die Unmöglichkeit der Vergebung? Die Tür steht jedem offen: Umkehr, Wiedergutmachung, Beichte – alles supi. Vielleicht sollte der Kardinal mal Joga-Kurse oder Katechesen besuchen, von denen der gegenwärtige Papst zwar wenig hält, die dem Herrn Marx aber wenigstens ein paar elementare Grundlagen der kirchlichen Lehre vermitteln könnten.

Über Homosexuelle:
Wenn zwei Homosexuelle „einander treu sind, wenn sie sich für die Armen einsetzen, wenn sie arbeiten, dann ist es nicht möglich, zu sagen, ‚alles, was ihr tut, ist negativ, weil ihr homosexuell seid‘.“ Ein solch eindimensionaler Blick auf den Menschen sei unmöglich.
Eigentlich sollte ein Kardinal wissen, dass die Kirche Homosexuellen nicht sagt: „alles was ihr tut, ist negativ“, sondern eher etwa: „Lasst euch trotz eurer Neigung nicht zu sündigem Tun verleiten“. Aber mit der Wahrheit hat es Herr Marx, wie oben zitiert, ja eh nicht so, da kann man ja auch in der „Ja, aber die Autobahnen“-Manier das Gute suchen gehen.

Dienstag, 27. Januar 2015

Post-apologetischer Katholizismus

Aus der sonntäglichen Ansprache des gegenwärtigen Papstes greift Rorate caeli zwei Formulierungen heraus. Der Redner weise den „apologetischen Ansatz“, der in der Vergangenheit zu so vielen Streitigkeiten zwischen Christen geführt habe, zurück.

Die Definition „Apologetik … bezeichnet die Verteidigung einer (Welt-)Anschauung, insbesondere die wissenschaftliche Rechtfertigung von Glaubenslehrsätzen, und jenen Teilbereich der Theologie, in dem man sich mit der wissenschaftlich-rationalen Absicherung des Glaubens befasst.“ lässt sich durch einige Anekdoten veranschaulichen, die ein gewisser Matthäus freundlicherweise in seinem zwölften Kapitel zusammengestellt hat.

„Die christliche Einheit“, lehrt der gegenwärtige Papst weiter, „wird nicht die Frucht scharfsinniger theoretischer Diskussionen sein, bei denen jede Seite versucht, den anderen von der Stichhaltigkeit seiner Ansichten zu überzeugen“.

Hätte Jesus das rechtzeitig gewusst, hätte er sich das sparen können.

Aber der gegenwärtige Papst ist da weiter und scheint es eher mit Johannes zu halten, wo es heißt: „Warum rede ich überhaupt noch mit euch?“ und später „Warum versteht ihr nicht, was ich sage? Weil ihr nicht imstande seid, mein Wort zu hören.“ und schließlich „Wenn ich die Wahrheit sage, warum glaubt ihr mir nicht?“.

Wenn man eh nicht verstanden wird, braucht man auch keine theoretische Apologetik, klar.

Aber halt – was genau macht Jesus da die ganze Zeit eigentlich?

Montag, 26. Januar 2015

Wer ist gegen Pegida

Der Parteienforscher Walter hat Anti-Pegida-Demonstranten befragt und darüber schreibt im Spiegel

- Die meisten sind Kinder (Anteil der 16- bis 35-Jährigen rund 45 Prozent)
- Entsprechend sind sie Single und kinderlos (58 Prozent) sowie großteils noch in der Ausbildung. Nur 47 Prozent sind voll erwerbstätig.
- Die meisten sind konfessionslos (wie auch bei Pegida, übrigens)
- Sie kommen aus dem rot-grünen Spektrum (37 % Grüne, 15 % Linke, 25 % SPD)
- Wichtigste Aufgaben der Politik: Gleichstellung, Solidarität und Umverteilung
- freie Marktwirtschaft hat keine größere Relevanz für 97 Prozent!!
- „… Demgegenüber leuchtete der großen Mehrheit der Befragten keineswegs ein, dass Kinder eine Mutter und einen Vater haben sollten und dass Eigenverantwortung zu den wünschenswerten Bürgertugenden der Zukunft zu zählen habe.“

Maaan, sag ich da mal. Habe mich bisher nicht mit Pegida beschäftigt, aber wenn ich sehe, wer dagegen ist …

Dienstag, 20. Januar 2015

Alle sind eingeladen

In London war ein zur Geburtstagsfeier eingeladener Fünfjähriger unentschuldigt ferngeblieben, worauf die erboste Mutter des Geburtstagskindes den Eltern des Feierschwänzers eine Rechnung über die entstandenen Kosten schickte.

Abgesehen von Detailfragen, etwa ob durch eine einseitige Einladung ein bindender Vertrag zustande kommt oder ob die vorgeschriebene Form des Kindergeburtstagsteilnahmepflichtgesetzes eingehalten wurde, deutet sich hier doch eine neue Option in der Debatte um die „Kirchensteuer für alle“ an.

Bisher können die Sonntagsausschläfer sich ihres Beitrags zur christlich-abendländischen Kulturpflege durch Erklärung vor der einschlägigen Behörde entziehen, während regelmäßige Kirchgänger unter (zeitlicher und finanzieller) Doppelbelastung leiden. Sie beten und zahlen, und erlöst werden am Ende alle! Das ist wie bei der Rentenversicherung: die einen ziehen die Kinder groß, die den anderen (doppeltes Einkommen, keine Kinder) dann die Rente erarbeiten.

Wie nun, wenn die allgemeine Einladung zur Mitfeier der Messe in geeigneter Weise bekannt gemacht würde, und den Schwänzern die Rechnung zugeschickt? Am einfachsten wäre dies durch Postwurfsendung an alle Haushalte zu bewerkstelligen - und in der Kirche würden Rabattmarken ausgeteilt, die auf den Kostenbeiteiligungsbetrag angerechnet würden. Besonders andächtigen Betern könnte der Pastor oder die Gottesdienstleitende Gemeindeassistentin Fleißkärtchen mit Stern mit erhöhtem Nachlass austeilen. Das stimuliert bestimmt den Teilnehmeranteil.

Soviele Probleme, die so auf einmal gelöst werden könnten – wäre das nichts für unseren C9-Rats-DBK-Vorsteher?

Donnerstag, 15. Januar 2015

Papst befürwortet Gewalt

Heute wurde wieder ein Exempel für eine von der Lehre losgelöste Pastoral gegeben:

Der gegenwärtige Papst erkennt zwar an, dass man [theoretisch] nicht gewaltätig reagieren sollte, droht seinem Reisemarschall aber Prügel an, falls der seine Mutter beleidigen sollte. Und hält das für normal.

Und unter ausdrücklichem Bezug auf die Terrorakte von Paris (zu dem Reporter, der die Frage gestellt hatte: „you are French, right? Well, then, let's go Paris, let's speak clearly“) meint er (quasi schulterzuckend) wer sich über Religion lustig macht, provoziert, und dann passieren halt Dinge:
Because it is true that one should not react violently, but if Mr. Gasbarri [note: voyage planner, standing beside the pope], who is a great friend, says a swear word about my mother, he can expect to receive a punch! It's normal ... […]

There are so many people who speak ill of religions, who mock them, who play with the religion of others. They provoke...and it can happen that which could happen to Mr. Gasbarri if he said anything about my mother. There is a limit!
Immerhin weist er darauf hin, dass man nicht im Namen der Religion, also im Namen Gottes, töten solle.
Das ist wirklich empörend, dass die Attentäter auch noch „allahu akbar“ gerufen haben sollen, während sie (was ja menschlich irgendwie verständlich ist) zwölf Menschen erschossen haben.

Irgendwie hab ich mittlerweile den Eindruck, dass der gegenwärtige Papst nicht nur die Proritäten anders setzt, als ich das täte (würde der Kirche das Unglück widerfahren, mich zum Papst zu bekommen).

Mittwoch, 7. Januar 2015

Wir sind Kirchen und Binsenweisheiten

Wenn schon jeder hergelaufene Hansel sich einen „Wir sind Kirche“-Button aufpappen kann, muss der Vorsitzende der DBK natürlich noch einen draufpacken, und weil der Plural von Wir nicht gängig ist, bleibt nur das „Kirche“ übrig. So berichtet die Welt:
Marx hatte die Forderung der CSU zur schnelleren Abschiebung von abgelehnten Asylbewerbern zurückgewiesen. "Pauschale Lösungen lehnen wir als Kirchen ab, denn das Asylrecht ist bezogen auf den Einzelnen", sagte er.
Das ist halt der Vorteil, in einem großteils protestantischen Land zu einer Zeit, wo es leicht wie selten, päpstlicher als der Papst zu sein, ist, zu wohnen: denn der Papst kann nur für eine Kirche sprechen, Marx gleich für mehrere.

Da wurde aber scheint’s die Rechnung ohne den Laien gemacht:
Seehofer entgegnete, es sei eine "Binsenweisheit der christlichen Ethik", dass Solidarität und Gerechtigkeit zusammenhingen. Die Solidarität der Bevölkerung bleibe nur erhalten, "wenn die Flüchtlinge hierzulande und in Europa gerecht verteilt werden".
Nun würde ich die Offenbahrung, dass in Gott Barmherzigkeit und Gerechtigkeit eins sind, nicht „Binsenweisheit“ nennen, aber da gibt es einen Punkt für die Politik. Ob die konkrete Anwendung (quasi: sollen sich doch die anderen kümmern) hier allerdings korrekt gelungen ist, wage ich etwas zu bezweifeln.

Wenn es Herrn Marx allerdings nicht mehr reicht, unter der gelb-weißen Flagge zu segeln, sollte er sich beeilen, neue Farben zu benennen, denn den Wechsel von gelb zu magenta haben derzeit schon andere marginalisierte Möchtegernpolitiker für sich reklamiert ...

Montag, 5. Januar 2015

Alles wird gut

Soviel positive Nachrichten an einem Morgen:
  • In China greift das Christentum um sich: Christliche Unternehmer fördern in den Betrieben die christliche Kultur. So gebe es keine Saufgelage; Mätressen würden nicht geduldet.
  • In Ghana verteufeln die Bischöfe „Faulheit bei der Arbeit“ und „magische Flüche gegen Widersacher“.
  • Und der gegenwärtige Papst ist für „Harmonie mit sich selbst, mit der Natur und mit den anderen“.
Da ist man ja prima an den Rändern angekommen, denn auch „Gradido“ [klingt nur zufällig nach Gradualität] ist „Ein Weg zu weltweitem Wohlstand und Frieden in Harmonie mit der Natur“, der denkbar einfach ist: „Wenn wir im Einklang mit den Naturgesetzen handeln, werden wir weltweit Wohlstand und Frieden erleben.“

Erinnert mich irgendwie an einen Cartoon:
Treffen sich zwei verschlagen aussehende Hai-opeis.
„Hey du, hast du mal 'ne Kippe?!“
„Ey, rauchen unter Wasser ist gegen das Naturgesetz!“
„Ach komm, hab dich nicht so …“

Abgesehen von den praktischen Schwierigkeiten, nicht im „Einklang mit den Naturgesetzen“ zu handeln (wenn man nicht gerade auf magische Flüche zurückgreifen will), hab ich da noch einen (z.B. in der päpstlichen Predigt) nicht näher genannten Redner im Ohr, der meinte: „Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst.“

Das Wesen der Liebe macht eben aus, dass man von dem, was rechtlich sein Eigen ist, ablässt zum Wohle des Nächsten um Gottes Willen, wie in „wer sein Leben retten will, wird es verlieren; wer aber sein Leben um meinetwillen verliert, wird es gewinnen“. Klingt nicht exakt nach „Harmonie mit sich selbst“. Wobei letzteres aber wohl gesamtgesellschaftlich anschlussfähiger ist.

Aber wie schrieb gleich Petrus
Es gab aber auch falsche Propheten im Volk; so wird es auch bei euch falsche Lehrer geben. Sie werden verderbliche Irrlehren verbreiten und den Herrscher, der sie freigekauft hat, verleugnen; doch dadurch werden sie sich selbst bald ins Verderben stürzen.

Freitag, 2. Januar 2015

Regelmäßiger Messbesuch rettet Leben



Weil dem Pfarrer auffiel, dass eine sonst regelmäßig anwesende 81-Jährige in der Wochentagsmesse fehlte, alarmierte er Rettungskräfte, die tatsächlich die Seniorin in hilfloser Lage zuhause auffanden und ins Krankenhaus brachten, wie die Welt berichtet.
Ich bin zwar nicht sicher, dass der Pfarrer den Überblick behalten würde, wenn sich plötzlich mehr als die übliche Handvoll in den Kirchenbänken verlören, aber einen Versuch wäre es wert – strömt, Völker, strömt, zum Heil, zum Leben …