Donnerstag, 21. März 2019

Was erforderlich ist, wenn man ordentlich heiraten will

Als Beitrag zum „verbindlichen synodalen Prozess“ der deutschkirchlichen Bischöfe zur Umwälzung der Sexualmoral hier einige Gedanken aus einer weiteren Predigt von Wilhelm Molitor (17. Jhd.), von dem man lernen kann, die Dinge beim Namen zu nennen, damit man nicht angesichts neuer Erkenntnisse der Anthropologie die Zukunftsfähigkeit verliert und sprachlos wird.

Unter dem Begriff Heirat versteht man zweierlei, nämlich fleischliche und spirituelle. Die fleischliche geschieht zwischen Männern und Frauen, die geistliche zwischen Gott und der Seele. Hier geht es um die fleischliche.

Bei einer derartigen Heirat sind zwei Punkte zu beachten, nämlich die Würde der Ehe und die Eigenschaften der Brautleute.

Die Würde der Ehe besteht zuerst durch das Ansehen des Errichters, nämlich Gottes. Gott hat nämlich den Ehestand eingerichtet, die anderen Stände die Kirche. Wie also tadelnswert und zu exkommunizieren ist, wer einen durch die Kirche errichteten Stand entehrt, so viel mehr ist zu tadeln, wer den Stand, den Gott eingerichtet hat, entehrt. Für die anderen [d.h. geistlichen] Stände ist ein Probejahr vorgesehen, aber diesen [Ehe]Stand will Gott als untrennbar geehrt wissen. Weiterhin geht die Würde der Ehe aus dem heiligen Ort, an dem sie begründet wurde, hervor, nämlich dem Paradies, und aus der heiligen Zeit, nämlich vor dem Sündenfall. Weiterhin hat der Herr persönlich die Ehe geehrt, als er mit seiner Mutter und seinen Jüngern [bei der Hochzeit in Kanaa] anwesend war.

Bezüglich des zweiten Punktes (der Eigenschaften der Brautleute) sind drei Dinge erforderlich, nämlich richtige Absicht, wahre Zuneigung und vollkommene Urteilskraft.

Erstens ist die richtige Absicht erforderlich, dass nämlich der Mann die Frau oder die Frau den Mann nicht nehme wegen des Geldes oder wegen der Leidenschaft, sondern um Kinder aufzuziehen und um die Sünde der Unkeuchheit zu vermeiden.
  • Erstens, muss die Verbindung der Partner nicht wegen des Geldes erfolgen, denn sonst erschiene die Ehe eher wegen der Habgier geschlossen als wegen Gott. Solche laden nicht Gott und die selige Jungfrau Maria zu ihrer Hochzeit ein, sondern eher Mammon und den Teufel, den Fürsten der Habgierigen. Man bemerke, wie viel Übel damit verbunden ist, wenn jemand seine Töchter wegen des Geldes alten Männern gibt.
  • Weiters, soll die Ehe nicht geschlossen werden, um die Leidenschaften auszuleben, sondern um Kinder hervorzubringen. Hierüber spricht auch der Engel zu Tobias. In Tob. 6 werden die Gründe dargestellt, warum der Teufel sieben Männer, die sich mit Sara, der Tochter Raguels, vermählen wollten, tötete:
    Solche nämlich, welche die Ehe so führen, dass Gott vom Geiste ausgeschlossen wird, und deren Leidenschaften so hohl sind wie bei Pferd und Esel, die keine Einsicht haben, gewinnt der Teufel in seine Macht. Du [Tobit] aber sollst sie [die Ehe] so mit ihr [Sara] beginnen, dass du dich die ersten drei Nächte, wenn du in euer Gemach gehst, ihrer enthälst. Und nichts anderem sollst du dich mit ihr widmen als Gebeten. Wenn das für drei Nächte durchgeführt wurde, nimmst du die Jungfrau an in Gottesfurcht, nämlich mehr aus Liebe zu den Kindern als von Leidenschaft getrieben, damit der Segen in den Kindern fortwirke.
    Von Heiligen Paphnutius [Bischof im 4. Jhd.], der alle Tage seines Lebens ein sehr strenges Leben führte, wird erzählt, er betete, der Herr möge ihm zeigen, welchem der Heiligen er vom Verdienst her ähnlich sei. Und der Herr zeigte ihm einen Mann im Nachbardorf, der ihm auf befragen mitteilte: Guter Vater, meiner Frau nähere ich mich niemals aus Gründen der Leidenschaft, sondern allein um Kinder zur Ehre Gottes wegen. Und niemals erkenne ich sie außer in dieser Absicht. Daraus erhellt, dass sich einigen Verdienst erwerben können, welche den Ehestand recht ausüben. Die Eltern müssen ihre Kinder aber auch zur Verehrung Gottes erziehen, welche sie zu diesem Zweck gezeugt haben.
Das zweite, das zur Ehe erforderlich ist, ist wahre und gegenseitige Zuneigung. Zum Zeichen dieser küsst der Bräutigam bei der Trauung seine Braut in allen Ländern, denn der Kuss ist ein Zeichen der Zuneigung. Gleichfalls wird ein Ringlein gegeben, der an jenen Finger gesteckt wird, zu dem die Vene vom Herzen geht, um zu bezeichnen, dass man sich gegenseitig aus ganzen Herzen wertschätzen muss.
  • Und man liest in Tob. 10 dass Raguel und Anna ihre Tochter, als sie mit ihrem Mann von ihnen Abschied nimmt, lehren, ihren Gatten mehr zu lieben als Vater und Mutter, und ihm mehr zu gehorchen.
  • Gleichsam müssen die Männer ihre Frauen lieben: zum Zeichen dessen ist die Frau aus Fleisch und Knochen des Mannes gemacht worden. Daher sprach Adam beim Erwachen: Dieses nun ist Knochen von meinem Knochen und Fleisch von meinem Fleisch. Dessenwegen wird der Mensch (also der Mann) Vater und Mutter verlassen und seiner Frau anhängen, und die zwei werden ein Fleisch sein (Gen. 2). Hast du eine Frau, die dir entspricht? Verstoße sie nicht! (Sir 7,26) Zum Beispiel Rachel: für welche Jakob vierzehn Jahre diente, und sie schienen ihm nur wenige Tage vor lauter Liebe (Gen. 20).
  • Aber ach viele lieben ihre Frauen nicht, sondern streiten lieber mit ihr, während doch der Apostel spricht (Eph. 5) Männer liebt eure Frauen und seid nicht herb gegen sie. Gleichfalls Spr. 5: Freue dich mit der Frau deiner Jugend. Er sagt nicht: „streite“. Aber viele sehen ihre Frauen als ihre Mägde an, obwohl der Herr als er die Frau machen wollte sprach (Gen. 2) Lasst uns eine Hilfe machen ihm ähnlich, nicht „eine Magd“. Und siehe: er machte sie nicht aus dem Fuß, damit sie nicht seine Magd sei, und nicht aus seinem Kopf, damit sie nicht seine Herrin sei, sondern aus seiner Seite, damit sie seine Gefährtin sei.
  • Jedenfalls müssen die Männer mit Recht ihre Frauen in Ehren halten. Nämlich sagt Spr. 12: Eine liebende Frau ist eine Krone für ihren Mann, und Sir 26: Wie die Sonne aufstrahlt in den Höhen so die Schönheit einer guten Frau ein Schmuck ihres Hauses. Und (Sir 25,11 Vulgata) Selig wer wohnt mit einer verständigen Frau. Rechtmäßig müssen wir das weibliche Geschlecht ehren, weil der Herr es geehrt hat. Denn die ganze Substanz seines Fleisches nahm er von einer Frau an, nicht von einem Mann. Ester 6: Rechtmäßig wird geehrt, den der König ehren wollte.
Drittens bedarfs es in der Ehe der Urteilkraft, damit der Mensch besonnen sei und zu unterscheiden weiß Zeit und Weise, Ort und Maß.
  • Über die Zeit sagt Koh 3: Es gibt eine Zeit zu umarmen und eine Zeit die Umarmung zu lösen. Augustinus sagte, dass Christen manchmal mit ihren Frauen zusammenkommen müssen, manchmal nicht. An Prozessions- und Fastentagen hat man sich zu enthalten, damit man leichter erbitten kann, was gefordert wird. Weiters, zur Zeit wann die Frau schwanger ist. Weiters, während der Regel. Und dann Lev. 18: Einer Frau, die die Regel hat, sollst du nicht nahen.
  • Weiters, es ist die angemessene Weise zu beachten. Hieronymus sagt: Männer sollen sich nicht bloß von fremden Frauen völlig fernhalten, sondern auch bei den eigenen Zeit und Weise beachten. Der Mensch darf nicht auf tierische Weise seine Frau erkennen. 
  • Weiters, der Ort: nicht an einem heiligen oder öffentlichen Ort.
  • Weiters, das Maß: es gebe nicht der heftigste Trieb das Maß vor. Sagt ein gewisser Exeget [Peter Lombard] über 1. Kor 7 „Jeder heftige Liebhaber seiner eigenen Frau ist ein Ehebrecher“, was so zu verstehen ist: wann die Begierde so groß und maßlos ist, dass man sie erkennt, auch wenn es nicht die eigene wäre. Weiters, man muss unterscheiden bei der Zuteilung des Gebührenden. Wenn nämlich die Frau schamhaft ist und nicht wagt, dass Gebührende zu erbitten, muss der Mann von selbst darauf achten, dass er nicht zu sehr errege und in Sünde falle.

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