Sonntag, 7. Juli 2019

14. Sonntag im Jahreskreis

Das heutige Tagesgebet ist reich durch Gegensatzpaare geschückt:
  • gefallen – wieder aufgerichtet
  • (freiwillige) Niedrigkeit des Sohnes – (erzwungene) Knechtschaft der Sünde
  • laetitia (in dieser Welt) – gaudium (in der nächsten)
Das letzte bietet Anlass zum Nachschlagen, denn im einfachsten Falle bedeuten beide „Freude“ (und so wurden sie von nachklassischen Autoren auch gleichbedeutend verwendet).

Das Wörterbuch erläutert jedoch
gaudium = die innere Freude
Als Gegensatz ist angegeben: luctus [Trauer];
Und laetitia = die Freude, die sich äußerlich offenbart; die Fröhlichkeit
Gegensätze sind tristitia, maeror, dolor, cura [d.h. Traurigkeit, Wehmut, Leid, Sorge])
Aufgrund der genannten Gegenätze würde ich in Anlehnung an Mt 18,3 das Wort laetitia mit Unbeschwertheit (der Kinder Gottes) wiedergeben. Für gaudium aber bietet sich das gute alte Wonne an.

Tagesgebet:
Deus, qui in Fílii tui humilitáte iacéntem mundum erexísti, fidélibus tuis sanctam concéde lætítiam, ut, quos eripuísti a servitúte peccáti, gáudiis fácias pérfrui sempitérnis.
Übersetzung:
Gott, der du durch den demütigen Gehorsam deines Sohnes die gefallene Welt wieder aufgerichtet hast, gewähre deinen Gläubigen heilige Unbeschwertheit, damit du jene, die du aus der Knechtschaft der Sünde herausgerissen hast, die ewigen Wonnen genießen lässt.
Deutsches Messbuch:
Barmherziger Gott, durch die Erniedrigung deines Sohnes hast du die gefallene Menschheit wieder aufgerichtet und aus der Knechtschaft der Sünde befreit. Erfülle uns mit Freude über die Erlösung und führe uns zur ewigen Seligkeit.
 Anmerkungen:
  • Im Messbuchtext scheinen (innerweltliche) Freude ("über die Erlösung" statt "heilige") und ewige Seligkeit ein Ding, geradezu das eine die Fortsetzung des anderen zu sein. Der Gegensatz zwischen laetitia und gaudium verblasst.
  • Beides gibt es für „uns“, statt (original) für die „Gläubigen“ und die „aus der Knechtschaft der Sünde“ Herausgerissenen.
  • Auch die gefallene Menschheit und die aus der Knechtschaft Befreiten scheinen hier zusammenzufließen, ohne dass der Mensch da noch groß mitwirken oder antworten muss.
    Das Original würde ich eher als ein Zusammenwirken oder Ping-Pong zwischen Gott und Mensch deuten: (Mensch) fällt – (Gott) richtet auf – (Mensch) glaubt [und das gibt ihm die Freude und öffnet ihn für die Gnade, sich mit Gott versöhnen zu lassen] – (Gott) reißt aus der Knechtschaft der Sünde – (Mensch) wird durch Gottes Machen, um welches hier gebetet wird, zur ewigen Seligkeit geführt.
    Kommt in der Messbuchübersetzung von 1973 irgendwie nicht ganz so rüber.
Dieses Gebet ist übrigens eines der wenigen, die es aus dem alten Messbuch in das nachkonziliare geschafft haben, wenn auch (wie meistens in diesen Fällen) nicht ohne Narben.

Früher hieß es am zweiten Sonntag nach Ostern
Deus, qui in Filii tui humilitate iacentem mundum erexisti: fidelibus tuis perpetuam concede laetitiam; ut, quos perpetuae mortis eripuisti casibus, gaudiis facias perfrui sempiternis
… jene, die du dem Los des ewigen Todes entrissen hast

Dies folgt (sagen die Experten) dem allgemeinen Trend in paulinischem Messbuch: Hinweise auf die vier letzten Dinge (Tod, Gericht, Himmel, Hölle) wurden weitgehend entfernt.

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