Mittwoch, 20. November 2019

Innozenz III.: Mysterien der Eucharistie erklärt (13)

Fortsetzung von hier

Evangelium (1 /2)

„Ist dieses alles gehörigermaßen vorangegangen, so tritt der Priester an die linke Seite des Altars und verkündigt das Evangelium, um anzudeuten, dass ‚Christus in die Welt gekommen ist, nicht um die Gerechten zu rufen, sondern die Sünder zur Buße’,* wie Er in dem Evangelio selbst sagt: ‚weil die Gesunden des Arztes nicht bedürfen, sondern diejenigen, welche sich krank fühlen.’** Denn durch die rechte Seite werden die Gerechten, durch die linke die Sünder bezeichnet. Deswegen wird der Herr am Gericht die Schafe zur Rechten stellen, die Böcke aber zur Linken.***
Einige zwar sagen hierüber, deswegen stelle sich der Priester am Anfang der Messe an die rechte Seite und wende sich bei der Verkündigung des Evangeliums nach der Linken und kehre bei dessen Ende wieder zur Rechten zurück, weil der Dienst des Glaubens im Anfang bei dem Volk der Juden gewesen, hierauf an die Heiden übergegangen sei, und am Ende wieder zu jenen kehren werde, bei der Predigt Henochs und Elias, welche die Herzen der Väter zu den Söhnen bekehren werden****, und weil in jenen Tage Juda zum Heil gelangen und die Überreste von Israel gerettet werden sollen. Weil aber der das Evangelium verkündende Priester Christi Person selbst vorstellt, und Christus das Evangelium den Heiden nicht, sondern nur den Juden predigte (da Er in demselben Selbst sagt: ‚Ich bin nur gesendet zu den verlorenen Schafen in Israel’*5), so mag der einsichtige Leser entscheiden, ob Jenes die richtige Meinung sei.“
* Lk 5, 32
** Mk 2, 17
*** Mt 25, 33
**** Mal 3, 24
*5 Mt 15, 24

„Wenn ein Bischof die Messe feiert, so geht alles feierlicher vor sich. Der Diakon, nachdem er die Rechte des Bischofs geküßt hat und indem er das Evangelium von dem Altar nimmt, verlangt von dem Bischof den Segen; hat er diesen empfangen, so geht er unter Vorantreten der Kerzenträger, welche die brennenden Lichter und das Weihrauchfass tragen, an das Lesepult.“

Segen
„Indem also der Diakon das Evangelienbuch aufhebt, verlangt er von dem Bischof den Segen, weil niemand predigen soll, er sei denn gesendet, gemäß dem Wort des Postels: ‚Wie sollen sie aber predigen, wenn sie nicht gesendet sind?’* und weil der Herr zu den Aposteln sagt: ‚Die Ernte ist groß, der Arbeiter sind wenige; bittet den Herrn der Ernte, dass Er Arbeiter in dieselbe sende.’** Auch Jesajas, als er die Stimme des Herrn vernommen, welcher sprach: ‚Wen soll ich schicken, und wer von euch wird gehen?’ antwortete: Wohlan, schicke mich! worauf der Herr sagte: Gehe und sage diesem Volk: höret aufmerksam.’*** Daher erteil der Bischof vor aller Augen dem Diakon, welcher das Evangelium zu lesen hat, den Segen, welchen er dem Subdiakon, welcher die Epistel zu lesen hatte, nicht gab; weil Christus sowohl das Gesetz als die Propheten, welche durch die Epistel bezeichnet werden, sandte, und lehrte, ohne Selbst offen hervorzutreten: ‚Gehet’, heißt es, ‚predigt und sagt, das Himmelreich wird herannahen.’**** Nachdem Er aber auf Erden erschien und mit den Menschen Umgang pflegte, sandte Er die Apostel und Evangelisten sichtbar. ‚Sie aber gingen aus und wanderten durch die Städte, das Evangelium verkündend und überall heilend.’*5
* Röm 10, 15
** Mt 9, 37f.; Lk 10, 2
*** Jes 6, 8f.
**** Mt 10, 7
*5 Lk 9, 6

Evangeliumsprozession
„Der Diakon lässt die Lichterträger mit den Kerzen und dem Weihrauch vorangehen, weil ein Prediger den Geruch einer guten Meinung vor sich soll hergehen lassen; gemäß jenem apostolischen Wort: ‚Wir sind ein guter Geruch Gottes aller Orts.’* Denn wird das Leben eines Mannes verachtet, so folgt notwendig, dass auch seine Predigt gering geschätzt und zu ihm gesagt wird: ‚Arzt hilf dir selber; wirf erst den Balken aus deinem eigenen Auge dann ziehe den Splitter aus des Bruders Auge.’** Er soll auch Verlangen und Freude in den Herzen der Zuhörer entzünden, damit sie freudig hören, dankbar gehorchen. Denn wer sollte nach einer frohen Botschaft nicht Verlangen haben, über eine solche sich nicht freuen? Das Wort Evangelium bedeutet aber Frohe Botschaft. Vielleicht wird auch dadurch, dass der Bischof dem Diakon, welcher das Evangelium zu lesen hat, zwei Akoluthen mit Kerzen und Weihrauch vorangehen lässt, angedeutet, dass Christus vor Seinem Angesicht in jede Stadt und in jeden Ort, an den Er selbst kommen wollte, Zwei voraussendete***, welche die Leuchte der Wunder und den Wohlgeruch Seiner Tugenden voraus verbreiten sollten. Daher sagten sie bei ihrer Rückkehr: ‚Herr, in Deinem Namen waren uns auch die Dämonen untertan.’**** Denn unter dem Angesicht Christi werden hier ganz richtig die Apostel verstanden, welche die Gestalt seiner Lehre den Völkern zeigten. Daher Er selbst zu ihnen sagte: ‚Wer euch aufnimmt, der nimmt Mich auf.’*5 Oder auch deswegen können Lichter und Rauchfass dem Evangelienbuch vorangehen, weil der Lehre Christi Kraft und Ruf vorangingen; wie dies der Evangelist bezeugt: ‚Jesus ging in Kraft des Geistes nach Galiläa, und der Ruf von Ihm ging aus in jene ganze Gegend, und Er Selbst lehre in ihren Schulen.’*6“
* 2 Kor 2, 15
** Lk 4, 23; 6, 24
*** Lk 10, 1
**** Lk 10, 17
*5 Mt 10, 40
*6 Lk 4, 14f.

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