Mittwoch, 19. November 2014

Antwort aus Lansing

Auf die Frage „Warum sollte irgendwer katholischer Priester werden wollen?“ gibt ein CNN-Video, das alle hiesigen Berufungsmanager blass vor Bewunderung werden zu lassen geeignet und jede seiner 42 min der Betrachtung wert ist, zwar keine neue Antwort (Weil Gott einen ruft und die Menschen die Unterstützung, die nur ein Priester geben kann, brauchen), dies aber in einer so – wohltuenden, ermutigenden Weise, dass ich jedem, der sich irgendwie in der Lage sieht, dem amerikanischen Englisch zu folgen, das Anschauen nur wärmstens empfehlen kann. Mir jedenfalls hat es mindestens die Woche gerettet.

Quasi nebenbei lernt man, dass es in Michigan eine Diözese Lansing gibt, in der zwar kaum Katholiken leben (gut 200.000, ein Achtel der Bevölkerung), die aber dann meistens ihrer Berufung folgen. (Portraitiert wird besonders eine Familie, aus der ein Zwillingsbruderpaar kürzlich geweiht wurde und ein jüngerer Bruder im Seminar ist, aus deren 2000-Seelen-Gemeinde über 20 Priester hervorgegangen sind.)

Diese Diözese hat auch eine Art Zukunftsbild, in dem die Dinge aber „richtig rum“ angepackt werden, nämlich von innen nach außen:
As a result of prayer, of discerning God’s will, and of a great deal of input, we have decided to hold three diocesan assemblies in the fall of 2014, 2016, and 2018, dealing respectively with Building up the Household of Faith, Reaching out to the Lost Sheep, and Engaging in the Courtyard of the Gentiles.

To advance the Gospel, we must first grow up into Christ. We must help our practicing Catholics to use the grace they have received from God and offer to God a resounding, “Yes!” Then we must train them to employ the gifts with which God has equipped them, to build up Christ’s body here in each of our parishes and institutions. Then our parishes will be better able to receive the Lost Sheep and welcome those who wish to know Christ.
Als Ergebnis des Gebets, der Unterscheidung von Gottes Willen und tüchtiger Zuarbeit, haben wir uns entschieden, drei Diözesanversammlungen im Herbst 2014, 2016 und 2018 abzuhalten, die sich mit ‚Das Haus des Glaubens aufbauen’, ‚Ausgreifen nach dem verlorenen Schaf’ und ‚Wirken im Vorhof der Völker’ befassen.

Um das Evangelium zu verbreiten, müssen wir selbst erst in Christus hineinwachsen. Wir müssen unseren praktizierenden Katholiken helfen, die Gnade, die sie von Gott empfangen haben, zu nutzen und Gott ein schallendes „Ja!“ anzubieten. Dann müssen wir sie schulen, ihre Gaben, mit denen Gott sie ausgerüstet hat, zu gebrauchen, um Christi Leib hier in jeder unserer Pfarreien und Einrichtungen aufzubauen. Dann werden unsere Pfarreien besser fähig sein, das Verlorene Schaf zu empfangen und solche, die Christus kennen lernen möchten, willkommen zu heißen.
Das genau fehlt mir bei dem gegenwärtigen „zu den Rändern gehen“, dass zwar einerseits vorausgesetzt wird, jeder Katholik sei ein Ausbund der Heiligkeit, dem nur der Fingerzeig zum Rand fehlt, um jeden Fernen zu Christus zu führen, andererseits aber in jeder zweiten Papstpredigt der tote Schein-Christ, der sich in seiner Klerikalität einigelt, gegeißelt wird. Wenn das erste zuträfe, bräuchten wir uns um die Mission keine Sorgen zu machen, und wenn das zweite, wäre doch das Dringenste, erstmal vor der eigenen Haustür zu kehren, um dem Herrn den Weg in mein Herz zu ebnen. – Gerade das scheint man in Lansing (mit gutem Erfolg bei der Berufungspastoral) anzugehen. Glückwunsch den Dortigen zu ihrem Bischof.

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