Dienstag, 15. Dezember 2015

Wozu ist die Kirche da? Neue Einsichten auf katholisch.de

Auf katholisch.de sind gerade zwei „interessante“ Artikel zu finden, die neue Antworten auf alte Fragen liefern. Vorgestellt werden hier die Wahlmöglichkeiten zu „Wozu ist die Kirche da?“

a) Einkommen für die MitarbeiterInnen zu generieren
b) den Armen zu helfen
c) Treffpunkt für Kirchenferne zu sein
d) Sakrament der tiefen Vereinigung der Menschen mit Gott zu sein
e) Die Frage ist falsch gestellt; die Kirche sollte nicht rein aufgabenorientiert denken sondern auf Würde, Fragen, Engagement und Brüche des Einzelnen schauen
f) die Evangelisierung voranzutreiben


Dazu als Extra-Gimmik das Wer-hat’s-gesagt-Quiz.

Wenn Sie fertig gerätselt haben, hier sind die Antworten:

a, b, c und f) sind aus einem Interview mit Kardinal Marx, der zunächst erklärt, mit der Kirchensteuer werde finanziert, „wozu Kirche da ist: den Armen zu helfen, die Evangelisierung voranzutreiben, unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ein Auskommen zu ermöglichen.“, und später auf die Fragen nach den Fortschritten für die Kirche in 2015 antwortet: „Pfarreien haben entdeckt, dass sie für ihre ganze Kommune Kristallisationspunkte sein können, wo sich auch Leute treffen, die gar nicht so eng mit der Kirche verbunden sind. Sie haben neu gelernt, wozu Kirche auch da ist.“

e) kommt von der Trierer Diözesansynode, über die berichtet wird:
Die Kirche solle nicht mehr "rein aufgabenorientiert", sondern künftig "vom Einzelnen her denken", sein Charisma entdecken. Es gehe darum, "nicht mehr zu fragen: Passen die Menschen in die Kirche - und wenn sie nicht passen, werden sie passend gemacht -, sondern stärker auf den Einzelnen zu schauen, seine Würde, seine Fragen, sein Engagement, seine Brüche", erklärt der Bischof [Ackermann].
Nebenbei bemerkt: das Passendmachen wurde früher Umkehr genannt und ist genau das, worin das Kerygma Jesu zusammengefasst wird („Von da an begann Jesus zu verkünden: Kehrt um! Denn das Himmelreich ist nahe.“) Aber was schert eine Trierer Synode ein vor Jahrtausenden umhergezogener Wanderprediger und Blumenfreund („Seht die Lilien auf dem Feld“).

d) ist natürlich nicht von katholisch.de, sondern aus dem Katechismus der Katholischen Kirche (KKK 775), der in Anschluss an Lumen Gentium 1 lehrt:
Das erste Ziel der Kirche ist, das Sakrament der tiefen Vereinigung der Menschen mit Gott zu sein.
Das war vor Zeiten auch im deutschen Episkopat jedenfalls vereinzelt noch bekannt, denn im Hirtenbrief von Bischof Joachim Wanke zur österlichen Bußzeit 2005 unter dem Titel „Wozu Kirche gut ist“ wird ausgeführt: „Die Kirche ist dazu da, den Menschen den Weg zum Himmel zu zeigen“. Aber das ist so lange her, dass Prälat Imkamp kürzlich auf die Frage „Sind die Bischöfe ein Opfer dieses Denkens [„clerical correctness“], wenn sie sich um klare Aussagen herumdrücken?“ antwortet: „Ihre Frage setzt voraus, dass die Bischöfe wissen, was klare Lehre ist; das anzunehmen ist sehr nett von Ihnen.“

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