Mittwoch, 4. November 2020

Vergiss nicht, dein Brot zu essen

Aus einer Predigt des Hl. Bernhard von Clairvaux:

Hört [den Herrn] selbst: Wer mich liebt, sagt er, bewahrt meine Worte, und mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen. Aber was bedeutet das: wer mich liebt, wird meine Worte bewahren? Wo sind sie zu bewahren? Ohne Zweifel im Herzen, wie der Prophet sagt: In meinem Herzen verberge ich deine Aussprüche, damit ich nicht gegen dich sündige. Aber auf welche Weise bewahrt er im Herzen? Reicht es aus, bloß im Gedächtnis zu bewahren? Über diese Art des Bewahrens sagt der Apostel: Wissen bläht auf. Darüber hinaus löscht das Gedächtnis leicht das Vergessen. Daher bewahre das Wort Gottes, wie du es besser bewahren kannst: wie die Nahrung deines Körpers. Denn jenes ist auch lebendiges Brot und Nahrung des Geistes. Irdisches Brot kann, solange es im Kasten ist, vom Dieb weggenommen, von der Maus zernagt oder durch Alter verdorben werden. Wenn du es aber gegessen hast: was von dem würdest du fürchten? Auf diese Weise bewahre das Wort Gottes: Selig, die es bewahren. Also verleibe es gewissermaßen dem Inneren deiner Seele ein, dass es in deine Gesinnungen und Gewohnheiten übergehe. Esse das Gute, und deine Seele wird in Fülle erfreut werden. Vergiss nicht, dein Brot zu essen, damit nicht dein Herz austrockne, sondern mit Fett und Öl deine Seele aufgefüllt werde. Wenn du das Wort Gottes so bewahrst, wirst du ohne Zweifel von ihm bewahrt werden. Kommen wird nämlich zu ihm der Sohn von Vater, kommen wird der große Prophet, der Jerusalem erneuern wird, und er wird alles neu machen. So nämlich kommt er, dass wir, wie wir das Abbild des Irdischen tragen, auch das Abbild des Himmlischen tragen werden. Wie der alte Adam durch den ganzen Menschen verstreut wurde und ihn ganz besetzt: auf die gleiche Weise soll auch Christus den ganzen [Menschen] in Besitz bekommen, der den ganzen erschaffen, den ganzen erlöst hat und den ganzen verherrlichen wird, und der den ganzen Menschen heil gemacht hat. Es war in uns einst der alte Mensch, jener ungetreue Verwalter war in uns sowohl in der Hand als im Mund und im Herzen. In der Hand doppelt: durch Verbrechen und Laster. Im Mund gleichfalls durch Anmaßung und Herabwürdigung. Im Herzen auch durch Verlangen des Fleisches und Verlangen nach weltlichen Ehren. Jetzt aber als neue Schöpfung in ihm, vergehe das Alte, und gegen das Verbrechen in der Hand stehe Unschuld, gegen Laster: Enthaltsamkeit. Im Herzen gegen Anmaßung: das Wort des Bekennens, gegen Herabwürdigung: ein Wort der Erbauung, dass das Alte aus unserem Mund weiche. In unseren Herzen wahrlich gegen das Verlangen des Fleisches: Nächstenliebe, und Demut gegen zeitlichen Ruhm.

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