Montag, 29. Dezember 2014

Neue päpstliche Initiative

Wie notorisch unzuverlässige Quellen berichten, ist die vatikanische Obdachlosenfürsorge mangels Liquidität wegen der derzeitigen Flaute bei der Vermietung der Sixtinische Kapelle ins Stocken geraten. Der Papst der Armen hat sich daher bereit erklärt, den unter ausbleibenden Schneefall leidenden Kindern stundenweise die Freude eines weißen Mannes im Vorgarten gegen eine Spende im niedrigen sechsstelligen Bereich zu schenken. Reisigbesen und kohlenschwarz geschminkte Augen sind inbegriffen, eine Karotte vors Gesicht binden lassen wolle sich der Papst aber nur gegen Aufpreis.

Durch die Einnahmen sollen alte Ölfässer mit päpstlichen Wappen an Wohnungslose ausgegeben werden, die sich an einem Feuerchen wärmen wollen.

Der Vorschlag, zeitweilig in den apostolischen Gemächern zu logieren, um die freiwerdende Etage im Gästehaus St. Marta zur Unterbringung der Betroffenen zu nutzen und ihnen einen Ausweg aus ihrer prekären Lage zu öffenen, wurde zurückgewiesen, damit sich das Schriftwort erfülle: „die Armen habt ihr immer bei euch“.

1 Kommentar:

  1. Zur sonntäglichen Besinnung ein paar Gedanken zur Zeit:
    Da immer wieder auch religiöse Sympathisanten von Pegida Menschen mit einer differenzierenden Betrachtungsweise abwertend als “politisch korrekt” abtun, hier einige Gedanken dazu.
    Ich sehe jetzt mal zwei Deutungsebenen der “politischen Korrektheit”.
    – Einerseits bezeichnet sie einen historisch mühsam erarbeiteten gesellschaftlichen Konsens bezüglich des respektvollen und wertschätzenden Umgangs mit Menschen anderen Geschlechtes, anderer Hautfarbe, nichtheterosexueller Lebensweise, anderer Nationalität, anderer Religion, körperlicher bzw. seelischer Behinderung, mit Arbeitslosen, Armen etc. So wie es als Menschenwürde auch verfassungsrechtlich geschützt wird. In diesem Sinne ist “political correctness” eine der wesentlichen menschheitlichen Errungenschaften.
    – Andererseits kann man darunter verstehen, was Erich Fromm und Arno Gruen als die Krankheit des Normalen kritisieren, nämlich der alltäglich allgemein hingenommene Irrsinn der Ausbeutung von Mensch und Natur zugunsten eines auf herzlosem Konkurrenzdenken basierenden Wirtschaftswachstumsparadigmas, das einer immer kleiner werdenden Finanzelite immer wahnwitzigere Geldbeträge nach oben hin abführt, dabei sogar Kriege in Kauf nehmend. Dass die entsprechenden Politiker und Interessengruppen dann nicht gerne darüber reden oder reden hören, wenn Luft, Böden und Gewässer global vergiftet werden und wenn Hirne und Gemüter der Menschen durch Werbung und Konsum vergiftet werden, wenn im Rausch von Konsum und Mobilität nicht einmal die heilige Sonntagsruhe eingehalten wird, auf dass der Mensch sich wenigstens am siebten Tag rückbindet mit der bedingungslos liebenden Gegenüberhaftigkeit als solcher, die ihn erst zur menschlichen Person erschuf und erschafft, wenn Tiere in der Massentierhaltung grausam leiden, wenn Menschen in anderen Ländern regelrecht versklavt werden zur Ermöglichung von “Geiz ist geil” in Billigdiscountern in Deutschland (parallel dazu etwa in Deutschland der Umgang mit Menschen in “Hartz 4″), wenn westliche Waffen diese geschundenen Menschen von ihrem berechtigten Protest abhalten (und solche Protestierenden allzuleicht als “Terroristen” abgestempelt werden) etc. und wenn in vielen Medien über diese Zusammenhänge kalt hinweggegangen wird, dann widersetzt sich etwa auch ein Eugen Drewermann – in der Nachfolge Erich Fromms – ausdrücklich einer totschweigenden, verdrehenden, erstarrten und erstarrenden “politischen Korrektheit”.

    Gruss
    Peter Friedrich

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