Freitag, 13. September 2019

die Wildheit der Verfolger fürchten

Wenn man aus der stickigen Stadt in die Berge kommt, kann man vor lauter frischer Luft gar nicht mehr zu atmen aufhören. So ähnlich fühle ich mich, wenn ich in die alten Gebete eintauche. Hier noch ein paar aus dem Sacramentarium Leonianum:
1) Nützen mögen uns, Herr, bitten wir, die vereinigten Fürbitten deiner Heiligen, damit wir was wir durch unsere Gebete nicht erhalten können, durch die Bitten der dir Wohlgefälligen erlangen.
2) Gott, der du durchschaust, dass zum dich Anflehen unseres Gewissens Befugnis nicht ausreicht: lass alle deine Martyrer für uns beten, die du würdig anhören kannst.
3) Wir opfern dir, Herr, deiner Gläubigen feierliche Gaben, auf der heiligen Martyrer Fürbitten vertrauend, damit was wir vollziehen weniger durch fähigen Dienst, vielmehr durch jener Verdienste annehmbar gemacht werde.
Die Adverben „weniger“ und „vielmehr“ sind von Adjektiven, die „geringer“ bzw. „mächtiger“ bedeuten, abgeleitet, den Unterschied zwischen Dienst der Gläubigen und Fürbitten der Martyrer betonend.
4) Wahrhaft würdig … [Christus], der so des alten Feindes Werkzeuge zerstörte, dass er stärker als den Teufel, den seine Macht niedergeworfen hatte, auch seine Heiligen, mit dem Geist der Wahrheit gewappnet, gemacht hat, dass sie weder die Wildheit der Verfolger fürchteten, noch an der Ewigkeit der verheißenen Seligkeit zweifelten; deren Ruhm am heutigen Festtag gedenkend opfern wir dir Opfergaben des Lobes, mit den Engeln …
Wer weiß, ob nicht das öftere Gebet solcher Präfationen auch den Jesuiten-General katholisch erhalten hätte …
5) Erhalten habend die Gnade der heilige Gabe, ersuchen wir, Herr, dich tief verneigt, dass wir, während deine heiligen Martyrer für uns flehen, die Wirkung der göttlichen Kraft, die wir körperlich empfingen, auch geistlich spüren.
6) Schütze, Herr, dein Volk, mit Vertretung* deiner Heiligen flehend, und das auf deine Güte vertrauende reinige innerlich und äußerlich, damit sie [d.h. die Leute des Volkes] durch jene [Gaben], die sie im göttlichen Opfer schmeckten, auch Heil an Geist und Körper verdienen.
Hier vereinen sich einige Bilder, zum einen das Volk als Bittsteller flehend (supplicantes) vor dem göttlichen Richterstuhl, mit den Heiligen als Rechtsvertreter (*patrocinium), zum anderen der Schutz der Heiligen (eben auch patrocinium), unter dem wir um Gottes Schutz bitten. Deshalb(?) lässt man patrocinium gerne „Fürbitte“ sein und gut ist.
Das Volk ist aber nicht nur ein flehendes, wenn es um Schutz ersucht, sondern auch ein vertrauendes, nämlich auf die Güte Gottes, wenn es um Reinigung bittet. Nach erfolgter innerlicher und äußerlicher Reinigung (wie in „Ich bitte um meine gerechte Strafe“) verdient das Volk Heil an Seele und Leib.

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