Freitag, 2. August 2019

Ein Bischof so gut wie ein anderer?

Nachdem gestern das Fest des Heiligen Alfons Maria nach dem aktuellen Kalender Gelegenheit geboten hat, den Lebensereignissen des Heiligen, auf die in der Übersetzung des Deutschen Messbuchs nicht mehr erkennbar angespielt wurde, nachzugehen, hier noch (aus Anlasss des selben Festes nach dem alten Kalender) ein kurzer Blick auf die einschlägigen Gebete im alten Missale.

Tagesgebet (neu)
Deus, qui in Ecclésia tua nova semper instáuras exémpla virtútum, da nobis in zelo animárum beáti Alfónsi Maríæ epíscopi ita vestígiis adhærére, ut eius in cælis assequámur et prǽmia.
Übersetzung
Gott, der du in deiner Kirche immer neue Beispiele der Tugenden errichtest, gib uns, dass wir im Eifer für die Seelen den Spuren des seligen Bischofs Alfons Maria so anhängen, und im Himmel auch seinen Lohn erhalten.
Alt
Deus, qui per beatum Alfonsum Mariam Confessorem tuum atque Pontificem, animarum zelo succensum, Ecclesiam tuam nova prole foecundasti: quaesumus; ut, eius salutaribus monitis edocti et exemplis roborati, ad te pervenire feliciter valeamus
Übersetzung
Gott, der du durch den seligen Alfons Maria, deinen Bekenner und Bischof, vom Eifer für die Seelen entbrannt, deine Kirche mit einem neuen Kind [dem Redemptoristenorden] fruchtbar gemacht hast: wir bitten, dass wir, durch seine heilbringenden Ermahnungen belehrt und durch seine Beispiele bestärkt, glücklich schaffen zu dir zu gelangen.
Kommentar
Während das alte Messbuch der Gründung des Redemptoristen-Ordens mit der Wendung „mit einem neuen Kind fruchtbar gemacht hast“ gedenkt, dabei ein (in den Wörterbüchern) nicht existierendes Verb foecundare benutzend, das eine deutliche Signalwirkung hat, da es anscheinend überhaupt nur im alten Missale (und dort bei den Gebeten an Festtagen von Ordensgründern) vorkommt – hat das Postreform-Messbuch, in dem erklärten Bestreben, jeweils einzelne und besondere Gebete zu haben, das Tagesgebet vom gestrichenen Fest des Andreas Corsinus (ehemals 4. Februar) übernommen. Der war kein Ordensgründer, und worauf auch immer sich die „Beispiele der Tugenden“ beziehen (wohl die Umkehr von seinem ausschweifenden Lebenswandel zum asketischen Mönch, der auch als Bischof seine strenge Zucht beibehielt, vgl. seine Lebensbeschreibung), passt wohl kaum auf den Hl. Alfons Maria. Aber wenn einmal ein Prinzip zur Neuordnung von Gebeten gesetzt ist – wer will da nach Sinn und Inhalt fragen?
Der Gebetstausch passt aber zu den übrigen Prinzipien: denn da sich der Hl. Alfons als Moraltheologe und Beichtvater hervortat, „Sünde“ postkonziliar aber nicht mehr angesprochen wird, kommt die Streichung des „wir bitten, dass wir, durch seine heilbringenden Ermahnungen belehrt und durch seine Beispiele bestärkt“ gerade recht.
Immerhin wurde noch eine Anspielung auf den „Eifer für die Seelen“ aus dem alten Gebet in das von Andreas Corsinus ausgeliehene eingefügt, allerdings ergeben sich hier deutliche Unterschiede: erstens scheinen im neuen Gebet „wir“ den Eifer zu zeigen, im alten war Alfons Maria vom Eifer entbrannt; zweitens sind es jetzt die Spuren, denen das „des seligen Bischofs Alfons Maria“ angehängt wird, original war die Kirche „durch den seligen Alfons Maria, deinen Bekenner und Bischof“ fruchtbar gemacht worden.

Gabengebet (neu)
Cælésti, Dómine, Spíritus igne corda nostra cleménter exúre …
Übersetzung
Mit dem himmlischen Feuer des Geistes, Herr, brenne gütig unsre Herzen aus …
Alt
Caelesti, Domine Iesu Christe, sacrificii igne corda nostra in odorem suavitatis exure …
Übersetzung
Im himmlischen Opferfeuer, Herr Jesus Christus, verbrenne unsere Herzen zu wohlgefälligem Geruch …
Anmerkung
Aus unbekanntem Grund wird die feststehende Formel „ein Feueropfer als wohlgefälliger Geruch für den HERRN“ (biblisch in Ex 29-30 und Levitikus überall (z.B. Lev 1,9)) gestrichen und durch ein sehr allgemeines „Feuer des Geistes“ ersetzt.
Auch wurde der Name unseres Herrn Jesus Christus gestrichen, wodurch sich das Gebet an dem Vater richtet, was auch ein erklärtes Änderungsprinzip ist.

Schlussgebet (neu)
Deus, qui beátum Alfónsum Maríam fidélem dispensatórem et præcónem tanti mystérii providísti, concéde, ut fidéles tui illud frequénter percípiant, et, percipiéndo, te sine fine colláudent.
Übersetzung
Gott, der du den seligen Alfons Maria als treuen Spender und Verkünder des so großen Mysteriums vorgesehen hast, erlaube, dass deine Gläubigen es häufig empfangen und durch den Empfang dich ohne Ende loben.
Alt
Deus, qui beatum Alfonsum Mariam Confessorem tuum atque Pontificem, fidelem divini mysterii dispensatorem et praeconem effecisti: eius meritis precibusque concede; ut fideles tui et frequenter percipiant, et percipiendo sine fine collaudent
Übersetzung
Gott, der du den seligen Alfons Maria, deinen Bekenner und Bischof, zum treuen Spender des göttlichen Mysteriums und Verkünder gemacht hat: erlaube durch seine Verdienste und Bitten, dass deine Gläubigen es häufig empfangen und durch den Empfang dich ohne Ende loben.
Anmerkungen
Das „göttliche“ Mysterium wird zum „so großen“ Mysterium – mir ist ganz unklar, warum das geändert werden musste. Mit dem bekannten Hintergedanken, dass die neue Messordnung „protestantisiert“ werden sollte, kann man vermuten, dass die Beichte abgewertet werden sollte, aber hm.
Der Austausch von providisti (du hast durch deine Vorsehung bestimmt) für efficisti (du hast gemacht) kann der Ausdruck einer tiefen philosophischen Betrachtung über die Spannung zwischen göttlicher Vorsehung und menschlicher Willensfreiheit sein, die den Beitrag des Heiligen Alfons an seinen Taten betonen soll, aber dem Nachzusteigen bin ich nicht qualifiziert.
Wie üblich wurden Wendungen zur Ehrung und Hinweise auf die Vermittlung der Bitten durch den Heiligen beschnitten.
Im neuen Gebet wurden zwei Pronomen (zur leichteren Lesbarkeit?) eingefügt.

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