Sonntag, 15. September 2019

gütig uns zur liebevollsten Mutter vorgesehen

 
Das für den 15. September vorgesehene Fest der seligen Jungfrau Maria, sehr leidend [deutsch: Gedächtnis der Schmerzen Mariens] ist durch den Sonntag verdrängt. Es bietet aber reichlich Material, das hier in a) Basisinformation, b) Novus Ordo und Deutsches Messbuch, c) traditionelle Eigengebete und d) Bonusinformation gegliedert ist

a) Basisinformation Das Fest hat als Besonderheit eine Sequenz (Gesang vor dem Evangelium), worüber Wikipedia lehrt:
Sequenzen wurden im späten Mittelalter sehr beliebt. … Das Konzil von Trient (1545 bis 1563) ließ im römischen Ritus nur noch vier Sequenzen zu:
  • Victimae paschali laudes (Ostersequenz)
  • Veni Sancte Spiritus (Pfingstsequenz)
  • Lauda Sion Salvatorem (Fronleichnamssequenz, Gesang ad libitum)
  • Dies irae (Totensequenz im Requiem, Gesang ad libitum)
Das Stabat mater (am Gedächtnis der Schmerzen Mariens, ad libitum) kam 1727 als fünfte Sequenz hinzu.
Der Text der Sequenz mit Übersetzungen steht ebenfalls in der Wikipedia.

b) Novus Ordo und Deutsches Messbuch Was die Eigengebete der Messe nach dem Novus Ordo angeht, sind die Fassungen im Deutschen Messbuch soweit vom Original weg, dass ich auf Anmerkungen verzichte und den Text lediglich für den Grauenschauer angebe.

Tagesgebet
Deus, qui Fílio tuo in cruce exaltáto compatiéntem Matrem astáre voluísti, da Ecclésiæ tuæ, ut, Christi passiónis cum ipsa consors effécta, eiúsdem resurrectiónis párticeps esse mereátur.
Übersetzung
Gott, der du deinem am Kreuz erhöhten Sohn die mitleidende Mutter zur Seite stellen wolltest, gib deiner Kirche, dass sie, mit ihr* zusammen zur Schicksalsgenossin der Leiden Christi gemacht, seiner Auferstehung Teilhaberin zu sein verdiene.
* der Mutter Maria

Deutsches Messbuch
Allmächtiger Gott, du hast der Mutter Jesu die Kraft verliehen, unter dem Kreuz zu stehen und das Leiden ihres Sohnes zu teilen. Hilf uns, täglich unser Kreuz anzunehmen, damit wir auch an der Auferstehung unseres Herrn Jesus Christus teilhaben.
Gabengebet
Súscipe, miséricors Deus, ad tui nóminis laudem preces hostiásque in veneratióne beátæ Maríæ Vírginis exhíbitas, quam, stantem iuxta crucem Iesu, cleménter nobis Matrem piíssimam providísti.
Übersetzung
Nimm an, barmherziger Gott, die zum Lobe deines Namens in Verehrung der seligen Jungfrau Maria vorgelegten Gebete und Opfergaben, welche [Maria], neben dem Kreuze Jesus stehend, du gütig uns zur liebevollsten Mutter vorgesehen hast.
Deutsches Messbuch
Barmherziger Gott, dein Sohn hat uns am Kreuz die selige Jungfrau Maria zur Mutter gegeben. In Gemeinschaft mit ihr feiern wir das Opfer des Lobes. Schau gnädig auf uns und nimm unsere Gebete und Gaben an.
Schlussgebet
Sumptis, Dómine, sacraméntis redemptiónis ætérnæ, súpplices deprecámur, ut, compassiónem beátæ Maríæ Vírginis recoléntes, ea in nobis pro Ecclésia adimpleámus, quæ desunt Christi passiónum.
Übersetzung
Nachdem die Sakramente, Herr, der ewigen Erlösung empfangen wurden, flehen wir demütig, dass wir, des Mitleidens der seligen Jungfrau Maria gedenkend, dasjenige in uns für die Kirche erfüllen, was dem Leiden Christi fehlt.
Die Bitte ist von Kol 1, 24 inspiriert.

Deutsches Messbuch
Herr unser Gott, in dieser heiligen Feier haben wir die Gnade ewiger Erlösung empfangen. Gib, dass wir im Gedenken an die Schmerzen der seligen Jungfrau Maria bereit sind, die Bedrängnisse unseres Lebens zu ertragen und so zu ergänzen, was noch fehlt an den Leiden Christi für seinen Leib, der die Kirche ist.
c) Die traditionellen Gebete
In den Fest-Gebeten des alten Missale ist jeweils das göttliche Wort angesprochen. Das ist besonders, und ein Ziel der Liturgiereform war, in den Gebeten möglichst durchgängig den Vater zu adressieren.

Oratio (1962)
Deus, in cuius passione, secundum Simeonis prophetiam, dulcissimam animam gloriosae Virginis et Matris Mariae doloris gladius pertransivit: concede propitius; ut, qui dolores eius venerando recolimus, passionis tuae effectum felicem consequamur.
Übersetzung
Gott, in dessen Leiden, nach der Prophezeiung Simeons, die lieblichste Seele der ruhmreichen Jungfrau und Mutter Maria das Schwert der Schmerzen durchdrang: gewähre gütig, dass wir, die wir ihre Schmerzen in Verehrung betrachten*, die gesegnete Wirkung deines Leiden erlangen.
* also meditieren, sozusagen

Secreta (1962)
Offerimus tibi preces et hostias, Domine Iesu Christe, humiliter supplicantes: ut, qui Transfixionem dulcissimi spiritus beatae Mariae Matris tuae precibus recensemus; suo suorumque sub Cruce Sanctorum consortium multiplicato piissimo interventu, meritis mortis tuae, meritum cum beatis habeamus.
Übersetzung
Wir bringen dir Gebete und Opfergaben dar, Herr Jesus Christus, demütig flehend, dass wir, die wir die Durchbohrung des lieblichsten Geistes deiner seligen Mutter Maria in Gebeten erwägen*, den Lohn für die Verdienste deines Todes, durch ihre und ihrer Gefährten unter dem Kreuz liebevollste Vermittlung vervielfacht, mit den Seligen haben dürfen.
* auch wieder meditieren

Postcommunio (1962)
Sacrificia, quae sumpsimus, Domine O Iesu Christe, Transfixionem Matris tuae et Virginis devote celebrantes: nobis impetrent apud clementiam tuam omnis boni salutaris effectum.
Übersetzung
Die Opfer, die wir vollzogen haben, o Herr Jesus Christus, die Durchbohrung deiner Mutter und Jungfrau andächtig feiernd, mögen uns vor deiner Güte [dargebracht] die Wirkung des ganzen heilbringenden Gutes erlangen
d) Bonusinformation Die Schrifttexte im Novus Ordo sind sehr kurz. So kurz, dass eine der zur Auswahl angebotenen Evangelienperikopen (Joh 19, 25-27) im Vetus Ordo schon als Eingangsvers gelesen wird. (Der Alternativtext des NO, Lk 2, 33-35, ist im Tagesgebet des VO verarbeitet.)
Die Lesung ist im NO über die Schmerzen und den Gehorsam Jesu (Hebr 5, 7-9). Im VO war als Lesung ein Abschnitt aus dem 13. Kapitel des Buchs Judith vorgesehen, dass einige auffällig bekannte Gedanken enthält:

Nach der Einheitsübersetzung:
Gepriesen seist du, unser Gott, der du am heutigen Tag die Feinde deines Volkes zuschanden gemacht hast! Gesegnet bist du, Tochter, mehr als alle Frauen auf der Erde, von Gott, dem Höchsten, und gepriesen sei Gott der Herr, der Himmel und Erde gemacht hat. Denn die Hoffnung, die dich geleitet hat, soll nicht aus den Herzen der Menschen weichen. Gott gebe, dass dies zu deinem ewigen Ruhm werde und belohne dich mit Gutem, weil du dein Leben nicht geschont hast in der Erniedrigung unseres Volkes, sondern unserem Untergang entgegengetreten bist!
Der Text im Missale versteht sich ein bißchen anders:
Gesegnet hat dich der Herr in seiner Macht, weil er durch dich zu Nichts herabsetzt unsere Feinde. Gesegnet bist du, Tochter, vom Herrn dem höchsten Gott, vor allen Frauen auf der Erde. Gepriesen der Herr, der Himmel und Erde erschuf: denn heute hat er deinen Namen erhoben (magnificavit), dass nicht weicht dein Lob vom Mund der Menschen, die gedenken werden der Macht des Herrn in Ewigkeit, für welche du nicht geschont hast deine Seele wegen der Bedrängnis und Verfolgung deines Stammes, sondern zur Hilfe kamst dem Untergang vor dem Angesicht unseres Gottes.
Die Anklänge daran im Magnificat sind aber in beiden Varianten hinreichend deutlich.

Danach gab es ein schönes Graduale:
Dolorosa et lacrimabilis es, Virgo Maria, stans iuxta Crucem Domini Iesu, Filii tui, Redemptoris. V. Virgo Dei Genetrix, quem totus non capit orbis, hoc crucis fert supplicium, auctor vitae factus homo.
Alleluia, alleluia. V. Stabat sancta Maria, caeli Regina et mundi Domina, iuxta Crucem Domini nostri Iesu Christi dolorosa.
Übersetzung
Schmerzensreich und tränenvoll bist du, Jungfrau Maria, neben dem Kreuz des Herrn Jesu, deines Sohnes, des Erlösers, stehend. V. Jungfrau Gebärerin Gottes, den die ganze Welt nicht fassen kann, er trägt diese Todesqual des Kreuzes, der Urheber des Lebens, Mensch geworden.
Halleluja, halleluja. V. Stand die heilige Maria, des Himmels Königin und der Welt Herrin, neben dem Kreuz unseres Herrn Jesu Christi schmerzensreich.

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