Sonntag, 21. Juli 2019

16. Sonntag im Jahreskreis

Tagesgebet:
Propitiáre, Dómine, fámulis tuis,
et clémenter grátiæ tuæ super eos dona multíplica,
ut, spe, fide et caritáte fervéntes,
semper in mandátis tuis vígili custódia persevérent.
Übersetzt:
Siehe gnädig, Herr, auf deine Diener,
und vermehre gütig über ihnen die Gaben deiner Gnade,
damit sie, von Hoffnung, Glaube und Liebe glühend,
immer in wachsamer Hut deiner Weisungen verharren.
Deutsches Messbuch:
Herr, unser Gott, sieh gnädig auf alle,
die du in deinen Dienst gerufen hast.
Mach uns stark im Glauben,
in der Hoffnung und in der Liebe,
damit wir immer wachsam sind
und auf dem Weg deiner Gebote bleiben.
Anmerkungen:
  1. „unser Gott“ setzt das Messbuchübersetzungskollektiv hilfreich hinzu, weil man in der typischen Messe im deutschsprachigen Raum nicht mehr zuverlässig aus dem Kontext entnehmen kann, an welchen Herrn genau sich das Gebet gerade richtet – oder was?
  2. „alle, die du in deinen Dienst gerufen hast“ für „deine Diener“ könnte zwar ein früher Vorbote der alle Gender neutralisierenden Zeitgeistigkeit sein, scheint mir aber lediglich dem in der Übertragung allfälliglichen Geschwafeldrang zu folgen
  3. Die zweite der vier Zeilen unterschlägt das Messbuch ganz, kommt aber trotzdem auf fünf Zeilen. Aber wer interessiert sich für Inhalt, wenn man auch Redensarten klopfen kann.
  4. Apropos: die Redenart hat die Reihenfolge von Glauben, Hoffnung und Liebe anders als das Gebet.
  5. Im Original glühen die Diener bereits von Hoffnung, Glaube und Liebe (ach, die feurigen Römer); im Deutschen muss erst erbeten werden, dass sie wenigstens stark gemacht werden (ach, die waschlappigen Übersetzer).
  6. „vigili custodia“ ist zwar ziemlich doppelt (wachsame Wache), hat aber dafür auch den zweifachen Anklang an „bleibet hier und wachet mit mir“ (z.B. Mk 14,38) und „behütet meine Gebote“ (s. z.B. Dtn 6,2), und dann mit dem „perserverent“ (bei etwas bleiben, beharren, verharren; lange anhalten, fortdauern; fortfahren etwas zu tun, weiterhin tun) noch einen Schuss von ausdauerndem „seid bereit“ (vgl. z.B. Lk 12,37ff.). Den „Weg der Gebote“ gibt es biblisch zwar manigfaltig, in diesem Gebet aber eigentlich nicht.
  7. Während im Original für Gottes Diener im allgemeinen gebetet wird, schwenkt das deutsche Messbuch zwischendrin auf „uns“ und „wir“ um. Darum geht es schließlich in der Messe, nicht wahr?!
Statt eines entbehrlichen Fazits ein

Bonus:
Die Worte aus der ersten Lesung "Der Herr erschien Abraham ... Er ... sah vor sich drei Männer stehen" wird als frühe Andeutung der Dreifaltigkeit gesehen.

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