Montag, 17. November 2014

Gerechtigkeit unserer Zeit

Wo hat er das nur her?, fragt man sich gelegentlich, wenn man die Gedanken zeitgenössischer Prälaten über das Primat der Barmherzigkeit über die Wahrheit hört, und über eine mögliche Quelle bin ich eben gestolpert:
"Gerechtigkeit und Liebe" ohne Unterschied des Glaubens (wie in der Erzählung vom barmherzigen Samariter) sei der Kern des Christentums; deshalb müsse alles mit diesem Maß gemessen werden, in erster Linie die Lehre selbst, bis jedes Körnlein, das sich nicht daran messen ließe, vor der Offenbarungsmacht der Gerechtigkeit unserer Zeit fallen müsse als eine Gotteslehre ferner und harter Zeiten.

[Bjørnstjerne Bjørnson, Paa Guds Veje, 1889 (dt. Auf Gottes Wegen, 1903)]

Upps, wenn ich das geoffenbarte Wort Gottes an der „Offenbarungsmacht“ meiner Selbstgerechtigkeit zu messen anfinge – schweigen wir davon …

So gern ich die idyllischen Erzählungen des Herrn Bjørnson sonst lese – mit der in obiger Erkenntnis gipfelnden „Bekehrung“ eines protestantischen Pastors durch seinen atheistischen Schwager (der sich übrigens durch soziale Werke aller Sorten vorher der Sympathie des Lesers empfiehlt) konnte er meine Begeisterung für sein Werk nicht wirklich steigern.

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