Wer je sich mit kleinen Kindern auf eine Urlaubsreise begab, mag wohl auch den hochfrequenten Refrain, der, sobald die heimatliche Behausung dem Blick entschwindet, einsetzt, im Ohr haben: „Sind wir schon da?“
So ähnlich mag sich Jesus vorgekommen sein, als seine Jünger ihn um Mehrung des Glaubens baten, wohl meinend, sie hätten es fast geschafft, das Ziel müsste doch gleich erreicht sein, es fehlte nur noch ein Stückchen – worauf der Herr sich bemüßigt sah, grundlegend zu erläutern, dass es sich mit dem Glauben oder der Heiligkeit in etwa so verhalte wie mit dem Schwangersein: ein bisschen mehr oder weniger ist nicht – es ist eine Frage von entweder/oder.
Zwar mag der Betroffenen selbst ihr Zustand noch nicht bewusst sein, aber wenn sie schwanger ist, kann nichts mehr getan werden, um sie noch schwangerer zu machen. Und wenn jemand heilig ist, mag es zwar nicht allen Mitmenschen immer sofort auffallen, aber der entscheidende Schritt ist getan. Und wenn die Jünger um etwas mehr Glauben bitten, verkennen sie, dass – wenn sie auch nur ein mikrowinziges Portiönchen Gottvertrauen hätten – weiteres gar nicht erforderlich wäre, da sich die Kraft des Glaubens von selbst Bahn bräche.
Ja aber, möchte man sagen, haben wir nicht Haus und Hof verlassen, Dämonen in deinem Namen ausgetrieben und was nicht alles für Aktion veranstaltet, von denen wir meinten, sie zeigten unseren Glauben?!
Hm, antwortet der Herr, und welcher Art Lob genau erwartet ihr jetzt dafür? Wenn ein Sklave seine Arbeit halb gemacht hat, kehrt sich dann das Verhältnis von Sklave und Meister um? Aber gar nicht, sondern der Rest ist auch noch zu erledigen. Und wenn ihr euch für eure frommen Werke auf die Schulter klopft, meint ihr, damit hammer’s bald? Nein, vielmehr ist des Armen, der wie ein Bettler vor Gott zusammengekauert um den Heiligen Geist fleht, das Himmelreich, will sagen, wenn die Liebe Gottes, die ausgegossen ist in eure Herzen durch den Heiligen Geist, in euch zur lebendigen sprudelnden Quelle wird, dann geht hin und tut was ihr wollt – ihr steht nicht mehr unter einem Gesetz, das den einzelnen Handschlag regelt, sondern ihr bringt die Frucht des Geistes hervor, das ist Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut und Mäßigkeit.
Und wenn ihr ein bisschen schwanger, heilig oder gläubig seid, davon aber selbst noch nicht soviel merkt, wird dennoch zur bestimmten Zeit die Verheißung erfüllt; und wenn es noch dauert, dann wartet drauf, denn es kommt, es kommt und bleibt nicht aus. Verzagt also nicht, denn der Geist, der euch gegeben ist, ist kein Geist der Feigheit, sondern ein Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit. Bewahrt vielmehr das euch anvertraute kostbare Gut durch die Kraft des Heiligen Geistes, der in euch wohnt.
Eure Glaube ist nichts, was trippelschrittchenweise vermehrt werden müsste – er wird euch ein für alle Mal komplett im Paket geschenkt, und alles, was fehlt, ist, dass ihr aus ihm lebt.
[Hinweis für den Leser, der wegen Erntedank auf die Schnelle nicht aussortieren kann, auf welche Perikope hier eigentlich bezug genommen werden soll: Guckstu hier]
richtig gut! und willkommen zurück. Es gibt Blogger die vermisst man einfach :-D
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