Sonntag, 6. Dezember 2015

Reinigung durch Sinneswandel

Das Kerygma [= Predigt, Verkündigung, das „aktuell ihre Adressaten treffende Wort, in dem sich Gottes rettende Gerechtigkeit Bahn bricht“] des Johannes, das die Heilige Mutter Kirche uns am heutigen Sonntag zur Betrachtung vorlegt, wird in der Einheitsübersetzung m.E. eher stumpf mit „Umkehr und Taufe zur Vergebung der Sünden“ wiedergegeben, so als ob Umkehr und Taufe zwei Dinge wären. Lukas schreibt aber von der „Taufe der Umkehr“, oder wenn man sich der eigentlichen, weniger abgegriffenen Wortbedeutungen bedient: der Reinigung des Sinneswandels. Das Umdenken, das Wichten und Prioritätensetzen ist es, was eine Reinigung bewirkt, die zur Vergebung der Sünden bereit macht. – Er greift auf, was schon Jesaja acht Jahrhunderte vorher gesehen hat; wenn das Verdrehte ins uns, unsere krumme Sicht der Dinge ins rechte Lot gebracht und eingenordet wird, kann das „Heil, das von Gott kommt“ seinen Weg in unsere Herzen finden.

Daher betet auch Paulus, „dass eure Liebe immer noch reicher an Einsicht und Verständnis wird, damit ihr beurteilen könnt, worauf es ankommt.“

Worauf es ankommt, beschreibt Baruch mit dem gleichen Bild der eingeebneten Berge und Täler, indem er dem geschauten Neuen Jerusalem die Namen „Friede der Gerechtigkeit und Herrlichkeit der Gottesfurcht“ zuschreibt.

Diese Gerechtigkeit ist allerdings keine menschengemachte, auf Einkommensumverteilung und CO2-Emissionszertifikathandel gegründete, sondern Rechtfertigung, Gerechtmachung, Neuausrichtung am Richtigen, kurz „Gerechtigkeit, die Jesus Christus gibt“ (Paulus), die ihren Schatz, ihren Reichtum, ihren Glanz, ihre Ehre und Erhabenheit, eben ihre Herrlichkeit in der Ehrfurcht vor Gott findet.

Folgerichtig heißt es im Tagesgebet: „Lass nicht zu, dass irdische Aufgaben und Sorgen uns hindern“, in die richtige Richtung, auf Jesus zu zu gehen.

Was wissen die deutschkirchlichen Bischöfe dazu zu sagen
Der Tag des Ehrenamtes ist Anlass auch für die Kirche, den vielen ehrenamtlich Engagierten zu danken und sie in ihren vielfältigen Tätigkeiten zu ermutigen. Weltweit setzen sich Menschen für die Linderung der Not ihrer Mitmenschen ein. Für die Überwindung sozialer Ungerechtigkeit erheben sie ihre Stimme und engagieren sich mit Kreativität für das friedliche Zusammenleben unterschiedlicher ethnischer Gruppen, sozialer Schichten und Religionen.
Auf einem von den Bischöfen zwar finanzierten, inhaltlich aber völlig unabhängigen umstrittenen Portal wird der Begriff der Mission erläutert:
… im Verbund mit unseren Partnern in Afrika, Asien und Ozeanien aus diesem Geist des Evangeliums die Lebensqualität der Menschen durch ganz konkrete Hilfe zu verbessern. Das geschieht in unserer Projektarbeit an vielen Orten weltweit und in enger Abstimmung mit unseren Partnern vor Ort. … Gerade in Ländern, wo Christen die Minderheit bilden, spüre ich wenig Misstrauen. Schulen, die von Ordensschwestern geleitet werden, werden von muslimischen Kindern und Eltern durchaus angenommen. Die Einheimischen spüren, dass unsere Arbeit in Respekt voreinander geschieht, im Geist der Menschenwürde und Religionsfreiheit.
Und der Kölner Erzbischof erklärt in seinem „Wort des Bischofs“ zum zweiten Advent:
Wir sind als Christen aufgerufen, für unseren Nächsten bereitwillig Tür und Tor zu öffnen. Gerade in unseren Tagen, wo Tausende, die genau vor dem Terror fliehen, der uns selbst so verunsichert, an unsere Tür klopfen, können wir Christen nicht wegschauen und uns nur mit Weihnachtsmärkten und Glühwein auf eine dann rein rührseelige Weihnacht einstimmen.
Pastorales Wirken als soziales Engagement, Mission zur Verbesserung der Lebensqualität ohne Rede von Jesus aus Achtung vor der Religionsfreiheit, "Macht hoch die Tür" als Einladung zur Flüchtlingsaufnahme interpretiert -- da wird der Gerechtigkeit, die Jesus Christus gibt, aber mal tüchtig der Weg gebahnt.

Wenigstens erfahren wir so, dass die deutschkirchliche Alternative zum Aufgehen in den „irdischen Aufgaben und Sorgen“ die glühweinselige Einstimmung auf eine "rührseelige" Weihnacht ist. In diesem Sinne: allen einen geschäftigen Adventssonntag!

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