Fortsetzung von hier
Evangelium (2/2)
„Der Diakon besteigt das Lesepult, um das Evangelium zu verkündigen, gemäß des Prophetenwortes: ‚Steige auf den hohen Berg, der du Sion das Evangelium verkündigst, erhebe mit Macht deine Stimme.’* Im Evangelio selbst sagt der Herr: ‚Was Ich euch im Dunkeln sage, das verkündigt im Licht, und was ihr in den Ohren vernommen habt, das predigt auf den Dächern.’** Der Herr selbst stieg auf einen Berg, um das Evangelium zu verkünden. Er tat seinen Mund auf und lehrte die Jünger und sagte: ‚Selig sind die Armen im Geist, denn ihrer ist das Himmelreich’*** usw.
Der Diakon wendet aber sein Angesicht nach Norden, um zu zeigen, die Predigt Christi sei vornehmlich gegen denjenigen gerichtet, welcher sagt: ‚Ich will meinen Stuhl gegen Norden stellen, und dem Allerhöchsten werde ich gleich sein.’**** Denn dem Propheten zufolge ‚ergießt sich alles Übel über die Erdenbewohner vom Norden her.’*5 Das Evangelium wird also in der Richtung gegen Norden gelesen, damit ‚der Nord sich aufmache und der Ost aufstehe, dass der Teufel von dannen weiche und der heilige Geist herbeikomme.’*6 Deswegen wappnet sich der Diakon mit dem Kreuzeszeichen, damit der Teufel, welcher guten Werken auflauert, ihm nicht die Andacht aus dem Herzen, nicht die Rede vom Munde hinwegrücke.
Der Priester oder Diakon also, wenn er im Begriff ist, das Evangelium zu lesen, soll sich bezeichnen an der Stirne, über den Mund, auf der Brust, gleich als sagte er: ‚Ich schäme mich nicht des Kreuzes Christi, sondern, was ich mit dem Munde verkünde, das glaube ich im Herzen.’ ‚Wir verkünden’, sagt der Apostel, ‚Jesum, und zwar den Gekreuzugten, den Juden ein Ärgernis, den Heiden eine Torheit.’*7 ‚Wir aber sollen uns rühmen des Kreuzes Christi, in welchem das Heil ist.’*8 Der Herr sagt im Evangelio: ‚Wer Meiner und Meiner Reden sich schämt, dessen wird der Menschensohn auch Sich schämen, wenn Er kommen wird in Seiner Majestät und derjenigen des Vaters und der heiligen Engel.’*9 Der Diakon soll das Buch ebenfalls mit dem Kreuz bezeichnen und dasselbe küssen. Erst aber wenn der Diakon oder Priester das Evangelium gelesen hat, früher nicht, hat er das Buch zu küssen, als wollte er sagen: das ist das Buch des Gekreuzigten, durch Den wir die Versöhnung erhalten haben*10.“
* Jes 40, 9
** Mt 10, 27
*** Mt 5, 1-3
**** Jes 14, 13f.
*5 Jer 1, 14
*6 ???
*7 1 Kor 1, 23
*8 Gal 6, 14 (mit Ergänzungen, die bei der Kreuzverehrung am Fest Kreuzerhebung gebetet wurden)
*9 Lk 9, 26
*10 vgl. Röm 5, 11
„Auf dem Lesepult stehend grüßt der Diakon das Volk und sagt: der Herr sei mit euch; hiemit beobachtend des Herrn Befehl: ‚Wenn ihr in irgendein Haus eintretet, sollt ihr anheben: Friede sei mit diesem Haus.’* Stehend, was bei dem Lesen der Epistel nicht beobachtet wurde, ehrerbietig und aufmerksam erwidert das Volk: Und mit deinem Geist. Und alsbald, um es geneigt und gelehrsam zu machen, fügt der Diakon bei: Folgendes** aus dem heiligen Evangelium usw. Auch darauf soll es ehrerbietig antworten: Ehre Dir, o Herr! Es soll den Herrn lobpreisen, dass Er ihm das Wort des Heils gesendet hat, wie es in der Apostelgeschichte heißt: ‚Darum hat Gott auch den Heiden Buße gegeben zum Leben.’***“
* Lk 10, 5
** (Ich hätte da „Fortsetzung“ übersetzt, weil gelegentlich auch „Anfang des heiligen Evangeliums nach X“ gesagt wird.)
*** Apg 11, 18
„Ist das Lesen des Evangeliums beendigt, so werden Buch und Rauchfass dem Bischof zurückgebracht, weil alles Gute demjenigen wieder darzubringen ist, von dem es ausgegangen ist; weil Christus das vollendende, aber nicht endende Ende, das Alpha und Omega, der Erste und der Letzte, der Anfang und der Schluss ist.* Der Bischof verneigt sich vor dem Weihrauch und küßt das Buch; weil Christus, was Er eingab und lehrte, auch gutheißt und annimmt. Denn Gott nimmt nichts an, als was Er wirkt, und vergilt nichts, als was Er schenkt. Wie alles, was Er macht, gut ist, so ist nur gut, was E r macht. ‚Denn Gott sah alles, was Er gemacht hatte, und es war sehr gut.’**“
* Offb 22, 13
** Gen 1, 31
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