Man könnte sich also jeweils für Tages-, Gaben- und Schlussgebet angucken,
- was früher am 26. Juli (St. Anna) gebetet wurde
- welcher Beitrag durch das Joachim-Fest dazukam
- wie der 26. Juli heute aussieht und
- was das Deutsche Messbuch daraus macht.
1. Am St.-Anna-Fest
Deus, qui beatae Annae gratiam conferre dignatus es, ut Genetricis unigeniti Filii tui mater effici mereretur: concede propitius, ut, cuius solemnia celebramus, eius apud te patrociniis adiuvemur.2. Am St.-Joachim-Fest
Gott, der du der seligen Anna die Gnade zu verleihen geruht hast, dass sie Mutter der Gebährerin deines einziggezeugten Sohnes gemacht zu werden verdient; gewähre gnädig, dass wir durch ihre Fürbitten, deren Hochfest wir feiern, bei dir unterstützt werden.
Deus, qui prae omnibus Sanctis tuis beatum Ioachim Genetricis Filii tui patrem esse voluisti: concede, quaesumus; ut, cuius festa (memoriam) veneramur, eius quoque perpetuo patrocinia sentiamus.Vergleich
Gott, der du vor all deinen Heiligen den Seligen Joachim Vater der Gebärerin deines Sohnes sein hast lassen: gewähre, bitten wir, dass wessen Festtag wir ehren, dessen Fürbitten wir auch beständig genießen mögen.
- Beide Gebete sind gleich aufgebaut: Gott hat die beiden zu Eltern der Gottesgebärerin gemacht, wobei der erbaulicheren Wortwahl (du hast geruht, die Gnade zu verleihen ⇄ du wolltest; gemacht zu werden verdienen ⇄ zu sein) bei Anna der einen Vorzug ausdrückende Zusatz „vor all deinen Heiligen“ bei Joachim entgegensteht.
- Es wird um die Fürbitten der Person gebeten, deren Festtag wir feiern bzw. verehren, welche „bei Gott“ bzw. „beständig“ erfolgen, und uns „unterstützen“ bzw. gespürt werden.
- [Obwohl beide 1962 Feste II. Klasse waren, steht bei Anna „Hochfest“ und bei Joachim „Fest (Gedenktag)“.]
Dómine, Deus patrum nostrórum, qui beátis Ióachim et Annæ hanc grátiam contulísti ut ex eis incarnáti Fílii tui Mater nascerétur, utriúsque précibus concéde, ut salútem tuo promíssam pópulo consequámur.Beobachtungen
Herr, Gott unserer Väter, der du den seligen Joachim und Anna diese Gnade gewährtest, dass von ihnen die Mutter deines fleischgewordenen Sohnes geboren wurde, auf beider Bitten gewähre, dass wir das deinem Volk verheißene Heil erlangen.
- Soll das „Gott unserer Väter“ uns an das Vierte Gebot erinnern, um zu begründen, dass man der Vorfahren Jesu gedenken muss? Finde ich eine sehr pompöse Anrede für ein ansonsten so schmuckloses Gebet. (Mag aber durch die erste Option für die Lesung inspiriert sein [Sir 44, 1.10-15, beginnend „Die ehrwürdigen Männer will ich preisen, unsere Väter, wie sie aufeinander folgten.“])
- Das neue Gebet hebt sehr auf die Geburt ab [auch indem nochmal ungefragt auf die Fleischwerdung/Geburt Jesu angespielt wird], obwohl Eltern sein etwa eine Lebensspanne längert dauert als eine Geburt … [Bereitet wohl die Betrachtung im Schlussgebet vor.]
- Der im alten Messbuch allgegenwärtige Zusammenhang zwischen Verehrung der Heiligen durch uns und Fürbitte der Heiligen für uns (z.B. wie es im [jetzt gestrichenen] Aufopferungsgebet hieß: dass „jene im Himmel für uns einzutreten geruhen mögen, deren Gedächtnis wir auf Erden begehen“) ist im Reformbuch aufgehoben; hier im Gebet werden die Fürbitten anscheinend als gegeben vorausgesetzt, weshalb man eher deren erbetene Folge breittreten kann (dass nämlich Wir einen Nutzen daraus ziehen). – Deshalb (weil die Heiligen anscheinend nicht mehr so wichtig sind) ist ja auch die Zahl der Heiligenfeste extrem zusammengestrichen worden, und nicht jedem Heiligen ist es so gut ergangen wie Joachim, der am Festtag seiner Frau unterschlüpfen konnte.
Herr, du Gott unserer Väter, du hast Joachim und Anna erwählt, der Mutter deines menschgewordenen Sohnes das Leben zu schenken. Auf die Fürbitte dieser heiligen Eltern gib uns das Heil, das du deinem Volk versprochen hast.Anmerkungen
- Ups, wer hat sich da eingeschlichen? Da hat jemand ein korrekt übersetztes, leicht dem deutschen Sprachgebrauch angepasstes* Gebet in das Messbuch geschmuggelt.
* d.h.:
den Seligen diese Gnade gewähren ⇒ sie erwählen
dass aus ihnen X geboren wurde ⇒ X das Leben zu schenken
beider Bitten ⇒ Fürbitte dieser heiligen Eltern
gewähre, dass wir erlangen ⇒ gib uns - Ein bißchen respektloser als das Original, etwas Nachhilfe für die Unaufmerksamen (wer waren noch gleich die „beiden“? – ach, die heiligen Eltern), aber im Großen und Ganzen ohne ausschweifende Phatansiezusätze – vergleichsweise gut
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