Sonntag, 30. Oktober 2016

Tippfehler im Lukasevangelium

Das gerne mit Ausmalbildchen verkündete Evangelium von Zakchäus („Der war ja auch klein von Wuchs, da können sich die Kinderlein gut hineinversetzen“) mit seiner sozialreformerischen Auslegung („Man muss aber auch immer den anderen etwas abgeben, gelle?!“) scheint bei Lukas falsch überliefert zu sein, denn da wird „Heil diesem Haus“ statt „Heil den Armen dieser Stadt“ gelesen.

Erinnert mich etwas an eine kürzlich rezipierte Statistik, wonach die 64 reichsten Personen auf diesem Planeten genausoviel besitzen wie die ärmsten 75% des Rests. Was natürlich unmittelbar mit der Forderung verknüpft wurde, sofort zu enteignen und zu verteilen. Worauf ein geschickter Rechner herausgefunden hat, dass dabei jedem Armen etwa 34 Cent (wobei ich jetzt nicht genau erinnere, ob Dollar- oder Euro-Cent) zufallen würden.

Jetzt fehlt es bei Lukas etwas an präzisen Angaben, wie viel genau Zakchäusens Hälfte des Vermögens ausmachte oder wie vielen Bettlern die Gabe zugute kommen sollte, weshalb nicht genau feststeht, ob auch im Evangelium ein 34-Cent-Heil bejubelt wird.

Soviel zur Stirnpatsch-Exegese.

[Nur für den unsicheren potentiellen Leser: das Heil liegt in der Abkehr von der Habgier, die sich in der Verteilung der Vermögenshälfte und in der Wiedergutmachung (im Juristendeutsch: „Buße“) des erpressten Schadens manifestiert, nicht in irgendwelchen ökonomischen Folgen für Dritte. Weshalb das Heil dem Haus des Zakchäus zugesprochen ist, nicht den Nutznießern seiner Bekehrung.]


Was ich aber interessant fand, war die prophetische Rede der Murrenden, die sprachen: Bei einem sündigen Mann tritt er ein katalûsai.

Kataluo meint u.a. losbinden, ausspannen (die Ochsen aus dem Joch, z.B.) und dann figürlich „Halt machen, um auszuruhen; einkehren“. Und während die Sehenden alle murrten über das Einkehren, sprachen sie wahr: Jesus kehrt ein, um den Sünder von seiner Sünde loszubinden.

Daher will ich dich rühmen, mein Gott und König, und deinen Namen preisen immer und ewig, denn du siehst über die Sünden der Menschen hinweg, damit sie sich bekehren.

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