Sonntag, 23. November 2014

Sozialbetriebsamkeit in Passau

Manche Gedanken scheinen sehr naheliegend zu sein, denn auch Bischof Oster setzt sich in seinem ersten Hirtenbrief mit den „Rändern“, in diesem Fall den Extremen falsch verstandener Glaubenspraxis auseinander:
Wie viele unserer Frömmigkeitsübungen sind manchmal nur Leerformeln und Selbstbespiegelung? Und wie viele unserer Aktionen in der Praxis sind oft nur Aufrechterhaltung des Betriebs, die auch der Selbstbestätigung dient?
und zwar im Kontext der Sozialbetriebsamkeit und des heutigen Evangeliums:
Jesus sagt uns mit dieser Erzählung im Grunde: Nur wenn wir Ihn kennen gelernt haben, in seiner Liebe zu uns und den Menschen, nur wenn wir Ihn im Herzen haben, nur wenn wir in einer persönlichen Beziehung zu Ihm leben, nur dann werden wir in die Lage versetzt, wirkliche Nächstenliebe zu praktizieren, eine Liebe, die den Anderen in seiner Not sieht und es auch ehrlich meint; eine Liebe, die im anderen Menschen Jesus erkennt, weil sie Ihn vorher schon kennen gelernt hat. Dieses Evangelium darf uns auch anspornen, nach unseren Möglichkeiten zu suchen, wie wir den Asylbewerbern und den Menschen auf der Flucht in unserem Land am besten beistehen können. Ich freue mich über mutige und beherzte Zeugnisse solchen Glaubens.
Und er sagt in einem Satz, worauf es ankommt:
Ein Leben in der Gegenwart des Herrn, der mich beständig verwandeln will in sein Ebenbild
Er schreibt auch so viel anderes, was sich zu lesen lohnt und einen wünschen lässt, man hätte selbst einen solchen Bischof …

3 Kommentare:

  1. "Wie viele unserer Frömmigkeitsübungen sind manchmal nur Leerformeln und Selbstbespiegelung?"

    Ich beteilige mich gerne an der Suche nach Gläubigen, die Frömmigkeitsübungen zur Leerformel und Selbstbespiegelung nutzen. Das dürfte dann aber die Suche nach der Nadel im Heuhaufen werden. Ich kann nur für mich sprechen: In den letzten 35 Jahren wurde ich ja regelrecht in die Ecke der Frömmler und Leerformalisten gepresst, nur weil wir uns in der Gemeinde für den Rosenkranz, die Maiandachten und die eucharistische Anbetung eingesetzt hatten. Und ja, wenn man alleine oder zu zweit, mehrere Stunden vor dem Allerheiligsten verbracht hat, kann es durchaus sein, dass man um sich selber kreist und die Frömmigkeitsübungen nur noch halbherzig verrichtet. Es sollte nicht sein, aber wir sind auch nur Menschen.

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    1. Mir scheint, Bischof Oster möchte, während er den anderen Rand aufzeigt, Anschluss an den gegenwärtigen Papst wahren, der aus seiner Heimat wohl diese Zweispaltung zwischen (indiogenen) Armen außerhalb und lauwarmen (weißen) rosenkranzzählenden Ausschließern kennt und unkritisch verallgemeinert.
      Die weniger Lethargischen sind nämlich in Südamerika nicht mehr katholisch, wenn man http://rorate-caeli.blogspot.com/2014/11/op-ed-obedience-respect-we-tolerate-no.html liest, wo geschrieben steht:
      "There are also an important number of Catholics whom Joseph Malègue – a French novelist enjoyed by Pope Francis – called "the middle classes of salvation", Catholics who practice their religion in a more or less regular fashion, who do not go to confession, who organize their religion and their Catholic-like belief system based on the liberal tendencies of thinking and acting around which they live. These are sheep without shepherds, because the Church that is now standing does not disrupt their spiritual lethargy at all. (And let it not be thought that this is a trend of the "Northern" nations only, quite the contrary: in Latin America, while those who are spiritually engaged and vibrant and celebrate traditional family mores do not find room and welcoming in the Church and choose Pentecostalism, most of those who remain nominally Catholic are precisely the members of these lethargic and disengaged "middle classes".)"

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  2. Danke für den Link. Schön, dass "wir" sogar als Früchte des 2.Vatikanums bezeichnet werden. Habe ich so noch nicht gelesen, allerdings irgendwie auch geahnt.

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