Freitag, 27. September 2019

Innozenz III.: Mysterien der Eucharistie erklärt (6)

Nachdem die Beschreibung der Vorbereitungen abgeschlossen ist, kommt Papst Innozenz in Zweiten Buch zum Beginn der Messfeier:

Einzug
„Mit diesen Kleidern geschmückt schreitet der Bischof dem Altare zu, an jeder Seite von jemandem - an der einen von dem Priester, auf der andern von dem Leviten [Diakon] - geleitet, unter Vortritt des Subdiakons, welcher das verschlossene Evangelienbuch trägt, bis der Bischof an dem Altar angelangt ist und es, aufgeschlagen, küßt. Der Bischof nämlich stellt in seiner Person jenen Priester vor, von welchem der Apostel sagt: ‚Christus, der Priester der zukünftigen Güter, ist eingegangen in die größere und vollkommenere, nicht mit Menschenhänden gemachte Hütte’* usw.“
* Hebr 9, 11

„Der Priester und der Levite bedeuten das Gesetz und die Prophezeihung, demzufolge, was in dem Gleichnis von dem Verwundeten der Herr selbst vorgetragen hat*, dass nämlich ein Priester des gleichen Weges hinabgegangen, und als er jenen gesehen, vorübergeschritten sei, hierauf ein Levit desgleichen. Gesetz und Prophezeihung vorbildend, erschienen Moses und Elias auf dem Berge** und sprachen mit Christo. Der Priester und der Levite geleiten den Bischof, weil Gesetz und Propheten Christum ankündigten und verhießen. Denn Moses sagt in dem Gesetz: ‚Einen Propheten wird euch Gott erwecken aus euern Brüdern, den sollt ihr hören, gleich wie mich.’*** Und Jesaja: ‚Siehe ein großer Prophet wird kommen, und er wird Jerusalem erneuern.’****“
* Lk 10, 20-32
** Mt 17, 3
*** Deu 18, 15
**** „Ecce veniet propheta magnus, et ipse renovabit Ierusalem“ ist eine Antiphon für den Advent; einige Bücher verweisen dabei auf Jesaja Kapitel 66. Der Satz ist aber mehr eine Zusammenfassung oder Interpretation des Gesagten; wörtlich kommt er nicht vor.

„Der vorangehende [Sub]Diakon bedeutet den Täufer Johannes, welcher Christo voranging im Geist und in der Kraft Eliae, um dem Herrn zu bereiten ein vollkommenes Volk. Er trägt dem Bischof das Evangelienbuch vor, weil Johannes vor Christo das Evangelium zu verkündigen begann, und sagte: ‚Tut Buße, das Himmelreich nahet heran.’* Dass er aber das Buch verschlossen hält, bis der Pontifikant an den Altar gelangt, und dann erst es öffnet, deutet auf das, was in der Apokalypse geschrieben steht: ‚dass niemand würdig erfunden worden ist, das Buch zu öffnen, welches von innen und außen beschrieben und mit sieben Siegeln versehen war, als allein der Löwe vom Stamme Juda, aus der Wurzeln David, der das Buch öffnete und die sieben Siegel löste’** Durch den Altar wird die Kirche bezeichnet, wie in dem Buch vom Ausgang [Exodus] der Herr sagt: ‚Wenn du Mir einen Altar errichten willst, so sollst du ihn nicht von gehauenen Steinen machen.’*** Wenn Er das Behauen der Steine für den Altar verbietet, so verwirft Er damit die Zerteilung [Schisma] der Gläubigen, dass die Kirche nicht durch Irrtümer und Spaltungen getrennt werde.“
* Mt 3, 2; und dann Jesus in Mt 4, 17
** Offb 5, 1.4-5
*** Ex 20, 25

„Sowie der Bischof am Altar anlangt, wird das Buch geöffnet; weil Christus, sowie er die ursprüngliche Kirche der Apostel durch Lehre und Verkündigung sammelte, ihnen alsbald die Geheimnisse der heiligen Schrift verkündete. ‚Euch’, sagte er, ‚ist es gegeben, die Geheimnisse des Himmelreiches zu kennen, den andern aber in Gleichnissen.’* Daher öffnete er ihnen nach der Auferstehung den Sinn, damit sie die Schrift verstünden.** Zweckmäßiger daher öffnet der Bischof selbst das Evangelienbuch, wiewohl Christus die Geheimnisse der heiligen Schrift auch durch seine Diener kund machte. Dass der Bischof das Evangelienbuch küßt, weist darauf hin, dass Christus den Frieden im Evangelio verkündigte: ‚Meinen Frieden’, sagte Er, ‚gebe Ich euch, den Frieden hinterlasse Ich euch, nicht wie ihn die Welt gibt, gebe Ich ihn euch.’***“
* Mt 13, 11
** Lk 24, 27
*** Joh 14, 27

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