Mittwoch, 24. Juli 2019

Fest des Heiligen Jakobs, Apostel (Vorschau)

Große Ereignisse, wie hier das morgige Apostelfest, werfen ihre Schatten diesmal in folgender Form voraus:
Getreu der angestellten Beobachtung
Was der Reformeifer nicht zerstört hat, geht in der Übersetzung verloren.
soll der Gebetsvergleich diesmal in zwei Schritten erfolgen, nämlich erstens wie gehabt Missale Romanum gegenüber Deutsches Messbuch, und zweitens zur Charakterisierung des Reformeifers das aktuelle Missale gegen das von 1962.

Zu erstens:

Tagesgebet
Omnípotens sempitérne Deus, qui Apostolórum tuórum primítias beáti Iacóbi sánguine dedicásti, da, quǽsumus, Ecclésiæ tuæ ipsíus confessióne firmári, et iúgiter patrocíniis confovéri.
Übersetzt
Allmächtiger ewiger Gott, der du die Erstlinge deiner Apostel durch das Blut des seligen Jakobs geweiht hast, gib, bitten wir, deiner Kirche, durch sein Bekenntnis gestärkt und durch immerwährende Fürbitten eifrig gehudert* zu werden.
* Hudern ist das, was die Glucke mit den Kücken unter ihren Flügeln macht, also wärmen und schützen.
[Die Formulierung im Relativsatz ist ein bißchen seltsam, angespielt werden soll darauf, dass der Heilige Jakob als Erster der Apostel das Martyrium erlitt.]

Deutsches Messbuch
Allmächtiger, ewiger Gott, als Erster der Apostel hat der heilige Jakobus das Zeugnis für Christus mit seinem Blut besiegelt. Sein Bekennermut stärke uns, seine Fürbitte erwirke deiner Kirche Schutz und Sicherheit.
Anmerkungen
  1. Die Erstlingsfrüchte und die Glucke fallen raus; statt Bildern bekommen wir Sprachhülsen vorgesetzt.
  2. Jakob hat besiegelt (während im Original Gott durch Jakobs Blut weiht)
  3. Wir (statt die Kirche) werden gestärkt
  4. und zwar durch den Mut (statt durch das Glaubenszeugnis).
  5. Das immerwährend vor Fürbitte wird zu seine
Gabengebet
Munda nos, Dómine, passiónis Fílii tui baptísmate salutári, ut in festo beáti Iacóbi, quem primum inter Apóstolos cálicis eius partícipem esse voluísti, beneplácitum tibi sacrifícium offerámus.
Übersetzt
Reinige uns, Herr, durch die heilbringende Taufe des Leidens deines Sohnes, damit wir dir am Fest des seligen Jakobs, der nach deinem Willen als Erster unter den Aposteln Teilhaber seines [also Jesu] Kelches werden sollte, ein wohlgefälliges Opfer darbringen.
Deutsches Messbuch
Herr, unser Gott, nimm unser Opfer gnädig an und tilge unsere Schuld durch das Leiden, das dein Sohn als bittere Taufe auf sich genommen hat. Denn seinen Tod verkünden wir am Fest des heiligen Jakobus, der als Erster unter den Aposteln den Kelch des Leidens mit unserem Herrn Jesus Christus geteilt hat.
Anmerkungen
Die Reihenfolge ist hier so frei und die Ausdrücke sind so – anders, dass sich zunächst die Ergänzung des Hippikirch-Wörterbuchs (also ein Vergleich der Ausdrücke in der textnahen Übersetzung und dem Deutschen Messbuch) anbietet:
Reinige uns          tilge unsere Schuld
Herr                    Herr, unser Gott
die heilbringende* Taufe des Leidens deines Sohnes
                          das Leiden, das dein Sohn als bittere Taufe auf sich genommen hat
damit** wir dir … ein wohlgefälliges Opfer darbringen
                          nimm unser Opfer gnädig an
Teilhaber seines Kelches wurde
                         den Kelch des Leidens mit unserem Herrn Jesus Christus geteilt hat
* Die heilbringende Taufe (hört sonst noch jemand gerade das Exsultet mit geistigen Ohr?!) ist plötzlich bitter! Das Original sieht mit den Augen des Glaubens die Wirkung des Kreuzestodes, das Deutsche Messbuch rein menschlich den gequälten Körper. Abominandus.
** Die Ursache-Wirkung-Beziehung ist verdreht: im Original bittet die Kirche um Reinigung, damit sie ein wohlgefälliges Opfer dabringen kann, in der Fälschung ist die Annahme des Opfers Ziel des Gebets, der die Tilgung der Schuld quasi als Anhang und beides gleichberechtigt als Folge des Kreuzestodes folgt.
  1. Das voluisti (hier wiedergegeben als „nach deinem Willen … werden sollte“ [eigentlich: du hast gewollt, dass … sei]) entfällt im Messbuch, dafür macht es aus dünner Luft ein „auf sich genommen hat“. Liegt da das gleiche Prinzip zugrunde? Nämlich: Dass Gott wollte, entfällt; dass der Mensch wollte (Jesu „nimmt auf sich“ statt des impliziten „gehorcht dem Vater“, Jakob „hat geteilt“ statt dass er „Teilhaber wurde“ nach dem ausgedrückten Willen Gottes).
  2. Das „Denn seinen Tod verkünden wir“ poppt völlig unmotiviert auf, was die am Ende dieses Beitrages gezogenen Schlussfolgerung unterstützt.
Schlussgebet
Beati Apostoli tui Iacobi, quaesumus, Domine, intercessione nos adiuva: pro cuius festivitate percepimus tua sancta laetantes.
Übersetzt
Auf deines seligen Apostels Jakob Vermittlung, bitten wir, Herr, hilf uns, für dessen Festtag wir freudig deine heiligen [Sakramente] empfangen haben.
Deutsches Messbuch
Herr, unser Gott, am Fest des Apostels Jakobus haben wir die heilige Gabe empfangen. Höre auf seine Fürsprache: Geleite uns auf der Pilgerschaft unseres Lebens und führe uns zur Vollendung.
Anmerkungen

  1. Die Besonderheit dieses Gebets ist die (im Vergleich mit den meisten Gebeten nach der Kommunion) umgekehrte Reihenfolge, dass nämlich zuerst die Wirkung der Kommunion erbeten und dann erst der Bezug zum empfangenen Sakrament hergestellt wird. Aber der überstehende Nagel wird eingeschlagen, wie man so sagt, was hier bedeutet: der Messbuchtexter stellt die übliche Reihenfolge wieder her.
  2. Dabei unterschlägt er [wie üblich das „bitten wir“ und insbesondere] das Laetantes (die sich Freuenden, welche wir nach dem Empfang der heiligen [Sakramente] am Festtag sind). 
  3. Dafür dichtet er ein „unser Gott“ und „Höre“ dazu – und „umschreibt“(??) adiuva (=hilf) durch „Geleite uns auf der Pilgerschaft unseres Lebens und führe uns zur Vollendung“, als hätte nicht der Herr (unser Gott – damit klar ist, wer gemeint ist) geboten (Mt 6,7f):
Wenn ihr betet, sollt ihr nicht plappern wie die Messbuchtexter, die meinen, sie werden nur erhört, wenn sie viele Worte machen. Macht es nicht wie sie!

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