Montag, 23. September 2019

unserer Zerbrechlichkeit beistehen

Nicht alle Gebete im Sacramentarium Leonianum sind total geglückt:

1) Wir preisen, Herr, deinen Namen, allmächtiger und barmherziger Gott, der du – unserer Zerbrechlichkeit beistehend – nicht nur uns die göttlichen Geheimnisse schenkst, sondern auch wir durch deren* Gebet diesen [Geheimnissen] würdig gemacht werden mögen.

*Erstens ist unklar, worauf sich das „deren“ bezieht (die Gebete der Geheimnisse??), zweitens wird in der „sowohl …als auch“-Konstruktion das Subjekt (von „Gott“ zu „wir“) und der Modus des Verbs (von Indikativ zu Konjunktiv) gewechselt. Holpert an allen Stellen.

2) Wahrhaft würdig … Wir feiern nämlich die kostbaren Geburtstage deiner Gerechten, die während sie auf dem ganzen (ergänze: Erdkreis) wiederstrahlen, immer sowohl beendet begonnen werden als auch als stets Wiederzubeginnende beendet werden.

Der geklammerte Zusatz steht im Original.
Die himmlischen Geburtstage (=Todestage) der Gerechten werden ständig (irgendwo) auf der Erde gefeiert, und wenn die Feiern zuende sind, werden sie wieder begonnen; und wenn sie aufhören, müssen sie wieder angefangen werden. Scheint mir eine Dopplung der Aussage zu sein, wie aus dem missglückten Versuch eines Wortspiels entstanden: semper et inchoantur expleta, et explentur jugiter inchoanda, wobei semper und iugiter etwa dasselbe (immer, stets) heißen.

Ein recht unbescheidenes Gebet, wie der Weihnachtswunschzettel von kleinen Kindern:
3) Deine Barmherzigkeit sei dem Volk nahe, Herr, versöhnt* durch das Flehen der Heiligen, das [Flehen] es [das Volk] immer sowohl von Verbrechen reinige, als auch vorm Feind verteidige, mit zeitlichen Hilfen vorwärts bringe und zur ewigen Freude der Heiligen führe.

* versöhnt bezieht sich auf Gott

4) Wir feiern, Herr, das Opfer, das uns so immerwährend sein muss, wie wir beständig ersehnen, durch sein Wirken das ewige [Opfer?] zu werden.

Jemand wollte wohl alle Wörter, die mit dem Ewigen in Verbindung stehen (perpetuus, iugiter, aeternus) in einem Gebet unterbringen. Ich versteh es vielleicht nicht richtig.

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