Donnerstag, 3. Oktober 2019

Innozenz III.: Mysterien der Eucharistie erklärt (7)

Papst Innozenz erläutert die Bedeutung weiterer Besonderheiten der Einzugsprozession
[Fortsetzung von hier]

„Vier Diener tragen über dem Pontifikanten ein Tuch, welches an vier Stäben befestigt ist, [Baldachin] weshalb diese Diener selbst Tuchträger genannt werden. Das Tuch, auf welchem verschiedene Bilder zu sehen sind, bedeutet die heilige Schrift, welche mancherlei Geheimnisse in sich fasst. Ausgespannt wird es über dem Pontifikanten an vier Stäben getragen, weil die heilige Schrift in Bezug auf Christum in vier Arten ausgelegt werden kann: geschichtlich, allegorisch, tropologisch und anagogisch. Das ist der Paradiesstrom, welcher, in vier Hauptäste geteilt, daherflutet*; das ist der Schaubrottisch, welcher vier Fuß hoch aufragt.** Es wird ausgespannt über dem Pontifikanten getragen, um zu zeigen, Derjenige sei gekommen, von Dem geschrieben steht in dem Gesetz und in den Propheten***. ‚Denn Er’, Christus selbst, ‚fing an auszulegen, was von Ihm geschrieben stand in Moses und den Propheten.’**** Weshalb er zu anderer Zeit sagte: ‚Glaubtet ihr Mose, so glaubtet ihr auch Mir, denn er hat von Mir geschrieben.’*5“
* Gen 2, 10
** Der Schaubrottisch war anderthalb ammah (Ellen) hoch (Ex 25, 23); wobei eine Elle 1,7 römische Fuß hatte (Quelle). Er stand aber auf vier Füßen (Ex 25, 26).
*** vgl. Joh 1, 45
**** Lk 24, 27
*5 Joh 5, 46

„Darum werden zwei Lichter samt Weihrauch vorangetragen, weil das Gesetz und die Propheten [die zwei Lichter] zusammen mit dem Psalmen [dem Weihrauch] Christum vorherverkündigen, wie Er selbst bezeugt: ‚Es ist not, dass alles erfüllt werde, was von Mir geschrieben steht in dem Gesetz Mosis, in den Propheten und in den Psalmen.’* Bei größeren Festlichkeiten aber werden dem Pontifikanten sieben Leuchter vorangetragen, wodurch dasjenige bezeichnet wird, was Johannes in der Offenbarung schreibt: ‚Als ich mich umwandte, sah ich sieben goldene Leuchter, in Mitte der sieben goldenen Leuchter aber Einen, gekleidet mit einem Gewande gleich des Menschen Sohn.’** Damit soll bezeichnet werden die Ankunft dessen, auf welchem der Geist der Gnade siebenfach ruht, nach jener Weissagung Jesajä: ‚Es wird ausgehen ein Zweig aus dem Stamme Jesse und eine Blüte aus seiner Wurzel, und auf Ihm wird ruhen der Geist des Herrn: der Geist der Weisheit, des Verstandes, des Rats, der Stärke, der Erkenntnis, der Frömmigkeit, und der Geist der Furcht des Herrn wird Ihn erfüllen.’***“
* Lk 24, 44
** Offb 1,12f.
*** Jes 11, 2

„In einigen Domkirchen wird etwa in der Mitte des Chores an eine Säule ein Büschel Werg aufgehängt, welches der Pontifikant anzündet, damit es angesichts des Volkes schnell verbrenne. Dadurch wird hingewiesen auf Christi zweite Ankunft, in welcher Er richten wird die Lebendigen und die Toten, die Welt aber durch das Feuer. ‚Denn ein mächtiges Feuer wird vor seinem Angesicht entbrennen und ein gewaltiges Wetter um Ihn her;’* damit der, welcher sorglos an dem ersten [Kommen Christ] sich ergötzen möchte, durch das zweite abgeschreckt werde; weil in dem ersten der zu Richtende, in dem zweiten der Richter kommt. Oder noch besser, weil dem Apostel Jakob zufolge ‚unser Leben ein Dampf ist, der kurze Zeit dauert.’** Der Pontifikant bringt Feuer an das Werg, damit nicht etwa der, welcher im Prunk daherschreitet, in Erdenherrlichkeit sein Ergötzen setze. ‚Denn alles Fleisch ist wie Heu, und alle seine Herrlichkeit wie der Blume des Grases.’***“
* Ps 50, 3; vgl. Jes 66,15; Ez 1, 4
** Jak 4, 14
*** Jes 40, 6-8; vgl. 1 Petr 1, 24

„Die Prozession gleicht einer wohlgeordneten Kriegerschar, denn die Größeren und Kräftigern gehen als die Beschirmer des Heeres vor und nach; die Mindern als Schwächern werden in die Mitte genommen. Voran gehen die Bischöfe und Priester, es folgt der Papst und die Diakone, in die Mitte genommen werden die Subdiakonen und Lektoren. Die Sänger aber, als die Posaunenbläser des Heeres, sind die Vordersten, damit sie dasselbe zum Kampfe gegen die Dämonen ermahnen und ermutigen; von welchem Kampf der Apostel sagt: ‚Wir haben nicht zu ringen mit Fleisch und Blut, sondern gegen Fürsten und Gewalten, wider die Regenten der Welt dieser Finsternis, gegen die Geister der Bosheit unter den Himmeln.’* Darum der Psalmist sagt: ‚Blaset die Posaunen am Neumond, an dem herrlichen Tage euer Festlichkeit.’** Voran wird das Kreuz getragen, als das Königspanier, damit vor seinem Angesicht fliehen, die es hassen. ‚Uns aber sei ferne, uns zu rühmen, denn allein im Kreuz unsere Herrn Jesu Christi, durch Den uns die Welt gekreuzigt ist, und wir der Welt gekreuzigt sein sollen.’***“
* Eph 6, 12
** Ps 81, 4
*** Gal 6, 14

Fortsetzung hier

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