Dienstag, 30. Juli 2019

Wozu dann überhaupt beten?

Nachdem verstanden wurde, warum es nicht nötig ist, beim Beten viele Worte zu machen wie die Heiden, fährt Augustinus (in Über die Bergpredigt, 2,14) fort:
Aber es kann andersrum gefragt werden, was dieses Gebet [das Vater Unser] nützt, wenn Gott schon weiß, was uns nötig ist [Mt 6,8]: doch nur, dass die Ausrichtung dieses Gebets unser Herz erheitert und reinigt und fähiger macht zur Aufnahme der göttlichen Gaben, die uns geistlich eingeflößt werden. Denn nicht um die Gunstbuhlerei der Gebete erhört uns Gott, sondern er ist immer bereit, uns sein Licht zu geben – nicht das sichtbare, sondern das übersinnliche und geistliche: aber wir sind nicht immer bereit es zu empfangen, werden zu anderem geneigt, von der Begierde nach zeitlichen Dingen verdunkelt.
Es soll im Gebet also eine Umkehr des Herzens zu dem stattfinden, der immer zu geben bereit ist, wenn wir nehmen was er gegeben hat, und durch diese Umkehr eine Reinigung des inneren Auges, wenn was zeitlich begehrt wird ausgeschlossen ist, damit der Blick des einfältigen Herzens das einfältige Licht tragen kann, göttlich ohne jeden Untergang oder Wechsel strahlend; und nicht allein es tragen, sondern auch in ihm bleiben, und nicht bloß ohne Unlust, sondern auch mit unbeschreiblicher Freude, wodurch wahrhaft und aufrichtig das selige Leben vollendet wird.

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