Freitag, 18. Dezember 2015

Hier stehe ich und irre mich

Kürzlich nannte ich die Aussage von Kardinal Marx zur Kirchensteuer, „dass mit dem Geld der Gläubigen auch das getan wird, wozu Kirche da ist: … unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ein Auskommen zu ermöglichen“ eine „neue Einsicht“.

Dann geschah folgendes:
  1. Dem Heiligen Josef wurde offenbart: Maria „wird einen Sohn gebären; ihm sollst du den Namen Jesus geben; denn er wird sein Volk von seinen Sünden erlösen.“
    Keine Rede von Besatzern, Ursupatoren, Unterdrückern oder Oberkönigen.
  2. Ich fragte mich, wie angesichts dessen die Erwartung eines politischen Messias’, der Israel zu seiner alten Macht und Größe führt, verbreitet sein konnte, und fand:
  3. Der aktuell viel gelesene Jesaja drohte den Völkern, die seinerzeit Israel unterjochten, den Zorn Gottes und angemessene Vernichtung an, worauf Israel wiedervereint und stark werde – was durchaus politisch misszuverstehen ist.
    Allerdings nennt er auch der Heiden Sünden, welche die Strafe herausfordern:
  •  den Hochmut des Assyrerkönigs, der seine militärischen Erfolge seiner Stärke und Klugheit zuschreibt statt sich als Werkzeug Gottes zur Bestrafungs Israels zu erkennen (Kapitel 10)
  • die Pracht der Vermessenen und der Machthaber Hochmut in Babel (Kapitel 13); die Tyrannenherrschaft und Ausbeutung der unterdrückten Völker durch den Babel-König, der sich auf dem Götterberg setzen und dem Höchsten gleichstellen will (Kapitel 14)
  • der Dünkel, Stolz und Übermut, das unwahre Geschwätz Moabs, das sich vergeblich auf seiner Opferhöhe abmüht (Kapitel 16)
  • die Altäre, Götterbilder, heiligen Bäume und Räucherschalen von Aram (Kapitel 17)
  • die Götzen, Zauberer, Toten- und Wahrsagegeister Ägyptens (Kapitel 19)
  • Tyrus, die reiche Handelsstadt, war „Nutznießer der Völker“, seine Händler wurden ohne eigene Mühen zu „den reichsten der Erde“. Und „der Herr der Heere hat es verhängt zu verunstalten jegliche stolze Zier, zu stürzen alle Reichen der Erde (Kapitel 23).
    Nun aber entgeht Tyrus der völligen Vernichtung, die den Großreichen, die sich nicht zum wahren Gott bekehren, angedroht ist; stattdessen wird die Stadt nach 70 Jahren „wieder ihren Dirnenlohn erhalten und mit allen Königreichen der Welt, die es auf Erden gibt, Unzucht treiben. Aber ihr Gewinn und ihr Dirnenlohn wird dem Herrn als heilige Gabe gehören. Er wird nicht angesammelt und gehortet, sondern wird denen, die vor dem Herr weilen, als reiche Nahrung und prächtige Kleidung dienen.“
Woraus ich lerne:
a) Kapitalistische Ausbeutung ist nur schlecht, wenn der Reichtum angesammelt und gehortet wird – ein Aspekt, der in den Enzykliken des gegenwärtigen Papstes leicht zu überlesen ist.
b) Geld stinkt nicht, wenn es „den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Kirche ein Auskommen zu ermöglichen“, für reiche Nahrung und prächtige Kleidung dient.
c) Wenn nun schon der Zweck der Heidenkapitalisten die Geldbeschaffung für die vor dem Herrn Weilenden ist, wie viel mehr dann der der Kirche.
d) Marx hat gar keine neue Einsicht formuliert – er kennt nur seinen Jesaja besser als ich.






1 Kommentar:

  1. Man lernt halt nie aus, nur der Papst scheibnt einige Mühe zu haben, das Gute im Reichtum der Heidenkapitalisten zu erkennen, aber er hat ja Kardinal Marx, einen der 8 Kardinäle im Rat der 9.

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