Donnerstag, 6. November 2014

Der Wessi ist der neue Afrikaner


Es sind offensichtlich nicht nur verängstigte Rosenkranzzähler, denen die Offenheit und Meinungsvielfalt dann doch nicht passt, wenn sie auch für Andere gelten soll.

Ganz auf der Kasperschen „Afrikanische Bischöfe sollen uns nicht zu sehr erklären, was wir zu tun haben“-Linie äußert sich auch der Magdeburger Bischof Feige anlässlich des Mauerfall-Jahrestages:

Während Feige sich fasziniert zeigt, „wie durch Zuzug mancher Westdeutscher und Ausländer verschiedene unserer Gemeinden bereichert wurden“, äußert er sich hingegen befremdet über einige negative Auswirkungen der Pluralisierung. Unterschiedliche Meinungen seien durchaus willkommen und er freue sich immer aufs Neue über Meinungsvielfalt und die gewonnene Freiheit mit all ihren Möglichkeiten. Kontraproduktiv werde dies aber, „wenn jemand mit westlicher Sozialisation meint, katholischen Christen im Osten beibringen zu müssen, was wahrhaft katholisch sei“.

Nee, ist schon richtig – Ball flach halten und bloss nicht anecken ist ja auch eine Tugend, die schon der Heilige Petrus hochgehalten hat.

Interessant ist zu sehen, dass er Mission, Zeugnisgeben und diese Dinge anscheinend eher im Licht von Ps 51, 8 interpretiert, denn

er betrachte zudem manche christliche Großveranstaltung skeptisch. Massen zu begeistern, „scheint nicht unbedingt immer etwas mit wirklicher Überzeugung oder einem tiefen Glauben zu tun zu haben“.

Naja, von „Massen“ kann bei einem Katholikenanteil von 3% in der Bevölerung und 86.000 zahlenden Mitgliedern eh keine Rede sein; dann muss die Ablehnung wohl eher der „Begeisterung“ gelten. Da sehe ich hier aber keine wirklich allzugroße Gefahr, irgendwie.

Es wäre natürlich interessanter zu erfahren, was denn sonst nach Herrn Feiges Ansicht „etwas mit wirklicher Überzeugung oder einem tiefen Glauben zu tun“ hat. Nach der unter „Zukunftsbilder 2019“ an erster Stelle genannten Weisheit

Das „... Leben unter Nichtchristen lässt erkennen, dass der Geist Gottes auch außerhalb der christlichen Gemeinden wirkt.“ (Pastoralsynode Dresden, 1974)

muss die Kirche wohl von außen und unten erneuert werden:

Alle Getauften werden mit den ihnen eigenen Charismen und Begabungen zunehmend die Kirche vor Ort in diesem Sinne gestalten. „Deshalb müssen“ – so heißt es in der Würzburger Synode von 1975 – „auch alle beteiligt sein an der lebendigen Erneuerung unserer Kirche.“

Bemerkenswerte Quellen, auf die man sich da bezieht, und die auch (scheint’s) nach vierzig Jahren nichts von ihrer Frische und Neuheit verloren haben …

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