Samstag, 30. November 2019

nachdem die Gaben überreicht und angenommen wurden

Am 30. November gedenkt die Kirche des Petrusbruder, also des Apostels Andreas, mit folgenden Gebeten:

Tagesgebet
Maiestátem tuam, Dómine, supplíciter exorámus, ut, sicut Ecclésiæ tuæ beátus Andréas apóstolus éxstitit prædicátor et rector, ita apud te sit pro nobis perpétuus intercéssor.
Das Gebet entspricht der alten Oratio zum Fest.

Übersetzung
Deine Majestät, Herr, rufen wir demütig an, dass der selige Apostel Andreas so, wie er deiner Kirche ein Prediger und Leiter war, uns bei dir fortwährender Vermittler sei.
Deutsches Messbuch
Allmächtiger Gott, du hast deiner Kirche den heiligen Apostel Andreas als Boten des Glaubens und als Hirten gegeben. Erhöre unser Gebet und gib, dass auch die Kirche unserer Tage die Macht seiner Fürsprache erfahre.
Vergleich
  • deine Majestät rufen wir demütig an, dass ⇒ erhöre unser Gebet und gib, dass
  • Herr ⇒ allmächtiger Gott
  • wie er deiner Kirche war ⇒ du hast deiner Kirche gegeben
    Wenigstens (hier noch) kein „geschenkt“.
  • ein Prediger und Leiter ⇒ als Boten des Glaubens und als Hirten
  • so uns ⇒ auch die Kirche unserer Tage
    Bei solchen Formulierungen rollen sich mir die Zehennägel auf.
  • bei dir fortwährender Vermittler sei ⇒ die Macht seiner Fürsprache erfahre
    In manchen Gebeten steht tatsächlich Ähnliches wie in der DM-Phrase. Hier aber nicht.
Gabengebet
Concéde nobis, omnípotens Deus, ut his munéribus, quæ in beáti Andréæ festivitáte deférimus, et tibi placeámus exhíbitis, et vivificémur accéptis.
Das Gebet wurde im alten Messbuch beim Gedenken der Heiligen Nazarius und Celsus (Martyrer), Victor I (Papst und Martyrer) sowie Innozenz I (Papst und Bekenner) am 28. Juli verwendet.

Übersetzung
Gewähre uns, allmächtiger Gott, dass wir, nachdem diese Gaben, die wir am Festtag des seligen Andreas herbeibringen, überreicht wurden, dir gefallen, und [dass wir, nachdem sie] angenommen wurden, belebt werden.
Deutsches Messbuch
Allmächtiger Gott, am Fest des heiligen Andreas kommen wir mit unseren Gaben zu deinem Altar. Nimm in diesem Opfer auch uns an und schenke uns Leben aus dir.
Anmerkung
Das Original bittet um eine Kausalkette: Gaben überreichen → wir gefallen → Gaben werden angenommen → wir werden belebt. Das DM verkuddelmuddelt das.
Vergleich
  • diese Gaben, die wir herbeibringen ⇒ wir kommen mit unseren Gaben zu deinem Altar
    Im Original geht es um die Gaben, im DM um „Wir“.
  • nachdem [diese Gaben] überreicht und angenommen wurden ⇒ in diesem Opfer
    Kuddelmuddel. Oder Zeichen mangelnden Verständnisses. Erkennt das DM einen Ablativus absolutus, wenn es einen sieht?
  • gewähre uns, dass wir dir gefallen ⇒ nimm auch uns an
  • [dass wir] belebt werden ⇒ schenke uns Leben aus dir
    Natürlich.
Schlussgebet
Róboret nos, Dómine, sacraménti tui commúnio, ut, exémplo beáti Andréæ apóstoli, Christi mortificatiónem feréntes, cum ipso vívere mereámur in glória.
Das Gebet scheint neu und von 2 Kor 4, 10 inspiriert zu sein.

Übersetzung
Es stärke uns, Herr, die Vereinigung [Kommunion] deines Sakraments, damit wir, nach dem Beispiel des seligen Apostel Andreas, das Absterben Christi tragend, mit jenem zu leben verdienen in Herrlichkeit.
Deutsches Messbuch
Herr, unser Gott, stärke uns durch das Sakrament, das wir empfangen haben, damit wir nach dem Beispiel des heiligen Andreas Christus, dem Gekreuzigten, nachfolgen und mit ihm zur Herrlichkeit der Auferstehung gelangen.
Vergleich
  • [die Kommunion] stärke uns ⇒ stärke uns durch [das Sakrament]
    Im DM wird die Vereinigung vom Wirker zum Mittel.
  • Herr ⇒ Herr, unser Gott
  • die Vereinigung deines Sakraments ⇒ das Sakrament, das wir empfangen haben
    Standardphrasendrescherei
  • das Absterben Christi tragend ⇒ Christus, dem Gekreuzigten, nachfolgen
    Im Zusammenhang des Korintherbriefs meint dieser Ausdruck, in der Verfolgung nicht zu unterliegen. Auf den Heiligen Andreas bezogen: „Der Statthalter ließ Andreas geißeln und zu besonderer Pein und langsamem Tod an ein X-förmiges Kreuz binden. Zwei lange Tage hängend, predigte Andreas dem Volk, himmlisches Licht verhüllte den Sterbenden.“
    Die DMliche Formulierung lässt den Schriftvers nicht wiedererkennen und verliert in Gemeinplätzen den Anspruch, der im Beispiel des Tagesheiligen geboten wird.
  • zu leben verdienen in Herrlichkeit ⇒ zur Herrlichkeit der Auferstehung gelangen
    Der im Korintherbrief und im Original gesetzte, auf die Gläubigen bezogene Gegensatz „Absterben tragen“↔„leben“ wird im DM zu „dem Gekreuzigten“↔„Auferstehung“, was unabhängig von uns passiert und auch keinen Anspruch (welcher Art auch immer) an unserer eigenes Handeln stellt.

Nach der alten Ordnung betet man:

Oratio
s. Tagesgebet oben

Secreta
Sacrificium nostrum tibi, Domine, quaesumus, beati Andreae Apostoli precatio sancta conciliet: ut, in cuius honore solemniter exhibetur, eius meritis efficiatur acceptum.
Übersetzung
Unser Opfer vermittele dir, Herr, bitte, die heilige Fürbitte des seligen Apostel Andreas: damit es zu wessen Ehre es feierlich überreicht wird, durch dessen Verdienste angenehm gemacht werde.
Postcommunio
Sumpsimus, Domine, divina mysteria, beati Andreae festivitate laetantes: quae, sicut tuis Sanctis ad gloriam, ita nobis, quaesumus, ad veniam prodesse perficias.
Übersetzung
Empfangen haben wir, Herr, die göttlichen Mysterien, uns über den Festtag des seligen Andreas freuend: welche [Mysterien] du - wie deinen Heiligen zur Herrlichkeit - so uns, bitten wir, zur Verzeihung nützen lässt.

Mittwoch, 27. November 2019

Innozenz III.: Mysterien der Eucharistie erklärt (14)

Fortsetzung von hier

Evangelium (2/2)

„Der Diakon besteigt das Lesepult, um das Evangelium zu verkündigen, gemäß des Prophetenwortes: ‚Steige auf den hohen Berg, der du Sion das Evangelium verkündigst, erhebe mit Macht deine Stimme.’* Im Evangelio selbst sagt der Herr: ‚Was Ich euch im Dunkeln sage, das verkündigt im Licht, und was ihr in den Ohren vernommen habt, das predigt auf den Dächern.’** Der Herr selbst stieg auf einen Berg, um das Evangelium zu verkünden. Er tat seinen Mund auf und lehrte die Jünger und sagte: ‚Selig sind die Armen im Geist, denn ihrer ist das Himmelreich’*** usw.
Der Diakon wendet aber sein Angesicht nach Norden, um zu zeigen, die Predigt Christi sei vornehmlich gegen denjenigen gerichtet, welcher sagt: ‚Ich will meinen Stuhl gegen Norden stellen, und dem Allerhöchsten werde ich gleich sein.’**** Denn dem Propheten zufolge ‚ergießt sich alles Übel über die Erdenbewohner vom Norden her.’*5 Das Evangelium wird also in der Richtung gegen Norden gelesen, damit ‚der Nord sich aufmache und der Ost aufstehe, dass der Teufel von dannen weiche und der heilige Geist herbeikomme.’*6 Deswegen wappnet sich der Diakon mit dem Kreuzeszeichen, damit der Teufel, welcher guten Werken auflauert, ihm nicht die Andacht aus dem Herzen, nicht die Rede vom Munde hinwegrücke.
Der Priester oder Diakon also, wenn er im Begriff ist, das Evangelium zu lesen, soll sich bezeichnen an der Stirne, über den Mund, auf der Brust, gleich als sagte er: ‚Ich schäme mich nicht des Kreuzes Christi, sondern, was ich mit dem Munde verkünde, das glaube ich im Herzen.’ ‚Wir verkünden’, sagt der Apostel, ‚Jesum, und zwar den Gekreuzugten, den Juden ein Ärgernis, den Heiden eine Torheit.’*7 ‚Wir aber sollen uns rühmen des Kreuzes Christi, in welchem das Heil ist.’*8 Der Herr sagt im Evangelio: ‚Wer Meiner und Meiner Reden sich schämt, dessen wird der Menschensohn auch Sich schämen, wenn Er kommen wird in Seiner Majestät und derjenigen des Vaters und der heiligen Engel.’*9 Der Diakon soll das Buch ebenfalls mit dem Kreuz bezeichnen und dasselbe küssen. Erst aber wenn der Diakon oder Priester das Evangelium gelesen hat, früher nicht, hat er das Buch zu küssen, als wollte er sagen: das ist das Buch des Gekreuzigten, durch Den wir die Versöhnung erhalten haben*10.“
* Jes 40, 9
** Mt 10, 27
*** Mt 5, 1-3
**** Jes 14, 13f.
*5 Jer 1, 14
*6 ???
*7 1 Kor 1, 23
*8 Gal 6, 14 (mit Ergänzungen, die bei der Kreuzverehrung am Fest Kreuzerhebung gebetet wurden)
*9 Lk 9, 26
*10 vgl. Röm 5, 11

„Auf dem Lesepult stehend grüßt der Diakon das Volk und sagt: der Herr sei mit euch; hiemit beobachtend des Herrn Befehl: ‚Wenn ihr in irgendein Haus eintretet, sollt ihr anheben: Friede sei mit diesem Haus.’* Stehend, was bei dem Lesen der Epistel nicht beobachtet wurde, ehrerbietig und aufmerksam erwidert das Volk: Und mit deinem Geist. Und alsbald, um es geneigt und gelehrsam zu machen, fügt der Diakon bei: Folgendes** aus dem heiligen Evangelium usw. Auch darauf soll es ehrerbietig antworten: Ehre Dir, o Herr! Es soll den Herrn lobpreisen, dass Er ihm das Wort des Heils gesendet hat, wie es in der Apostelgeschichte heißt: ‚Darum hat Gott auch den Heiden Buße gegeben zum Leben.’***“
* Lk 10, 5
** (Ich hätte da „Fortsetzung“ übersetzt, weil gelegentlich auch „Anfang des heiligen Evangeliums nach X“ gesagt wird.)
*** Apg 11, 18

„Ist das Lesen des Evangeliums beendigt, so werden Buch und Rauchfass dem Bischof zurückgebracht, weil alles Gute demjenigen wieder darzubringen ist, von dem es ausgegangen ist; weil Christus das vollendende, aber nicht endende Ende, das Alpha und Omega, der Erste und der Letzte, der Anfang und der Schluss ist.* Der Bischof verneigt sich vor dem Weihrauch und küßt das Buch; weil Christus, was Er eingab und lehrte, auch gutheißt und annimmt. Denn Gott nimmt nichts an, als was Er wirkt, und vergilt nichts, als was Er schenkt. Wie alles, was Er macht, gut ist, so ist nur gut, was E r macht. ‚Denn Gott sah alles, was Er gemacht hatte, und es war sehr gut.’**“
* Offb 22, 13
** Gen 1, 31

Dienstag, 26. November 2019

Gaben deiner göttlichen Majestät ehrfürchtig darbringen

Im alten Kalender ist der 26. November dem Fest des Abtes Silvester gewidmet.
Die Gebete scheint ein Fan geschrieben zu haben, denn es hat sicher große Mühe gekostet, so schön zu dichten.

Oratio
Clementissime Deus, qui sanctum Silvestrum Abbatem, saeculi huius vanitatem in aperto tumulo pie meditantem, ad eremum vocare et praeclaris vitae meritis decorare dignatus es: te supplices exoramus; ut, eius exemplo terrena despicientes, tui consortio perfruamur aeterno.
Übersetzung
Mildester Gott, der du den heiligen Abt Silvester, der die Eitelkeit seiner Zeit in einem geöffneten Grab* fromm betrachtete, in die Einsamkeit zu rufen und mit hochberühmten Verdiensten des Lebens zu schmücken geruht hast: dich rufen wir demütig an, dass wir, nach seinem Beispiel die irdischen [Freuden] verachtend, die ewige Gemeinschaft mit dir genießen.
* „Er lebte ab 1227 zunächst in der Höhle Grottafucile, wo sich ihm bald einige Schüler anschlossen. Wohl 1231 gründete er dann auf dem Monte Fano ein heute nach ihm benanntes Kloster.“ (Quelle

Secreta
Quaesumus, Domine: ut, dum haec munera divinae maiestati tuae reverenter offerimus; pia mentis praeparatione et cordis puritate, beati Silvestri Abbatis imitatores effecti, Corpus et Sanguinem Filii tui sancte percipere mereamur.
Übersetzung
Wir bitten, Herr: dass wir, während wir diese Gaben deiner göttlichen Majestät ehrfürchtig darbringen, durch fromme Vorbereitung des Geistes und Reinheit des Herzens zu Nachahmern des seligen Abts Silvester gemacht, Leib und Blut deines Sohne heilig zu empfangen verdienen.
Postcommunio
Divina dape refectis tribue, quaesumus, Domine: sancti Silvestri Abbatis vestigiis ita inhaerere; ut copiosam mercedem in regno gloriae tuae cum Sanctis habeamus.
Übersetzung
Den durch göttliche Speise Erneuerten gewähre, bitte, Herr: des heiligen Abts Silvester Spuren so anzuhängen, dass wir reichlichen Lohn im Reich deiner Herrlichkeit mit den Heiligen haben.

Montag, 25. November 2019

für die Einheit der Kirche reichlich Arbeit leisten

Am 25. November gedenkt die Kirche der heiligen Katharina von Alexandrien mit drei ganz verschiedenen Tagesgebeten: dem alten, dem neuen und dem deutschen.

Tagesgebet
Omnípotens sempitérne Deus, qui pópulo tuo beátam Catharínam vírginem et invíctam mártyrem præstitísti, concéde, ut, eius intercessióne, fide et constántia roborémur, et pro Ecclésiae unitáte operam tribuámus impénse.
Übersetzung
Allmächtiger ewiger Gott, der du deinem Volk die selige Katharina, Jungfrau und unbesiegte Martyrerin, gegeben hast, gewähre, dass wir durch ihre Vermittlung an Glaube und Beständigkeit gestärkt werden und für die Einheit der Kirche reichlich Arbeit leisten.
Deutsches Messbuch
Herr, unser Gott, du offenbarst uns in der Bedrängnis die Macht deines Erbarmens. Von dir empfing die heilige Katharina die Gnade, das Martyrium zu bestehen. Von dir komme auch uns die Kraft, in aller Not auf deine Hilfe zu vertrauen.

Nach der alten Ordnung:
Oratio
Deus, qui dedisti legem Moysi in summitate montis Sinai, et in eodem loco per sanctos Angelos tuos corpus beatae Catharinae Virginis et Martyris tuae mirabiliter collocasti: praesta, quaesumus; ut, eius meritis et intercessione, ad montem, qui Christus est, pervenire valeamus.
Übersetzung
Gott, der du das Gesetz Moses auf dem Gipfel des Berges Sinai gegeben hast, und an dem gleichen Ort durch deine heiligen Engel den Körper der seligen Katharina, deiner Jungfrau und Martyrerin, wunderbar niedergelegt hast*: gewähre, bitten wir, dass wir, durch ihre Verdienste und Vermittlung, zu dem Berg, der Christus ist, gelangen können.
* „Ihr Leib soll im Katharinenkloster auf dem Sinai bestattet sein.“ (Schott Messbuch)

Sonntag, 24. November 2019

das allgemeine Reich deiner unermeßlichen Majestät

Der letzte Sonntag im Jahreskreis ist das Hochfest „DOMINI NOSTRI IESU CHRISTI UNIVERSORUM REGIS“, „Unseres Herrn Jesu Christi, sämtlicher* König“, oder, wie man üblicherweise sagt „Christkönigssonntag“.

* Hier stock ich schon, wie Dr. Faust sagen würde, denn die üblichen Verdächtigen (deutsch- und englischsprachiges Messbuch) und manch andere übersetzen: König des Weltalls, was mich wundert, denn es will scheinen, dass Christus nicht der König eines eingegrenzten Raums in dieser Welt, sondern der König sämtlicher [Geschöpfe] ist.
Wenn man kurz guckt, wie „rex universorum“ üblicherweise gebraucht wird, findet man im (alten) deutschen Recht, dass – obwohl die Fürsten ihn wählen – der König nicht der König einzelner, sondern sämtlicher Untertanen ist, oder in den Worten eines historischen Romans: Er „sei nicht der König einzelner Fürsten, also kein rex singulorum, sondern der des gesamten Volks, ein rex universorum.“
In einem Gebet wird der „universorum Rex“ mit „familiarum Rex“ verbunden, also Christus als „König aller, aber besonders der Familien“ angesprochen.
Will man schließlich sichergehen, wie der Ausdruck im Names des Festes gemeint ist, schaut man in die Enzyklika „Quas primas“, mit der Pius XI. das Fest einsetzte:
11 Worauf nun die Würde und Macht unseres Herrn gründet, das zeigt treffend Cyrillus von Alexandrien: «Christus besitzt die Herrschaft über alle Geschöpfe nicht infolge gewaltsamer Aneignung, nicht aus fremder Hand, sondern auf Grund seines Wesens und seiner Natur».
[Weiter wird der geistliche Charakter des Reiches betont, das nicht von dieser Welt ist, also nix Weltall, sondern sämtlicher Geschöpfe.
Genauso:]
19 So umfaßt also das Reich unseres Erlösers alle Menschen
20 Auch ist in dieser Hinsicht kein Unterschied zu machen zwischen Einzelmenschen und häuslichen oder bürgerlichen Gemeinschaften, denn die in Gemeinschaften vereinigten Menschen stehen nicht minder unter der Herrschermacht Christi als die Einzelmenschen.
[Es gibt keinen Gegensatz zwischen „Rex universorum“ und „Rex singularum“ oder „Rex familiarum“.]
24 Was sodann die Eintracht und den Frieden anbelangt, ist folgendes einleuchtend: je weiter sich ein Reich ausdehnt und je vollständiger es die Gesamtheit des Menschengeschlechtes umfaßt, desto stärker werden sich die Menschen der Gemeinschaft bewußt, die sie eint. Und wie dieses Bewußtsein häufigen Streitigkeiten vorbeugt und sie unterdrückt, so nimmt es ihnen ihre Bitterkeit und ihre Härte. – Wenn also das Reich Christi tatsächlich alle umfassen würde, wie es sie von Rechts wegen umfaßt, warum sollten wir dann die Hoffnung auf jenen Frieden aufgeben, den der Friedenskönig auf die Erde gebracht hat?
Woraufhin ich im Ergebnis „König sämtlicher [Geschöpfe]“ übersetze.

Nach dem alten Kalender wurde das Christkönigsfest bereits am letzten Sonntag des Oktobers gefeiert.

Im Novus Ordo hätten wir:

Tagesgebet
Omnípotens sempitérne Deus, qui in dilécto Fílio tuo, universórum Rege, ómnia instauráre voluísti, concéde propítius, ut tota creatúra, a servitúte liberáta, tuæ maiestáti desérviat ac te sine fine colláudet.
Die markierte Einleitung gleicht der der Oratio zum alten Fest.

Übersetzung
Allmächtiger ewiger Gott, der du in deinem geliebten Sohn, sämtlicher König, alles wiederherstellen wolltest*, gewähre gütig, dass alles Geschaffene, aus der Knechtschaft befreit**, deiner Majestät eifrig dient und dich ohne Ende lobt.
* Eph 1, 10
** Röm 8, 21

Deutsches Messbuch
Allmächtiger, ewiger Gott, du hast deinem geliebten Sohn alle Gewalt gegeben im Himmel und auf Erden* und ihn zum Haupt** der neuen Schöpfung gemacht. Befreie alle Geschöpfe von der Macht des Bösen, damit sie allein dir dienen und dich in Ewigkeit rühmen.
* vgl. Mt 28, 18
** vgl. Eph 1, 10

Vergleich
  • sämtlicher König ⇒ alle Gewalt gegeben im Himmel und auf Erden
    Das DM verweigert den Begriff „König“, der doch dem Fest seinen Namen gibt, und umschreibt ihn lieber (mit einer anderen als im Original angespielten Schriftstelle) in seiner Funktion („alle Gewalt …“)
  • alles wiederherstellen ⇒ ihn zum Haupt der neuen Schöpfung
    Der Unterschied ist die Folge eines Übersetzungsproblem von Eph 1, 10. Dort steht nämlich „anakephalaiosasthai“. Laut Wörterbuch ist ana-kephal-aioo = „vereinen“, zergliedert aber: wieder-haupt-en. Die Vulgata betont die Vorsilbe ana- (wieder) und versteht: wieder-vereinen, wiederherstellen, übersetzt „instaurare“, was deutsch oft „erneuern“ wird wie in „in Christus alles erneuern“. Die Einheitsübersetzung (und in der Folge das DM) betont den Mittelteil: vereinen = unter ein Haupt stellen; und „übersetzt“ „zum Haupt gemacht“.
    Bei Paulus ist Christus das Haupt „der Kirche“ (Eph 1, 22; 4, 15; 5, 23; Kol 1, 18) oder „aller Herrschaft und Macht“ (Kol 2, 10), von „neuer Schöpfung“ spricht er an anderen Stellen (2 Kor 5, 17; Gal 6, 15), aber das DM war so frei, hier zu kombinieren.
  • alles Geschaffene, aus der Knechtschaft befreit ⇒ befreie alle Geschöpfe von der Macht des Bösen
    Das Original bittet um das Dienen und Loben in der Fülle der Zeit, wenn die Schöpfung aus der Knechtschaft befreit sein wird; das DM bittet um die Befreiung selbst und zerstört den Bezug zu Röm 8, 21.
  • gewähre gütig, dass [alles Geschaffene] deiner Majestät eifrig dient ⇒ damit sie allein dir dienen
    Dass das DM neben dem König auch die Majestät abschafft, verwundert hier nicht.
    Das „deservire“ im Original ist ein verstärktes Dienen (eifrig oder ergeben dienen, sich abmühen); das DM verstärkt durch Zusatz von „allein“. (Oder soll das ein bißchen von der verlorenen Majestät wiederherstellen?)
  • dich ohne Ende lobt ⇒ dich in Ewigkeit rühmen
    Das Originale „sine fine“ schließt nicht nur zeitliche Grenzen aus, sondern (insbesondere da das „loben“ ein „mitloben“ ist) auch alle anderen: jedes Geschöpf lobt mit; das Lob Gottes kennt kein Maß: unermeßliches Lob wird geleistet.
    Übrigens kommt sine fine auch in der Präfation und im Schlussgebet vor. Recht passend beim Übergang zum neuen Kirchenjahr …

Gabengebet
Hóstiam tibi, Dómine, humánæ reconciliatiónis offeréntes, supplíciter deprecámur, ut ipse Fílius tuus cunctis géntibus unitátis et pacis dona concédat.
Das Gebet wurde im wesentlichen durch Kürzung, inhaltlich unbedeutende grammatische Änderungen und dem Austausch von „supplíciter deprecámur“ für „praesta quaesumus“ aus der alten Sekreta zum Fest erhalten.

Übersetzung
Das Opfer der menschlichen Versöhnung dir, Herr, darbringend flehen wir demütig, dass dein Sohn selbst den gesamten Völkern die Gaben der Einheit und des Friedens gewähre.
Deutsches Messbuch
Herr, unser Gott, wir bringen das Opfer deines Sohnes dar, das die Menschheit mit dir versöhnt. Er, der für uns gestorben ist, schenke allen Völkern Einheit und Frieden.
Vergleich
  • das Opfer der menschlichen Versöhnung ⇒ das Opfer deines Sohnes, das die Menschheit mit dir versöhnt
  • dir darbringend ⇒ wir bringen dar
    Das „dir“ ist im DM irgendwie zum „versöhnt“ oben gerutscht, aber dafür steht das wichtige „Wir“ ganz weit vorne.
  • Herr ⇒ Herr, unser Gott
  • flehen wir demütig, dass dein Sohn selbst ⇒ er, der für uns gestorben ist
    Sieht seltsam aus, aber das ist, was im DM statt einer Übersetzung steht.
  • den gesamten Völkern ⇒ allen Völkern
    Das Missale benutzt heute eine Menge verschiedener Wörter, die alle „alle“ bedeuten, was aus dem DM-Text so nicht deutlich wird.
  • die Gaben der Einheit und des Friedens ⇒ Einheit und Frieden
    Das Original ist deutlicher darin, dass Einheit und Friede nicht selbst gemacht, sondern Gaben Gottes sind.
  • gewähre ⇒ schenke 
    Natürlich.

Præfatio
De Christo universorum Rege
Vere dignum et iustum est, æquum et salutáre, nos tibi semper et ubíque grátias ágere: Dómine, sancte Pater, omnípotens ætérne Deus:
Qui Unigénitum Fílium tuum, Dóminum nostrum Iesum Christum, Sacerdótem ætérnum et universórum Regem, óleo exsultatiónis unxísti: ut, seípsum in ara crucis hóstiam immaculátam et pacíficam ófferens, redemptiónis humánæ sacraménta perágeret: et, suo subiéctis império ómnibus creatúris, ætérnum et universále regnum imménsæ tuæ tráderet maiestáti: regnum veritátis et vitæ; regnum sanctitátis et grátiæ; regnum iustítiæ, amóris et pacis.
Et ídeo cum Angelis et Archángelis, cum Thronis et Dominatiónibus, cumque omni milítia cæléstis exércitus, hymnum glóriæ tuæ cánimus, sine fine dicéntes: Sanctus …
Diese Präfation wurde auch schon im alten Messbuch an Christkönig gebetet.

Übersetzung
Von Christus, dem König sämtlicher
Wahrhaft würdig und recht ist, schicklich und heilsam, dass wir dir immer und überall Dank abstatten: Herr, heiliger Vater, allmächtiger ewiger Gott:
Der du deinen einziggezeugten Sohn, unseren Herrn Jesus Christus, ewigen Priester* und sämtlicher König, mit dem Öl des Jubels gesalbt hast**: damit er, sich selbst auf dem Altar des Kreuzes als makelloses und Frieden stiftendes Opfer darbringend, die Sakramente der menschlichen Erlösung vollende***: und, nachdem alle Geschöpfe seinem Befehl unterworfen sind, das ewige und allgemeine Reich deiner unermeßlichen Majestät übergebe****: das Reich der Wahrheit und des Lebens; das Reich der Heiligkeit und Gnade; das Reich der Gerechtigkeit, der Liebe und des Friedens.
Und siehe! mit den Engeln und Erzengeln, mit Thronen und Herrschaften und mit allen Streitern des himmlischen Heeres, singen wir den Hymnus deiner Herrlichkeit, ohne Ende sagend: Heilig …
* vgl. z.B. Hebr 5, 5-10
** Ps 45, 8
*** Konzil von Trient, 21. Sitzung, Kapitel 2 (DH 1740): „Er also, unser Gott und Herr, hatte ein einziges Mal sich selbst auf dem Altar des Kreuzes, den Tod erleidend, Gott Vater geopfert, damit er die ewige Erlösung bewirke“. Der Absatz setzt fort mit der Erläuterung, wie dieses Opfer im Altarssakrament vergegenwärtigt wird.
**** 1 Kor 15 27f.

Deutsches Messbuch
Christus als Priester und König
In Wahrheit ist es würdig und recht, dir, Herr, heiliger Vater, immer und überall zu danken.
Du hast deinen eingeborenen Sohn, unseren Herrn Jesus Christus, mit dem Öl der Freude gesalbt zum ewigen Priester und zum König der ganzen Schöpfung. Als makelloses Lamm und friedenstiftendes Opfer hat er sich dargebracht auf dem Altar des Kreuzes, um das Werk der Erlösung zu vollziehen. Wenn einst die ganze Schöpfung seiner Herrschaft unterworfen ist, wird er dir, seinem Vater, das ewige, alles umfassende Reich übergeben: das Reich der Wahrheit und des Lebens, das Reich der Heiligkeit und der Gnade, das Reich der Gerechtigkeit, der Liebe und des Friedens.
Durch ihn rühmen dich Himmel und Erde, Engel und Menschen und singen das Lob deiner Herrlichkeit: Heilig …

Schlussgebet
Immortalitátis alimóniam consecúti, quǽsumus, Dómine, ut, qui Christi Regis universórum gloriámur oboedíre mandátis, cum ipso in cælésti regno sine fine vívere valeámus.
Die markierten Stellen haben sich aus der alten Postcommunio ins neue Missale rübergerettet.

Übersetzung
Der Unsterblichkeit Nahrung erhalten habend, bitten wir, Herr, dass wir, die wir uns rühmen, Christi, des Königs sämtlicher, Geboten zu gehorchen, mit ihm im himmlischen Reich ohne Ende leben können.
Deutsches Messbuch
Allmächtiger Gott, du hast uns berufen, Christus, dem König der ganzen Schöpfung, zu dienen. Stärke uns durch diese Speise, die uns Unsterblichkeit verheißt, damit wir Anteil erhalten an seiner Herrschaft und am ewigen Leben.
Das DM verdreht das Gebet in so viele Richtungen, dass es schwierig sein wird, das auseinanderzudröseln.

Vergleich
  • der Unsterblichkeit Nahrung ⇒ diese Speise, die uns Unsterblichkeit verheißt
    Die Nahrung verheißt nicht, sondern ist bereits ein Unterpfand. Aber die erste Verdrehung erlaubt dem DM, das wichtige „Uns“ unterzubringen.
  • erhalten habend ⇒ stärke uns durch
    Das Original beschreibt in der Einleitung die Situation der Betenden, nämlich nach der Kommunion. Das DM verdreht in eine Bitte, und zwar so, als ob aus der Stärkung ein „Anteil erhalten“ resultierte. Das Original sieht da andere Voraussetzungen.
  • bitten wir, Herr ⇒ allmächtiger Gott
  • die wir uns rühmen ⇒ du hast uns berufen
    Es ist was ganz anderes, ob Gott uns für eine bestimmte Aufgabe berufen hat (und unklar ist, wie weit dem nachgekommen wird), oder ob wir tun, was Gott vorsieht, und stolz darauf sind.
  • Christi Geboten zu gehorchen ⇒ Christus zu dienen
    Es ist unklar, was das „Dienen“, zu dem das DM sich berufen fühlt, meinen sollen, weil es ständig für alles möglich gebraucht wird. „Den Geboten gehorchen“ ist ganz klar – und wohl etwas, das dem DM nicht recht über die Zunge will. 
  • des Königs sämtlicher ⇒ dem König der ganzen Schöpfung
    Hier ist es doch einigermaßen korrekt; kein Weltall.
  • dass wir mit ihm ohne Ende leben können ⇒ damit wir Anteil erhalten am ewigen Leben
    Im Original die eigentliche Bitte, im DM eine Folge der erbetenen „Stärkung“.
    Auch drückt sich das DM ziemlich geschwollen aus, während das Original sehr schlicht und verständlich „mit ihm leben“ sagt.
    Das sine fine wird im DM ein Standard-„ewig“.
    Das „können“ des Original ist ein „Wert sein, verdienen“, das im DM ganz unterschlagen wird.
  • im himmlischen Reich ⇒ [Anteil erhalten] an seiner Herrschaft
    Oben wurde das Gehorchen gestrichen, und hier wird ein Anteil der Herrschaft erbeten? Das DM zielt aber ganz schön hoch hinaus, dafür dass es nur den Minimaleinsatz eines unbestimmten „Dienens“ leisten will.

Samstag, 23. November 2019

Eifer für das klösterliche Leben

Zum 23. November gibt es zwei Gedenken zur Auswahl:

1) Papst Clemens I.

Tagesgebet
Omnípotens sempitérne Deus, qui in ómnium sanctórum tuórum es virtúte mirábilis, da nobis in beáti Cleméntis ánnua commemoratióne lætári, qui, Fílii tui sacérdos et martyr, quod mystério gessit, testimónio comprobávit, et, quod prædicávit ore, confirmávit exémplo.
Übersetzung
Allmächtiger ewiger Gott, der du in der Tugend all deiner Heiligen bewunderswert bist, gib uns, durch die jährliche Erinnerung des seligen Clemens erfreut zu werden, der, deines Sohnes Priester und Martyrer, was er im Mysterium ausführte, durch Zeugnis bewiesen hat, und, was er mit dem Mund predigte, durch sein Vorbild bestätigte.
Deutsches Messbuch
Allmächtiger, ewiger Gott, der heilige Papst Klemens hat als Priester und Märtyrer deines Sohnes das Wort, das er verkündete, durch sein Tun bekräftigt und die Geheimnisse Christi, die er feierte, mit seinem Blut bezeugt. An seinem Gedenktag rufen wir zu dir: Erfülle uns mit Freude über seinen Sieg und lass uns erfahren, dass deine Macht im Leben der Heiligen sichtbar wird.
Anmerkung: die Reihenfolge ist im DM ziemlich durcheinander geraten; insbesondere ist die Einleitung ans Ende gerutscht und aus einer Beschreibung Gottes zu einer Bitte geworden.

Vergleich
  • der du in der Tugend all deiner Heiligen bewunderswert bist ⇒ lass uns erfahren, dass deine Macht im Leben der Heiligen sichtbar wird
    Es scheint, als hätten hier beim DM-Texter Verständnischwierigkeiten vorgelegen, welche Grund für die Verschiebung ans Ende sein könnten.
  • gib uns, erfreut zu werden ⇒ erfülle uns mit Freude über seinen Sieg
    Das DM meint erläutern zu müssen, warum man sich über einen Martyrer freuen kann.
  • durch die jährliche Erinnerung des seligen Clemens ⇒ an seinem Gedenktag rufen wir zu dir
    Wirkt das DM nur auf mich ziemlich pathetisch?
  • was er im Mysterium ausführte, durch Zeugnis bewiesen hat ⇒ die Geheimnisse Christi, die er feierte, mit seinem Blut bezeugt
  • was er mit dem Mund predigte, durch sein Vorbild bestätigte ⇒ das Wort, das er verkündete, durch sein Tun bekräftigt
Im alten Messbuch gab es die Commune-Gebete für Päpste I (bei Leo dem Großen angegeben).

2) Abt Kolumban

Tagesgebet
Deus, qui in beáto Columbáno evangelizándi munus et monásticæ vitæ stúdium mirabíliter coniunxísti, præsta, quǽsumus, ut, eius intercessióne et exémplo, te super ómnia quǽrere et credéntium pópulum augére studeámus.
Übersetzung
Gott, der du im seligen Kolumban die Gabe zur Evangelisierung und den Eifer für das klösterliche Leben* wunderbar vereint hast, gewähre, bitten wir, dass wir, durch seine Vermittlung und sein Beispiel, dich vor allem suchen und eifern, das Volk der Gläubigen zu vergrößern.
* Er hatte ziemlich viele Klöster gegründet, bevor er in einem davon Abt wurde.

Deutsches Messbuch
Gott, unser höchstes Gut, du hast den heiligen Kolumban berufen, als Glaubensbote und Mönch für dein Reich zu wirken. Hilf uns auf seine Fürsprache, dass wir in allem dich suchen und mit ganzer Bereitschaft dem Evangelium dienen.
Vergleich
  • Gott ⇒ Gott, unser höchstes Gut
    fantasievoll
  • der du im seligen Kolumban wunderbar vereint hast ⇒ du hast den heiligen Kolumban berufen, für dein Reich zu wirken
    Das DM unterschlägt das Wunderbare, nämlich die nach außen gehende apostolische Tätigkeit mit der Beschaulichkeit des klösterlichen Lebens zu vereinen. Dafür werden seltsame Dinge dazugedichtet.
  • die Gabe zur Evangelisierung ⇒ als Glaubensbote
  • den Eifer für das klösterliche Leben ⇒ [als] Mönch
    Er war halt nicht nur Mönch, sondern wild aktiver Missionar und Klostergründer.
  • gewähre, bitten wir ⇒ hilf uns
  • durch seine Vermittlung und sein Beispiel ⇒ auf seine Fürsprache
    Die Hälfte wird im DM vergessen.
  • dich vor allem suchen ⇒ in allem dich suchen
    Nicht „in“, sondern „super“, also „über“ allen Dingen, d.h. mit höchster Priorität, „vor“ allem.
  • eifern, das Volk der Gläubigen zu vergrößern ⇒ mit ganzer Bereitschaft dem Evangelium dienen
    Die Missionstätigkeit des Heiligen wird im DM seltsam aufgegriffen.
Im alten Messbuch finde ich seinen Feiertag nicht.

Er war übrigens ein Vorbild des Splashamama:
Kolumban ging in die Schweiz.[ ...] Dort warf er der Überlieferung zufolge die Heiligtümer der Heiden in den damals noch direkt angrenzenden See, um durch die ausbleibende göttliche Strafe zu zeigen, dass mit diesen Göttern nicht wirklich zu rechnen ist.

Freitag, 22. November 2019

die Wunder Christi seinen Knechten verkünden

Am 22. November gedenkt die Kirche der heiligen Cäcilia:

Tagesgebet
Deus, qui nos ánnua beátæ Cæcíliæ celebritáte lætíficas, præsta, quǽsumus, ut ea, quæ de ancílla tua devóte trádita sunt, exémpla nobis prǽbeant imitánda et Christi Fílii tui in servis eius prǽdicent mirabília.
Übersetzung
Gott, der du uns durch die jährliche Festlichkeit der seligen Cäcilia erfreust, gewähre, bitten wir, dass jene Beispiele, die von deiner Magd fromm überliefert wurden, uns nachzuahmende zeigen* und die Wunder Christi deines Sohnes seinen Knechten verkünden.
* uns zur Nachahmung der Beispiele anspornen

Der Anfang des Gebets ähnelt der alten Oratio

Deutsches Messbuch
Großer Gott, du hast uns geschaffen, damit wir dich loben und preisen. Erhöre auf die Fürsprache der heiligen Cäcilia unser Gebet und lass uns mit Freude und Hingabe dein Lob verkünden.
Anmerkung
  • Eventuelle Ähnlichkeiten zwischen DM und Original sind zufällig und nicht beabsichtigt.

Im alten Messbuch hatte die heilige Cäcilia den vollen Satz Eigengebete:

Oratio
Deus, qui nos annua beatae Caeciliae Virginis et Martyris tuae solemnitate laetificas: da, ut, quam veneramur officio, etiam piae conversationis sequamur exemplo.
Übersetzung
Gott, der du uns durch das jährliche Hochfest der seligen Cäcilia, deiner Jungfrau und Martyrerin, erfreust: gib, dass wir [der Heiligen], welche wir im Gottesdienst ehren, auch durch das Beispiel eines frommen Lebenswandels folgen.
Secreta
Haec hostia, Domine, placationis et laudis, quaesumus: ut, intercedente beata Caecilia Virgine et Martyre tua, nos propitiatione tua dignos semper efficiat.
Übersetzung
Herr, wir bitten, dass dieses Opfer des Wohlgefallens und des Lobes uns, während die selige Cäcilia, deine Jungfrau und Martyrerin vermittelt, immer deiner Huld würdig mache.
Postcommunio
Satiasti, Domine, familiam tuam muneribus sacris: eius, quaesumus, semper interventione nos refove, cuius solemnia celebramus.
Übersetzung
Gesättigt hast du, Herr, deine Familie mit geweihten Gaben: auf ihre Vermittlung, bitten wir, erquicke uns immer, deren Hochfest wir feiern.

Donnerstag, 21. November 2019

von der Fülle deiner Gnade zu empfangen verdienen

Am 21. November gedenkt die Kirche der „Darstellung der seligen Jungfrau Maria“, auf Deutsch „Gedenktag Unserer Lieben Frau in Jerusalem“.

Tagesgebet
Sanctíssimæ venerántibus Vírginis Maríæ memóriam gloriósam, ipsíus nobis, quǽsumus, Dómine, intercessióne concéde, ut de plenitúdine grátiæ tuæ nos quoque mereámur accípere.
Übersetzung
Den das ruhmreiche Gedächtnis der hochheiligen Jungfrau Maria Ehrenden, durch jener Fürbitte für uns gewähre, Herr, dass von der Fülle deiner Gnade auch wir verdienen zu empfangen.
Deutsches Messbuch
Gütiger Gott, wir gedenken am heutigen Tag der seligen Jungfrau Maria, die du mit der Fülle deiner Gnade beschenkt hast. Höre auf ihre Fürsprache und lass auch uns am Reichtum deiner Gnade teilhaben, damit wir mit ganzer Hingabe und frohem Vertrauen vor dir leben.
Die markierten Stellen [also das halbe DM-Gebet] haben keine Entsprechung im Original.

Vergleich
  • das ruhmreiche Gedächtnis ehrend ⇒ wir gedenken
    Das Original bemüht sich mit vielen Worten, die Bedeutung der Gottesmutter herauszustellen; das DM spricht nüchtern vom wichtigen „Wir“.
  • der hochheiligen Jungfrau Maria ⇒ der seligen Jungfrau Maria
    Im Original ist Maria nicht nur heilig, sondern „am heiligsten“; im DM – naja.
  • durch jener Fürbitte für uns ⇒ höre auf ihre Fürsprache
    Wie immer verkehrt das DM hier die Verhältnisse: Mariens Fürbitte macht, dass Gott auf unsere Anliegen achtet, und nicht: wir beten, damit Gott Maria hört.
  • Herr ⇒ gütiger Gott
  • gewähre, dass auch wir verdienen zu empfangen ⇒ lass auch uns teilhaben
    Das Original bittet, dass uns Gott so zur Umkehr führe, dass wir zu empfangen verdienen; das DM möchte einfach die Belohnung, ohne der Mühe auch nur zu erwähnen.

Nach der alten Ordnung betet man:

Oratio
Deus, qui beatam Mariam semper Virginem Spiritus Sancti habitaculum, hodierna die in templo praesentari voluisti: praesta, quaesumus; ut, eius intercessione, in templo gloriae tuae praesentari mereamur.
Übersetzung
Gott, der du wolltest, dass die selige Maria, immer Jungfrau, Wohnung des Heiligen Geistes, am heutigen Tage im Tempel dargestellt wird: gewähre, bitten wir, dass wir auf ihre Vermittlung im Tempel deiner Herrlichkeit dargestellt zu werden verdienen.

Mittwoch, 20. November 2019

Innozenz III.: Mysterien der Eucharistie erklärt (13)

Fortsetzung von hier

Evangelium (1 /2)

„Ist dieses alles gehörigermaßen vorangegangen, so tritt der Priester an die linke Seite des Altars und verkündigt das Evangelium, um anzudeuten, dass ‚Christus in die Welt gekommen ist, nicht um die Gerechten zu rufen, sondern die Sünder zur Buße’,* wie Er in dem Evangelio selbst sagt: ‚weil die Gesunden des Arztes nicht bedürfen, sondern diejenigen, welche sich krank fühlen.’** Denn durch die rechte Seite werden die Gerechten, durch die linke die Sünder bezeichnet. Deswegen wird der Herr am Gericht die Schafe zur Rechten stellen, die Böcke aber zur Linken.***
Einige zwar sagen hierüber, deswegen stelle sich der Priester am Anfang der Messe an die rechte Seite und wende sich bei der Verkündigung des Evangeliums nach der Linken und kehre bei dessen Ende wieder zur Rechten zurück, weil der Dienst des Glaubens im Anfang bei dem Volk der Juden gewesen, hierauf an die Heiden übergegangen sei, und am Ende wieder zu jenen kehren werde, bei der Predigt Henochs und Elias, welche die Herzen der Väter zu den Söhnen bekehren werden****, und weil in jenen Tage Juda zum Heil gelangen und die Überreste von Israel gerettet werden sollen. Weil aber der das Evangelium verkündende Priester Christi Person selbst vorstellt, und Christus das Evangelium den Heiden nicht, sondern nur den Juden predigte (da Er in demselben Selbst sagt: ‚Ich bin nur gesendet zu den verlorenen Schafen in Israel’*5), so mag der einsichtige Leser entscheiden, ob Jenes die richtige Meinung sei.“
* Lk 5, 32
** Mk 2, 17
*** Mt 25, 33
**** Mal 3, 24
*5 Mt 15, 24

„Wenn ein Bischof die Messe feiert, so geht alles feierlicher vor sich. Der Diakon, nachdem er die Rechte des Bischofs geküßt hat und indem er das Evangelium von dem Altar nimmt, verlangt von dem Bischof den Segen; hat er diesen empfangen, so geht er unter Vorantreten der Kerzenträger, welche die brennenden Lichter und das Weihrauchfass tragen, an das Lesepult.“

Segen
„Indem also der Diakon das Evangelienbuch aufhebt, verlangt er von dem Bischof den Segen, weil niemand predigen soll, er sei denn gesendet, gemäß dem Wort des Postels: ‚Wie sollen sie aber predigen, wenn sie nicht gesendet sind?’* und weil der Herr zu den Aposteln sagt: ‚Die Ernte ist groß, der Arbeiter sind wenige; bittet den Herrn der Ernte, dass Er Arbeiter in dieselbe sende.’** Auch Jesajas, als er die Stimme des Herrn vernommen, welcher sprach: ‚Wen soll ich schicken, und wer von euch wird gehen?’ antwortete: Wohlan, schicke mich! worauf der Herr sagte: Gehe und sage diesem Volk: höret aufmerksam.’*** Daher erteil der Bischof vor aller Augen dem Diakon, welcher das Evangelium zu lesen hat, den Segen, welchen er dem Subdiakon, welcher die Epistel zu lesen hatte, nicht gab; weil Christus sowohl das Gesetz als die Propheten, welche durch die Epistel bezeichnet werden, sandte, und lehrte, ohne Selbst offen hervorzutreten: ‚Gehet’, heißt es, ‚predigt und sagt, das Himmelreich wird herannahen.’**** Nachdem Er aber auf Erden erschien und mit den Menschen Umgang pflegte, sandte Er die Apostel und Evangelisten sichtbar. ‚Sie aber gingen aus und wanderten durch die Städte, das Evangelium verkündend und überall heilend.’*5
* Röm 10, 15
** Mt 9, 37f.; Lk 10, 2
*** Jes 6, 8f.
**** Mt 10, 7
*5 Lk 9, 6

Evangeliumsprozession
„Der Diakon lässt die Lichterträger mit den Kerzen und dem Weihrauch vorangehen, weil ein Prediger den Geruch einer guten Meinung vor sich soll hergehen lassen; gemäß jenem apostolischen Wort: ‚Wir sind ein guter Geruch Gottes aller Orts.’* Denn wird das Leben eines Mannes verachtet, so folgt notwendig, dass auch seine Predigt gering geschätzt und zu ihm gesagt wird: ‚Arzt hilf dir selber; wirf erst den Balken aus deinem eigenen Auge dann ziehe den Splitter aus des Bruders Auge.’** Er soll auch Verlangen und Freude in den Herzen der Zuhörer entzünden, damit sie freudig hören, dankbar gehorchen. Denn wer sollte nach einer frohen Botschaft nicht Verlangen haben, über eine solche sich nicht freuen? Das Wort Evangelium bedeutet aber Frohe Botschaft. Vielleicht wird auch dadurch, dass der Bischof dem Diakon, welcher das Evangelium zu lesen hat, zwei Akoluthen mit Kerzen und Weihrauch vorangehen lässt, angedeutet, dass Christus vor Seinem Angesicht in jede Stadt und in jeden Ort, an den Er selbst kommen wollte, Zwei voraussendete***, welche die Leuchte der Wunder und den Wohlgeruch Seiner Tugenden voraus verbreiten sollten. Daher sagten sie bei ihrer Rückkehr: ‚Herr, in Deinem Namen waren uns auch die Dämonen untertan.’**** Denn unter dem Angesicht Christi werden hier ganz richtig die Apostel verstanden, welche die Gestalt seiner Lehre den Völkern zeigten. Daher Er selbst zu ihnen sagte: ‚Wer euch aufnimmt, der nimmt Mich auf.’*5 Oder auch deswegen können Lichter und Rauchfass dem Evangelienbuch vorangehen, weil der Lehre Christi Kraft und Ruf vorangingen; wie dies der Evangelist bezeugt: ‚Jesus ging in Kraft des Geistes nach Galiläa, und der Ruf von Ihm ging aus in jene ganze Gegend, und Er Selbst lehre in ihren Schulen.’*6“
* 2 Kor 2, 15
** Lk 4, 23; 6, 24
*** Lk 10, 1
**** Lk 10, 17
*5 Mt 10, 40
*6 Lk 4, 14f.

Fortsetzung hier

Dienstag, 19. November 2019

mit beständiger Liebe dienen

Der Reformkalender hat das Fest der heiligen Elisabeth auf den 17. November verschoben, allerdings wird es im deutschen Sprachraum nach wie vor am 19. November begangen.

Dazu betet die Kirche:

Tagesgebet
Deus, qui beátæ Elísabeth tribuísti in paupéribus Christum cognóscere ac venerári, da nobis, eius intercessióne, egénis et tribulátis iugi caritáte servíre.
Übersetzung
Gott, der du der seligen Elisabeth verliehen hast, in den Armen Christus zu erkennen und zu verehren, gib uns, durch ihre Vermittlung, den Bedürftigen und Bedrängten mit beständiger Liebe zu dienen.
Deutsches Messbuch
Gott, du Vater der Armen, du hast der heiligen Elisabeth ein waches Herz für die Armen gegeben, in denen sie Christus erkannte und verehrte. Auf ihre Fürsprache gib auch uns den Geist deiner Liebe und leite uns an zu helfen, wo Menschen in Not und Bedrängnis sind.
Vergleich
  • Gott ⇒ Gott, du Vater der Armen
    Schwatzliesel
  • der du verliehen hast ⇒ du hast gegeben
    Wenigstens kein „geschenkt“.
  • in den Armen Christus zu erkennen und zu verehren ⇒ ein waches Herz für die Armen
    Mt 25, 37-40 irgendwer? Steht da was von „wachem Herz“ oder von „Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.“, also „ihr hätten in diesen Armen mich erkennen können“?!
  • gib uns ⇒ gib auch uns den Geist deiner Liebe
    Die „beständige Liebe“, die im Original das „dienen“ näher beschreibt, verselbständigt sich im DM und wird das Ziel der Bitte.
  • den Bedürftigen und Bedrängten ⇒ wo Menschen in Not und Bedrängnis sind
    Na, das „Menschen“ dürfte in den Zeiten von „Laudato si“ aber nicht gerne gesehen werden. Was ist mit den bedrängten Bäumen?
  • mit beständiger Liebe zu dienen ⇒ leite uns an zu helfen
    Das „dienen“, im Original das Erbetene, wird im DM durch einem Wörterschwall ersetzt.

Nach der alten Ordnung betet man:

Oratio
Tuorum corda fidelium, Deus miserator, illustra: et, beatae Elisabeth precibus gloriosis; fac nos prospera mundi despicere, et caelesti semper consolatione gaudere.
Übersetzung
Die Herzen deiner Gläubiger, Gott Erbarmer, erleuchte, und, durch die ruhmreichen Gebete der seligen Elisabeth, lass uns die Glücksgüter der Welt verachten und uns am himmlischen Trost immer erfreuen.

Montag, 18. November 2019

der Anfang der göttlichen Erkenntnis

Zum Weihetag der Basiliken St. Peter und St. Paul zu Rom am 18. November betet die Kirche:

Tagesgebet
Ecclésiam tuam, Dómine, apostólicis defénde præsídiis, ut, per quos inítium divínæ cognitiónis accépit, per eos usque in finem sǽculi cápiat grátiæ cæléstis augméntum.
Übersetzung
Deine Kirche, Herr, verteidige durch apostolischen Schutz, damit sie durch jene, durch welche sie den Anfang der göttlichen Erkenntnis empfing, bis zum Ende der Welt Vergrößerung der himmlischen Gnade bekomme.
Deutsches Messbuch
Ewiger Gott, steh deiner Kirche bei und bewahre sie unter dem Schutz der Apostel Petrus und Paulus, von denen sie den Glauben und das Leben in Christus empfangen hat. Lass sie wachsen in deiner Gnade bis ans Ende der Zeiten.
Vergleich
  • verteidige deine Kirche ⇒ steh deiner Kirche bei und bewahre sie
    Mag das DM die militärische Sprache nicht, oder glaubt es nicht an Dämonen, vor denen die Kirche verteidigt werden muss? Oder wollte es ein paar den üblichen Floskeln unterbringen?
  • Herr ⇒ ewiger Gott
  • durch apostolischen Schutz ⇒ unter dem Schutz der Apostel Petrus und Paulus
    Wenn man den Namen des Festes in die Vermeldungen aufnehmen würde, bräuchte man das nicht im Tagesgebet breitzutreten.
  • den Anfang der göttlichen Erkenntnis ⇒ den Glauben und das Leben in Christus
    Der Gegensatz zwischen „Anfang“, an dem die Apostel stehen, und dem „Ende der Welt“ geht verloren; auch ist die Gottes-Erkenntnis m.E. größer als „Glaube“. Wo das „Leben in Christus“ herkommt, ist nicht ersichtlich.
  • damit sie durch jene bekomme ⇒ lass sie
    Im Original eine Folge des apostolischen Schutzes, im DM eine neue Bitte, die die Apostel außen vor lässt.
  • Vergrößerung der himmlischen Gnade ⇒ wachsen in deiner Gnade
Gabengebet
Servitútis nostræ tibi, Dómine, munus offeréntes, tuam deprecámur cleméntiam, ut trádita nobis apostolórum Petri et Pauli ministério véritas in córdibus nostris illibáta persevéret.
Übersetzung
Unserer Knechtschaft Gaben dir, Herr, darbringend, flehen wir deine Milde an, dass die uns durch den Dienst der Apostel Peter und Paul überlieferte Wahrheit in unseren Herzen unversehrt fortdauere.
Deutsches Messbuch
Gott, unser Herr, nimm die Gaben an, die wir dir darbringen, und gib, dass wir mit ganzem Herzen an der reinen Lehre festhalten, die wir von den Aposteln Petrus und Paulus empfangen haben.
Vergleich
  • dir die Gaben unserer Knechtschaft darbringend ⇒ nimm die Gaben an, die wir dir darbringen
    Im Original eine Beschreibung der Bittenden, die u.a. das Verhältnis zu Gott definiert; im DM eine (Standard-Floskel-)Bitte, die keine Knechtschaft kennt.
  • Herr ⇒ Gott, unser Herr
  • flehen wir deine Milde an, dass ⇒ gib, dass
    Wo keine Knechtschaft ist, braucht es kein Flehen, keine Milde, nur „geben“.
  • die Wahrheit in unseren Herzen unversehrt fortdauere ⇒ wir mit ganzem Herzen an der reinen Lehre festhalten
    Im Original eine Bitte bezüglich der Wahrheit, im DM über „Uns“. Die „Wahrheit“ wird durch „Lehre“ ersetzt, das „unversehrt“ wird „reine“, die Ortsangabe „in unseren Herzen“ wird ein Mittel („mit Herzen“), das Fortdauern zerfällt in „ganz“ und „festhalten“.
  • uns durch den Dienst der Apostel Peter und Paul überliefert ⇒ die wir von den Aposteln Petrus und Paulus empfangen haben
    Der im Original überlieferungsaktive „Dienst“ entfällt, dafür rückt ein „Wir“ in den Mittelpunkt, das empfängt.
Schlussgebet
Pópulus tuus, quǽsumus, Dómine, cælésti pane reféctus, apostolórum Petri et Pauli commemoratióne lætétur, quorum donásti patrocínio gubernári.
Übersetzung
Dein Volk, bitten wir, Herr, vom himmlischen Brot gespeist, erfreue sich des Andenkens der Apostel Peter und Paul, durch deren Schutzherrschaft regiert zu werden du gegeben hast.
Deutsches Messbuch
Allmächtiger Gott, wir haben der Apostel gedacht und das Weihefest ihrer Kirchen begangen. In dieser Feier hast du uns mit dem Brot des Lebens genährt; höre auf das Gebet der Apostelfürsten und führe uns durch gute Hirten zum ewigen Heil.
Anmerkung
Die Bitte des Originals („Dein Volk erfreue sich des Andenkens“) entfällt; das DM hat stattdessen eine fantasievolle Einleitung, welche die Tätigkeit des zentralen „Wir“ in Erinnerung ruft („wir haben der Apostel gedacht“). Die knappe Beschreibung des Volkszustands („vom himmlischen Brot gespeist“) wird mit Standard-Floskeln breitgetreten („In dieser Feier hast du uns mit dem Brot des Lebens genährt.“). Die Begründung für die Freude, die das Original erbittet, („durch deren Schutzherrschaft regiert zu werden du gegeben hast“) entfällt auch. Das DM erfindet dann noch weitere Bitten, die genausowenig mit dem Original zu tun haben wie der Rest des DM-Textes. Greulich.

Sonntag, 17. November 2019

dauerhaftes und volles Glück

Am 33. Sonntag im Jahreskreis betet die Kirche:

Tagesgebet
Da nobis, quǽsumus, Dómine Deus noster, in tua semper devotióne gaudére, quia perpétua est et plena felícitas, si bonórum ómnium iúgiter serviámus auctóri.
Das Gebet stammt aus dem Sacramentarium Leonianum.

Übersetzung
Gib uns, bitte, Herr, unser Gott, in deiner Verehrung immer froh zu sein, denn dauerhaftes und volles Glück ist, wenn wir dem Urheber aller Güter beständig dienen.
Deutsches Messbuch
Gott, du Urheber alles Guten, du bist unser Herr. Lass uns begreifen, dass wir frei werden, wenn wir uns deinem Willen unterwerfen, und dass wir die vollkommene Freude finden, wenn wir in deinem Dienst treu bleiben.
Vergleich
  • gib uns, bitte, in deiner Verehrung immer froh zu sein ⇒ lass uns begreifen, dass wir frei werden, wenn wir uns deinem Willen unterwerfen
    Ich bin nicht sicher, dass das die „Übersetzung“ sein soll, oder ob ein Gedanke, der kürzlich in anderen Gebeten unterdrückt wurde (z.B. an St. Martin von Tours) hier wieder ins Bewusstsein aufschwamm und freischwebend integriert wurde.
  • Herr, unser Gott ⇒ Gott, du Urheber alles Guten, du bist unser Herr
    Ein Teil der Anrede ist vom Ende des Originalgebets an den Anfang im DM gehüpft; der Rest ist eine geschwätzliche Variante des Originals.
  • denn dauerhaftes und volles Glück ist ⇒ dass wir die vollkommene Freude finden
    Ist „Freude“ dem DM etwa fast so lieb wie das „Schenken“? Da möchte wohl auch mal eine Zusammenstellung hilfreich sein. Es verblasst etwas die ursprüngliche Fülle des Glücks.
  • wenn wir dem Urheber aller Güter beständig dienen ⇒ wenn wir in deinem Dienst treu bleiben
Gabengebet
Concéde, quǽsumus, Dómine, ut óculis tuæ maiestátis munus oblátum et grátiam nobis devotiónis obtíneat, et efféctum beátæ perennitátis acquírat.
Das Gebet wurde im alten Messbuch [mit der Anrede „(omnipotens) Deus“ statt Domine] bei verschiedenen Gelegenheiten (Sonntag in der Weihnachtsoktav, Messe vom Palmsonntag, Quatember-Samstag im September) genommen.

Übersetzung
Gewähre, bitte, Herr, dass die [vor] den Augen deiner Majestät geopferte Gabe uns sowohl die Gnade der Hingabe erlange als auch die Wirkung der seligen Beständigkeit* gewinne.
* vermutlich soll das „beständige Seligkeit“ ausdrücken

Deutsches Messbuch
Herr, unser Gott, die Gabe, die wir darbringen, schenke uns die Kraft, dir treu zu dienen, und führe uns zur ewigen Gemeinschaft mit dir.
Vergleich
  • Herr ⇒ Herr, unser Gott gewähre, bitte, dass die [vor] den Augen deiner Majestät geopferte [Gabe] ⇒ [die Gabe], die wir darbringen
    Der Trichter, mit dem das DM alle möglichen Beschreibungen in immer den gleichen Wörtern sammelt, muss oben ziemlich breit sein, damit das DM mit so wenigen Töpfen auskommt. Und naklar kann noch das wichtige „Wir“ eingeschoben werden.
  • die Gnade der Hingabe erlange ⇒ schenke uns die Kraft, dir treu zu dienen
    Es ist eine andere Religion.
  • die Wirkung der seligen Beständigkeit gewinne ⇒ führe uns zur ewigen Gemeinschaft mit dir
Schlussgebet
Súmpsimus, Dómine, sacri dona mystérii, humíliter deprecántes, ut, quæ in sui commemoratiónem nos Fílius tuus fácere præcépit, in nostræ profíciant caritátis augméntum.
Ein im neuen Missale in der Osterzeit häufig verwendetes Schlussgebet (2. Woche nach Ostern: Samstag; 3. Woche: Freitag; 4. Woche: Samstag; 5. Woche: Freitag; 6. Woche: Samstag; 7. Woche: Dienstag).

Übersetzung
Empfangen haben wir, Herr, die Gaben des geweihten Mysteriums, demütig flehend, dass welche dein Sohn uns zu seinem Gedächtnis zu tun aufgetragen hat, zur Vergrößerung unserer Liebe nützen.
Deutsches Messbuch
Barmherziger Gott, wir haben den Auftrag deines Sohnes erfüllt und sein Gedächtnis begangen. Die heilige Gabe, die wir in dieser Feier empfangen haben, helfe uns, dass wir in der Liebe zu dir und unseren Brüdern Christus nachfolgen.
Vergleich
  • Herr ⇒ barmherziger Gott
  • die Gaben des geweihten Mysteriums ⇒ die heilige Gabe
  • demütig flehend, dass ⇒ helfe uns, dass
  • welche dein Sohn uns zu seinem Gedächtnis zu tun aufgetragen hat ⇒ wir haben den Auftrag deines Sohnes erfüllt und sein Gedächtnis begangen
    Im Original ein Nebensatz zur Beschreibung der Gaben, im DM zwei Sätze über das wichtige „Wir“.
  • zur Vergrößerung unserer Liebe nützen ⇒ wir in der Liebe nachfolgen
Die markierten Stellen haben keine Entsprechung im Original.

Samstag, 16. November 2019

in außerordentlicher Liebe bewunderswert

Am 16. November stehen zwei Gedenken zur Auswahl:

(I) Margareta von Schottland
 
Tagesgebet
Deus, qui beátam Margarítam exímia in páuperes caritáte mirábilem effecísti, da, ut, eius intercessióne et exémplo, imáginem bonitátis tuæ inter hómines referámus.
Die Einleitung entspricht der der alten Oratio (s.u.)

Übersetzung
Gott, der du die selige Margareta in außerordentlicher Liebe zu den Armen bewunderswert gemacht hast, gib, dass wir, durch ihre Vermittlung und [ihr] Beispiel, ein Abbild deiner Güte unter den Menschen zurückwerfen*.
* wie ein Spiegel den Glanz von Gottes Güte, die über uns ist, unter den Menschen zum Strahlen bringen

Deutsches Messbuch
Barmherziger Gott, du hast der heiligen Königin Margareta von Schottland eine große Liebe zu den Armen geschenkt. Höre auf die Fürbitten dieser heiligen Frau und hilf uns, nach ihrem Beispiel so zu leben, dass deine Güte in der Welt sichtbar wird.
Vergleich
  • Gott ⇒ barmherziger Gott
  • der du bewunderswert gemacht hast ⇒ du hast geschenkt
    Was würde das DM ohne „schenken“ sein? Wie ein Notizblock, mit vielen freien Stellen.
  • die selige Margareta ⇒ der heiligen Königin Margareta von Schottland
    Sprach nicht Kardinal Meisner von „katechetischen Missbrauch“ der Liturgie?!
  • in außerordentlicher Liebe ⇒ eine große Liebe
    Das DM schaltet gerne ein paar Gänge zurück, wenn es nicht um „Uns“ geht.
  • durch ihre Vermittlung ⇒ höre auf die Fürbitten dieser heiligen Frau
    An den belanglosen Stellen wird das DM gerne ausschweifend.
  • und [ihr] Beispiel ⇒ nach ihrem Beispiel
  • gib, dass wir ein Abbild deiner Güte unter den Menschen zurückwerfen ⇒ hilf uns, so zu leben, dass deine Güte in der Welt sichtbar wird
    Blas. Farblos. Langweilig. Nicht das, was im Original steht.

Nach der alten Ordnung gedachte man ihrer am 10. Juni:

Oratio
Deus, qui beatam Margaritam reginam eximia in pauperes caritate mirabilem effecisti: da; ut, eius intercessione et exemplo, tua in cordibus nostris caritas iugiter augeatur.
Übersetzung
Gott, der du die selige Margareta durch außerordentliche Liebe zu den Armen bewunderswert gemacht hast, gib, dass, durch ihre Vermittlung und [ihr] Beispiel, deine Liebe in unseren Herzen beständig zunehme.

(II) Gertrud von Helfta (welche im deutschen Sprachraum erst am 17. November dran ist)

Tagesgebet
Deus, qui iucúndam tibi mansiónem in corde beátæ Gertrúdis vírginis præparásti, ipsíus intercessióne, cordis nostri ténebras cleménter illústra, ut te in nobis præséntem et operántem lætánter experiámur.
Der Einleitungssatz ist durch Wortumstellung aus der alten Oratio (s.u.) gewonnen. Die Änderungen in der Bitte sind etwas deutlicher ausgefallen.

Übersetzung
Gott, der du eine dir angenehme Wohnung im Herzen der seligen Jungfrau Gertrud bereitet hast, auf deren Vermittlung erleuchte gütig die Dunkelheit unseres Herzens, damit wir froh erfahren, dass du in uns gegenwärtig bist und wirkst.
Deutsches Messbuch
Gott, du Sehnsucht deiner Geschöpfe, es hat dir gefallen, im Herzen der heiligen Gertrud Wohnung zu nehmen. Schenke auch uns auf ihre Fürbitte die Tröstungen deiner Gegenwart, bringe Licht in das Dunkel unseres Herzens und lass uns erfahren, dass du in uns lebst und wirkst.
Vergleich
  • Gott ⇒ Gott, du Sehnsucht deiner Geschöpfe
    Schwatzliesel
  • der du bereitet hast ⇒ es hat dir gefallen zu nehmen
    Eigentlich nimmt Gott nicht nur, sondern er bereitet aktiv das Herz so, dass er Wohnung nehmen kann – was natürlich von menschlicher Seite eine gewisse Fügsamkeit (Lernfähigkeit) erfordert; möglicherweise ein dem DM fremdes Konzept.
    Das „gefallen“ ist ein Grammatikfehler, gefolgt von einem Fehlbezug von „iucundam“, welches zur Wohnung gehört.
  • eine dir angenehme Wohnung ⇒ Wohnung
    Hier fehlt das „iucundam“ dann.
  • der seligen Jungfrau Gertrud ⇒ der heiligen Gertrud
  • auf deren Vermittlung ⇒ schenke auch uns auf ihre Fürbitte die Tröstungen deiner Gegenwart
    Was wäre ein Gebet im DM ohne „schenken“. Dafür schwatzt man gerne etwas Fantasievolles und bringt eine zusätzliche Bitte vor.
  • erleuchte gütig die Dunkelheit unseres Herzens ⇒ bringe Licht in das Dunkel unseres Herzens
  • damit wir froh erfahren ⇒ und lass uns erfahren
    Die Erfahrung ist im Original die Folge des Erleuchtens, im DM eine dritte Bitte.
    Ob das hier ausgefallene „froh“ der Anlass für die DMliche „Tröstungen deiner Gegenwart“ war?

Im alten Messbuch wurde ihrer auch am 16. November gedacht:

Oratio
Deus, qui in corde beatae Gertrudis Virginis iucundam tibi mansionem praeparasti: ipsius meritis et intercessione; cordis nostri maculas clementer absterge, et eiusdem tribue gaudere consortio.
Übersetzung
Gott, der du im Herzen der seligen Jungfrau Gertrud eine dir angenehme Wohnung bereitet hast, durch ihre Verdienste und [ihre] Vermittlung wische gütig die Makel unseres Herzens ab und verleihe [uns], uns der Gemeinschaft derselben [Gertrud] zu erfreuen.

Freitag, 15. November 2019

die dem göttlichen Glauben zu unterwerfende menschliche Weisheit

Am 15. November gedenkt die Kirche ihres Lehrers Albert des Großen (Albertus Magnus).

Nach der neuen Ordnung betet man dazu:

Tagesgebet
Deus, qui beátum Albértum epíscopum in humána sapiéntia cum divína fide componénda magnum effecísti, da nobis, quǽsumus, ita eius magistérii inhærére doctrínis, ut per scientiárum progréssus ad profundiórem tui cognitiónem et amórem perveniámus.
Die Einleitung des Gebets ist mit einigen Änderungen aus der alten Oratio (s.u.) genommen.

Übersetzung
Gott, der du den seligen Bischof Albert in der mit dem göttlichen Glauben zu verbindenden menschlichen Weisheit groß gemacht hast, gib uns, bitte, so den Lehren dieses Meisters anzuhängen, dass wir durch den Fortschritt des Wissens zu tieferer Erkenntnis deiner und zur Liebe gelangen.
Deutsches Messbuch
Gott, du Quelle aller Weisheit du hast dem heiligen Bischof Albert die Gabe geschenkt, das Wissen seiner Zeit und den Glauben in Einklang zu bringen. Gib uns die Weite seines Geistes, damit der Fortschritt der Wissenschaft uns hilft, dich tiefer zu erkennen und dir näher zu kommen.
Vergleich
  • Gott ⇒ Gott, du Quelle aller Weisheit
    freie Fantasieleistung
  • der du groß gemacht hast ⇒ du hast die Gabe geschenkt
    Dieses dauernde „schenken … Deshalb heißt Albert der Große im deutschen Sprachraum ja auch Albert der mit Gabe Beschenkte.
  • in der menschliche Weisheit - das Wissen seiner Zeit
    Boah ey, diese Arroganz der Nachgeborenen.
  • mit dem göttlichem Glauben - und den Glauben
    Wo das „menschlich“ bei Weisheit ausfällt, braucht das Gegenüber im Glauben ja auch nicht mehr zu benannt werden.
  • zu verbindenden ⇒ in Einklang zu bringen
    Das DM vermutet Wiedersprüche zwischen Glauben und Wissen, die „in Einklang“ gebracht werden müssen; tatsächlich befruchten menschlisches Erkenntnisstreben und göttliche Offenbarung einander, wie weisere Geister ausführlich an verschiedenen Stellen dargelegt haben.
  • gib uns, bitte ⇒ gib uns
    Zurück zum Kindergarten, DM-Autor! Elementare Höflichkeit muss wiederholt werden.
  • so den Lehren dieses Meisters anzuhängen ⇒ die Weite seines Geistes
    Der arrogante Nachgeborene möchte nicht einfach den Lehren des Kirchenlehrers anhängen, sondern gerne selber so schlau sein. Dazu bräuchte es – nach dem, was ich bisher im DM gelesen habe – mehr als ein Wunder.
  • dass wir durch den Fortschritt des Wissens ⇒ damit der Fortschritt der Wissenschaft uns hilft
    Ich bin nicht sicher, ob ein Fortschritt des persönlichen Wissens (wie ich übersetze) oder der des objektiven Wissens (der Wissenschaft, wie das DM will) gemeint ist. Aber da der Fortschritt durch „den Lehren des Meisters anhängen“ erlangt wird, scheint mir das erstere der Fall zu sein – also die Kenntnis dessen, was das DM so verächtlich als „Wissen seiner Zeit“ tituliert.
  • zu tieferer Erkenntnis deiner ⇒ dich tiefer zu erkennen
    Korrekt. Ist so selten, dass man es erwähnen sollte.
  • [zur] Liebe [Gottes] gelangen ⇒ dir näher zu kommen
    Gott zu lieben wird im DM anscheinend nicht mal erstrebt.
Nach der alten Ordnung betet man:

Oratio
Deus, qui beatum Albertum, Pontificem tuum atque Doctorem, in humana sapientia divinae fidei subicienda magnum effecisti: da nobis, quaesumus; ita eius magisterii inhaerere vestigiis, ut luce perfecta fruamur in caelis.
Übersetzung
Gott, der du den seligen Albert, deinen Bischof und Kirchenlehrer, in der dem göttlichen Glauben zu unterwerfenden menschlichen Weisheit groß gemacht hast, gib uns, bitte, den Spuren dieses Meisters so anzuhängen, dass wir das vollkommene Licht genießen in den Himmeln.
Secreta
Sacrifices praesentibus, Domine, quaesumus, intende placatus: ut quod Passionis Filii tui Domini nostri mysterio gerimus, beati Alberti intercessione et exemplo, pio consequamur affectu.
Dieses Gebet wird unter Streichung der markierten Worte am 32. Sonntag im Jahreskreis weiterverwendet.

Übersetzung
Die gegenwärtigen Gaben, Herr, bitten wir, beachte versöhnt, damit wir, was wir im Mysterium des Leidens deines Sohnes, unseres Herrn, ausführen, durch Vermittlung und Beispiel des seligen Alberts, durch fromme Einstellung erreichen.
Postcommunio
Per haec sancta quae sumpsimus, ab hostium nos, Domine, impugnatione defende; et, intercedente beato Alberto Confessore tuo atque Pontifice, perpetua pace respirare concede.
Übersetzung
Durch diese heiligen [Gaben], die wir empfangen haben, verteidige, Herr, uns gegen den Angriff der Feinde, und, während der selige Albert, dein Bekenner und Bischof, vermittelt, gewähre [uns], in dauerhaftem Frieden zu atmen.

Donnerstag, 14. November 2019

Innozenz III.: Mysterien der Eucharistie erklärt (12)

Fortsetzung von hier

Halleluja
„Nach der Trauer kommt die Tröstung; denn: ‚selig sind die Leidtragenden, sie sollen getröstet werden.’* Deswegen wird nach dem Stufengebet das Halleluja gesungen, welches ausdrückt die unaussprechliche Freude der Engel und Menschen, die ewiger Seligkeit sich erfreuen, d.h. immerdar Gott loben. Denn: ‚Selig sind, die in Deinem Hause wohnen, Herr! Von Ewigkeit zu Ewigkeit werden sie Dich preisen. In der Stimme des Frohlockens und des Bekenntnisses, der Schall desjenigen, der beim Mahl sitzt.’** Was aber das Wort Halleluja bedeute, legt der 112. Psalm dar, der überschrieben ist ‚Halleluja’ und mit den Worten beginnt: ‚Lobet, ihr Knaben, den Herrn.’*** Solche unaussprechliche Freude verdient die Dürftigkeit des gegenwärtigen Lebens keineswegs, sondern, in Hoffnung sie vorauskostend dürstet und hungert es nach dem, was es gekostet hat, bis die Hoffnung in die Sache, der Glaube in das Schauen übergeht. Deswegen blieb dieses hebräische Wort unverdolmetscht, es wurde nicht übersetzt, damit die diesem Leben fremde Freude durch ein fremdes Wort mehr angedeutet als ausgedrückt würde; welches Geheimnis, gleichsam als ein Herabträufeln der Freude aus der reichen Fülle des himmlischen Jerusalem, erst in die Gemüter der Patriarchen und Propheten, hierauf in vollerem Strom auf den Mund der Apostel floss. Weil aber das Halleluja gewissermaßen die eigentümliche Bezeichnung zukünftiger Seligkeit ist, so bedient man sich desselben mit Recht häufiger zu derjenigen Zeit, in welcher Christus durch Seine Auferstehung uns die Hoffnung und die Teilnahme an jener Freude dargeboten hat.
Dass es somit zu anderer Zeit bei der Messe gesungen würde, war ehemals nicht Brauch der römischen Kirche, sondern ward erst von dem heiligen Gregor aufgestellt, vielmehr wieder hergestellt. Derselbe war älter, seit den Zeiten Papst Damasus [†384; in seine Zeit fiel ein Trend zum Lateinischen als Kultsprache] aber in Verfall gekommen. Als er sodann über dieses und über einiges andere, als folge man hierin der Gewohnheit der konstantinopolitanischen Kirche, murren hörte, nahm er keinen Anstand, darüber Rechenschaft zu geben, indem er sagte: in nichts Derartigem richten wir uns nach einer anderen Kirche. Es wird auch versichert, die Gewohnheit, das Halleluja nicht zu sprechen, habe der heilige Hieronymus zur Zeit des Papsts Damasus, seligen Andenkens, der Kirche von Jerusalem entnommen; und deswegen haben wir jener Gewohnheit um so mehr entsagt, da sie von den Griechen hierher überliefert worden. So singen wir nun das Halleluja nach dem Stufengebet, den Freudengesang nach der Bußklage, und bestreben uns vorzüglich, die Größe des Trostes, welcher den Trauernden wiederfahren ist, dadurch auszudrücken, dass wir es mehr jubeln als singen, und das eine, kurze, aber inhaltsschwere Wort durch verschiedene Absätze verlängern, damit das gespannte Gemüt mit Wohllaut erfüllt und hingerissen werde dahin, wo Leben ohne Tod, Tag ohne Nacht, ein Gewiß ohne Vielleicht, Freude ohne Schmerz, Sicherheit ohne Furcht, Ruhe ohne Mühsal, Kraft ohne Schwäche, Gerades ohne Krümmung, Schönheit ohne Entstellung, Wahrheit ohne Täuschung, Liebe ohne Arglist, Glückseligkeit ohne Elend ewiglich sein wird. Man kann aber das Halleluja auch auf das Frohlocken derjenigen beziehen, welche der Wunder Christ sich freuten, den Herrn priesen und sagten: ‚Heute haben wir Seine Wunder gesehen, der Herr hat sein Volk besucht.’**** Denn da wurde frohlockend Halleluja gesungen, da alles Volk, als es solches sah, Gott pries und alles Volk sich freute in demjenigen allen, was glorreich durch denselben verrichtet ward. Die Zweiundsiebenzig kehrten ebenfalls mit Freuden um und sagten: ‚Herr, auch die Teufel sind uns in Deinem Namen untertan.’*5
Darum wird von der Septuagesima bis Ostern das Halleluja nicht gesungen, weil zur Zeit der Trauer kein Freudengesang ertönen soll, nach jenem Prophetenwort: ‚Wie sollen wir dem Herrn ein Lied singen im fremden Lande?’*6 Denn geistlich stellt die Septuagesima [Vorfastenzeit; insbesondere der 70. Tag vor dem Ende der Osterwoche als ihr Beginn] die babylonische Gefangenschaft vor, in welcher sie, an den Strömen Babylons sitzend und weinend, ihre Harfen an die Weidenbäume hingen*7. Dann aber wird gezogen gesungen, was mit dem Rauhen der Stimme und der Dehnung der Wörter das Elend der gegenwärtigen Ansiedlung bezeichnet; wovon der Psalmist sagt: ‚Ach wie sehr ist meine Verbannung verlängert worden? Ich habe gewohnt bei den Bewohnern Kedar, sehr war meine Seele in der Verbannung.’*8“
* Mt 5, 4
** Ps 84, 5; Den letzten Satz kann ich nicht zuordnen.
*** Ps 113 (112), 1
**** Lk 7, 16
*5 Lk 10, 17
*6 Ps 137, 4
*7 Ps 137, 1f.
*8 Ps 120, 5f.

„Das aber mit eingeschobenem Gesang das Halleluja zwei Mal gesungen wird, zeigt an, dass die Heiligen in zwischenein sich mischender Freude das zweifache Gewand der Herrlichkeit empfangen sollen, des Geistes und des Fleisches, des Herzens und des Körpers. Denn infolge des Gewandes des Geistes ‚werden die Heiligen frohlocken in Herrlichkeit, und sich freuen in ihren Gemächern’;* infolge des Gewandes des Fleisches ‚werden die Gerechten leuchten wie die Flammen über den Stoppeln.’** Der Gesang darf daher nicht klagend und trauernd tönen, sondern freudig und lieblich soll er klingen. Das wird auch dadurch angedeutet, dass in einigen Kirchen nach dem Halleluja die Sequenz gesungen wird, mit frohem Schall und in lieblicher Tonweise.
Noch ist zu bemerken, dass bei der Messe drei verschiedene Sprachen vorkommen, damit jede Zunge bekenne, ‚dass Christus der Herr sei in der Herrlichkeit Gottes des Vaters.’*** Was auch an der Überschrift des Kreuzes zu ersehen war, auf welcher in hebräischer, griechischer und lateinischer Sprache stand: ‚Jesus von Nazareth, König der Juden.’****“
* Ps 149, 5
** Weish 3, 7
*** Phil 2, 11
**** Joh 19, 19

Fortsetzung hier

Mittwoch, 13. November 2019

das Opfer unserer Niedrigkeit

Am 13. November gedenkt die Kirche nach dem alten Kalender des heiligen Bekenners Didacus (spanisch: San Diégo).

Oratio
Omnipotens sempiterne Deus, qui dispositione mirabili infirma mundi eligis, ut fortia quaeque confundas: concede propitius humilitati nostrae; ut, piis beati Didaci Confessoris tui precibus, ad perennem in caelis gloriam sublimari mereamur.
Übersetzung
Allmächtiger ewiger Gott, der du nach wunderbarer Vorsehung das Schwache der Welt erwählst, damit du jedes Starke beschämst*: gewähre gnädig unserer Niedrigkeit**, dass wir, durch die frommen Gebete des seligen Didacus, deines Bekenners, zur ewigen Herrlichkeit in den Himmeln emporgehoben zu werden verdienen.
* 1 Kor 1, 27; San Diégo stammt aus armer Familie und war „bloß“ Laienbruder
** also uns; gegenüber Gott in seiner Hoheit sind wir halt seine Knechte oder „unsere Niedrigkeit“.

Die übrigen Gebete sind aus dem Commune für nicht bischöfliche Bekenner II:

Secreta
Praesta nobis, quaesumus, omnipotens Deus: ut nostrae humilitatis oblatio, et pro tuorum tibi grata sit honore Sanctorum, et nos corpore pariter et mente purificet.
Übersetzung
Gewähre uns, bitten wir, allmächtiger Gott: dass das Opfer unserer Niedrigkeit sowohl dir zur Ehre deiner Heiligen angenehm sei, als auch uns an Körper und Geist zugleich reinige.
Postcommunio
Quaesumus, omnipotens Deus: ut, qui caelestia alimenta percepimus, intercedente beato Didaco Confessore tuo, per haec contra omnia adversa muniamur.
Übersetzung
Wir bitten, allmächtiger Gott: dass wir, die wir die himmlischen Nahrungsmittel empfangen haben, während der selige Didacus, dein Bekenner, vermittelt, durch diese gegen alle Widrigkeiten geschützt werden.

Dienstag, 12. November 2019

unsere Seele für die Brüder abzulegen nicht fürchten

Des heiligen Josaphats wird im neuen Kalender am 12. November gedacht. Im alten war er erst am 14. November dran.

Der Basilianer-Mönch Josaphat war Bischof der mit „der römisch-katholischen Kirche unierten Ukrainischen Griechisch-Katholischen Kirche. … Er förderte mit Nachdruck die Einheit seiner Kirche mit dem Papst in Rom. … Während einer Visitationsreise wurde er von Gegner der Union mit Rom mit einer Axt erschlagen.“

Tagesgebet
Excita, quǽsumus, Dómine, in Ecclésia tua Spíritum, quo replétus beátus Iósaphat ánimam suam pro óvibus pósuit, ut, eo intercedénte, nos quoque eódem Spíritu roboráti, ánimam nostram pro frátribus pónere non vereámur.
Das Tagesgebet wurde aus der alten Oratio (s.u.) durch Streichungen erhalten.

Übersetzung
Erwecke, bitten wir, Herr, in deiner Kirche den Geist, mit dem erfüllt der selige Josaphat seine Seele für die Schafe ablegte, damit, während er vermittelt, auch wir von dem gleichen Geist gestärkt, unsere Seele für die Brüder abzulegen nicht fürchten.
Deutsches Messbuch
Gott, du Vater aller Gläubigen, von deinem Geist erfüllt, hat der Märtyrerbischof Josaphat für das ihm anvertraute Volk sein Leben dahingegeben. Auf seine Fürsprache gib auch uns den Geist der Liebe, damit wir bereit sind, unser Leben ganz für unsere Brüder einzusetzen.
Vergleich
  • bitten wir, Herr ⇒ Gott
  • erwecke in deiner Kirche den Geist ⇒ du Vater aller Gläubigen
    Da passt zwar nichts zusammen, aber alle anderen Wörter ergeben Paare, also muss das wohl die DMliche „Übersetzung“ sein.
  • mit dem erfüllt ⇒ von deinem Geist erfüllt
    Der im Original durch einen Nebensatz näher spezifizierte Geist der Leidensbereitschaft wird im DM durch „deinen“ Geist ersetzt, der dann im folgenden in zwei Geister aufgeteilt wird.
  • der selige Josaphat ⇒ der Märtyrerbischof Josaphat
    Der Martyrerbischof stand zwar in der alten Oratio, wurde aber – vom DM unbemerkt – rausgestrichen.
  • seine Seele ablegte ⇒ sein Leben dahingegeben
  • für die Schafe ⇒ für das ihm anvertraute Volk
    Die biblische Sprechweise ist dem DM wohl nicht gut genug.
  • auch wir von dem gleichen Geist gestärkt ⇒ gib auch uns den Geist der Liebe
    Wohl bedacht erbittet das DM nicht den Geist der Zeugnisbereitschaft, der den Tagesheiligen erfüllte, sondern einen „Geist der Liebe“.
  • unsere Seele abzulegen nicht fürchten - unser Leben ganz einzusetzen
    Was auch immer das DM mit „ganz einsetzen“ meint: es drängt sich der Eindruck auf, dass hier nicht die Bereitschaft zum entschiedenen Glaubensbekenntnis einschließlich Blutzeugnis erbeten wird, da es die ganz gleichen Worte in Bezug auf den Heiligen mit „dahingeben“, in Bezug auf die Beter mit „ganz einsetzen“ wiedergibt.
Gabengebet
Clementíssime Deus, múnera hæc tua benedictióne perfúnde, et nos in tua fide confírma, quam sanctus Iósaphat effúso sánguine asséruit.
Das Gabengebet entspricht ebenfalls weitgehend der alten Sekreta (s.u.).

Übersetzung
Mildester Gott, begieße diese Gaben mit deinem Segen, und bestärke uns in deinem Glauben, den der heilige Josaphat durch das vergossene Blut verteidigt hat.
Deutsches Messbuch
Gütiger Gott, erfülle diese Gaben mit deinem Segen und mache uns treu im Glauben, den der heilige Josaphat mit seinem Blut bezeugt hat.
Schlussgebet
Spíritum, Dómine, fortitúdinis et pacis hæc nobis tríbuat mensa cæléstis, ut, sancti Iósaphat exémplo, vitam nostram ad honórem et unitátem Ecclésiæ libénter impendámus.
Der Einleitungssatz wurde aus der alten Postcommunio genommen und wie markiert ergänzt. Wie der Geist der Stärke zum Martyrer passt, ist klar; was der Friedensgeist mit dem heiligen Josaphat zu tun hat, weniger.

Übersetzung
Den Geist, Herr, der Stärke und des Friedens verleihe uns dieser himmlische Tisch, damit wir nach dem Beispiel des heiligen Josaphat unser Leben für Ehre und Einheit der Kirche gerne hingeben.
Deutsches Messbuch
Barmherziger Gott, dein heiliges Mahl schenke uns den Geist der Stärke und des Friedens, damit wir nach dem Vorbild des heiligen Josaphat unser Leben einsetzen für die Ehre und die Einheit der Kirche.
Vergleich
  • Herr ⇒ barmherziger Gott
  • verleihe uns ⇒ schenke uns
  • dieser himmlische Tisch ⇒ dein heiliges Mahl
    Drei von drei Wörtern ausgetauscht; Respekt.
  • gerne hingeben ⇒ einsetzen
    Das DM sollte dann auch konsequent um den Geist der Inklusion und der Teilhabe bitten, wenn es nur ums Engagieren geht.
Nach dem alten Messbuch betete man:

Oratio
Excita, quaesumus, Domine, in Ecclesia tua Spiritum, quo repletus beatus Iosaphat Martyr et Pontifex tuus animam suam pro ovibus posuit: ut, eo intercedente, nos quoque eodem Spiritu moti ac roborati, animam nostram pro fratribus ponere non vereamur.
Die markierten Stellen wurden für das neue Missale gestrichen.

Übersetzung
Erwecke, bitten wir, Herr, in deiner Kirche den Geist, mit dem erfüllt der selige Josaphat, dein Martyrer und Bischof, seine Seele für die Schafe ablegte, damit, während er vermittelt, auch wir von dem gleichen Geist bewegt und gestärkt, unsere Seele für die Brüder abzulegen nicht fürchten.
Secreta
Clementissime Deus, munera haec tua benedictione perfunde, et nos in fide confirma: quam sanctus Iosaphat Martyr et Pontifex tuus, effuso sanguine, asseruit.
Die markierten Stellen wurden für das neue Missale gestrichen.

Übersetzung
Mildester Gott, begieße diese Gaben mit deinem Segen, und bestärke uns in deinem Glauben, den der heilige Josaphat, dein Martyrer und Bischof, durch das vergossene Blut verteidigt hat.
Postcommunio
Spiritum, Domine, fortitudinis haec nobis tribuat mensa caelestis: quae sancti Iosaphat Martyris tui atque Pontificis vitam pro Ecclesise honore iugiter aluit ad victoriam.
Die markierten Wörter wurden ins neue Schlussgebet übernommen.

Übersetzung
Den Geist, Herr, der Stärke verleihe uns dieser himmlische Tisch, welcher das Leben des heiligen Josaphat, deines Martyrers und Bischofs, zur Ehre der Kirche beständig genährt hat zum Sieg.

Montag, 11. November 2019

erneuere die Wundertaten deiner Gnade in unseren Herzen

Am 11. November ist das Fest des heiligen Martin von Tours.

Es wird gebetet:

Tagesgebet
Deus, qui in beáto Martíno epíscopo sive per vitam sive per mortem magnificátus es, ínnova grátiæ tuæ mirabília in córdibus nostris, ut neque mors neque vita separáre nos possit a caritáte tua.
Das Gebet kommt in alten französischen Missales am Martinsfest vor.

Übersetzung
Gott, der du im seligen Bischof Martin sei es durch das Leben, sei es durch den Tod verherrlicht* wurdest, erneuere die Wundertaten deiner Gnade in unseren Herzen, damit weder Tod noch Leben uns trennen können von deiner Liebe**.
* Phil 1, 20
** Röm 8, 38

Deutsches Messbuch
Allmächtiger Gott, der heilige Bischof Martin hat dich in seinem Leben und in seinem Sterben verherrlicht. Lass auch in uns die Macht deiner Gnade wirksam sein, damit weder Tod noch Leben uns von deiner Liebe trennen.
Vergleich
  • Gott ⇒ allmächtiger Gott
  • der du verherrlicht wurdest ⇒ hat dich verherrlicht
    Im Original ist Gott das Subjekt, im DM der Bischof Martin.
  • sei es durch das Leben, sei es durch den Tod ⇒ in seinem Leben und in seinem Sterben
    Das DM schwächt den Bezug zur Schriftstelle.
  • erneuere die Wundertaten deiner Gnade in unseren Herzen ⇒ lass auch in uns die Macht deiner Gnade wirksam sein
    Das DM ist knochentrocken wie der verstockteste Protestant …
  • trennen können ⇒ trennen
    Das DM bittet, dass das Trennen nicht eintritt, das Original wie Paulus, dass es nicht einmal möglich ist.
Gabengebet
Sanctífica, quǽsumus, Dómine Deus, hæc múnera, quæ in honórem sancti Martíni lætánter offérimus, ut per ea vita nostra inter advérsa et próspera semper dirigátur.
Das Gebet ähnelt der alten Sekreta (s.u.)

Übersetzung
Heilige, bitten wir, Herr Gott, diese Gaben, die wir zur Ehre des heiligen Martins froh darbringen, damit durch sie unser Leben unter unglücklichen und glücklichen Umständen immer gelenkt werde.
Deutsches Messbuch
Allmächtiger Gott, heilige die Gaben, die wir am Fest des heiligen Martin voll Freude vor dein Angesicht bringen. Gib, dass dieses Opfer in guten und bösen Tagen unserem Leben die Richtung gebe.
Vergleich
  • bitten wir, Herr Gott ⇒ allmächtiger Gott
  • zur Ehre des heiligen Martins ⇒ am Fest des heiligen Martin
    Wie so oft hat das Original den Zweck, das DM das Datum.
  • froh darbringen ⇒ voll Freude vor dein Angesicht bringen
    Wenn von „Unserem“ Handeln die Rede ist, wird das DM plötzlich ausführlich.
  • damit durch sie ⇒ gib, dass dieses Opfer
    Im Original eine Folge des Heiligens, im DM eine unabhängige Bitte.
  • unser Leben immer gelenkt werde ⇒ unserem Leben die Richtung gebe
    Das Lenken im Original (wie durch ein Steuer) ist ein andauernder Vorgang (quasi Mikromanagement), das „Richtung geben“ im DM (wie ein Wegweiser) ein punktueller, wonach man auf sich gestellt ist.
Schlussgebet
Da nobis, Dómine, unitátis sacraménto reféctis, perféctam in ómnibus cum tua voluntáte concórdiam, ut, sicut beátus Martínus totum se tibi subiécit, ita et nos esse tui veráciter gloriémur.
Übersetzung
Gib uns, Herr, mit dem Sakrament der Einheit gestärkt, vollkommende Eintracht in allem mit deinem Willen, damit, wie der selige Martin sich ganz dir unterworfen hat, so auch wir wahrhaft dein zu sein uns rühmen.
Deutsches Messbuch
Herr, unser Gott in diesem Mahl hast du uns das heilige Brot gereicht als Zeichen der Einheit und als Erweis deiner Vatergüte. Hilf uns, nach dem Vorbild des heiligen Martin deinen Willen zu tun, damit wir gleich ihm dir wahrhaft angehören.
Anmerkung
Die DM-Fassung lässt mich sprachlos. Die fett markierten Worte kommen im Original und im DM vor, ansonsten ist das DM wirr.
Vergleich
  • gib uns vollkommende Eintracht in allem mit deinem Willen ⇒ hilf uns, deinen Willen zu tun
    Das Ziel des DM ist so viel weniger ehrgeizig als das des Originals, dass es schon traurig ist.
  • Herr ⇒ Herr, unser Gott
  • mit dem Sakrament der Einheit gestärkt ⇒ in diesem Mahl hast du uns das heilige Brot gereicht als Zeichen der Einheit und als Erweis deiner Vatergüte
    „Wo er das nur immer her hat? All diese Einfälle, diese Ideen!“ (Die Croods)
  • wie der selige Martin sich ganz dir unterworfen hat ⇒ nach dem Vorbild des heiligen Martin
    Wo keine vollkommene Eintracht mit Gottes Willen gewollt wird, da ist auch keine Unterwerfung nötig.
  • so auch wir wahrhaft dein zu sein uns rühmen ⇒ wir gleich ihm dir wahrhaft angehören
    „angehören“ ist wie „einander eng verbunden sein“, also gegenseitig. „Dein sein“ ist mit sich selbst aufgeben verbunden (→ Kenosis) wie in Mt 16, 25 oder Mk 10, 29f. Das ist nix für das DM …
Nach der alten Ordnung betet man:

Oratio
Deus, qui conspicis, quia ex nulla nostra virtute subsistimus: concede propitius; ut, intercessione beati Martini Confessoris tui atque Pontificis, contra omnia adversa muniamur.
Übersetzung
Gott, der du weißt, dass wir nichts durch eigene Kraft bestehen können: gewähre gnädig, dass wir durch die Vermittlung deines seligen Bekenners und Bischofs Martins gegen alle Missglücke geschützt werden.
Secreta
Sanctifica, quaesumus, Domine Deus, haec munera, quae in solemnitate sancti Antistitis tui Martini offerimus: ut per ea vita nostra inter adversa et prospera ubique dirigatur.
Übersetzung
Heilige, bitten wir, Herr Gott, diese Gaben, die wir zum Hochfest deines heiligen Vorstehers Martin darbringen, damit durch sie unser Leben unter unglücklichen und glücklichen Umständen überall gelenkt werde.
Postcommunio
Praesta, quaesumus, Domine Deus noster: ut, quorum festivitate votiva sunt sacramenta, eorum intercessione salutaria nobis reddantur.
Übersetzung
Gewähre, bitten wir, Herr unser Gott: dass zu weren* Fest die Sakramente geweiht wurden, durch deren Vermittlung sie uns Heilmittel werden.
* soll Plural von wessen sein

Sonntag, 10. November 2019

die Festigkeit des apostolischen Felsens

Am 10. November gedächte (wenn der Festtag nicht auf einen Sonntag fiele) die Kirche des Papstes Leo des Großen:

Tagesgebet
Deus, qui advérsus Ecclésiam tuam, in apostólicæ petræ soliditáte fundátam, portas ínferi numquam prævalére permíttis, da ei, quǽsumus, ut, intercedénte beáto Leóne papa, in tua veritáte consístens, pace contínua muniátur.
Das Gebet ist abgewandelt aus der alten Altera Oratio (zweite Variante für die Oratio) aus den Commune-Gebeten für Päpste, die lautete:
Deus, qui Ecclesiam tuam, in apostolicae petrae soliditate fundatam, ab infernarum eruis terrore portarum: praesta, quaesumus; ut, intercedente beato N. Summo Pontifice, in tua veritate persistens, continua securitate muniatur.
Übersetzung
Gott, der du gegen deine Kirche, auf die Festigkeit des apostolischen Felsens* gegründet, die Pforten der Hölle niemals zu überwiegen erlaubst, [der du deine Kirche aus dem Schrecken der höllischen Pforten herausreißt], gib ihr [gewähre], bitte, dass sie, während der selige Papst [oberster Bischof] Leo vermittelt, in deiner Wahrheit stehen bleibend [stehen bleibend**], in andauerndem Frieden [Sicherheit] beschützt werde.
* hier ist natürlich auf Petrus, den Fels, dessen Nachfolger die Päpste sind, angespielt
** consistere und persistere bedeuten etwa das Gleiche, das erstere (im neuen Gebet) kann auch „beruhen auf“ oder „sich sammeln“ bedeuten, das zweite „verharren“.

Der wesentliche Unterschied ist, dass das alte Gebet die Gefahr der Hölle drastischer ausmalt und daher nur Sicherheit erfleht, während das neue Gebet alles flach hält und nach Frieden strebt.

Deutsches Messbuch
Gott, du hast deine Kirche auf den festen Glauben der Apostel gebaut und lässt nicht zu, dass die Pforten der Hölle sie überwältigen. Auf die Fürsprache des heiligen Papstes Leo stärke in der Kirche den Glauben und schenke ihr Einheit und Frieden.
Vergleich
  • auf die Festigkeit des apostolischen Felsens gegründet ⇒ auf den festen Glauben der Apostel gebaut
    Das DM erweitert auf alle Apostel und verliert die Referenz zu Petrus.
  • gib ihr, bitte, dass sie in andauerndem Frieden beschützt werde ⇒ schenke ihr Einheit und Frieden
    Natürlich hat das DM „schenken“, was sonst. Aber der „andauernde“ Frieden wird durch eine dazugedichtete Einheit wiedergegeben, während das „beschützt werden“ entfällt.
  • in deiner Wahrheit stehen bleibend ⇒ stärke in der Kirche den Glauben
    Im Original ist das „in der Wahrheit bleiben“ eine Zustandsbeschreibung der Kirche, das DM schwächt zu „Glauben“ ab; daher gibt es wenig, wo man „bleiben“ kann: es muss gestärkt werden.
Gabengebet
Oblátis munéribus, quǽsumus, Dómine, Ecclésiam tuam benígnus illúmina, ut et gregis tui profíciat ubíque succéssus, et grati fiant nómini tuo, te gubernánte, pastóres.
Das Gebet diente früher als Sekreta in den Commune-Gebeten für Päpste und an ULF vom Rosenkranz.

Übersetzung
Durch die geopferten Gaben, bitten wir, Herr, erleuchte gnädig deine Kirche, damit sowohl der Fortgang deiner Herde vorankommt als auch die Hirten, während du leitest, deinem Namen angenehm werden.
Deutsches Messbuch
Herr, unser Gott, erleuchte deine Kirche und zeige ihr im heiligen Opfer den rechten Weg. Lass dein Volk voranschreiten und lenke seine Hirten, damit sie dir wohlgefallen.
Vergleich
  • durch die geopferten Gaben ⇒ und zeige ihr im heiligen Opfer den rechten Weg
    Wenn man alles andere zuordnet, bleiben diese beiden als einander entsprechend übrig. „Übersetzt“ ist das nicht.
  • bitten wir, Herr ⇒ Herr, unser Gott
  • erleuchte gnädig deine Kirche ⇒ erleuchte deine Kirche
  • damit der Fortgang deiner Herde vorankommt ⇒ lass dein Volk voranschreiten
    Das originale „Herde“ macht die „Hirten“ sinnvoller, als das DMliche „Volk“ es vermag.
  • [damit] die Hirten, während du leitest, werden ⇒ lenke seine Hirten
    Mir scheint, dass Original beschränkt die Leitung der Kirche nicht auf das Lenken der Hirten, wie das DM es tut.
  • deinem Namen ⇒ dir
Schlussgebet
Refectióne sancta enutrítam gubérna, quǽsumus, Dómine, tuam placátus Ecclésiam, ut, poténti moderatióne dirécta, et increménta libertátis accípiat, et in religiónis integritáte persístat.
Das Gebet entspricht der alten Postcommunio aus den Commune-Gebeten für Päpste.

Übersetzung
Deine mit heiliger Speise genährte Kirche leite, bitten wir, Herr, versöhnt, damit sie, von mächtiger Lenkung gesteuert, sowohl Steigerungen der Freiheit erhalte als auch in der Unversehrtheit der Religion verharre.
Deutsches Messbuch
Barmherziger Gott, du hast uns genährt im heiligen Mahl. Schenke deiner Kirche Frieden und leite sie durch weise Hirten, damit sie dir in Freiheit dient und den Glauben unverfälscht bewahrt.
Vergleich
  • bitten wir, Herr ⇒ barmherziger Gott
  • deine mit heiliger Speise genährte Kirche ⇒ du hast uns genährt im heiligen Mahl
    Das Original erinnert daran, dass jede Messe von der gesamten (streitenden und triumphierenden) Kirche gefeiert wird; das DM erinnert an das wichtige „Uns“.
  • leite versöhnt - schenke deiner Kirche Frieden
    Wah? Selbst „leiten“ wird im DM „schenken“?
    Übrigens: placatus bezieht sich auf Gott: er ist durch das Opfer besänftigt. Das Gott-Besänftigen ist in allen Religionen das Ziel des Opferns. Das DM faselt von Frieden für die Kirche.
  • von mächtiger Lenkung gesteuert ⇒ leite sie durch weise Hirten
    Die „mächtige Lenkung“ ist, was Gott tut. Das der DM-Autor (mit schließlicher Billigung der Bischofskonferenz) daraus „weise Hirten“ macht, offenbart ein ungekanntes Maß hirtlichen Größenwahns.
  • Steigerungen der Freiheit erhalte ⇒ dir in Freiheit dient
    Die libertas ecclesiae, um die hier gebetet wird, ist ein theologischer Fachbegriff, den das DM hier falsch wiedergibt.
  • in der Unversehrtheit der Religion verharre - den Glauben unverfälscht bewahrt
Im alten Messbuch wurde Papst Leo am 11. April durchgehend mit den Commune-Gebete für Päpste I gefeiert:

Oratio
Gregem tuum, Pastor aeterne, placatus intende: et per beatum Leonem Summum Pontificem perpetua protectione custodi; quem totius Ecclesiae praestitisti esse pastorem.
Übersetzung
Deine Herde, ewiger Hirte, beachte versöhnt, und durch den seligen Papst Leo behüte sie mit beständigem Schutz, den du der ganzen Kirche als Hirt vorangestellt hast.
Secreta und Postcommunio waren die oben gehabten Gaben- und Schlussgebete.