Sonntag, 14. Juli 2019

15. Sonntag im Jahreskreis

Zum Einzug ist ein Vers, der mit "vgl. Ps 17(16),15" gekennzeichnet ist, vorgesehen:
Ego autem cum iustítia apparébo in conspéctu tuo;
satiábor dum manifestábitur glória tua.
Übersetzt:
Ich aber werde mit Gerechtigkeit vor deinem Angesicht erscheinen;
ich werde gesättigt, wenn sich deine Herrlichkeit zeigen wird.
Im deutschen Messbuch steht stattdessen:
Ich will in Gerechtigkeit dein Angesicht schauen,
mich satt sehen an deiner Gestalt, wenn ich einst erwache.
Deutung:
Der Messbuchautor hat zwar den Psalmvers richtig nachgeschlagen, aber das „vgl.“ wohl überlesen, denn der Vers zum Einzug ist nur angelehnt an den Psalm, nicht aber diesem entnommen.

Fazit:
Leistungsverweigerung (keine Übersetzung vorgenommen), weiteres s.u.

Tagesgebet:
Deus, qui errántibus, ut in viam possint redíre,
veritátis tuæ lumen osténdis,
da cunctis qui christiána professióne censéntur,
et illa respúere, quæ huic inimíca sunt nómini,
et ea quæ sunt apta sectári.
Übersetzung:
Gott, der du den Irrenden, damit sie auf den Weg zurückkehren können,
deiner Wahrheit Licht entgegenstreckst,
gib allen, die zum christlichen Bekenntnis gezählt werden,
sowohl jenes zurückzuweisen, was diesem Namen feindlich ist,
als auch nach dem, was passend ist, eifrig zu streben.
Deutsches Messbuch:
Gott, du bist unser Ziel,
du zeigst den Irrenden das Licht der Wahrheit
und führst sie auf den rechten Weg zurück.
Gib allen, die sich Christen nennen, die Kraft,
zu meiden, was diesem Namen widerspricht
und zu tun, was unserem Glauben entspricht.
Bemerkungen:
  1. Gott mag zwar unser Ziel sein; dies ist aber in diesem Tagesgebet nicht ausgedrückt. [Wie an anderer Stelle auch der "rechte" Weg und die "Kraft" sinngemäß ergänzend eingefügt wurden.]
  2. Original wird erbeten, dass das Licht der Wahrheit den Irrenden ermögliche, den Weg wiederzufinden; die Fälschung macht zwei getrennte Gedanken daraus und überlässt es Gott, die Irrenden zu führen. Besser ist, sonst könnte noch jemand auf den Gedanken kommen, im Lichte der Wahrheit selbst aktiv zu werden und seine Sünden und Bußnotwendigkeit zu erkennen.
  3. Nennen wir uns im deutschen Sprachraum anscheinend selbst Christen („selbstidentifizierter Christ“ oder Trans-Heide?), während man im Rest der Welt zu diesem Bekenntnis gezählt zu werden bräuchte.
  4. „Meiden“ (statt wörtlich „ausspucken“) und „tun“ statt „stets folgen, überall begleiten, nachjagen, eifrig streben nach, gern aufsuchen“ scheinen mir relativ farb- und kraftlos.
Fazit:
Inhaltlich nicht völlig falsch wiedergegeben, allerdings so bübchenhaft verstottert, dass man spekulieren kann, der Messbuchzuarbeiter leide an niedrigem Blutdruck, weil er den Morgenkaffee wegen dessen Bitterkeit verschmähte.

Übrigens:
Im Vetus Ordo wurde das Gebet am dritten Sonntag nach Ostern gesprochen, wobei dort „viam iustitiae“ spezifiziert war (Weg der Gerechtigkeit). Aber wie gesagt, Anklänge an Gerechtigkeit, die Sünde und Umkehr implizieren, sind nicht mehr letztkonzilsgeistgemäß. Womit sich auch erklärt, warum der Eingangsvers so umgedreht werden musste, dass die Notwendigkeit, beim Jüngsten Gericht „mit Gerechtigkeit“ gefunden zu werden, nivelliert wird.

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