Dienstag, 22. Dezember 2015

Kasperiten exkommuniziert

In der dreizehnten Sitzung des Konzils von Trient, gehalten den 11. Oktober 1551, wurde u.a. der 11. Kanon beschlossen, welcher da lautet:
Wenn jemand sagt, der Glaube allein sei eine hinreichende Vorbereitung zum Genusse des heiligsten Altarsakraments, der sei im Bann. Und damit ein so großes Sakrament nicht unwürdig und somit zum Tode und zur Verdammnis genossen werde; so verordnet und erklärt dieser heilige Kirchenrat, dass diejenigen, welche im Gewissen mit einer Todsünde beschwert sind, so sehr sie sich auch für reuig halten mögen, wenn ein Beichtvater zu haben ist, notwendig zuerst eine sakramentale Beicht ablegen müssen. Wenn aber jemand sich vermessen sollte, das Gegenteil zu lehren, zu predigen oder hartnäckig zu behaupten oder auch in öffentlicher Unterredung zu verteidigen, der sei dadurch selbst exkommuniziert.
Ich selbst habe das erst gerade erfahren, aber sollte das im Episkopat nicht längst bekannt gewesen sein? Und welche Folgen hat das für mich, wenn mein Ortsbischof etwa betroffen wäre?

Freitag, 18. Dezember 2015

Hier stehe ich und irre mich

Kürzlich nannte ich die Aussage von Kardinal Marx zur Kirchensteuer, „dass mit dem Geld der Gläubigen auch das getan wird, wozu Kirche da ist: … unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ein Auskommen zu ermöglichen“ eine „neue Einsicht“.

Dann geschah folgendes:
  1. Dem Heiligen Josef wurde offenbart: Maria „wird einen Sohn gebären; ihm sollst du den Namen Jesus geben; denn er wird sein Volk von seinen Sünden erlösen.“
    Keine Rede von Besatzern, Ursupatoren, Unterdrückern oder Oberkönigen.
  2. Ich fragte mich, wie angesichts dessen die Erwartung eines politischen Messias’, der Israel zu seiner alten Macht und Größe führt, verbreitet sein konnte, und fand:
  3. Der aktuell viel gelesene Jesaja drohte den Völkern, die seinerzeit Israel unterjochten, den Zorn Gottes und angemessene Vernichtung an, worauf Israel wiedervereint und stark werde – was durchaus politisch misszuverstehen ist.
    Allerdings nennt er auch der Heiden Sünden, welche die Strafe herausfordern:
  •  den Hochmut des Assyrerkönigs, der seine militärischen Erfolge seiner Stärke und Klugheit zuschreibt statt sich als Werkzeug Gottes zur Bestrafungs Israels zu erkennen (Kapitel 10)
  • die Pracht der Vermessenen und der Machthaber Hochmut in Babel (Kapitel 13); die Tyrannenherrschaft und Ausbeutung der unterdrückten Völker durch den Babel-König, der sich auf dem Götterberg setzen und dem Höchsten gleichstellen will (Kapitel 14)
  • der Dünkel, Stolz und Übermut, das unwahre Geschwätz Moabs, das sich vergeblich auf seiner Opferhöhe abmüht (Kapitel 16)
  • die Altäre, Götterbilder, heiligen Bäume und Räucherschalen von Aram (Kapitel 17)
  • die Götzen, Zauberer, Toten- und Wahrsagegeister Ägyptens (Kapitel 19)
  • Tyrus, die reiche Handelsstadt, war „Nutznießer der Völker“, seine Händler wurden ohne eigene Mühen zu „den reichsten der Erde“. Und „der Herr der Heere hat es verhängt zu verunstalten jegliche stolze Zier, zu stürzen alle Reichen der Erde (Kapitel 23).
    Nun aber entgeht Tyrus der völligen Vernichtung, die den Großreichen, die sich nicht zum wahren Gott bekehren, angedroht ist; stattdessen wird die Stadt nach 70 Jahren „wieder ihren Dirnenlohn erhalten und mit allen Königreichen der Welt, die es auf Erden gibt, Unzucht treiben. Aber ihr Gewinn und ihr Dirnenlohn wird dem Herrn als heilige Gabe gehören. Er wird nicht angesammelt und gehortet, sondern wird denen, die vor dem Herr weilen, als reiche Nahrung und prächtige Kleidung dienen.“
Woraus ich lerne:
a) Kapitalistische Ausbeutung ist nur schlecht, wenn der Reichtum angesammelt und gehortet wird – ein Aspekt, der in den Enzykliken des gegenwärtigen Papstes leicht zu überlesen ist.
b) Geld stinkt nicht, wenn es „den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Kirche ein Auskommen zu ermöglichen“, für reiche Nahrung und prächtige Kleidung dient.
c) Wenn nun schon der Zweck der Heidenkapitalisten die Geldbeschaffung für die vor dem Herrn Weilenden ist, wie viel mehr dann der der Kirche.
d) Marx hat gar keine neue Einsicht formuliert – er kennt nur seinen Jesaja besser als ich.






Dienstag, 15. Dezember 2015

Wozu ist die Kirche da? Neue Einsichten auf katholisch.de

Auf katholisch.de sind gerade zwei „interessante“ Artikel zu finden, die neue Antworten auf alte Fragen liefern. Vorgestellt werden hier die Wahlmöglichkeiten zu „Wozu ist die Kirche da?“

a) Einkommen für die MitarbeiterInnen zu generieren
b) den Armen zu helfen
c) Treffpunkt für Kirchenferne zu sein
d) Sakrament der tiefen Vereinigung der Menschen mit Gott zu sein
e) Die Frage ist falsch gestellt; die Kirche sollte nicht rein aufgabenorientiert denken sondern auf Würde, Fragen, Engagement und Brüche des Einzelnen schauen
f) die Evangelisierung voranzutreiben


Dazu als Extra-Gimmik das Wer-hat’s-gesagt-Quiz.

Wenn Sie fertig gerätselt haben, hier sind die Antworten:

a, b, c und f) sind aus einem Interview mit Kardinal Marx, der zunächst erklärt, mit der Kirchensteuer werde finanziert, „wozu Kirche da ist: den Armen zu helfen, die Evangelisierung voranzutreiben, unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ein Auskommen zu ermöglichen.“, und später auf die Fragen nach den Fortschritten für die Kirche in 2015 antwortet: „Pfarreien haben entdeckt, dass sie für ihre ganze Kommune Kristallisationspunkte sein können, wo sich auch Leute treffen, die gar nicht so eng mit der Kirche verbunden sind. Sie haben neu gelernt, wozu Kirche auch da ist.“

e) kommt von der Trierer Diözesansynode, über die berichtet wird:
Die Kirche solle nicht mehr "rein aufgabenorientiert", sondern künftig "vom Einzelnen her denken", sein Charisma entdecken. Es gehe darum, "nicht mehr zu fragen: Passen die Menschen in die Kirche - und wenn sie nicht passen, werden sie passend gemacht -, sondern stärker auf den Einzelnen zu schauen, seine Würde, seine Fragen, sein Engagement, seine Brüche", erklärt der Bischof [Ackermann].
Nebenbei bemerkt: das Passendmachen wurde früher Umkehr genannt und ist genau das, worin das Kerygma Jesu zusammengefasst wird („Von da an begann Jesus zu verkünden: Kehrt um! Denn das Himmelreich ist nahe.“) Aber was schert eine Trierer Synode ein vor Jahrtausenden umhergezogener Wanderprediger und Blumenfreund („Seht die Lilien auf dem Feld“).

d) ist natürlich nicht von katholisch.de, sondern aus dem Katechismus der Katholischen Kirche (KKK 775), der in Anschluss an Lumen Gentium 1 lehrt:
Das erste Ziel der Kirche ist, das Sakrament der tiefen Vereinigung der Menschen mit Gott zu sein.
Das war vor Zeiten auch im deutschen Episkopat jedenfalls vereinzelt noch bekannt, denn im Hirtenbrief von Bischof Joachim Wanke zur österlichen Bußzeit 2005 unter dem Titel „Wozu Kirche gut ist“ wird ausgeführt: „Die Kirche ist dazu da, den Menschen den Weg zum Himmel zu zeigen“. Aber das ist so lange her, dass Prälat Imkamp kürzlich auf die Frage „Sind die Bischöfe ein Opfer dieses Denkens [„clerical correctness“], wenn sie sich um klare Aussagen herumdrücken?“ antwortet: „Ihre Frage setzt voraus, dass die Bischöfe wissen, was klare Lehre ist; das anzunehmen ist sehr nett von Ihnen.“

Sonntag, 13. Dezember 2015

Lesung zum Mitsingen

In meiner (spät)jugendlichen Begeisterung ließ ich mich vor einigen Jahren hinreißen, den Text der heutigen Tageslesung zu vertonen, welches Werk jedoch niemals einem Sangeskundigen unter die Augen kam, weshalb ich nicht wirklich weiß, was es taugt.

Falls es jemand einmal versuchen möchte, wäre ich natürlich froh, davon zu hören.

Der Text wäre:



Und die Melodien (Stimmen farblich unterschieden):





Freitag, 11. Dezember 2015

Lebenswirklichkeitsmagisterium auf den Pott gesetzt

In einer in ihrer Gänze lesenswerten Predigt sagt der römisch-katholische Bischof Schwaderlapp in einfachen Worten, wie es ist:
Widerspruch gehört zum Prophetendasein! Wundern wir uns nicht, dass dies auch heute der Fall ist. Es wird immer wieder davon gesprochen, dass es eine große Diskrepanz gibt zwischen der Lebenswirklichkeit der Menschen und dem, was die Kirche verkündet. Eigentlich ist das eine Binsenweisheit. Das Evangelium hat nicht den Sinn, Wirklichkeit zu beschreiben, sondern ist Prophetie, die verkündet, wohin es gehen soll. Wenn unsere Lebenswirklichkeit schon dem Evangelium entsprechen würde, dann hätte die Kirche ihren Auftrag erfüllt. … Im Vorfeld der Familiensynode gab es eine Umfrage, die zu Tage treten ließ, was wir längst wussten. Nämlich, dass die meisten jungen Paare, bevor sie heiraten, zusammenleben. Und dennoch bleibt wahr, was der heilige Papst Johannes Paul II. hier in Köln auf dem Butzweilerhof vor 35 Jahren gesagt hat: „Man kann nicht nur auf Probe leben, man kann nicht nur auf Probe lieben, man kann nicht nur auf Probe sterben, man kann nicht nur auf Probe und Zeit einen Menschen annehmen.“ … Liebe Schwestern und Brüder, halten wir an der Wahrheit fest und machen wir diese nicht an der Mehrheit fest. Zum prophetischen Dienst gehört auch das Ertragen von Widerspruch. Das ist nicht immer leicht. … Liebe Schwestern und Brüder, um es einmal drastisch zu formulieren: Wenn wir den Mut zum Widerspruch verlieren, dann verraten wir unsere prophetische Sendung! Halten wir Widerspruch aus, wie Johannes ihn ausgehalten hat. … Haben wir keine Angst vor Widerspruch. Wir sind nicht allein!
Man möchte fast die deutschkirchlichen Bischöfe beim Schwaderlapp in die Katechese schicken.

Donnerstag, 10. Dezember 2015

Jesus kommentiert Petersdom-Lichtspektakel

Die Anmerkung, die der Einheitsübersetzer dem Vers Mt 11,12 aus dem heutigen Evangelium beigibt, zeigt, dass eine korrekte Übersetzung zumindest erwogen wurde. Aber selbst wenn biazo (das nur ausnahmesweise und in dichterischer Freiheit z.B. von Homer aktivisch gebraucht wird, vgl. Pape) kein Deponens wäre, müsste das Himmelreich im Akkusativ stehen, um die Übersetzung 
bis heute wird dem Himmelreich Gewalt angetan
zu rechtfertigen.

So wie es aber steht, ist es eher:
Von den Tagen Johannes des Täufers bis jetzt setzt sich das Himmelreich mit Macht durch, und die Mächtigen instrumentalisieren es. Denn [so] haben es alle Propheten und das Gesetz bis zu Johannes dem Täufer vorhergesagt.
So wundert es nicht, dass im Jahr der Barmherzigkeit das (richtige) Anliegen der Umkehr und Buße, um sich der Barmherzigkeit Gottes zu öffenen, im Geschäftsbetrieb eher zu einer Darstellung der eigenen „Barmherzigkeit“ führt, so dass beispielsweise der „fliegende Start“ der katholischen Colleges in den USA darin besteht, die Studenten zu „10.000 netten Taten“ zu verpflichten, weil schließlich die Kunden in der Suppenküche manchmal mehr als ein Butterbrot „jemanden, der ihnen in die Augen sieht und nach ihrem Namen fragt“ benötigen. Da haben wir aber mal was richtig Gutes getan, mag man sich danach auf die Schulter klopfen.

Und in der Zentrale wird das mit Macht herandrängende Reich Gottes von der Weltbank ursupiert und für eine Diashow zur Klimakonferenzbeeinflussung mißbraucht. Cat content at its worst.

Aber wie flehte schon Jesaja:
Taut, ihr Himmel, von oben, ihr Wolken, lasst Gerechtigkeit regnen!


Mittwoch, 9. Dezember 2015

DBK will Sakramentenspendung an die Börse bringen

Durch die Nachricht aus dem Wirtschaftsteil
Yahoo wollte ursprünglich den milliardenschweren Anteil am chinesischen Online-Riesen Alibaba abstoßen und den Erlös an die Aktionäre ausschütten. Der Anteil wäre an der Börse einzeln fast genauso viel wert wie ganz Yahoo.
Nun stoppte der Internet-Konzern die seit Monaten vorbereitete Transaktion mit der Ausgliederung der Alibaba-Beteiligung. Jetzt solle geprüft werden, stattdessen das Internet-Kerngeschäft in eine neue Firma zu verlagern.
Der Aktienkurs legt nahe, dass die Anleger im Kerngeschäft des Internet-Dinos gar keinen Wert mehr sehen. Dennoch sollen mehrere Finanzinvestoren Interesse an dem Yahoo-Kern gezeigt haben.
inspiriert stellte die DBK fest,
  • dass in den (mehr oder weniger privatwirtschaftlich agierenden) sozialen Einrichtungen mehr Menschen arbeiten als Priester in der Seelsorge
  • dass der positive Teil des Images der Kirche aus diesen caritativen Aktivitäten herrühre und 
  • dass ein großer Teil der Mitglieder ohnehin der Ansicht sei, ihre Kirchensteuer werde für diese Zwecke verwendet.
Das sperrige Glaubensgut („Glaubensablage“ nach den Worten von Bischof Bode), ehemals Kerngeschäft der katholischen Kirche, locke dagegen keine Katze hinter dem Ofen vor.

Da der Papst beim ad-limina-Besuch eine Abstoßung des wirtschaftlichen Teils angeregt hatte (man erinnert sich:
Ich danke besonders auch für die große Unterstützung, die die Kirche in Deutschland durch ihre vielen Hilfsorganisationen für die Menschen in aller Welt leistet. …Überall engagiert sich die Kirche professionell im sozial-karitativen Bereich und ist auch im Schulwesen überaus aktiv. … [Es gibt eine] Tendenz zu fortschreitender Institutionalisierung der Kirche. Es werden immer neue Strukturen geschaffen, für die eigentlich die Gläubigen fehlen. Es handelt sich um eine Art neuer Pelagianismus, der dazu führt, unser Vertrauen auf die Verwaltung zu setzen, auf den perfekten Apparat. … Das Gebot der Stunde ist die pastorale Neuausrichtung, also dafür zu sorgen, dass die Strukturen der Kirche alle missionarischer werden usw.
plant die im Lk 12,34-Dilemma gefangene DBK den Yahoo-Weg zu gehen und stattdessen ihr Kerngeschäft auszulagern. Obwohl die Gläubigen in der Sakramentenspendung „gar keinen Wert mehr sehen“ (oder in den Worten des gegenwärtigen Papstes:
[Es ist] ein sehr starker Rückgang des sonntäglichen Gottesdienstbesuchs und des sakramentalen Lebens zu verzeichnen. … Die Sakramente werden immer weniger in Anspruch genommen. Die Beichte ist vielfach verschwunden. Immer weniger Katholiken lassen sich firmen oder gehen das Sakrament der Ehe ein. Die Zahl der Berufungen für den Dienst des Priesters und für das gottgeweihte Leben haben drastisch abgenommen.
) sollen mehrere Finanzinvestoren Interesse an dem Kirchen-Kern gezeigt haben.

Ob auch die Bischöfe zum auszulagernden Teil gehören oder mit ihren Ordinaten im glaubensfreien Geschäftszweig verbleiben, ist noch nicht abschließend geklärt.

Sonntag, 6. Dezember 2015

Reinigung durch Sinneswandel

Das Kerygma [= Predigt, Verkündigung, das „aktuell ihre Adressaten treffende Wort, in dem sich Gottes rettende Gerechtigkeit Bahn bricht“] des Johannes, das die Heilige Mutter Kirche uns am heutigen Sonntag zur Betrachtung vorlegt, wird in der Einheitsübersetzung m.E. eher stumpf mit „Umkehr und Taufe zur Vergebung der Sünden“ wiedergegeben, so als ob Umkehr und Taufe zwei Dinge wären. Lukas schreibt aber von der „Taufe der Umkehr“, oder wenn man sich der eigentlichen, weniger abgegriffenen Wortbedeutungen bedient: der Reinigung des Sinneswandels. Das Umdenken, das Wichten und Prioritätensetzen ist es, was eine Reinigung bewirkt, die zur Vergebung der Sünden bereit macht. – Er greift auf, was schon Jesaja acht Jahrhunderte vorher gesehen hat; wenn das Verdrehte ins uns, unsere krumme Sicht der Dinge ins rechte Lot gebracht und eingenordet wird, kann das „Heil, das von Gott kommt“ seinen Weg in unsere Herzen finden.

Daher betet auch Paulus, „dass eure Liebe immer noch reicher an Einsicht und Verständnis wird, damit ihr beurteilen könnt, worauf es ankommt.“

Worauf es ankommt, beschreibt Baruch mit dem gleichen Bild der eingeebneten Berge und Täler, indem er dem geschauten Neuen Jerusalem die Namen „Friede der Gerechtigkeit und Herrlichkeit der Gottesfurcht“ zuschreibt.

Diese Gerechtigkeit ist allerdings keine menschengemachte, auf Einkommensumverteilung und CO2-Emissionszertifikathandel gegründete, sondern Rechtfertigung, Gerechtmachung, Neuausrichtung am Richtigen, kurz „Gerechtigkeit, die Jesus Christus gibt“ (Paulus), die ihren Schatz, ihren Reichtum, ihren Glanz, ihre Ehre und Erhabenheit, eben ihre Herrlichkeit in der Ehrfurcht vor Gott findet.

Folgerichtig heißt es im Tagesgebet: „Lass nicht zu, dass irdische Aufgaben und Sorgen uns hindern“, in die richtige Richtung, auf Jesus zu zu gehen.

Was wissen die deutschkirchlichen Bischöfe dazu zu sagen
Der Tag des Ehrenamtes ist Anlass auch für die Kirche, den vielen ehrenamtlich Engagierten zu danken und sie in ihren vielfältigen Tätigkeiten zu ermutigen. Weltweit setzen sich Menschen für die Linderung der Not ihrer Mitmenschen ein. Für die Überwindung sozialer Ungerechtigkeit erheben sie ihre Stimme und engagieren sich mit Kreativität für das friedliche Zusammenleben unterschiedlicher ethnischer Gruppen, sozialer Schichten und Religionen.
Auf einem von den Bischöfen zwar finanzierten, inhaltlich aber völlig unabhängigen umstrittenen Portal wird der Begriff der Mission erläutert:
… im Verbund mit unseren Partnern in Afrika, Asien und Ozeanien aus diesem Geist des Evangeliums die Lebensqualität der Menschen durch ganz konkrete Hilfe zu verbessern. Das geschieht in unserer Projektarbeit an vielen Orten weltweit und in enger Abstimmung mit unseren Partnern vor Ort. … Gerade in Ländern, wo Christen die Minderheit bilden, spüre ich wenig Misstrauen. Schulen, die von Ordensschwestern geleitet werden, werden von muslimischen Kindern und Eltern durchaus angenommen. Die Einheimischen spüren, dass unsere Arbeit in Respekt voreinander geschieht, im Geist der Menschenwürde und Religionsfreiheit.
Und der Kölner Erzbischof erklärt in seinem „Wort des Bischofs“ zum zweiten Advent:
Wir sind als Christen aufgerufen, für unseren Nächsten bereitwillig Tür und Tor zu öffnen. Gerade in unseren Tagen, wo Tausende, die genau vor dem Terror fliehen, der uns selbst so verunsichert, an unsere Tür klopfen, können wir Christen nicht wegschauen und uns nur mit Weihnachtsmärkten und Glühwein auf eine dann rein rührseelige Weihnacht einstimmen.
Pastorales Wirken als soziales Engagement, Mission zur Verbesserung der Lebensqualität ohne Rede von Jesus aus Achtung vor der Religionsfreiheit, "Macht hoch die Tür" als Einladung zur Flüchtlingsaufnahme interpretiert -- da wird der Gerechtigkeit, die Jesus Christus gibt, aber mal tüchtig der Weg gebahnt.

Wenigstens erfahren wir so, dass die deutschkirchliche Alternative zum Aufgehen in den „irdischen Aufgaben und Sorgen“ die glühweinselige Einstimmung auf eine "rührseelige" Weihnacht ist. In diesem Sinne: allen einen geschäftigen Adventssonntag!

Freitag, 20. November 2015

Das geht nicht

Der neue ZdK-Präsident fakelt im KNA-Interview nicht lange:
Da geht es nicht nur um den Frauendiakonat, auf den ich sehr hoffe. Aber was ist beispielsweise mit den Pastoralreferentinnen, die in der Krankenhausseelsorge tätig sind? Die dürfen keine Krankensalbung geben, sondern müssen auf einen Priester warten. Das geht nicht.
Hm, und wenn ich Bischof werden will, muss ich auf den Papst warten. Das geht nicht! Da leg ich mir lieber selbst die Hände auf. – oh, warte, das war ja nur ein doppelter Stirnpatscher …

Aber es gibt auch Spuren von Selbsterkenntnis:
Die katholischen Laien müssten eigentlich viel stärker und mit mehr Selbstbewusstsein in die politische Debatte gehen. Die Kernkompetenz der Bischöfe hingegen liegt im pastoralen Bereich. In letzter Zeit hatte ich den Eindruck, dass das ZdK mehr Pastoral, die Bischofskonferenz mehr Politik betreibt.
Genau, und wenn schon die Pastoral nicht das Arbeitsgebiet des ZdK ist, wie viel weniger dann die Sakramenten-Lehre in „Das geht nicht“-Manier. Jetzt müssen seine Worte nur noch langsam in sein Gehirn eindringen.

Ich fürchte aber, es fehlt dazu an wirksamen Methoden, wenn ich nämlich lese
Vielleicht wäre es auch ein Weg, Hilfe von außen zu holen, sich von Kommunikationswissenschaftlern beraten zu lassen, um die Hauptanliegen klarer zu definieren.
Ich bin nicht sicher, was die „Hauptanliegen“ des ZdK sind, aber besser beraten wäre es meines Erachtens, wenn es hierzu Hilfe von innen (z.B. Schrift und Katechismus) holen würde.


Montag, 16. November 2015

Papst approbiert neues Hochgebet

Während die Welt noch auf die postsynodale Exhortation zur Aufhebung des Ehesakraments und die Öffnung der Eucharistie für in Todsünde verstrickte Katholiken wartet, geht der gegenwärtige Papst einen Schritt weiter, relativiert das Weihepriestertum und lädt auch Nichtkatholiken zur Kommunion ein, wie die FAZ berichtet.
Papst Franziskus hat die lutherisch-katholische Ökumene einen wichtigen Schritt vorangetrieben. Bei einer sonntäglichen Abendandacht in der evangelisch-lutherischen Christuskirche in Rom ermutigte er Eheleute aus konfessionell gemischten Ehen, nach Gewissensprüfung gemeinsam an der Kommunion teilzunehmen. …
Als Gastgeschenk überreichte der Papst der Gemeinde einen Abendmahlskelch mit der Patene für die Hostie in einem Holzkasten mit dem Wappen des Papstes. Diese Gabe von hoher Symbolkraft ist das übliche Geschenk des Papstes bei einem Besuch in einer anderen Diözese. Nun wird der Kelch im Gottesdienst einer lutherischen Kirche eingesetzt werden.
Heute morgen approbierte er dann (laut Eugenio Scalfari) ein neues Hochgebet, das auch für die Eucharistiefeier mit Atheisten geeignet ist:
Piep, piep, piep, wir haben uns alle lieb. Jeder esse, was er kann, nur nicht seinen Nebenmann, heute nehmen wir's ganz genau: auch nicht seine Nebenfrau. Hat er sie dann doch gegessen: Zähne putzen nicht vergessen! Piep, piep, piep, wir haben uns alle lieb.
Dem Vernehmen nach soll als Nächstes der Taufritus für Unentschlossene geöffnet werden, indem anstößige Passagen aus dem Credo eliminiert werden.

Sonntag, 15. November 2015

Keine Gewissensentscheidung

Entgegen anderslautender Meldungen soll auch zukünftig die Frage, ob der Papst katholisch ist, nicht durch eine Gewissensentscheidung des einzelnen Gläubigen entschieden werden, wie Hochwürden Hunwicke, den nach eigenem Bekunden zuletzt häufiger einschlägige seelsorgerische Anfragen erreichten, heute erneut bestätigt.

Er erinnert vielmehr an zwei kanonische Wege, heretische Päpste abzusetzen, und da er sie anhand von mir unbekannten Namen erläutert, habe ich nachgegooglet. Schon vor einiger Zeit beschrieb der Remnant sehr ausführlich:
  • Ein heretischer Papst kann und muss (nach übereinstimmender Überzeugung weiser Theologen etlicher Jahrhunderte) abgesetzt werden.
    Beispielsweise beruft sich Franzikus Suarez, den Papst Pius V. einen Doctor Eximus et Pius nannte und der als einer der größten Theologen der SJ angesehen wird, auf Papst Clemens I. (der von Petrus selbst zum Nachfolger als römischer Gemeindevorsteher bestimmt wurde), welcher gesagt habe: „Der Heilige Petrus lehrte, dass ein heretischer Papst abgesetzt werden soll“, und erläutert, es sei für die Kirche äußerst schädlich, einen solchen Hirten zu haben und sich nicht gegen diese schwerwiegende Gefahr verteidigen zu können; auch gehe es gegen die Würde der Kirche, sich Untertan eines heretischen Papstes zu bleiben verpflichten zu müssen ohne die Möglichkeit ihn hinauszuwerfen; zumal sich Heresie wie ein Krebsgeschwür ausbreite und soweit möglich gemieden werden müsse – und wie solle eine solche Gefahr vermieden werden, wenn er [der heretische Papst] nicht aufhöre, Hirte zu sein?!
    [Es folgen Zitate von Cardinal Thomas Cajetan [nicht dem Heiligen Cajetan, wie HH. Hunwicke schreibt], dass ein Papst, der vom Glauben abweicht, abgesetzt werden muss, und von John of St. Thomas, der jedes Mittel, sei es auch juristisch ein Verbrechen, für angemessen hält, die Kirche von einem heretischen Papst zu trennen.]
  • Nur ein allgemeines Konzil sei berechtigt, einen heretischen Papst abzusetzen.
    Es werden drei Beispiele aus der Geschichte (Papst Marcellinus, der Götzen opferte; das Konzil von Konstanz, das drei Papstamtsbeansprucher absetzte; Papst Symmachus, der sich wegen der ihm vorgehaltenen Vergehen vor einem Konzil verantworten musste) genannt.
  • Es werden vollkommenes (Bischöfe cum et sub petro) und unvollkommenes Konzil (das ohne oder gegen des Willen des Papstes einberufen wird) unterschieden, wobei nur das erste Lehren und Dekrete für die Gesamtkirche beschließen kann, während das zweite nur die Angelegenheit, für die es einberufen wurde, entscheidet.
    Das Konzil von Konstanz ist ein Beispiel für die zweite Art, weil während des abendländischen Schimas nicht klar war, wer von den drei Päpsten der richtige war.
  • Hinsichtlich der Frage, wie ein Papst, der keiner weltlichen Autorität unterliegt, abgesetzt werden können, betrachtet Kardinal Cajetan vier Möglichkeiten, von denen er dann drei verwirft.
    1. Ein heretischer Papst verliert sein Amt ipso facto, ohne dass es eines menschlichen Richterspruchs bedürfe.
    2. Der Papst hat einen irdischen Oberen, der ihn aburteilen und absetzen kann.
    3. Der Papst hat keinen Oberen, außer wenn er der Heresie verfällt, in welchem Fall die Kirche dieser Obere wäre.
    4. Der Papst hat zwar keinen Oberen, aber im Heresiefalle hat die Kirche die Amtsgewalt hinsichtlich der Papstabsetzung. Die Kirche setzt also den Papst nicht ab, sondern führt nur ihre Dienstfunktion aus, die zur Absetzung führt, d.h. stellt fest, dass der Papst tatsächlich heretisch ist, gefolgt von einer öffentlichen Feststellungserklärung des Verbrechens.
    [Die Verfahrensdetails werden sehr ausführlich dargestellt, wobei auch nicht vergessen wird, dass ein Amtsträger verwarnt werden muss, bevor er sein Amt wegen Heresie verliert, was zur Frage, wer den Papst verwarnen könnte, führt. Der italienische Theologe Pietri Ballerini (18. Jhd.) meint, es könnte neben den Kardinälen, dem römischen Klerus oder einer Synode auch Jedermann sein, wobei er sich auf Tit 3,10 („Wenn du einen Sektierer einmal und ein zweites Mal ermahnt hast, so meide ihn.“) beruft. Öffnet sich hier etwa doch eine Hintertür für die Gewissensfreiheit des Einzelnen?]
Wonach mir nur den detailliert Interessierten auf die verlinkte Webseite einzuladen und ansonsten beruhigt festzustellen bleibt, dass für den Fall der Fälle schonmal alles gründlich bedacht wurde.

Dienstag, 10. November 2015

Lokalmeinung rulez

In der La Civilta Cattolica, der Jesuitenzeitschrift, der enge Verbindungen zum gegenwärtigen Papst unterstellt werden, schrieb der Herausgeber Antonio Spadaro ein Editorial zur letzten Bischofssynode, wonach die Türen zum Kommunionsempfang für Jedermann geöffnet und die Neue Synodalität erläutert wird, wie Ed Pentin berichtet.

Danach habe die Synode die Einzelfallentscheidung im forum internum eingeführt, „ohne eine Grenze für die Integration zu setzen, wie das in der Vergangenheit der Fall war“.

Bezüglich der Neuen Synodalität zitiert er den gegenwärtigen Papst dahingehend, dass außer dogmatischen Fragen etwas, das für den einen Bischof auf einem gegebenen Kontinent total normal ist, für einen anderen „seltsam, fast ein Skandal“ sein kann, und „was in einer Gesellschaft als Verletzung eines Rechtes gilt in einer anderen ein offensichtlicher und unverletzlicher Grundsatz sein kann; was für einige Gewissensfreiheit ist, kann für andere bloß Verwirrung sein“.
Kritiker des Modells weisen darauf hin, dass es zu quasi-anglikanischen Strukturen führe, wo das Lehramt abhängig von der örtlichen pastoralen Lage unterschiedlich gedeutet wird.

Ein Blick in die Schrift bestätigt diese Sichtweise:
Alle Katholiken hatten die gleiche Sprache und gebrauchten die gleichen Worte. Sie sagten zueinander: Auf, bauen wir uns eine Kirche mit einer offenen Türe bis zu den Peripherien. Da stieg der Herr herab, um sich die Kirche anzusehen, die die Menschenkinder bauten. Er sprach: Das ist erst der Anfang ihres Tuns. Jetzt wird ihnen nichts mehr unerreichbar sein, was sie sich auch vornehmen. Auf, steigen wir hinab und verwirren wir dort ihre Sprache, sodass keiner mehr die Sprache des anderen versteht. Der Herr zerstreute das Lehramt über die Bischofskonferenzen auf der ganzen Erde und sie hörten auf, an der Kirche zu bauen. (vgl. hier)
oder auch
Der Jesuit hielt sich für schlauer als alle Menschen der Erde, die Gott, der Herr, gemacht hatte. Er sagte zur Kirche: Hat Gott wirklich gesagt: Ihr dürft keine eigene Meinung haben? Die Kirche entgegnete dem Jesuiten: Zu allen Themen dürfen wir uns Meinungen bilden, nur zum Thema, das in der Mitte des Glaubens steht, hat Gott gesagt: Darüber dürft ihr nicht dialogisieren und daran dürft ihr nicht rühren, sonst werdet ihr sterben. Darauf sagte der Jesuit zur Kirche: Nein, ihr werdet nicht sterben. Gott weiß vielmehr: Sobald ihr darüber dialogisiert, gehen euch die Augen auf; ihr werdet wie der Papst und definiert Gut und Böse. (vgl. dort)




Montag, 2. November 2015

Papa wird’s schon richten

Es scheint, als hätten die Kaspariten nicht vergebens auf den gegenwärtigen Papst gehofft, wie der inoffizielle Vatikansprecher Eugenio Scalfari (Herausgeber von La Repubblica) in einem Editorial, das Rorate Caeli übersetzte, mitteilt, wonach der gegenwärtige Papst ihm gesagt habe:
Die unterschiedliche Meinung der Bischöfe ist Teil der modernen Kirche und der verschiedenen Gesellschaften, in denen sie wirkt, aber das Ziel ist dasselbe; und das [im Synodenbericht], was die Zulassung der [wiederverheirateten] Geschiedenen zu den Sakramenten angeht, bestätigt, dass dieser Grundsatz von der Synode angenommen wurde. Unter dem Strich wird die tatsächliche Bewertung dem Beichvater überlassen, aber am Ende eines schnelleren und langsameren Weges werden alle [wiederverheirateten] Geschiedenen, die wollen, zugelassen.
Einen anderen Vater, der die Hand über seine Kirche hält, hat Hochwürden Zuhlsdorf im Sinn, der zum wiederholten Male darauf hinweist, das auch das anstrengenste Pontifikat irgendwann zu Ende geht. Seht es einfach als Versuchung – sagt er sinngemäß –, die man treu und standhaft durchleiden muss, wobei es vielleicht hilft, sich nicht jeden Kleinscheiß anzutun nicht jedes Wort des gegenwärtigen Papstes zur Kenntnis zu nehmen, sondern für den armen Menschen, der eine gewaltig schwierige Aufgabe hat, zu beten, ansonsten lieber den Katechismus oder die Schrift statt Zeitung zu lesen, den Rosenkranz zu beten oder den Kreuzweg zu betrachten usw.


Freitag, 30. Oktober 2015

Parallelen?

In der gespannten Erwartung einer möglichen postsynodalen Exhortation und angesichts der Frage, ob sie dem Schlussbericht der Bischöfe folgt oder ob der gegenwärtige Papst das Gespenst der Synode beschwört, kann man im Netz lesen:
Der Papst erwies sich bald als sehr autokratisch und rigoristisch, auch gegenüber seinem Senat, den Kardinälen und der Kurie als ganzes. Insbesondere elf Kardinäle rückten daher von ihm ab. Sie monierten, dass der Gewählte sich als unfähig („incapax“) und geisteskrank erwiesen habe.
Im August erklärten sie ihn daher für abgesetzt. Die Kirchenspaltung unterschied sich fundamental von früheren Fällen: In diesen waren es meist Könige und Kaiser gewesen, die im Streit mit dem Papst willfährige Gegenpäpste eingesetzt hatten. Das Abendländische Schisma dagegen war in der Mitte der Kirche entstanden.
[mit erheblichen Auslassungen zitiert aus der Wikipedia]


Vergleichen wir einmal:
  • „Der Papst führt ein autokratisches Regiment“ (sagt z.B. Martin Mosebach, vgl. hier)
  • Das Verhältnis zur Kurie hat er u.a. in seiner letzten Weihnachtsansprache mit der 15-kuriale-Krankheiten-Liste dokumentiert.
  • Das Buch der elf Kardinäle ist zwar ausdrücklich nicht gegen den Papst gerichtet, und wieviele Kardinäle letztendlich den als „Kardinals-Aufstand“ bezeichneten zum Synodenauftakt überreichten Brief unterzeichnet haben, ist nicht genau bekannt, aber …
  • „Verrückt und fast unzurechnungsfähig“ sind Vokabeln, die durchaus fallen, wenn man die Zeit betrachtet, als Pater Jorge Mario Bergoglio innerhalb des Jesuitenordens in „Ungnade gefallen und exiliert“ worden war (s. hier).
Hoffen wir also, dass es sich um zufällige Ähnlichkeiten zwischen Urban VI. und dem gegenwärtigen Papst und nicht um Parallelen handelt, die sich etwa fortsetzen könnten, und bitten mit dem Psalmisten
Herr, erfülle nicht die Wünsche der Gottlosen! Lass ihre schlimmen Vorhaben nicht gelingen, sie würden sonst zu hochmütig werden.







Samstag, 24. Oktober 2015

Schönborn: Gewerbsmäßiger Diebstahl keine Sünde

Der Wiener Erzbischof erläutert die Neue Deutschkirchliche Moral:
Schönborn bezweifelte in dem Interview, dass Berufseinbrecher dauernd in schwerer Sünde leben. Der am Anfang stehende Ladendiebstahl müsse zwar so benannt werden. Doch im Laufe der Zeit könnten sich «objektive Notwendigkeiten» ergeben, die gewerbsmäßigen Diebstahl nicht mehr automatisch sündhaft machten. Dazu zählen nach seinen Worten etwa die Sorge für den Lebensunterhalt oder auch der Fall, in dem zum Wohl der Familie ein zweites Auto beschafft werden müsse.
Da sag lieber jemand was dazu, dem vor Staunen nicht der Mund offenstehen bleibt …

Mittwoch, 21. Oktober 2015

Synode: Katechismus gefährdet Glaubwürdigkeit der Kirche

Angesichts der vielerorts gemunkelten beunruhigen Nachrichten scheinen die Berichte der Sprachzirkel zum diese Woche diskutierten umstrittenen dritten Teil des Instrumentum laboris ja relativ katholisch.

Hie und da gibt es einige Stolpersteine, z.B. bei Italicus A
apprezzandosi il fatto di un impegno matrimoniale civile rispetto alla semplice convivenza e tenendo conto del valore propedeutico delle leggi che lo prevedono.
(die Zivielehe soll wertgeschätzt werden, weil sie [immerhin] mehr Verbindlichkeit als bloßes Zusammenleben zeigt)
aber im Großen und Ganzen scheinen die Bischöfe ihre Arbeit gut gemacht zu haben. Jetzt bleiben nur noch das Redaktionskomitee und der Papst zu fürchten ;-)

Etwas seltsam erscheint mir eine Passage bei Gallicus A
Par ailleurs, nous savons qu'il existe tant d'autres familles qui s'estiment souvent elles-mêmes éloignées de cet idéal, et d'autres qui ne pensent même pas qu'il soit peu ou prou fait pour elles ! Familles divisées, familles recomposées, familles monoparentales, familles sans mariage même civil : nous ne pouvons pas les tenir à l'écart, nous ne voulons pas penser que leur chemin ne les rapproche pas du Dieu qui aime et attire à Lui tous les hommes. Nous croyons qu'en elles vit l'Esprit du Seigneur qui inspire bien des comportements de leur vie.

Man möchte andere [als ideale] Familien, die sich von katholischen Familienbild weit entfernt fühlen oder das gar nicht als Ideal für sich annehmen, wie geteilte Familien, Patchwork-Familien, Alleinerziehende, Familien ohne standesamtliche Trauung nicht allein lassen. [Soweit okay.]. "Wir wollen aber nicht denken, dass sie ihr Weg nicht zu Gott führt, der alle Menschen liebt und zu sich zieht. Wir glauben, dass in ihnen der Geist des Herrn lebt, der das Verhalten ihres Weges gut inspiriert."
Scheint ein bißchen so, als ob sich bei Gallicus A „Ideal“ auf „egal“ reimt. Natürlich liebt Gott alle und will sie an sich ziehen, aber viele sind berufen und wenige auserwählt (wie das Gleichnis vom Hochzeitsmahl, bei dem der Gast ohne entsprechendes Gewand hochkant rausgeworfen wird, verdeutlicht), und es ist eigentlich Aufgabe der Kirche, den Gläubigen den engen Weg zum Heil zu zeigen statt die Sündern auf dem breiten Weg ins Verderben zu begleiten. Aber das wird ja zur Genüge in den anderen Sprachzirkelberichte ausgeführt …

Zwei harte Klopfer sind allerdings die Kirchenlehre-Allergiker in Anglicus D, nämlich erstens
Members spent quite a bit of time talking about the beauty and comprehensiveness of No. 84 of Familiaris Consortio. Some suggested that FC 84 ought to be put directly into the text. One father spoke about the power of the keys and the Holy Father’s ability to change things. He said that the Pope can, in effect, twist the hands of God. Others responded that the power of the keys does not give the Church the ability to change Revelation and the faith of the Church.

Als man sich einig war, wie gut und schön FC 84 (zivil wiederverheirate Geschiedene können zu den Sakramenten zugelassen werden, wenn sie sich vornehmen, wie Geschwister zusammenzuleben) ist, wollten einige die Passage direkt ins Synodendokument übernehmen. Ein Synodenvater sprach aber über die Schlüsselgewalt und des Papstes Möglichkeit, die Dinge zu ändern. Er sagte der Papst könne, im Grunde, die Hände Gottes verdrehen. Andere antworteten, die Schlüsselgewalt gebe der Kirche nicht die Möglichkeit, die Offenbarung und den Glauben der Kirche zu ändern.
und zweitens
Some suggested that the wording of the Catechism of the Catholic Church No. 2357-2359 should be used. Others saw that option as possibly damaging the credibility of the Church in Western Europe and North America.

Einige schlugen vor, die zu den Homosexuellen einschlägigen Passagen des Katechismus in das Synodendokument zu übernehen. Andere sahen dadurch die Glaubwürdigkeit der Kirche in Westeuropa und Nordamerika gefährdet.
Naja.

Was zum Schmunzeln haben die auch noch dabei:
Considerable discussion took place about what is missing from the text in general.
9 … babysitters should get at least some brief attention because they can be very helpful to parents who need to work outside the home.


Die Gruppe hat sich auch noch weitere wichtige Gedanken gemacht, z.B. darüber, was im Arbeitspapier überhaupt nicht angesprochen wurde. Unter Punkt 9 der Liste werden Babysitter aufgeführt, die wenigstens ein bißchen Aufmerksamkeit bekommen sollten, weil sie sehr hilfreich für Eltern, die außer Haus arbeiten müssen, sein können.
Da sag noch einer, die katholische Familienlehre sei nicht allumfassen …

Andere haben sich thematisch etwas beschränkt. Italicus C hat sich mit seinen Kommentaren auf das erste Kapitel des dritten Teils konzentriert, Gallicus C hat sich auf drei Punkte konzentriert (von den 47 vorgelegten?? – Kann man nicht wirklich beurteilen, weil der Bericht unglaublich weitschweifig aber von geringer Substanz ist.), Gallicus B (unter Kardinal Sarah) hat eigentlich alles behandelt, ist aber nicht mehr zu dem Teil mit den Schwulen gekommen - wegen Zeitproblemen [Aha :-)].

Die beiden spanischen Berichte habe ich mangels Sprachkenntnis nicht gelesen. Dies als Einschränkung wenn ich sage, der Bericht der deutschen Sprachgruppe ist – einzigartig.
  • Zunächst macht man andere Synodenväter runter („Mit großer Betroffenheit und Trauer haben wir die öffentlichen Äußerungen einzelner Synodenväter zu Personen, Inhalt und Verlauf der Synode wahrgenommen. Dies widerspricht dem Geist des Zusammengehens, dem Geist der Synode und ihren elementaren Regeln.“)
  • Man entschuldigt sich bei den Sündern dafür, die kirchliche Lehre hochgehalten zu haben. [Das muss sich auf eine ferne Vergangenheit beziehen – unter den deutschen Synodenteilnehmern käme niemand auf diese Idee.]
  • Die Sakramentalität der Ehe (selbst unter Katholiken) wird infrage gestellt.
  • Es werden keine pastoralen Wege (wie in den anderen Gruppen) besprochen, sondern Forderungen an das „politische Gemeinwesen“ („Zugang zu Wohnung und Arbeit, die Ermöglichung von Bildung und Kinderbetreuung sowie ein fairer Familienleistungsausgleich in der Steuergesetzgebung“) formuliert.
    Während die anderen Gruppen die Sendung der Familien als Subjekt der Evangelisierung thematisieren, heißt es in Germanicus:
    Alle Christen sind aufgerufen, sich im Feld der politischen Gestaltung des gesellschaftlichen Zusammenlebens zu engagieren und so zu helfen, dass Familien besser leben und sich entfalten können.
  • Zur Frage des Kommunionsempfangs sollen die Betroffenen selbst entscheiden, wie sie’s halten wollen.
Es scheint insgesamt wenige Gemeinsamkeiten zwischen den Überlegungen der katholischen und des deutschen Sprachzirkels zu geben. Ein kleines bißchen besorgniserregend ist das schon.


Montag, 19. Oktober 2015

Leviten-Lesung für den Papst

Frau Dr. Cernea, Präsidentin der Vereinigung katholischer Ärzte in Rumänien, sprach vor der Synode in kurzen und klaren Worten. Hochwürden Zulsdorf hat den Text; hier nur einige Zitate:
Mein Vater war ein christlicher führender Politiker, der von den Kommunisten 17 Jahre weggesperrt wurde. Meine Eltern waren verlobt, aber die Hochzeit fand erst 17 Jahre später statt. Meine Mutter wartete all die Jahre auf meinen Vater, obwohl sie nicht mal wusste, ob er noch lebte. Sie waren heldenhaft treu zu Gott und ihrer Verlobung. Das ist ein Beispiel, dass Gottes Gnade schreckliche soziale Umstände und materielle Armut überwinden kann.
Wir als katholische Ärzte, die Leben und Familie verteidigen, sehen dies in erster Linie als geistlichen Kampf. Materielle Armut und Konsumsucht sind nicht die wichtigsten Ursachen der Familienkrise.
Die Sendung der Kirche ist es, Seelen zu retten. Das Böse in dieser Welt kommt von Sünde. Nicht von ungleicher Einkommensverteilung oder Klimawandel. Die Lösung ist: Evangelisierung. Umkehr.
Unsere Kirche wurde während der Sowjetbesatzung unterdrückt. Aber keiner unserer 12 Bischöfe hinterging die Gemeinschaft mit dem Heiligen Vater. Unsere Kirche überlebte dank der Entschiedenheit unserer Bischöfe und ihrem Beispiel im Wiederstand trotz Gefängnis und Terror. Unsere Bischöfe baten die Gemeinschaft, nicht der Welt zu folgen, nicht mit den Kommunisten zusammenzuarbeiten.
Was wir jetzt brauchen ist, dass Rom der Welt sagt:“ Bereut eure Sünden und kehrt um zu Gott, denn das Himmelreich ist nahe“.
Klingt irgendwie sehr anders als aktuelle päpstliche Rundschreiben – riecht eher nach einem sehr alten Buch. Hoffentlich nehmen sich die Synodenväter die Kopfwaschung zu Herzen.






Freitag, 16. Oktober 2015

Erste Worte

Aus dem Synodenbeitrag des Lebensrealität-Dogmatikers Bode sticht das Zitat
Können wir junge Paare, die - nicht nur in Deutschland - in aller Regel zunächst in einer nicht ehelichen Gemeinschaft zusammenleben, wirklich für die Ehe gewinnen, wenn wir ihnen als Erstes vorhalten: Ihr lebt in schwerer Sünde?
hervor.

Man kann fragen, von welcher Lebensrealität Bode da ausgeht, denn möglicherweise ist das Erste, das man Menschen, die man für eine an der Beziehung zu Gott orientierten Lebensweise gewinnen will, eher die Liebe Gottes und die Gottesebenbildlichkeit des Menschen, d.h. die durch den Heiligen Geist vermittelte Gnade, wie Gott selbstlos lieben zu können, vermittelt.

Aber Schwamm drüber; nehmen wir die Frage des Bischofs einmal an und betrachten, ob man als Erstes die Realität der Sünde ansprechen darf. Da helfen uns möglicherweise die jeweils Ersten Worte, die in Evangelien von Jesus überliefert sind.

Matthäus:
Johannes der Täufer predigte mit harschen Worten, die Bischof Bode möglicherweise stark abstoßen würden, zum Beispiel
Ihr Schlangenbrut, wer hat euch denn gelehrt, dass ihr dem kommenden Gericht entrinnen könnt?
und bietet den Sündern als Heilmittel die Taufe der Umkehr an.

Was tut nun Jesus angesichts der Realität der Sünde? Leugnet oder verschweigt er sie, so dass Bode sich auf Jesu Beispiel berufen könnte? Ganz im Gegenteil, er nimmt die Wirklichkeit der Sünde soweit an, dass er selbst die Taufe begehrt, ob er gleich ohne Sünde war. Johannes wäre da eher auf Bodes Seite, denn er will Jesus mangels erkannter Umkehrnotwendigkeit die Taufe verweigern. Und was antwortet der Herr?
Lass es nur zu! Denn nur so können wir die Gerechtigkeit ganz erfüllen.
Lass, Bischof Bode, den Ruf zur Umkehr zu!

Markus: Der Klassiker, schlicht und einfach das ganze Evangelium und die notwendige Folge für den Einzelnen daraus in einen Satz gepackt:
Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um, und glaubt an das Evangelium!
Das Evangelium: Das Reich Gottes ist nahe, mit dem Hintergedanken:
Dieses Gebot, auf das ich dich heute verpflichte, geht nicht über deine Kraft und ist nicht fern von dir.
Es ist nicht im Himmel, sodass du sagen müsstest: Wer steigt für uns in den Himmel hinauf, holt es herunter und verkündet es uns, damit wir es halten können?
Es ist auch nicht jenseits des Meeres, sodass du sagen müsstest: Wer fährt für uns über das Meer, holt es herüber und verkündet es uns, damit wir es halten können?
Nein, das Wort ist ganz nah bei dir, es ist in deinem Mund und in deinem Herzen, du kannst es halten.
Die Konsequenz: Kehrt um, besinnt euch, kommt zur Vernunft, tut Buße, leistet Genugtuung für den Schaden, den ihr mit eurem verkorksten Lebenswandel angerichtet habt

Soll man also, wie Bode fragt, Sünder als Erstes zur Umkehr rufen? Jesus zumindest hat’s so gemacht.

Lukas: Bei der Rückkehr von der Pilgerreise nach Jerusalem suchten seine Eltern den verschwundenen zwölfjährigen Jesus „bei Verwandten und Bekannten“ – man möchte sagen: in der Lebensrealität ihrer Zeit. Gefunden haben sie ihn dort aber nicht. Denn Jesus, möchte man Herrn Bode zurufen, Jesus lässt sich finden, wo man es spontan erwarten kann, oder in des Herren eigenen Worten:
Warum habt ihr mich [in eurer Lebensrealität] gesucht? Wusstet ihr nicht, dass ich in dem sein muss, was meinem Vater gehört?
Johannes: Schlägt im Prinzip in die gleiche Kerbe: sucht Jesus und findet ihn, wo er ist, nämlich:
Was wollt ihr? Sie [die Jünger des Johannes, die auf Jesus als das Lamm Gottes hingewiesen wurden] sagten zu ihm: Rabbi - das heißt übersetzt: Meister -, wo wohnst du?
Er antwortete: Kommt und seht!

Nicht zufällig fügt die Heilige Mutter Kirche an dem Ort, wo Jesus wirklich zu finden ist, zwischen dem „Seht das Lamm Gottes, das hinwegnimmt die Sünde der Welt“ und dem „Kommt und seht, wie gut der Herr ist“ das „Herr, ich bin nicht würdig, dass du eingehst unter mein Dach, aber sprich nur ein Wort, so wird meine Seele gesund“ ein: die Erkenntnis der eigenen Erlösungsbedürftigkeit (also Sündhaftigkeit) ist der erste Schritt zur Umkehr, der uns für die Gnade Gottes öffnet.


Sollen wir also, wie Bode fragt, jungen Paaren „als Erstes vorhalten: Ihr lebt in schwerer Sünde“? Ja aber sicher, weil wir mit Größe der eigenen Sünde auch die Übergröße der Gnade Gottes erkennen, und gerade die Barmherzigkeit ist es doch, zu der gute Hirten die ihnen anvertraute Herde führen sollen.

Mittwoch, 14. Oktober 2015

Der Bibel-Geist geht um

Jene Katholiken, die was auf sich halten (vgl. Jer 17,5), beschwören gern den Geist des Konzils, um damit zu begründen, was gegen die geschriebenen Texte des Zweiten Vatikanums geht.

Den Ansatz scheint die deutsche Sprachgruppe bei der Synode auch auf die Heilige Schrift anwenden zu wollen, oder wie soll ich den Abschnitt aus dem zweiten Bericht
Es sollte jeder Eindruck vermieden werden, dass die Heilige Schrift nur als Zitationsquelle für dogmatische, juristische oder ethische Überzeugungen gebraucht wird. Das Gesetz des Neuen Bundes ist das Werk des Heiligen Geistes im Herzen der Gläubigen (vgl. Katechismus der katholischen Kirche Nr. 1965-1966). Das geschriebene Wort ist zu integrieren in das lebendige Wort, das im Heiligen Geist in den Herzen der Menschen wohnt.
verstehen?

Wird da der „Glaubenssinn“ eines Volkes, das mit Gott im Grunde weniger am Hut hat als mit seinen Pöstchen im Gemeindeleben, als neuer Offenbarungsort neben Schrift und Tradition (und Lebenswirklichkeit) etabliert, oder wieder* eine „Pädagogik Jesu“ berufen, deren Aussagen diametral dem entgegenstehen, was der Herr tatsächlich gesagt hat?

(* Genügend Beispiele für den Gegensatz zwischen Deutschkirchlichen Bischofsauslassungen und Herrenworten wurden in früheren Posts gegeben.)


Als ich den ersten Bericht der deutschen Sprachgruppe (direkt nach dem Vorschlag einer schwedischen Bischöfin, die Kirche könnte inklusiver sein, wenn sie das Christliche entfernte, vgl. http://kath.net/news/52364) gelesen hatte, fürchtete ich schon, kath.net wäre ein Satiremagazin geworden. Mittlerweile aber gewinne ich den Eindruck, die Deutschkirchlichen Bischöfe sind dem Glaubensinn der Dialogisierer („Was Jesus da sagt, passt nicht zu meinem Leben; da muss er sich geirrt haben“) folgend zur Überzeugung gekommen, relevante Kirche sei nur ohne Bibel zu machen.
Denn wie heißt es schon im Buche Daniel
Da kamen alle Bischöfe Deutschlands herbei; aber sie waren nicht imstande, die Schrift zu lesen oder dem Volke zu sagen, was sie bedeutete.

Klar und wahr

Die Wortschatzerweiterung, die ich durch schließliches Nachschlagen der in der Synodenberichtserstattung ständig wiederkehrenden Vokabeln nefarious (schändlich) und preposterous (absurd, lächerlich) erfahren habe, ließ mich selbst bei Anlage eines strengen Gradualismus wenig Gutes erwarten.

Ein Lichtblick ist allerdings der Beitrag von Kardinal Sarah, der in wenige Worten klar strukturiert daran erinnert, was eigentlich Aufgabe der Bischofssynode angesichts der relevanten Bedrohungen (jenseits des Kommunionsempfangs für „Randgruppen einiger reicher Kirchen“) ist.

Auch muss ich die Rednergabe von Kardinal Dolan (Synodenbeitrag) und die Wörtprägekunst von Erzbischof Fisher von Syney (Stellungnahme, unteres Drittel der Seite) bewundern, die Manches von der Wahrheit und Klarheit, die im gegenwärtigen Pontifikat so schmerzlich vermisst werden, enthalten.

Es keimt etwas Hoffnung, dass das Schlimmste noch abgeschwächt werden kann ...

Freitag, 2. Oktober 2015

Lebenspraxis nicht übergehen

In einem Kommentar der Neuen Zürcher Zeitung zur bevorstehenden Synode heißt es:
Kardinal Burke repräsentiert diejenigen, die davon ausgehen, dass die Kirche quasi per göttliche Offenbarung über die Wahrheit in Ehe- und Familienfragen verfügt. Diese Lehre ist dann Grundlage für die Praxis. Andere wie Kasper, der rund zehn Jahre Bischof der Diözese Rottenburg-Stuttgart war, nehmen die Erfahrungen von Menschen in den Blick, die sich als Ehepartner und Eltern um ein Leben im Glauben bemühen. Hier ist der Weg umgekehrt, von der Praxis zu einer Lehre, in der sich auch diese Erfahrungen niederschlagen. Genährt wird diese Haltung von der Überzeugung, dass die Kirche die Lebenspraxis ihrer Mitglieder nicht einfach übergehen kann.
Unter Vernachlässigung der Frage, inwieweit „quasi per göttliche Offenbarung“ vermittelte Wahrheit für die Kirche eine Rolle spielt, kurz ein Blick darauf, wie Jesus die Lebenspraxis des Apostelkollegiums „nicht einfach übergeht“:

Joh 6:
7 Philippus antwortete ihm: Brot für zweihundert Denare reicht nicht aus, wenn jeder von ihnen auch nur ein kleines Stück bekommen soll.
8 Einer seiner Jünger, Andreas, der Bruder des Simon Petrus, sagte zu ihm:
9 Hier ist ein kleiner Junge, der hat fünf Gerstenbrote und zwei Fische; doch was ist das für so viele!
10 Jesus sagte: Lasst die Leute sich setzen!
Das „Ideal“, die vielen Hungrigen, die Jesus folgen, zu nähren, scheint an der Lebenswirklichkeit der Jünger zu scheitern. Genauso scheitert halt das „Ideal“ der Unauflöslichkeit der Ehe an der Lebenspraxis der Kirchenmitglieder. Und wie Jesus damals nach dem Rat der Apostel die Leute weggeschickt hat, damit sie sich was zu essen kaufen (Mt 14,15), sollte die Synode das Konzept von Ehe erweitern, damit die Kirchenmitglieder sich unbelasteter wiederverheiraten können. Schon klar.

Überhaupt ist die Offenheit Jesu für eine Praxis unabhängig von der „quasi per göttliche Offenbarung“ vermittelten Lehre gut dokumentiert, z.B.
Lk 9,55 Da wandte er sich um und wies sie zurecht.
Mt 16,23 Jesus aber wandte sich um und sagte zu Petrus: Weg mit dir, Satan, geh mir aus den Augen! Du willst mich zu Fall bringen; denn du hast nicht das im Sinn, was Gott will, sondern was die Menschen wollen.
Lk 22,38 Da sagten sie: Herr, hier sind zwei Schwerter. Er erwiderte: Genug davon!
Hier mal ein Hinweis an die Anpasser zur angemessene Reaktion auf eigene Lebenspraxis unter dem Blick Jesu:
Lk 22,62 Und er ging hinaus und weinte bitterlich.

Freitag, 25. September 2015

Der lustige Marx

Man vergleich die laut kath.net von Keine-Filiale-Marx getroffenen Aussagen
Er wisse nicht, „ob wir uns als Bischofskonferenz“ mit Blogs „überhaupt beschäftigen sollen“
mit
[Marx] lehne ab, „dass sich Szenen untereinander treffen und sich gegenseitig bestätigen und hochjubeln, aber nicht argumentativ in einen Diskurs mit Andersdenkenden eintreten“
und
„Diese Verbloggung führt manchmal auch zur Verblödung“
mit
„Wer kann sich denn auf Jesus von Nazareth berufen und einen anderen Menschen erniedrigen? […] Du kannst zwar ein intelligenter Mensch sein, aber ein Christ bist du nicht.“
Fazit: Wenn Marx schon einsieht, dass man sich als Deutschkirchliche Szene nicht nur gegenseitig hochjubeln, sondern auch argumentativ einen Diskurs führen soll – wieso tut er es dann nicht?!
Und ich weiß nicht, ob Marx ein intelligenter Mensch ist, aber nach eigener Einschätzung ist er kein Christ.

Mittwoch, 2. September 2015

Lava me

Das Wasch-mich-aber-mach-mich-nicht-nass-Denken (wie in „Pastoral verbessern, Lehre unverändert lassen“) ist nach einer im Spiegel zusammengefassten Studie auch in der Best-ager-Gesellschaft weit verbreitet:

Perfekter Double-Think: man kann Steuern nutzen, um Vermögen umzuverteilen und Unterschiede zu verringern, oder Steuern senken, dann werden die Reicher reicher und die Armen bleiben arm. Wo soll aber das Geld für die Unterschiedverringerung herkommen, wenn nicht über Steuern? Da müssen man vielleicht mal die Griechen fragen …

Aber bevor man sich an solchen Erfolgsmodelle orientiert (oder wie Kasper an der orthodoxen Praxis der Wiederverheiratung Geschiedener), möchte man vielleicht Paulus (2 Kor 4,2) hören:
Wir haben uns von aller schimpflichen Arglist losgesagt; wir handeln nicht hinterhältig und verfälschen das Wort Gottes nicht, sondern lehren offen die Wahrheit.

Freitag, 21. August 2015

Buch des Lebens war gestern

Wie der Kreuzknappe berichtet, hat der DBK-Vorsitzenden Marx das neue Buch der Bücher geschrieben: Das Buch vom Überleben, nämlich der Kirche. Und wie das Superleben aussieht, entnimmt man der verlinkten Rezension, in der es heißt:
Er [Marx] plädiert für eine größere Dezentralisierung, mehr Eigenständigkeit der Ortskirchen (die keine Filialkirchen Roms seien), bessere Verwaltungen und moderne Personalführung. … Bei den Strukturreformen müsse natürlich gefragt werden, ob die Substanz der Glaubenslehre berührt sei – doch das sei in Fragen der Organisation selten der Fall. Das Leben der Kirche sei nicht einfach von oben nach unten organisiert wie eine Pyramide, sondern ein In- und Miteinander.
Machen wir doch kurz den Abgleich:

Zur Frage der Dezentralisierung:
Er rief die Zwölf zu sich und sandte sie aus, jeweils zwei zusammen. … Die Apostel versammelten sich wieder bei Jesus und berichteten ihm alles, was sie getan und gelehrt hatten. (Mk 6,7.30)
Offensichtlich hat das dezentrale Verkünden Anfang und Ende bei der Versammlung um die Zentrale. Da ist nichts von Jeder-sein-eigenes-Süppchen kochen und Ich-lass-mir-von-dir-doch-nichts-vorschreiben zu erkennen. Ich würde sagen: 0 Punkte für den Kardinal.

Zur Frage der Verwaltungen und Personalführung steht im (anscheinend überlebten) Buch:
Und er sandte sie aus mit dem Auftrag, das Reich Gottes zu verkünden und zu heilen. Er sagte zu ihnen: Nehmt nichts mit auf den Weg, keinen Wanderstab und keine Vorratstasche, kein Brot, kein Geld und kein zweites Hemd. Bleibt in dem Haus, in dem ihr einkehrt, bis ihr den Ort wieder verlasst. Wenn euch aber die Leute in einer Stadt nicht aufnehmen wollen, dann geht weg und schüttelt den Staub von euren Füßen, zum Zeugnis gegen sie. (Lk 9,2-5)
Das sind aber ziemliche Strukturreformen nötig, scheint mir, um von den üppig kirchensteuerfinanzierten Palästen, z.B. in München und Rom, zur Evangelisierung ohne zweites Hemd zu kommen. Vielleicht steht dann auch nicht mehr so das Anbiedern an den Zeitgeist im Mittelpunkt, wenn man gelegentlich den Staub aus den Sandalen schüttelt.
Wenn ich auch wenig Hoffnung habe, dass Herr Marx dieses Ziel vor Augen hat, wenn er über das Superleben schwadroniert, wird immerhin die Notwendigkeit der Strukturreform gesehen, und Einsicht ist der erste Schritt zur Besserung.
Meine Wertung: 1 Trostpunkt für den Kardinal.

Zur Frage der Substanz der Glaubenslehre:

Herr Marx gibt selbst an, dass diese bei Fragen der Organisation nicht berührt werde. Wenn man z.B. das 4. Kapitel des Römerbriefs oder die ständige Bekräftigung zu den Empfängern seiner Wunder: 'dein Glaube hat dir geholfen' liest – sollte man nicht zur Ansicht gelangen, die Substanz der Glaubenslehre wäre das erste und einzige, und Überlegungen, die diese nicht berühren, hätten für die Kirche geringe Relevanz?! Wenn nun der Kardinal ausschließlich auf Irrelevantes fokussiert – schweige ich darüber.
Meine Wertung: Der Trostpunkt wird wegen Uneinsichtigkeit wieder abgezogen.

Zur Frage der Organisation von oben nach unten:

Natürlich darf das nicht so sein – da hat Marx ja richtig recht –, denn die Kirche wächst ja von unten nach oben, wie schon Gen 1,3 berichtet:
Und die Engagierten Laien dialogisierten, und es ward Licht.
Meine Wertung: wenn sich die deutschkirchlichen Bischöfe so entbehrlich machen, erstaunt es nicht wirklich, dass die Leute sonntags lieber zum Fußball oder Frühschoppen gehen.

Hier mal ein Hinweis, welcher Art der Beitrag, der von unten nach oben zu leisten ist, aussehen sollte:
Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen und ganzer Seele, mit all deiner Kraft und all deinen Gedanken. Denn das ist das ewige Leben: den einzigen wahren Gott zu erkennen und Jesus Christus, den er gesandt hat. (Lk 10,27; Joh 17,3)
Fazit: wenn man das Ewige Leben sucht, erübrigen sich Bücher zum Überleben.

Donnerstag, 20. August 2015

Recht auf Nichtwissen

In einem Artikel über personalisierte Medizin taucht es plötzlich wieder auf, das ominöse „Recht auf Nichtwissen“, das folgenden Gedankengang stimulierte.

Wochenende, Wasserrohrbruch beim Arzt, der herbeigerufene Klemptner besieht sich den unter Wasser stehenden Keller, wirft zwei Dichtringe rein und sagt: wenn das nicht hilft, kommen Sie am Montag wieder.

Der Scherz nimmt aufs Korn, was bisher üblich ist: manche Krankheiten können verschiedene gut auf Medikamente ansprechen, weshalb der behandelnde Arzt u.U. nacheinander mehrere Medikamente ausprobiert, bis eines hilft.

Mitlerweile kennt man teilweise die Gründe dafür, die z.B. in unterschiedlichen Genen der Patienten liegen können. Man könnte also einen Gentest durchführen und gleich das passende, wirksame Medikament verschreiben. Das nennt man „personalisierte“ Medizin.

Was ganz anderes sind anlaßlos durchgeführte Gentest, bei denen das ganze Genom untersucht wird und ggf. eine Disposition für Krankheiten („Mit einer Wahrscheinlichkeit von 20% erkranken Sie in den nächsten 5 Jahren an Krebs“) entdeckt wird. Da sagen manche: damit will ich mich jetzt nicht belasten und lass es auf mich zukommen. Da haben wir das „Recht auf Nichtwissen“ an seinem berechtigten Platz.

Wenn ich aber schon krank bin und zum Arzt gehe, der zur Therapieauswahl eine Diagnose braucht, welchen Sinn macht es da, die Krankheitsursache nicht wissen zu wollen?! Oder das Risiko von Nebenwirkungen, die bei manchen Genen sogar lebensbedrohlich sein können?! Da kann ich auch gleich weg bleiben und woanders zu Ende leiden. Oder erwarte ich vom Arzt, dass er mir irgendwas in die Hand drückt mit den Worten: „Nehmen Sie das, in zwei Wochen sind Sie entweder gesund oder tot“?! Auf dem Seziertisch kann man dann rausfinden, woran es gelegen hat …

[Wo ich gerade beim Scherzen bin: Was ist der Unterschied zwischen Internist, Chirurg und Pathologe? Der Internist weiß alles, kann aber nichts. Der Chirurg kann alles, weiß aber nichts. Der Pathologe weiß alles und kann alles, kommt aber immer zu spät.]


Irgendwie erinnert mich das an die Diskussionen um die bevorstehende Synode. Was hilft es dem verstockten Sünder, wenn er sein „Recht auf Nichtwissen“ postuliert, um von der Kirche nicht auf seine Sünde und ihre Folgen hingewiesen zu werden? Was nützt es, ihm das Heilmittel zu verabreichen, wenn man wissen könnte, das seine innere Disposition die Wirksamkeit verhindert?

Ja aber die wollen doch unbedingt! Oh Mann, denk ich mir da, ist wie die quengeligen Patienten, die beim Arzt nicht ohne Pillen weggehen wollen und dann was Homöopathisches bekommen. Hilft nix, schad aber auch nix, ist ja kein Wirkstoff drin.

Das bringt mich wieder zu dem Vorschlag, alternativ zum Leib Christi auch „geweihtes Brot“ oder sonst ein Leckerli zu verteilen. Da dürfen dann alle mal nach Herzenslust „gemeinsam Mahl halten“. [Gibt es übrigens bei der benachbarten Freikirche: die haben während des Gottesdienstes eine Kaffeepause, wo auch Kuchen gereicht wird. Yummy!]

Samstag, 15. August 2015

Aus einem alten Buch

Selbst offensichtliche Dinge geraten zuweilen in Vergessenheit. Wie praktisch, dass Leo Tolstoi sie in "Die Kosaken" einmal ganz einfach hingeschrieben hat:
Und er erinnerte sich seines früheren Lebens und empfand einen Widerwillen gegen sich selbst. Er erschien sich selbst als ein so anspruchsvoller Egoist, während doch in Wirklichkeit alle seine Bedürfnisse und Ansprüche gar nicht in seiner Natur begründet waren. Er schaute rings um sich nach dem durchleuchteten Grün, nach der sinkenden Sonne und dem strahlenden Himmel und fühlte sich so glücklich wie nur je zuvor. Warum bin ich glücklich, und welchen Zweck, welches Ziel hatte mein früheres Leben? dachte er. Wie selbstsüchtig war ich doch früher, auf was für Einfalle geriet ich, ohne dadurch etwas anderes zu erreichen als Demütigung und Schmerz! Und nun brauche ich nichts, rein gar nichts, um glücklich zu sein!

Und es war ihm, als ob er plötzlich alles in ganz neuem Licht sähe. Das Glück, dachte er bei sich selbst, besteht darin, daß man für andere lebt. Das ist doch klar! Das Bedürfnis nach Glück ist in den Menschen hineingelegt, also ist es berechtigt. Sucht man dieses Bedürfnis auf selbstische Weise zu befriedigen, strebt man nach Reichtum, Ruhm, Wohlleben, Liebe, dann kann es geschehen, daß äußere Umstände es unmöglich machen, diesem Streben genugzutun. Mithin sind eben diese Wünsche und Bestrebungen unberechtigt, nicht aber das Bedürfnis nach Glück. Welche Wünsche und Bedürfnisse können nun zu jeder Zeit, ohne alle Rücksicht auf äußere Umstände befriedigt werden? Nun denn: das Bedürfnis nach Liebe zu den anderen, nach Selbstverleugnung!

Er war so glücklich, so freudig erregt über die Entdeckung dieser, wie er meinte, funkelnagelneuen Wahrheit, daß er aufsprang und ungeduldig zu überlegen begann, für wen er sich so rasch wie möglich opfern, wem er Gutes tun, wen er lieben könnte. Er brauchte so wenig für sich selbst — warum sollte er da nicht für andere leben?

Samstag, 11. Juli 2015

Segenstropfen

Stolpernd über ein Zitat
"Lord, I hear of showers of blessing
Thou art scattering, full and free;
Showers, the thirsty land refreshing;
Let some droppings fall on me,
Even me."
Elizabeth Codner, 1860.

Herr, ich hör von Segensschauern,
die du gießest, voll und frei,
Schauern, das dürre Land erfrischend;
Lass einige Tropfen auf mich fallen,
selbst auf mich.
erinnerte ich mich an einen Kommentar meiner damaligen Schulleiterin Schwester Hildegard, die in Anlehnung an Mt 19,28 gefragt, worüber sie im Himmelreich zu richten hoffe, antwortete, sie sei fortgeschrittenen Alters und praktisch veranlagt und wäre schon zufrieden, wenn sie dort eine warme Decke für die Füße bekäme.

Diese Hoffnung auf Gnade trotz der eigenen Unvollkommenheit kontrastiert irgendwie merkwürdig mit den unter dröhnendem Aufstampfen trotziger Stiefel vorgetragenen Forderungen nach einem vermeintlichen Recht auf Barmherzigkeit („ … natürlich wurde die Gemeinde im Pfarrblatt aufgefordert, für die Bischofssynode zu beten, damit die wiederverheirateten Geschiedenen endlich ihr Recht auf Barmherzigkeit bekommen, wieder mit Berufung auf Papst Franziskus und Kardinal Kasper …“).

Es scheint da etwas an der im Buch der Sprichwörter genannten Grundvoraussetzung
Wenn du meine Worte annimmst und meine Gebote beherzigst, …
Dann begreifst du, was Recht und Gerechtigkeit ist.
zu fehlen.

Samstag, 27. Juni 2015

better informed understanding

Fr. Z zitiert zum Urteil des Supreme Court der USA aus dem Minderheitenvotum, dass die Verfassung den Begriff „liberty“ (der zur Begründung der Anerkennungspflicht gleichgeschlechtlicher „Ehen“ für US-Staaten herangezogen wurde) anders meint als ihn die Mehrheit des Gerichtshof jetzt im Rahmen eines „better informed understanding“ verwendet.

Die Verfassung wird nicht formal geändert, aber die Wörter bedeuten jetzt etwas anderes.
Erinnert mich irgendwie fatal an die „Lehre wird nicht geändert, nur die Pastoral“.

Den Gesang über den bevorstehenden Untergang des Abendlandes, der aus dem Verlust klaren Denkens, das auf Anwendung von Logik auf wohldefinierte Begriffe beruht, unweigerlich folgen muss, spar ich mir diesmal, denn erstens weiß ich nicht, was die göttliche Vorsehung noch in petto hat, und zweitens müssen wir am Ende sowieso alle sterben.
Schon seltsam, dass das das Positivste ist, was ich gerade zur Lage der Welt sagen kann.

Mittwoch, 24. Juni 2015

Mit den Wölfen heulen

Habe mich mühsam durch das Arbeitswerkzeug zur nächsten Synode gekämpft, bis ich in Absatz 48 (Die missionarische Dimension der Familie als Hauskirche) stecken blieb.

Da heißt es zunächst sehr löblich im Anschluss an das Konzil
Um die den Familien anvertraute Rolle in der Mission zu vertiefen, ist es dringend notwendig, dass die christlichen Familien den Anruf, das Evangelium mit ihrem Leben, ohne zu verstecken was sie glauben, zu bezeugen, wiederentdecken.
Nur leider wird das dann folgendermaßen konkretisiert
Daher sollen die Familien durch pastorale Aktionen gefördert werden, verschiedene Formen des Zeugnisses zu geben, nämlich: Solidarität mit den Armen, Öffnung auf die Vielfalt der Menschen, Bewahrung der Schöpfung, Verpflichtung zur Förderung des Gemeinwohls auf dem Gebiet, in dem sie leben.
Na, so wird das was mit der Neuevangelisierung: von Solidarität mit den Armen redet hierzulande jeder, von den Linksgrünen über die CSU bis sogar zu Pegida, die Vielfalt ist stets in aller Munde, Umweltschutz ist inzwischen ein politischer Gemeinplatz - und wer wird schon gegen das Gemeinwohl sein?!

Jetzt sagen wir also: das was alle tun, tun wir auch und nennen es Evangelisierung.

An dieser Stelle scheint mir die weitere Lektüre entbehrlich – denn solche Überlegungen kann ich jeden Tag in der Zeitung lesen.

Freitag, 12. Juni 2015

Mirari vos

Ihr wundert euch (wahrscheinlich nicht zu sehr), dass die von einigen als „heiße Eisen“ bezeichneten Alten Hüte (von der Art „Wir sind keine Filialen von Rom. Jede Bischofskonferenz ist für die Pastoral in ihrem Kulturkreis zuständig und hat das Evangelium in ureigener Aufgabe selber zu verkünden. Wir können nicht warten, bis eine Synode sagt, wie wir hier Ehe- und Familienpastoral zu gestalten haben.“) angemessen durch die erste Enzyklika des Papst Gregor XVI., Mirari vos von 1832, beantwortet werden [mit vielen Auslassungen zitiert]:
Schlimm ist die Zeit für den Glauben. Um die Wahrheit sagen zu dürfen, jetzt ist die Stunde für die Mächte der Finsternis, welche die Kinder der Auserwählung sieben wie den Weizen.
Ehrwürdige Brüder, Wir sprechen von Dingen, die Ihr mit eigenen Augen sehen könnt und die wir gemeinsam beweinen. Die wahre Lehre wird in eine andere Richtung gelenkt und Irrtümern aller Art der Vorzug gegeben. Nichts ist vor der Frechheit dieser Leute sicher, deren Mund nur Unrecht spricht. Weder vor den Gesetzen über heilige Dinge, Einrichtungen oder heiligsten Geboten aus alter Zeit machen sie halt.
Liege es in weiter Ferne, Ehrwürdige Brüder, daß die Hirten ihre Aufgabe vernachlässigen, furchtsam ihre Schafe verlassen oder müßig und mutlos leben, ohne sich um die Herde zu kümmern. Erfüllt Eure Aufgabe vor allem nach der Pflicht Eures Amtes, indem Ihr auf die Lehre achtet. Erwägt in Eurem Sinn, daß durch jede Neuerung die gesamte Kirche getroffen wird. Mit frecher Kühnheit wagen es einige, die Rechte des Heiligen Stuhles zu bestreiten, oder die Verbindung der Kirchen mit ihm zu lockern, die sich darauf stützen und von welcher sie leben. Um diese Gesinnung derjenigen zu brechen, müßt Ihr auf das höchste bestrebt sein, dem Heiligen Stuhl Eure Treue und aufrichtige Verehrung einzuflößen. Beruft Euch dabei auf den heiligen Cyprian, der sagt: Zu Unrecht glaubt in der Kirche zu sein, wer den Stuhl des heiligen Petrus verläßt, auf den die Kirche gebaut ist. Die Pflicht jedes einzelnen Bischofs besteht darin, dem Stuhl Petri die größte Treue zu erweisen, das anvertraute Glaubensgut heilig und mit Gottesfurcht zu bewahren, und ihren Teil der Herde Gottes zu hüten.

Es wäre also Unrecht und mit jener Ehrfurcht, mit welcher die Gesetze der Kirche aufzunehmen sind, unvereinbar, wenn jemand in verächtlicher Eigenmächtigkeit die kirchliche Ordnung ablehnend beurteilen wollte, in der die Spendung der Sakramente, das Sittengesetz, die Ordnung des Kirchenrechtes enthalten sind. Deshalb wäre es völlig widersinnig und für die Kirche höchst beleidigend, von einer Erneuerung und Widerbelebung zu sprechen, die notwendig wäre, um ihren Bestand und ihr Wachstum zu sichern, als ob man glauben würde, sie sei dem Untergang, der Verdunkelung oder anderen Mängeln dieser Art ausgesetzt. Die Erneuerer legen mit solchen Bestrebungen die Grundlagen zu neuen, rein menschlichen Einrichtungen und versuchen zu erreichen, was Cyprian immer verabscheut hat, und zwar die Kirche, die eine göttliche Angelegenheit ist, zu einer menschlichen Sache werden zu lassen.

Die christliche Ehe, die der heilige Paulus ein großes Geheimnis im Hinblick auf Christus und die Kirche genannt hat, verlangt eindringlich nach unserer gemeinsamen Bemühung, damit nicht etwa gegen ihre Heiligkeit und das unauflösliche Band falsches gedacht oder zu unternehmen versucht wird. Mit besonderem Nachdruck hatte dies bereits Unser Vorgänger seligen Andenkens, Pius VIII., in seinem Apostolischen Schreiben empfohlen. Immer noch erheben sich dagegen feindliche Bestrebungen. Deshalb sind die Völker mit großem Eifer darüber zu belehren, daß die einmal gültig geschlossene Ehe nicht mehr aufgelöst werden kann, und Gott den durch das Eheband Verbundenen eine immerwährende Lebensgemeinschaft vorgeschrieben hat, deren heiliger Lebensbund nur durch den Tod gelöst wird.
Gehen wir zu einer weiteren schwerwiegenden Ursache von Übeln, unter denen die Kirche zu Unserem Leidwesen gegenwärtig so schwer leidet – der Gleichgültigkeit in Glaubenssachen, auch Indifferentismus genannt. Das ist jene verkehrte Meinung, die sich durch die Bosheit ruchloser Menschen überall verbreitet. Aus dieser modrigen Quelle der Gleichgültigkeit, die den Glauben betrifft, fließt jene törichte und falsche Ansicht, die man besser als Wahnsinn bezeichnet, für jeden die Gewissensfreiheit zu fordern und zu verteidigen. Der Wegbereiter für diesen überaus verderblichen Irrtum ist diese vollkommen übermäßige Meinungsfreiheit, die auf weiten Gebieten zum Verderben der Kirche und des Staates verbreitet ist. Einige behaupten hierbei mit großer Unverschämtheit, daß sich daraus Vorteile für die Religion ergeben. Der heilige Augustinus sagt dagegen, was ist tödlicher für die Seele, als die Freiheit des Irrtums!

Samstag, 30. Mai 2015

Wahrerheit

Eigentlich hatte ich mir Schweigen auferlegt, bis sich der Staub der kommenden Synode gesetzt und sich das töchterliche Verhältnis der Deutschen zur Katholischen Kirche geklärt hat, aber nun ist mir ein Zitat untergekommen, dass [in San Franzisko andersrum gemeint aber] hierzulande gut anwendbar ist:
Wir dürfen nicht automatisch der erzbischöflichen moralischen Autorität weichen; wir müssen vielmehr in einen brüderlichen Dialog eintreten und die wahrere (!) Lehre entdecken, die sich unter uns entwickelt.

Öffnen wir uns dem Geist, den der „Ich bin die Wahrheit“ ausgießt, und entdecken das Himmelreich, das schon mitten unter uns ist, damit den DBK-Opfern das „Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist - Ich aber sage euch“ verkündet und den Deutschkirchlichen Bischöfen im brüderlichen Dialog ihre Wahrerheit ausgetrieben werde.

Samstag, 7. Februar 2015

Papst-„Programm“

Es sind nicht nur die Hardliner-Tradis, denen gewisse Dinge am gegenwärtigen Papst auffallen. Zum Beleg seien hier einige Absätze aus einer Analyse zitiert, deren Tenor den Verdacht übertriebener Kirchentreue nicht aufkommen lässt:
Sein Glanz ist vielleicht auch sein Verhängnis: Franziskus ist der katholischste Papst seit langem. Mit Gesten und Symbolen bedient er die katholische Au­genreligion wie kaum ein Papst vor ihm. Die Ohrenreligion der Reformatoren, die sich auf das Wort Gottes beruft, die Bilder aber verschmäht, ist seine Sache nicht. Franziskus ist der Papst der Bilder, nicht des Wortes und der Taten. …
Papst geworden, inszeniert der frühere Peronist Jorge Mario Bergoglio ein wahres Bilder- und Gestenspektakel. Das sei sein ganzes Programm, sagt einer seiner einstigen Mitarbeiter aus Argentinien. Man müsse nicht immer nach Konsequenzen und Taten schielen.
Indem er lieber Zeichen als Tatsachen setzt und Bilder sprechen lässt, statt in Begriffen zu reden, gewinnt er die Massen und Medien für sich. Doch der Papst der Bilder wird häufig missverstanden. Die Suggestivkraft der Bilder verleitet zu falschen Interpretationen. Mehr als Begriffe sind Bilder Projektionsflächen – sie sind auslegungsbedürftig, mehrdeutig, widersprüchlich. …
Aus der Vorliebe des Papstes, per­sonalpolitisch die Peripherien zu berücksichtigen, hat man seine Absicht bestätigt gesehen, die päpstliche Macht zu dezentralisieren. Dabei ist seine Personalpolitik undialogisch eigenmächtig: Er selber kürt Bischöfe und Kardinäle nach seinem Gusto. Bei der Ernennung der neuen Bischöfe von Köln und Freiburg hat er die geregelte Mitsprache der ortskirchlichen Domkapitel einfach übergangen. Mosebach nennt Franziskus einen «Herrscher und Autokraten».
Wie aber verträgt sich das mit seiner Bescheidenheit, die er mit Symbolen verkündet: mit Gebrauchtwagen, schlichten Kleidern und dem Wohnort im vatikanischen Gästehaus? Gemäss seinem Biografen Paul Vallely beruht Papst Franziskus’ Bescheidenheit auf einem intellektuellen Entschluss: «Sie ist eine Tugend, die er sich willentlich zur Pflicht macht, weil er von seiner ­Persönlichkeit her zu Stolz sowie zu dogmatischem und herrischem Verhalten neigt.» …
Auf dem politischen Parkett fühlt er sich deshalb so wohl, weil er nicht Resultate vorzeigen und aushandeln muss, sondern einfach Zeichen setzen kann. …
Nach dem Priesterpapst Benedikt regiert jetzt also ein Politpapst. Nach dem Kurienmann ein Erzbischof des Südens. Nach dem Doktrinär ein Seelsorger. Als solcher zerbreche er sich zurzeit den Kopf, wo und wem er am kommenden Gründonnerstag möglichst spektakulär die Füsse waschen wird. Mit solchen starken Zeichen will Franziskus die Sympathie der Menschen gewinnen und sie sich nicht durch Wiederkäuen traditioneller katholischer Positionen verscherzen.
Hm, in meinem Wörterbuch steht zur Beschreibung eines Verhaltens, bei dem Reden und Handeln auseinanderklaffen, irgendwie eine andere Vokabel als „Programm“, aber wer sich im Politischen zuhause fühlt, mag das vielleicht anders sehen …

Mittwoch, 28. Januar 2015

Ja, aber die Autobahnen …

Papstversteher Marx hatte sich in der Amerikanischen Jesuitenzeitschrift geäußert, auf die ich seit einigen Tagen vergeblich zuzugreifen versuche, weshalb ich auf Sekundärquellen angewiesen bin, die aber gleichzeitig die Neugier auf die Fülle des Unsinns anstacheln.

Zum ersten vergleicht John Zuhlsdorf eine Passage aus Evangelii Gaudium
I prefer a Church which is bruised, hurting and dirty because it has been out on the streets, rather than a Church which is unhealthy from being confined and from clinging to its own security.

Mir ist eine „verbeulte“ Kirche, die verletzt und beschmutzt ist, weil sie auf die Straßen hinausgegangen ist, lieber, als eine Kirche, die aufgrund ihrer Verschlossenheit und ihrer Bequemlichkeit, sich an die eigenen Sicherheiten zu klammern, krank ist. (EG Nr. 49)
mit dem, was Marx daraus macht:
Francis uses a strong image: “I prefer a church which is bruised, hurting and dirty because it has been out on the streets,” rather than a church that is very clean and has the truth and everything necessary. The latter church does not help the people.

Franziskus gebraucht ein starkes Bild: „Mir ist eine verbeulte Kirche, die verletzt und beschmutzt ist, weil sie auf die Straßen hinausgegangen ist, lieber“, als eine Kirche, die sehr sauber ist und die Wahrheit und alles Notwendige hat. Eine solche Kirche hilft den Leuten nicht.
Nun ist offensichtlich „krank aus Verschlossenheit und Bequemlichkeit“ nicht exakt das gleiche wie „Wahrheit und alles [für das Heil?] Notwenige“ zu haben, und es stoßen sich ja viele daran, dass den gegenwärtigen Papst nur die Unklarheit seiner Äußerungen vor dem Verdacht, etwas geradewegs Falsches zu äußern, schützt – dass aber einer seiner liebsten Freunde ihn so missverstehen könnte, scheint doch unwahrscheinlich.

Aber auch so bleibt die Marxsche Schlussfolgerung „Wahrheit in der Kirche – wem könnte sowas nützen?“ --- zumindest sehr erstaunlich. Vielleicht können wir demnächst noch Marxsche Lehren zur Nutzlosigkeit von Wegen und Leben hören. Schließlich geht es in der Franziskischen Kirche nicht mehr darum, zum Vater zu kommen, sondern zu den Rändern.


Zum zweiten schreibt die Frankfurter Rundschau:

Über notorische Ehebrecher:
Manche sagten, solche Paare lebten in Sünde, bemerkt Marx gegenüber „America“, aber „man kann nicht sagen, dass jemand Tag für Tag in Sünde lebt. Das ist unmöglich“. Ebenso unmöglich sei es, den Betroffenen zu sagen, ihnen könne bis zu ihrem Tod nicht vergeben werden.
Möglicherweise unterschätzt der Kardinal ja die Potenz einiger Mitmenschen, aber auch ein Mörder muss nicht jeden Tag morden, um ein Mörder zu bleiben.
Aber was faselt der Mann über die Unmöglichkeit der Vergebung? Die Tür steht jedem offen: Umkehr, Wiedergutmachung, Beichte – alles supi. Vielleicht sollte der Kardinal mal Joga-Kurse oder Katechesen besuchen, von denen der gegenwärtige Papst zwar wenig hält, die dem Herrn Marx aber wenigstens ein paar elementare Grundlagen der kirchlichen Lehre vermitteln könnten.

Über Homosexuelle:
Wenn zwei Homosexuelle „einander treu sind, wenn sie sich für die Armen einsetzen, wenn sie arbeiten, dann ist es nicht möglich, zu sagen, ‚alles, was ihr tut, ist negativ, weil ihr homosexuell seid‘.“ Ein solch eindimensionaler Blick auf den Menschen sei unmöglich.
Eigentlich sollte ein Kardinal wissen, dass die Kirche Homosexuellen nicht sagt: „alles was ihr tut, ist negativ“, sondern eher etwa: „Lasst euch trotz eurer Neigung nicht zu sündigem Tun verleiten“. Aber mit der Wahrheit hat es Herr Marx, wie oben zitiert, ja eh nicht so, da kann man ja auch in der „Ja, aber die Autobahnen“-Manier das Gute suchen gehen.

Dienstag, 27. Januar 2015

Post-apologetischer Katholizismus

Aus der sonntäglichen Ansprache des gegenwärtigen Papstes greift Rorate caeli zwei Formulierungen heraus. Der Redner weise den „apologetischen Ansatz“, der in der Vergangenheit zu so vielen Streitigkeiten zwischen Christen geführt habe, zurück.

Die Definition „Apologetik … bezeichnet die Verteidigung einer (Welt-)Anschauung, insbesondere die wissenschaftliche Rechtfertigung von Glaubenslehrsätzen, und jenen Teilbereich der Theologie, in dem man sich mit der wissenschaftlich-rationalen Absicherung des Glaubens befasst.“ lässt sich durch einige Anekdoten veranschaulichen, die ein gewisser Matthäus freundlicherweise in seinem zwölften Kapitel zusammengestellt hat.

„Die christliche Einheit“, lehrt der gegenwärtige Papst weiter, „wird nicht die Frucht scharfsinniger theoretischer Diskussionen sein, bei denen jede Seite versucht, den anderen von der Stichhaltigkeit seiner Ansichten zu überzeugen“.

Hätte Jesus das rechtzeitig gewusst, hätte er sich das sparen können.

Aber der gegenwärtige Papst ist da weiter und scheint es eher mit Johannes zu halten, wo es heißt: „Warum rede ich überhaupt noch mit euch?“ und später „Warum versteht ihr nicht, was ich sage? Weil ihr nicht imstande seid, mein Wort zu hören.“ und schließlich „Wenn ich die Wahrheit sage, warum glaubt ihr mir nicht?“.

Wenn man eh nicht verstanden wird, braucht man auch keine theoretische Apologetik, klar.

Aber halt – was genau macht Jesus da die ganze Zeit eigentlich?

Montag, 26. Januar 2015

Wer ist gegen Pegida

Der Parteienforscher Walter hat Anti-Pegida-Demonstranten befragt und darüber schreibt im Spiegel

- Die meisten sind Kinder (Anteil der 16- bis 35-Jährigen rund 45 Prozent)
- Entsprechend sind sie Single und kinderlos (58 Prozent) sowie großteils noch in der Ausbildung. Nur 47 Prozent sind voll erwerbstätig.
- Die meisten sind konfessionslos (wie auch bei Pegida, übrigens)
- Sie kommen aus dem rot-grünen Spektrum (37 % Grüne, 15 % Linke, 25 % SPD)
- Wichtigste Aufgaben der Politik: Gleichstellung, Solidarität und Umverteilung
- freie Marktwirtschaft hat keine größere Relevanz für 97 Prozent!!
- „… Demgegenüber leuchtete der großen Mehrheit der Befragten keineswegs ein, dass Kinder eine Mutter und einen Vater haben sollten und dass Eigenverantwortung zu den wünschenswerten Bürgertugenden der Zukunft zu zählen habe.“

Maaan, sag ich da mal. Habe mich bisher nicht mit Pegida beschäftigt, aber wenn ich sehe, wer dagegen ist …

Dienstag, 20. Januar 2015

Alle sind eingeladen

In London war ein zur Geburtstagsfeier eingeladener Fünfjähriger unentschuldigt ferngeblieben, worauf die erboste Mutter des Geburtstagskindes den Eltern des Feierschwänzers eine Rechnung über die entstandenen Kosten schickte.

Abgesehen von Detailfragen, etwa ob durch eine einseitige Einladung ein bindender Vertrag zustande kommt oder ob die vorgeschriebene Form des Kindergeburtstagsteilnahmepflichtgesetzes eingehalten wurde, deutet sich hier doch eine neue Option in der Debatte um die „Kirchensteuer für alle“ an.

Bisher können die Sonntagsausschläfer sich ihres Beitrags zur christlich-abendländischen Kulturpflege durch Erklärung vor der einschlägigen Behörde entziehen, während regelmäßige Kirchgänger unter (zeitlicher und finanzieller) Doppelbelastung leiden. Sie beten und zahlen, und erlöst werden am Ende alle! Das ist wie bei der Rentenversicherung: die einen ziehen die Kinder groß, die den anderen (doppeltes Einkommen, keine Kinder) dann die Rente erarbeiten.

Wie nun, wenn die allgemeine Einladung zur Mitfeier der Messe in geeigneter Weise bekannt gemacht würde, und den Schwänzern die Rechnung zugeschickt? Am einfachsten wäre dies durch Postwurfsendung an alle Haushalte zu bewerkstelligen - und in der Kirche würden Rabattmarken ausgeteilt, die auf den Kostenbeiteiligungsbetrag angerechnet würden. Besonders andächtigen Betern könnte der Pastor oder die Gottesdienstleitende Gemeindeassistentin Fleißkärtchen mit Stern mit erhöhtem Nachlass austeilen. Das stimuliert bestimmt den Teilnehmeranteil.

Soviele Probleme, die so auf einmal gelöst werden könnten – wäre das nichts für unseren C9-Rats-DBK-Vorsteher?

Donnerstag, 15. Januar 2015

Papst befürwortet Gewalt

Heute wurde wieder ein Exempel für eine von der Lehre losgelöste Pastoral gegeben:

Der gegenwärtige Papst erkennt zwar an, dass man [theoretisch] nicht gewaltätig reagieren sollte, droht seinem Reisemarschall aber Prügel an, falls der seine Mutter beleidigen sollte. Und hält das für normal.

Und unter ausdrücklichem Bezug auf die Terrorakte von Paris (zu dem Reporter, der die Frage gestellt hatte: „you are French, right? Well, then, let's go Paris, let's speak clearly“) meint er (quasi schulterzuckend) wer sich über Religion lustig macht, provoziert, und dann passieren halt Dinge:
Because it is true that one should not react violently, but if Mr. Gasbarri [note: voyage planner, standing beside the pope], who is a great friend, says a swear word about my mother, he can expect to receive a punch! It's normal ... […]

There are so many people who speak ill of religions, who mock them, who play with the religion of others. They provoke...and it can happen that which could happen to Mr. Gasbarri if he said anything about my mother. There is a limit!
Immerhin weist er darauf hin, dass man nicht im Namen der Religion, also im Namen Gottes, töten solle.
Das ist wirklich empörend, dass die Attentäter auch noch „allahu akbar“ gerufen haben sollen, während sie (was ja menschlich irgendwie verständlich ist) zwölf Menschen erschossen haben.

Irgendwie hab ich mittlerweile den Eindruck, dass der gegenwärtige Papst nicht nur die Proritäten anders setzt, als ich das täte (würde der Kirche das Unglück widerfahren, mich zum Papst zu bekommen).

Mittwoch, 7. Januar 2015

Wir sind Kirchen und Binsenweisheiten

Wenn schon jeder hergelaufene Hansel sich einen „Wir sind Kirche“-Button aufpappen kann, muss der Vorsitzende der DBK natürlich noch einen draufpacken, und weil der Plural von Wir nicht gängig ist, bleibt nur das „Kirche“ übrig. So berichtet die Welt:
Marx hatte die Forderung der CSU zur schnelleren Abschiebung von abgelehnten Asylbewerbern zurückgewiesen. "Pauschale Lösungen lehnen wir als Kirchen ab, denn das Asylrecht ist bezogen auf den Einzelnen", sagte er.
Das ist halt der Vorteil, in einem großteils protestantischen Land zu einer Zeit, wo es leicht wie selten, päpstlicher als der Papst zu sein, ist, zu wohnen: denn der Papst kann nur für eine Kirche sprechen, Marx gleich für mehrere.

Da wurde aber scheint’s die Rechnung ohne den Laien gemacht:
Seehofer entgegnete, es sei eine "Binsenweisheit der christlichen Ethik", dass Solidarität und Gerechtigkeit zusammenhingen. Die Solidarität der Bevölkerung bleibe nur erhalten, "wenn die Flüchtlinge hierzulande und in Europa gerecht verteilt werden".
Nun würde ich die Offenbahrung, dass in Gott Barmherzigkeit und Gerechtigkeit eins sind, nicht „Binsenweisheit“ nennen, aber da gibt es einen Punkt für die Politik. Ob die konkrete Anwendung (quasi: sollen sich doch die anderen kümmern) hier allerdings korrekt gelungen ist, wage ich etwas zu bezweifeln.

Wenn es Herrn Marx allerdings nicht mehr reicht, unter der gelb-weißen Flagge zu segeln, sollte er sich beeilen, neue Farben zu benennen, denn den Wechsel von gelb zu magenta haben derzeit schon andere marginalisierte Möchtegernpolitiker für sich reklamiert ...

Montag, 5. Januar 2015

Alles wird gut

Soviel positive Nachrichten an einem Morgen:
  • In China greift das Christentum um sich: Christliche Unternehmer fördern in den Betrieben die christliche Kultur. So gebe es keine Saufgelage; Mätressen würden nicht geduldet.
  • In Ghana verteufeln die Bischöfe „Faulheit bei der Arbeit“ und „magische Flüche gegen Widersacher“.
  • Und der gegenwärtige Papst ist für „Harmonie mit sich selbst, mit der Natur und mit den anderen“.
Da ist man ja prima an den Rändern angekommen, denn auch „Gradido“ [klingt nur zufällig nach Gradualität] ist „Ein Weg zu weltweitem Wohlstand und Frieden in Harmonie mit der Natur“, der denkbar einfach ist: „Wenn wir im Einklang mit den Naturgesetzen handeln, werden wir weltweit Wohlstand und Frieden erleben.“

Erinnert mich irgendwie an einen Cartoon:
Treffen sich zwei verschlagen aussehende Hai-opeis.
„Hey du, hast du mal 'ne Kippe?!“
„Ey, rauchen unter Wasser ist gegen das Naturgesetz!“
„Ach komm, hab dich nicht so …“

Abgesehen von den praktischen Schwierigkeiten, nicht im „Einklang mit den Naturgesetzen“ zu handeln (wenn man nicht gerade auf magische Flüche zurückgreifen will), hab ich da noch einen (z.B. in der päpstlichen Predigt) nicht näher genannten Redner im Ohr, der meinte: „Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst.“

Das Wesen der Liebe macht eben aus, dass man von dem, was rechtlich sein Eigen ist, ablässt zum Wohle des Nächsten um Gottes Willen, wie in „wer sein Leben retten will, wird es verlieren; wer aber sein Leben um meinetwillen verliert, wird es gewinnen“. Klingt nicht exakt nach „Harmonie mit sich selbst“. Wobei letzteres aber wohl gesamtgesellschaftlich anschlussfähiger ist.

Aber wie schrieb gleich Petrus
Es gab aber auch falsche Propheten im Volk; so wird es auch bei euch falsche Lehrer geben. Sie werden verderbliche Irrlehren verbreiten und den Herrscher, der sie freigekauft hat, verleugnen; doch dadurch werden sie sich selbst bald ins Verderben stürzen.