Freitag, 29. März 2019

Gemeinschaft der Heiligen im Messgegenstand

Drüben bei Lifesitenews setzt sich der in Katholischen Kreisen (mit großen Ks) bekannte Peter Kwasniewski mit einem übertrieben horizontalen, sozialen, „mitgeschwisterlichen“ Verständnis der Messe auseinander. Dazu führt er u.a. aus, inwiefern die Messe ein gemeinschaftlicher Akt der ganzen Kirche ist, wie verkürzend allerdings eine bei freigeistigen (hier gerne als „engagiert“ bezeichneten) Vertretern beliebte Schlussfolgerung daraus:
Mass … is a communal activity that expresses and builds up our social bond with one another.
Die Messe ist eine Gemeinschaftsaktivität, die unsere soziale Bindung miteinander ausdrückt und verstärkt.
ist
Denn:
We must make sure that our grasp of the meaning of community is sufficiently in tune with the real nature of the Church. Wir müssen sichergehen, dass unser Begriff von „Gemeinschaft“ mit der wirklichen Natur der Kirche zusammenpasst.
Dazu leitet er eine angemessene Haltung zur Messfeier aus dem Gegenstand der Messe, ihrem Zentrum, dem Worum-es-geht her:
The liturgy of the Church has for its primary aim to honor and glorify God, and in so doing, to sanctify our souls, leading us to an ever deeper intimacy with Jesus Christ.
Das erste Ziel der Liturgie der Kirche ist Gott zu ehren und zu verherrlichen, und dabei unsere Seelen zu heiligen, und zu immer tieferer Intimität mit Jesus Christus zu führen.
Hier ein kurzer Exkurs: Woher kennt er das Ziel der Messe?

Vielleicht hat er mal an einer teilgenommen und beim Orate fratres zugehört, wo es heißt:
Priester: Betet, Brüder [und Schwestern], dass mein und euer Opfer Gott dem allmächtigen Vater gefalle.
Messdiener/Volk: Der Herr nehme das Opfer an aus deinen Händen, zum Lob und Ruhme seines Namens, zum Segen für uns und seine ganze heilige Kirche.
Möglicherweise hat er auch das einschlägige Konzilsdokument Sacrosanctum Concilium (SC) gelesen, das an verschiedenen Stellen darauf hinweist:
SC 5: Dieses Werk der Erlösung der Menschen und der vollendeten Verherrlichung Gottes, … hat Christus, der Herr, erfüllt, besonders durch das Pascha-Mysterium: sein seliges Leiden, seine Auferstehung von den Toten und seine glorreiche Himmelfahrt.
SC 7: Um dieses große Werk voll zu verwirklichen, ist Christus seiner Kirche immerdar gegenwärtig … In der Tat gesellt sich Christus in diesem großen Werk, in dem Gott vollkommen verherrlicht und die Menschheit geheiligt werden, immer wieder die Kirche zu, seine geliebte Braut.
SC 10: Aus der Liturgie, besonders aus der Eucharistie, fließt uns wie aus einer Quelle die Gnade zu; in höchstem Maß werden in Christus die Heiligung der Menschen und die Verherrlichung Gottes verwirklicht, auf die alles Tun der Kirche als auf sein Ziel hinstrebt.
[Übrigens erwähnt Bischof Athanasius in seinem zweiten Video zur Lehre aus dem alten Katechismus die Verherrlichung Gottes und die Heiligung des Menschen als den Seinsgrund der Menschheit schlechthin.]

Wenn man in SC ausdauernd weiterliest, findet man gegen Ende noch den Hinweis:
SC 104: Im Kreislauf des Jahres hat die Kirche auch die Gedächtnistage der Martyrer und der anderen Heiligen eingefügt, die, durch Gottes vielfältige Gnade zur Vollkommenheit geführt, das ewige Heil bereits erlangt haben, Gott im Himmel das vollkommene Lob singen und Fürsprache für uns einlegen. In den Gedächtnisfeiern der Heiligen verkündet die Kirche das Pascha-Mysterium in den Heiligen, die mit Christus gelitten haben und mit ihm verherrlicht sind. Sie stellt den Gläubigen ihr Beispiel vor Augen, das alle durch Christus zum Vater zieht, und sie erfleht um ihrer Verdienste willen die Wohltaten Gottes.
Schließlich ist nicht unwahrscheinlich, dass Dr. Kwasniewski die Tridentinische Messordnung kennt, nach welcher der Priester zwischen Handwaschung und Orate fratres, etwas verneigt und die gefalteten Hände auf den Altar gelegt, das Aufopferungsgebet zur allerheiligsten Dreifaltigkeit betete:
Súscipe, sancta Trinitas, hanc oblatiónem, quam tibi offérimus ob memóriam passiónis, resurrectiónis, et ascensiónis Jesu Christi, Dómini nostri: et in honórem beátæ Maríæ semper Vírginis, et beáti Joannis Baptistæ, et sanctórum Apostolórum Petri et Pauli, et istórum et ómnium Sanctórum: ut illis profíciat ad honórem, nobis autem ad salútem: et illi pro nobis intercédere dignéntur in coelis, quorum memóriam ágimus in terris. Per eúndem Christum, Dóminum nostrum. Amen.
Nimm an, heilige Dreifaltigkeit, dieses Opfer, welches wir dir darbringen zum Gedächtnis von Leiden, Auferstehung und Himmelfahrt Jesu Christi, unseres Herrn, und zu Ehren der seligen, stets jungfräulichen Maria, des seligen Johannes des Täufers, der heiligen Apostel Petrus und Paulus, sowohl jener als auch aller Heiligen, dass es ihnen zur Ehre, uns aber zum Heil gereiche, und jene im Himmel für uns einzutreten geruhen mögen, deren Gedächtnis wir auf Erden begehen. Durch Christus, unseren Herrn. Amen.
(Hinweis: Nach der neuen Messordnung sagt der Priester stattdessen: nichts.)

Aus Stellen wie den im Exkurs kursiv wiedergegebenen könnte Dr. Kwasniewski zu seiner Beobachtung
First and foremost, when we worship we are in the presence of God and of His angels and saints.
Zuallererst sind wir bei der Anbetung in der Gegenwart von Gott und von seinen Engeln und Heiligen.
angeregt worden sein. Gemeinschaft ist richtig als Gemeinschaft der pilgernden Kirche (wir hier auf Erden) mit der triumphierenden Kirche (den Heiligen im Himmel) verstanden, nicht so sehr als Geselligkeit der Kirchgänger (oder Teilnehmer an anderen Gemeindeveranstaltungen) untereinander.

Jedenfalls schlussfölgert Dr. Kwasniewski
Reverence, solemnity, and majesty belong to worship precisely because it is no mere human gathering, but a momentary opening up of our world to the life and grace of the heavenly Jerusalem. … The glorious reality of the communion of saints should decisively shape the way we worship publicly. [Hervorhebung im Original]
Ehrfurcht, Feierlichkeit und Würde gehören zur Anbetung, gerade weil sie keine bloß menschliche Versammlung ist, sondern eine vorübergehende Öffnung unserer Welt auf Leben und Gnade des himmlischen Jerusalems hin. … Die herrliche Wirklichkeit der Gemeinschaft der Heiligen sollte die Weise unserer öffentlichen Anbetung bestimmen.
Ich möchte ergänzen: da was wir beten beeinflusst wie wir beten scheint es mir wünschenswert, dass viele Priester die Gelegenheit hätten, die im Paulinischen Missale verlorenen Gebete des alten Ritus zu kennen und in ihre Spiritualität zu integrieren.

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