St. Martha
Tagesgebet
Omnípotens sempitérne Deus, cuius Fílius in domo beátæ Marthæ dignátus est hospitári, da, quǽsumus, ut, eiúsdem intercessióne, Christo in frátribus nostris fidéliter ministrántes, in æde cælésti a te récipi mereámur.
Übersetzung
Allmächtiger ewiger Gott, dessen Sohn geruht hat, im Haus der seligen Martha zu verweilen, gib, bitten wir, dass wir auf ihre Vermittlung - Christus in unseren Brüdern treu dienend - in das himmlische Gemach von dir aufgenommen zu werden verdienen.
Deutsches Messbuch
Allmächtiger, ewiger Gott, die heilige Marta durfte deinen Sohn in ihr Haus aufnehmen und bewirten. Auf ihre Fürsprache hin mache uns bereit, in unseren Mitmenschen Christus zu dienen, damit wir einst bei dir Aufnahme finden.
Anmerkung
- Original ist Jesus das handelnde Subjekt, deutschkirchlich Martha.
- Original ist das Einkehren oder Verweilen nur ein Aufhänger (zur Bitte um die Aufnahme in den Himmel), während deutschkirchlich „aufnehmen und bewirten dürfen“ die Hauptsache zu sein scheint.
- Original ist das den-Brüdern-Dienen eine Ist-Zustand-Beschreibung, deutschkirchlich etwas, wozu bereit gemacht zu werden wir erst erbeten müssen.
- Dass die Brüder zu Mitmenschen werden, ist wahrscheinlich der Geschlechtergerechtigkeit geschuldet.
- „Wir bitten“, das Erbetene zu „verdienen“ entfallen deutschkirchlich.
- Soll „einst bei dir“ eine Entsprechung zu „in das himmlische Gemach von dir“ sein?
Gabengebet
In beáta Martha te, Dómine, mirábilem prædicántes, maiestátem tuam supplíciter exorámus, ut, sicut eius tibi gratum éxstitit caritátis obséquium, sic nostræ servitútis accépta reddántur offícia.
Übersetzung
In der seligen Martha dich, Herr, als wunderbar rühmend, flehen wir deine Majestät demütig an, dass die Pflichterfüllungen unserer Knechtsschaft so annehmbar gemacht werden wie ihre Liebeshuldigung dir willkommen war.
Deutsches Messbuch
Wir preisen dich, Herr, denn du bist groß in deinen Heiligen. Du hattest Wohlgefallen am Dienst der heiligen Martha; so lass auch unseren Dienst dir gefallen.
Anmerkung
- Ich bin nicht sicher, dass wir (wie das Messbuch zu verstehen scheint) die Größe Gottes, wie sie sich in den Heiligen zeigt, rühmen [denn dann würde ich das „in beata Martha“ zwischen te und mirabilem erwarten], sondern wir rühmen in (oder mit) Martha, die Jesus vor der Erweckung des Lazarus als Messias und Sohn Gottes bekennt (Joh 11,27), Gott als den, der Wunder vollbringt (vgl. z.B. Ex 15,11).
- Bekanntlich wird das „bitten wir“ vom Messbuch regelmäßig weggelassen. Dass aber auch ein „wir flehen deine Majestät demütig an“ einfach unter den Tisch fällt, scheint mir ein echtes Haltungsproblem (Nackenstarre wie in Apg 7,51) zu sein.
- Was kann so ein knackiger Imperativ „lass gefallen“ statt „[möge] annehmbar gemacht werden“ nicht alles an Dynamik in einen Dialog auf Augenhöhe bringen!
- Lustig, was das Deutsche Messbuch alles unter „Dienst“ zusammenfasst: „Pflichterfüllung unserer Knechtsschaft“ ebenso wie „Liebeshuldigung“. Welch prosaische (Un)Geist weht (oder stockt?) dort?!
- Dann ist das Deutschkirchliche „so“ eine Schlussfolgerung, etwa wie in „gefälligst“, während original ein Vergleich (so angenehm wie der Dienst Marthas) steht.
Schlussgebet
Córporis et Sánguinis Unigéniti tui sacra percéptio, Dómine, ab ómnibus nos cadúcis rebus avértat, ut, exémplo beátæ Marthæ, valeámus tibi et sincéra in terris caritáte profícere, et tui perpétua in cælis visióne gaudére.
Übersetzung
Der heilige Empfang von Leib und Blut deines Einziggezeugten, Herr, möge uns von allen vergänglichen Dingen abwenden, damit wir, nach dem Beispiel der seligen Martha, wert werden, sowohl dir auf Erden mit aufrichtiger Liebe zu nützen als auch uns in den Himmeln deines immerwährenden Anblicks zu erfreuen.
Deutsches Messbuch
Herr, unser Gott, der Empfang des Leibes und Blutes Christi lenke unseren Sinn auf das eine Notwendige. Gib, dass wir in aufrichtiger Liebe unsere Lebensaufgabe erfüllen und einst Ruhe finden in der seligen Schau deiner Herrlichkeit.
Anmerkungen
- Wenn man (wie üblich) dem „Herr“ ein erläutendes „unser Gott“ zugesellen muss, bleibt naklar kein Platz für ein „heilig“ vor Empfang und „dein Einziggezeugter“ wird kurz „Christus“.
- Das Original möchte „uns“ von „allen vergänglichen Dingen“ abwenden, die Fälschung möchte nur „unseren Sinn“ umlenken, und zwar „auf das eine Notwendige“, was zwar passend aus Lk 10,42 kopiert ist, aber im Gebet nicht vorkommt.
- Das „Wert werden“ entfällt. Hat was von „bitten wir“ und einen Hauch von Erinnerung an unsere Sündhaftigkeit – alles Tabus in der Deutschkirche. „Gib“ ist da doch klarer – schließlich soll der „Herr, unser Gott“ auch mitkriegen, was von ihm erwartet wird.
- Wenn der Dichter das „dir auf Erden zu nützen/dienen“ mit „unsere Lebensaufgabe erfüllen“ ersetzt, verwirrt er mich etwas – ist denn nicht nur eines Notwendig, und das ist zu Füßen Jesu zu sitzen?! Wozu wird das so umständlich als „unsere Lebensaufgabe“ umschrieben?
- „In den Himmeln“ = „einst“?
- „immerwährender“ Anblick = „selige“ Schau?
- „deines“ = „deiner Herrlichkeit“?
- „sich erfreuen“ = „Ruhe finden“ – Das ist jetzt echt erstaunlich, weil wir doch schon auf Erden „unsere Lebensaufgabe“ zu Füßen Jesu auf sein Wort zu hören „erfüllen“ – wenn wir dabei keine „Ruhe finden“, hilft wahrscheinlich auch die selige Schau nicht mehr.
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