Mittwoch, 21. August 2019

Deutsche Kardinaltugenden von Papst Pius X.

Zum Gedenken des der Eucharistie sehr verbundenen Papstes betet die Kirche:

Tagesgebet
Deus, qui, ad tuéndam cathólicam fidem et univérsa in Christo instauránda, beátum Pium papam cælésti sapiéntia et apostólica fortitúdine replevísti, concéde propítius, ut, eius institúta et exémpla sectántes, prǽmia consequámur ætérna.
Übersetzung
Gott, der du den seligen Papst Pius, damit er den katholischen Glauben hüte und sämtliche [Angelegenheiten] in Christus wiederherstelle, mit himmlischer Weisheit und apostolischer Tapferkeit reichlich versehen hast, gewähre gnädig, dass wir, seinen Anordnungen und Beispielen eifrig nachstrebend, die ewigen Belohnungen erreichen.
Deutsches Messbuch
Herr, unser Gott, du hast dem heiligen Papst Pius dem Zehnten wahre Frömmigkeit und apostolischen Eifer geschenkt, um den Glauben der Kirche zu schützen und alles in Christus zu erneuern. Hilf uns, seiner Weisung und seinem Beispiel zu folgen und so den ewigen Lohn zu erlangen.
Vergleich
  • Gott ⇒ Herr, unser Gott
  • seliger Papst Pius ⇒ heiliger Papst Pius der Zehnte
  • katholischer Glaube ⇒ Glaube der Kirche
  • himmlische Weisheit ⇒ wahre Frömmigkeit
  • apostolische Tapferkeit ⇒ apostolischen Eifer
  • reichlich versehen [sättigen; wieder anfüllen] ⇒ geschenkt
  • Anordnungen ⇒ Weisungen
  • eifrig nachstrebend ⇒ [hilf uns] zu folgen
  • gewähre gnädig, dass wir … erreichen ⇒ hilf uns, zu erlangen
Anmerkungen
  1. In einigen Punkten legt der DeutschesMessbucher größeren Wert auf Exaktheit als das Original, so bei „Herr, unser“ vor „Gott“ und „dem Zehnten“ nach „Papst Pius“.
  2. In anderen dagegen verschwimmt die Schärfe des Originals ein wenig, wenn der „katholische Glaube“ eher allgemein als „Glaube der Kirche“ daher kommt [man möchte schließlich nicht ewaige Nicht-Katholiken, die sich für die Kirche halten, verstören], oder wenn die Kardinaltugenden Weisheit und Tapferkeit als Frömmigkeit und Eifer enden. [Das erstere hat zwar für sich, dass der Anfang der Weisheit die Gottesfurcht (Spr 9,10) ist, aber mit dem tüdeligen „Eifer“ (klingt hier wie „Emsigkeit“) statt der Tapferkeit wird eher der Eindruck eines alten Mütterchens als der des Stellvertreters Christi auf Erden erweckt].
  3. Auch wird die Fülle dieser Eigenschaften, mit dem Papst Pius „gesättigt“ war, mit „geschenkt“ nicht ausgesagt. Dann ist das „folgen“ eine sehr blasse Wiedergabe für „eifrig nachstreben“ [wenn man nicht soweit gehen wollte, einen Vokabelfehler zu vermuten, weil sectantes von sectari kommt, nicht von sequi, was im Deutschen Messbuch übersetzt wurde]. Außerdem ist das „eifrig nachstreben“ ein Prozess, in dem die Betenden schon begriffen sind, während im DeutschMessbuch erst um Hilfe, damit zu beginnen, gebeten wird.
  4. Wie üblich wird das fromme „gewähre gnädig“ durch das kumpelhafte „hilf“ ersetzt, und zur Verdeutlichung des Themas der Messe ein „Uns“ dazugestellt.
Gabengebet
Oblatiónibus nostris, Dómine, benígne suscéptis, da, quǽsumus, ut hæc divína mystéria, beáti Pii papæ mónita secúti, sincéris tractémus obséquiis, et fidéli mente sumámus.
Übersetzung
Nachdem du unsere Opfergaben, Herr, gütig angenommen hast, gib, bitten wir, dass wir diese göttlichen Mysterien, den Ermahnungen des seligen Papstes Pius folgend, mit aufrichtigen Huldigungen behandeln und mit gläubigem Geist ergreifen.
Deutsches Messbuch
Herr, nimm unsere Gaben an und lass uns nach den Weisungen des heiligen Papstes Pius die göttlichen Geheimnisse würdig feiern und mit gläubigem Herzen empfangen.
Vergleich
  • nachdem du … gütig angenommen hat ⇒ nimm an
  • gib, bitten wir, dass wir ⇒ lass uns
  • den Ermahnungen folgend ⇒ nach den Weisungen
  • mit aufrichtigen Huldigungen behandeln ⇒ würdig feiern
Anmerkungen
  1. In diesem Gebet kommt secuti (von sequi) = folgend, welches das Deutsche Messbuch oben eingeschmugelt hat, tatsächlich vor und wird umschrieben.
  2. Die „Anordnungen“ (Tagesgebet) und „Ermahnungen“ (hier) werden immer zu „Weisungen“. Das eine aber betrifft liturgische Praktiken (z.B. häufiger Kommunionempfang), das andere die Lehre. Der DeutschMessbucher hatte möglicherweise die Einzelheiten des Wirkens Pius’ X. nicht deutlich vor Augen.
  3. Eucharistische Anbetung und Glauben an die körperliche Gegenwart Christi im Altarssakrament, die eine bestimmte Haltung und Handlungsweise fordern, werden im Original deutlicher als im Deutschen Messbuch.
Schlussgebet
Memóriam beáti Pii papæ celebrántes, quǽsumus, Dómine Deus noster, ut, virtúte mensæ cæléstis, constántes efficiámur in fide, et in tua simus caritáte concórdes.
Übersetzung
Das Andenken des seligen Papstes Pius feiernd bitten wir, Herr unser Gott, dass wir durch die Kraft des himmlischen Tisches beständig im Glauben gemacht werden, und einträchtig in deiner Liebe sind.
Deutsches Messbuch
Herr, unser Gott, höre auf die Fürsprache des heiligen Papstes Pius, dessen Gedenktag wir feiern. Er hat deine Gläubigen eindringlich zum heiligen Mahl eingeladen; festige uns durch die Kraft dieser Speise im Glauben und einige uns in der Liebe.
Vergleich
  • das Andenken des seligen Papstes Pius feiernd bitten wirhöre auf die Fürsprache des heiligen Papstes Pius, dessen Gedenktag wir feiern. Er hat deine Gläubigen eindringlich zum heiligen Mahl eingeladen
  • Kraft des himmlischen Tisches ⇒ Kraft dieser Speise

Anmerkung
Es ist erstaunlich, wie die üblicherweise weggelassene Formel „bitten wir“ hier „übersetzt“ wird. Möglicherweise ist dem Texter am Ende aufgegangen, dass in seinen „Übersetzungen“ der anderen Gebete einiges nicht so deutlich wurde und hier nachzutragen war.

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