Das scheinbar dunkle Herrenwort, das die Heilige Mutter Kirche uns heute zur Betrachtung vorlegt („Meint ihr, ich sei gekommen, um Frieden auf die Erde zu bringen? Nein, sage ich euch, nicht Frieden, sondern Spaltung.“), verliert sein Geheimnis sofort, wenn man unterscheidet, dass die Spaltung kein Selbstzweck ist und angestrebt wird, sondern eine Folge der Entscheidung, zu welcher der Herr auffordert: Die Umkehr zu Gott enthält notwendig eine Abkehr von weltlichen Gewohnheiten, die wiederum zu Konflikten mit denen, die daran festhalten wollen, führen muss.
In diesem Lichte lässt sich auch die anderswo in diesem Internet aufgeworfene Frage, ob der gegenwärtige Papst wohl ernstlich meine, ein Glaube ohne Werke sei tot, erhellen.
Sind barmherzige Werke ein Zweck der Kirche oder der Christusnachfolge? Paulus begründet im Römerbrief ausführlich sein Nein. Die Selbsterlösung durch fromme Werke funktioniert nicht. Erlösung ist Gnade, wird ungeschuldet von Gott geschenkt und durch Glauben angenommen. Dabei bleibt sie aber nicht stehen, sondern die Gnade überfliesst, sozusagen, wie der Psalmist festhält: „Wohl dem Mann, der … Freude hat an der Weisung des Herrn, über seine Weisung nachsinnt bei Tag und bei Nacht.“ (also seinen Glauben vertieft, denn:) „Er ist wie ein Baum, der an Wasserbächen gepflanzt ist, der zur rechten Zeit seine Frucht bringt“. Werke sind die Frucht (oder Folge) des Glaubens, ein Ausfluss der empfangenen Gnade. Oder wie der Aposteln den Ephesern mitteilt: „Durch den Glauben wohne Christus in eurem Herzen. In der Liebe verwurzelt und auf sie gegründet, sollt ihr zusammen mit allen Heiligen dazu fähig sein, … die Liebe Christi zu erkennen, die alle Erkenntnis übersteigt.“ Das Erkennen, das die (rein verstandesmäßige) Erkenntnis übersteigt, ist ein Einsehen, Erfahren, Gesonnensein, das nicht im Wissen stehen bleibt. Oder wie Papst Benedikt lehrte: Das Wort Gottes ist nicht informativ, sondern performativ; es gibt nicht Wissen weiter, sondern bewirkt etwas: es formt den, der es aufnimmt, um, macht ihn Christus gleichförmiger. Und aus dieser Nachahmung Christ folgen barmherzige Werke.
Damit lässt sich im Umkehrschluss sagen: wo keine Werke sind, wird wohl auch der Glaube nicht sehr groß sein. Nicht aber ist gemeint: wenn wir nur eifrig Werke täten, würde der Glaube sich schon einstellen (oder gar entbehrlich). Wer sich nur auf sich selbst verlässt, ist quasi gottverlassen (die ganze Bibel, passim). Fest im Gottvertrauen gegründet, entwickelt die Kirche (und der einzelne Christ) die Kraft („Dynamik“) und Wirksamkeit („Energie“), die sie aus sich selbst nicht aufbringen kann.
Daher ist Anfang und Ende, Quelle und Ziel des kirchlichen Tuns die Danksagung, denn Gott „werde verherrlicht durch die Kirche und durch Christus Jesus in allen Generationen, für ewige Zeiten. Amen.“ (Eph 3,21).
Es bleibt zu hoffen, dass der gegenwärtige Papst bei aller Werkversessenheit nur nicht erwähnt (und nicht etwa vergessen) hat, worin die Gabe Gottes besteht.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen