Donnerstag, 5. September 2019

unserer Vergehen entkleidet

Mariä Geburt wird dieses Jahr vom Sonntag verdrängt; die Rubriken ignorierend hier die Gebete schon mal kurz vorab.

Tagesgebet
Fámulis tuis, quǽsumus, Dómine, cæléstis grátiæ munus impertíre, ut, quibus beátæ Vírginis partus éxstitit salútis exórdium, Nativitátis eius festívitas [votiva solemnitas] pacis tríbuat increméntum.
Die eingeklammerten Ausdrücke standen im alten Messbuch.

Übersetzung
Deinen Knechten, bitten wir, Herr, teile der himmlischen Gnade Gabe zu, damit denen der seligen Jungfrau Gebären der Beginn des Heils wurde, ihrer Geburt Festtag [gelobtes Hochfest] des Friedens Zuwachs verleihe.
Deutsches Messbuch
Barmherziger Gott, öffne deinen Gläubigen die Schätze der himmlischen Gnade. Die Geburt des Erlösers aus Maria war für uns der Anfang des Heiles; das Geburtsfest seiner allzeit jungfräulichen Mutter festige und mehre den Frieden auf Erden.
Vergleich
  • deinen Knechten ⇒ deinen Gläubigen
    Gibt es eine Rangerhöhung für die deutschsprachigen Knechte?
  • teile zu, bitten wir ⇒ öffne
  • Herr ⇒ barmherziger Gott
  • die Gabe ⇒ die Schätze
    munus meint Gabe wie Geschenk oder Spende, insbesondere Opfergabe, Eucharistie, daneben auch Aufgabe (Pflicht, Amt), aber jedenfalls nicht „Schätze“. Es klingt mit an, dass mit der Gabe der himmlischen Gnade auch ein Anspruch verbunden ist, an der Zunahme des Friedens (um den gebeten wird) mitzuwirken.
  • das Gebären der seligen Jungfrau ⇒ die Geburt des Erlösers aus Maria
    Natürlich gewinnt Maria ihre Bedeutung daraus, dass sie den Heiland geboren hat; allerdings wird hier ihr Fest gefeiert, weshalb im Original ihr Beitrag deutlicher hervorgeboben ist. (Das „Gebären Mariens“ ist was sie tut, die „Geburt des Erlösers“ ist etwas, das den Heiland betrifft – rein sprachlich natürlich.)
    Außerdem korrespondieren „ihre Geburt“ [die gefeiert wird] und „ihr Gebären“, das uns den Beginn des Heils bringt, im Original schöner.
  • ihr [Geburtstag] ⇒ [Geburtstag] seiner allzeit jungfräulichen Mutter
    Das passiert, wenn man statt vom Gebären von der Geburt des Kindes redet: plötzlich muss man viele Worte machen, um „ihr“ zu umschreiben.
  • verleihe Zuwachs ⇒ festige und mehre
  • Frieden ⇒ Frieden auf Erden
    Ich glaube fast, das Original meint vielmehr „meinen Frieden, nicht wie die Welt ihn gibt“ (Joh 14, 27), also etwas Umfassenderes und Geistlicheres, das aus der „himmlischen Gnade“ erwächst, als bloß „Frieden auf Erden“.

Gabengebet (2002)
Nativitátem beátæ Vírginis Maríæ cum gáudio recoléntes, tibi, Dómine, múnera nostra deférimus, et súpplices deprecámur, ut Fílii tui nobis succúrrat humánitas, qui ex eádem Vírgine carnem dignátus est suscípere.
Übersetzung
Die Geburt der seligen Jungfrau Maria mit Freude begehend, bringen wir dir, Herr, unsere Gaben, und flehen demütig, dass uns zur Hilfe eile das Menschsein deines Sohnes, der aus derselben Jungfrau Fleisch anzunehmen geruht hat.
Oratio (1962)
Unigeniti tui, Domine, nobis succurrat humanitas: ut, qui natus de Virgine, matris integritatem non minuit, sed sacravit; in Nativitatis eius solemniis, nostris nos piaculis exuens, oblationem nostram tibi faciat acceptam Iesus Christus Dominus noster.
Übersetzung
Deines Einziggezeugten Menschsein komme, Herr, uns zu Hilfe, damit der - geboren aus der Jungfrau - die Intaktheit der Mutter nicht gemindert, sondern geheiligt hat, am Hochfest ihrer Geburt, uns unserer Vergehen entkleidend, unsere Opfergabe dir angenehm mache, Jesus Christus unser Herr.
Deutsches Messbuch
Herr, unser Gott, dein eingeborener Sohn komme uns zu Hilfe in seiner großen Liebe zu uns. Seine Geburt hat die Jungfräulichkeit der Mutter nicht gemindert, sondern geheiligt. Durch seine Menschwerdung heilige auch uns. Nimm von uns alle Schuld und mache dir unsere Gabe wohlgefällig.
Anmerkungen
Das Deutsche Messbuch hat den Text des alten Gebetes; ich nehme an, dass es in der als Vorlage dienenden ersten Auflage des Römischen Messbuchs noch ähnlich vorkam [man kann nie mit Sicherheit wissen, ob die Löschung der roten (auf das Fest bezogenen) und der Zusatz der blauen (auf „Uns“ bezogenen) Phrasen bei der Reform oder während der „Übersetzung“ eintraten] und erst in einer der weiteren Auflagen (hier: die dritte von 2002) geändert wurde.

Vergleich
  • deines Einziggezeugten Menschsein ⇒ dein eingeborener Sohn
    Das DM ergänzt später einen Satz zur Menschwerdung – damit soll wohl die hier ausgelassene Menschennatur nachgeholt werden
  • Herr ⇒ Herr, unser Gott
  • der - geboren aus der Jungfrau ⇒ seine Geburt
    Original hat Christus geheiligt, im DM seine Geburt.
  • die Intaktheit der Mutter ⇒ die Jungfräulichkeit der Mutter
  • uns unserer Vergehen entkleidend ⇒ nimm von uns alle Schuld
    Im alten Gebet entkleidet uns Jesus unserer Vergehen (vgl. „Legt den alten Menschen des früheren Lebenswandels ab … Zieht den neuen Menschen an, der nach dem Bild Gottes geschaffen ist“, Eph 4, 22.24) und macht so die Opfergaben angenehm. Im DM wird der angesprochene Gott Vater darum gebeten.

Schlussgebet
Exsúltet Ecclésia tua, Dómine, quam sacris mystériis refecísti, de beátæ Maríæ Vírginis Nativitáte congáudens, quæ univérso mundo spes fuit et auróra salútis.
Übersetzung
Es jubelt deine Kirche, Herr, die du mit den heiligen Mysterien gespeist hast, und freut sich mit über der seligen Jungfrau Geburt, die der ganzen Welt Hoffnung gewesen ist und die Morgenröte des Heils.
Deutsches Messbuch
Allmächtiger Gott, du hast deine Gemeinde mit dem heiligen Sakrament gestärkt. Erfülle uns mit Freude am Geburtsfest der seligen Jungfrau Maria, denn sie ist die Morgenröte des Heiles und das Zeichen der Hoffnung für die ganze Welt.
Anmerkungen
Der Eingangsjubel des Originalgebets entfällt im DM, wie denn auch um die Freude über die Geburt (im DM: am Geburtsfest) erst gebeten werden muss. Im Original ist doppeldeutig, ob Maria oder ihre Geburt Hoffnung und Morgenröte gewesen ist – wegen des Perfekts „gewesen ist“ würde ich aber die Geburt vermuten, weil Maria (wie das DM das Original korrigierend merkt) ja in der Gegenwart „ist“. Und sie ist kein „Symbol“ der Hoffnung, sondern direkte Hoffnung.

Die alte Postcommunio wurde ersetzt, sie lautete:
Sumpsimus, Domine, celebritatis annuae votiva sacramenta: praesta, quaesumus; ut et temporalis vitae nobis remedia praebeant et aeternae.
Übersetzung
Wir empfingen, Herr, die geweihten Sakramente der jährlichen Festlichkeit: gewähre, bitten wir, dass sie uns Heilmittel sowohl des zeitlichen als auch des ewigen Lebens werden.

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