Donnerstag, 12. September 2019

durch ihre treusorgende Vermittlung von allen Übeln befreit

Zum Fest des Allerheiligsten Namens Mariens [deutsch: Mariä Namen] gab es früher eine eigene Messe, heute auch, aber anscheinend in den 1970ern keine, denn das Deutsche Messbuch hat lediglich ein Tagesgebet.

Im Einzelnen haben wir da:

Tagesgebet
Concéde, quǽsumus, omnípotens Deus, ut cunctis gloriósum beátæ Maríæ Vírginis nomen celebrántibus misericórdiæ tuæ benefícia ipsa procúret.
Übersetzung
Gewähre, bitten wir, allmächtiger Gott, dass allen, die den ruhmvollen Namen der seligen Jungfrau Maria feiern, sie selbst die Wohltaten deiner Barmherzigkeit besorge.
Deutsches Messbuch
Gott, unser Retter, der Name der seligen Jungfrau Maria ist für uns ein Zeichen der Hoffnung geworden. Befreie uns auf ihre Fürsprache aus allen Gefahren und vollende an uns das Werk der Erlösung.
Anmerkung
Da in den letzten Tagen anscheinend schon eine andere (ältere) Vorlage als die des aktuellen Messbuchs dem Text des DM zugrunde lag, glaube ich fast, dass das auch hier der Fall ist. Diesmal ist es hoffentlich nicht die Oratio aus dem alten Messbuch, denn die lautete:
Concede, quaesumus, omnipotens Deus: ut fideles tui, qui sub sanctissimae Virginis Mariae Nomine et protectione laetantur; eius pia intercessione, a cunctis malis liberentur in terris, et ad gaudia aeterna pervenire mereantur in caelis.
Übersetzung
Gewähre, bitten wir, allmächtiger Gott, dass deine Gläubigen, die unter dem Namen und Schutz* der heiligsten Jungfrau Maria gedeihen [oder: sich freuen], durch ihre treusorgende Vermittlung von allen Übeln befreit werden auf Erden und zu den ewigen Freuden zu gelangen verdienen in den Himmeln.
* Ob hier ein Hendiadyoin („eins durch zwei“, nämlich Ding durch Ausdrücke) vorliegt? Dann wäre eine bessere Übersetzung: Schutz ihres Namens.

Anmerkung
Falls das DM das Gebet aus dem alten Messbuch „übersetzt“ hat, war es sehr kreativ; es gibt allerdings (wenn man die übliche Breite der lateinischen Ausdrücke, die im DM in immer den gleichen enden, berücksichtigt) inhaltliche Ähnlichkeiten:
  • allmächtiger Gott ⇒ Gott, unser Retter
    Es ist ja nicht so, dass das DM andere Anreden nicht als allmächtiger Gott wiedergäbe; aber wenn das so im Original steht, braucht man was noch Spezielleres.
  • die unter dem Schutz des Namens der heiligsten Jungfrau Maria gedeihen ⇒ der Name der seligen Jungfrau Maria ist für uns ein Zeichen der Hoffnung geworden
    Das Zeichen der Hoffnung war auch schon für das vier Tage früher vorgesehene Schlussgebet zu Mariä Geburt erfunden worden. Ob der einmal gefasste Gedanke noch im Kopf des DM-Texters rumgeisterte, als er das nächste Marienfest bearbeitete?
  • auf ihre treusorgende Vermittlung ⇒ auf ihre Fürsprache
    pius heißt so viel [treusorgend, liebevoll, gütig, zärtlich; pflichtbewusst, pflichtgetreu, gewissenhaft, rechtschaffen; fromm, gottesfürchtig, gerecht; gnädig], dass man es besser ganz weglässt?
  • gewähre, bitten wir, dass deine Gläubigen befreit werden ⇒ befreie uns
    Der lakonische Stil des DM lässt nichts als ein „Uns“ bestehen ...
  • von allen Übeln auf Erden ⇒ aus allen Gefahren
    Viele Gebete haben die Zweiteilung in Bitten für das zeitliche und das ewige Heil; wenn jetzt hier die Erde gestrichen wird und dort das der Himmel, bleibt davon nichts übrig.
  • [gewähre, bitten wir, dass deine Gläubigen] zu den ewigen Freuden zu gelangen verdienen in den Himmeln ⇒ vollende an uns das Werk der Erlösung
    Ja. In etwa.
Gabengebet
Intercéssio, quǽsumus, Dómine, beátæ Maríæ semper Vírginis múnera nostra comméndet, nosque in eius nóminis veneratióne tuæ maiestáti reddat accéptos.
Übersetzung
Die Vermittlung, bitten wir, Herr, der seligen allzeit jungfräulichen Maria empfehle unsere Gaben, und mache uns in der Verehrung ihres Namens deiner Majestät willkommen.
Das Deutsche Messbuch hat hier nur die Commune-Gebete für Marienmessen. Es ist (auch angesichts der verschiedenen Tagesgebete) möglich, dass die Messe für Mariä Namen erst in einer späteren Auflage des Missale Romanum aufgenommen wurde.

Secreta (1962)
Tua, Domine, propitiatione, et beatae Mariae semper Virginis intercessione, ad perpetuam atque praesentem haec oblatio nobis proficiat prosperitatem et pacem.
Übersetzung
Durch deine Huld, Herr, und die Vermittlung der seligen allzeit jungfräulichen Maria bringe uns dieses Opfer zu ewigen und zeitlichem Wohlstand und Frieden voran.
Schlussgebet
Benedictiónis tuæ, Dómine, intercedénte Dei Genetríce María, grátiam consequámur, ut, cuius venerándum nomen celebrámus, eius in ómnibus necessitátibus auxílium percipiámus.
Übersetzung
Deines Segens Gnade mögen wir, Herr, während die Gottesgebärerin Maria vermittelt, erreichen, damit wir wessen ehrwürdigen Namen wir feiern, deren Hilfe in allen Nöten erfahren mögen.
Postcommunio (1962)
Sumptis, Domine, salutis nostrae subsidiis: da, quaesumus, beatae Mariae semper Virginis patrociniis nos ubique protegi; in cuius veneratione haec tuae obtulimus maiestati.
Übersetzung
Nachdem die Hilfsmittel* unseres Heils genossen sind, Herr, gib, bitten wir, dass wir durch die Fürbitten der seligen allzeit jungfräulichen Maria überall beschützt werden, zu deren Verehrung wir diese [Hilfsmittel] deiner Majestät geopfert haben.
* eigentlich militärischer Fachterminus: Reserve(truppen), Rückhalt, Beistand; übertragen: Hilfsmittel, Rückhalt, Stütze, Schutz. Im kirchlichen Kontext: die Hilfsmittel des Heils zur Unterscheidung von den Gnadenmitteln (Sakramenten), als da sind a) öffentlicher Gottesdienst zur Feier der Sakramente, b) Privat-Andacht (Bibelstudium, Gewissenserforschung, Gebet)

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