Freitag, 12. September 2014

Vertrauen, Offenheit, Wirklichkeit



Es wird weiter dialogisiert, und der DBK-Vorsitzende hat zur Eröffnung gesprochen, was Gelegenheit gibt, zwei Aussagen einem kurzen Realitätscheck zu unterziehen.

Die Rückgewinnung von Vertrauen kann nur über mehr Offenheit und über einen substanziellen Dialog gelingen.

Test:
a) Ich klaue ganz offen die goldenen Löffel.
b) Ich tue still und heimlich das, was vereinbart wurde.

Punkt a lehrt, dass Offenheit nicht hinreichend für Vertrauen ist, und Punkt b, dass Offenheit nicht notwendig für Vertrauen ist.

Gegenthese:
Vertrauen gewinnt man über Verlässlichkeit, d.h. indem man genau das tut, was man zu tun zugesagt hat, und indem man morgen auch noch das will, was man gestern versprochen hat.

Bei einer „Flexibilität“, die heute dies und morgen das will, denkt man eher an ein Fähnchen im Wind. Da „vertraue“ ich dann zwar darauf, dass es zuverlässig die Windrichtung anzeigt. Wenn jemand allerdings als Wegweiser aufgestellt ist, werde ich das, was ich beim Windfähnchen beobachte, kaum mit Vertrauen honorieren.

Zwar kenne ich „substanzielle Dialoge“ mit Leuten, die Absprachen genau dann einhalten, wenn sie, wenn es dran ist, zufällig immer noch auf das Lust haben, was sie vorher zugesagt hatten, meist aber ihre „Spontanität“ nicht einschränken wollen, zur Übergenüge. Ich kann aber nicht berichten, dass das zu irgendeiner Form von Vertrauen geführt hat.
Zum Thema „Offenheit“ gehört auch die Umfrage zu den Themen Ehe, Familie und
Sexualität … klar ist, dass wir der Wirklichkeit, wie sie nun einmal ist, nicht ausweichen dürfen.
Klingt ein bisschen, als würde „Wirklichkeit“ mit „unveränderlicher Gegebenheit“ gleichgesetzt, etwa wie die Wirklichkeit der Gravitation, die unverhinderbar bestimmt, dass alles den Bach runtergeht.
Nach dieser Logik müsste die Grundschullehrerin am ersten Schultag, wenn sie der Wirklichkeit nicht ausweichen wollte, hinnehmen, dass ihre Schüler nicht lesen und rechnen können. Und der Bauarbeiter, der ein Rohr verlegen will, müsste unverrichteter Dinge wieder abziehen, weil an der Stelle halt kein Graben ist.

Man möchte den Bischöfen mal ein Praktikum in der wirklichen Wirklichkeit empfehlen, wo sie lernen könnten, dass viele Menschen in solchen Situationen nicht mit den Schultern zucken und über die Offenheit der Wirklichkeit Dialoge führen, sondern die Ärmel hochkrempeln, wobei letzteres diesseits des Mondes selten mit „der Wirklichkeit ausweichen“ bezeichnen wird.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen