Freitag, 21. November 2014

Vom Menschen ausgehen

Gerade stolpere ich über das EG-Zitat „Die Wirklichkeit ist wichtiger als die Idee“.
Im Lichte des Bemühens, nicht mehr „den (anscheinend als ein wohldefiniertes Ziel verstandenen, einheitlichen) Menschen“ mit einem unerreichbar gedachten Ideal zu konfrontieren, sondern „Umkehr“ als Anpassung der Lehre an die Lebenswirklichkeit „des Menschen“ aufzufassen, sollte man vielleicht an die Wurzel gehen und die Zehn Gebote in den Blick nehmen.

1. Du sollst nicht mehr Götter haben, als du brauchst.
Ausgangspunkt kann die von Brecht in seinen "Geschichten vom Herrn Keuner" gestellt Gegenfrage „Ändert sich dein Verhalten je nach der Antwort auf die Frage nach der Existenz Gottes? – Wenn ja, brauchst du einen Gott.“ sein.
Im Zeitalter des Genderwahns sind wir aber über den binären Ja/Nein-Entscheidungszwang hinaus. Manche haben vielleicht das Bedürfnis nach speziellen Zweckgöttern, oder ihrem privaten Hausgott, der nicht zur Identifikation mit dem Bekenntnis irgendeines Papstes geeignet ist. Sollte man nicht auch diese Menschen willkommen heißen? Hier bietet sich auch der Weg zur Versöhnung mit den verschiedenen Antitrinitariern. Drei Götter, ein Gott in drei Gestalten, ein Gott mit Adoptivsohn – alle werden akzeptiert.
2. Du sollst den Namen deines Gottes nicht öffentlich aussprechen.
Religion ist Privatsache, und wenn eh jeder seine persönliche Göttersammlung verehrt, vermeiden wir am ehesten theologische Streitigkeiten, wenn jeder zu hause tut, was er nicht lassen kann.
3. Du sollst deine Freizeit genießen.
Jeder hat des Tages Müh' und Last die ganze Woche zu tragen, da muss man doch wenigstens am Wochenende mal ausschlafen dürfen, schließlich tun das selbst Gott gelegentlich. Und freie Zeit heißt doch eben, dass man nicht durch Regeln und Gebote gebunden ist. Beten könnte ich auch im Wald und in der Kneipe (wenn ich das Bedürfnis hätte).
4. Akzeptiere deine jeweiligen Elter I und Elter II.
Das erfordert zwar heutzutage ziemliche Flexibilität, wenn manche Patchworkfamilien ihre Zusammensetzung schneller ändern, als sich alle Beteiligten persönlich vorstellen können, aber das Leben ist kein Ponyhof, und wenn wir realistischer Anforderungen aneinander stellen, wirst du doch wohl solange mit deinen neuen Eltern zurechtkommen, bis sie ersetzt werden.
5. Du sollst nur unwertes Leben töten.
Unwert sind (nicht abschließende, nur beispielhafte Aufzählung, beliebig zu ergänzen)
a) Ungeborene, insbesondere
i) wenn ein Arzt die Abtreibung empfiehlt
ii) wenn sie nicht in die Lebensplanung der Körperbesitzerin passen
iii) wenn sie das falsche Geschlecht haben
b) Behinderte
(insbesondere Frischgeborene, denn warum soll man die Kosten und Strapazen für pränatale Diagnostik, die auch mit Unsicherheiten behaftet ist, auf sich nehmen, wenn man Untersuchung und Tötung viel einfacher nach der Geburt vornehmen kann?!)
c) Alte
d) Kranke
e) Flüchtlinge
Warum sollte man auch Flüchtlinge erst ins Land lassen und dann kostenintensiv zurückführen, wenn man sie viel besser auf das Meer zurücktreiben und da ertrinken lassen kann?
f) Ungläubige
Derzeit in Syrien/Irak systematisch, mit wachsendem Eifer in Israel/Palästina, früher mit großem Erfolg in anderen Teilen der Welt auch ohne religiösen Hintergrund an Personen mit fehlender ideologischer Reife durchgeführt. Stärkt den Volkszusammenhalt.
g) Arbeitslose
Herodot erzählt in seinen Geschichten von einem Volk im Osten, das die Todesstrafe auf Arbeitslosigkeit praktizierte: wer sich ein Jahr lang nicht selbst unterhalten konnte, hatte die Strafe verwirkt. Effektiver kann Armut kaum bekämpft werden.
h) Überzählige
Warum erst warten, bis jemand da ist? Massensterilisationen in Indien und (nach nicht verstummenden Gerüchten beigemengte,) zu Fehlgeburten führende Zusätze in UN-Impfungen vermeiden die Notwendigkeit, unwertes Leben aktiv zu beseitigen.
6. – gestrichen –
Geschlechtsverkehr mit Minderjährigen sollte nach Möglichkeit nur einvernehmlich durchgeführt werden, ansonsten bestehen keine Bedenken. Das Gute im Quickie mit einer überschaubaren Anzahl Beteiligter sollte unabhängig von deren Geschlechtern wertgeschätzt werden.
7. Du sollst kein Privateigentum besitzen.
Besitz ist Raub an den Armen, Null ist ein guter Kontostand und wenn keiner was hat, sind alle gleich. Gilt aber nur für den jeweils anderen.
8. Du sollst keine Wahrheit kennen.
Wahrheit ist ein Konstrukt weißer alter heterosexueller Männer zur Unterdrückung aller anderen. Meinung rulez. (Also Meinung, nicht Deinung; wenn also jemand meine Meinung nicht teilt, tritt Gebot 5 in Aktion.)
9.-10. Du sollst nicht begehren.
Nimm dir, was du brauchst. Wenn jeder an sich denkt, ist an alle gedacht.

3 Kommentare:

  1. habe mir erlaubt das zu verlinken!

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  2. Zu 9-10
    Nicht alles was ich brauche, begehre ich. Z.B Socken. Was soll ich tun? Bitte eine ausführliche Katechese beilegen. Danke. ;-)

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    1. Begehrensmangel ist ein "opferloses Delikt: Der Betroffene schädigt nur sich selbst - wenn überhaupt" (wie in der Frage der Cannabis-Legalisierung vorgetragen wird, vgl. http://www.n24.de/n24/Nachrichten/Panorama/d/5724926/cannabis-muss-legalisiert-werden.html). Ich fürchte, die Morallehre ist bei der Sockenfrage nicht einschlägig. Vielleicht kann die Sozialdoktrin Ihnen im konkreten Fall weiterhelfen.
      Ich schließe allerdings nicht aus, dass das Umfeld, das ggf. eine erhöhte Geruchsbelastung ertragen muss, analog zur Sachlage bei der aktiven Sterbehilfe, eingreift und eventuell über das Standard-SOS-Weihnachtsgeschenk (Socken, Oberhemd, Schlips) Abhilfe schafft.

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