Im Evangelium vom Grummeligen Bruder erzählt Jesus den Pharisäern und Schriftgelehrten, die sich über seinen Umgang mit Zöllnern und Sündern empören, die Geschichte vom folgsamen Sohn, der seinem Vater in allem dient, den Nutzen davon aber nicht recht sieht, so dass, als sein nutzloser Bruder, der das frühzeitig eingeforderte Erbteil durch zügelloses Leben durchgebracht hat und nun mittellos zurückgekrochen kommt, vom Vater mit Ehren und Freudenfest zurückwillkommen geheißen wird, es aus ihm herausplatzt: „Mir aber hast du nie auch nur einen Ziegenbock geschenkt“.
Welche, könnte ich als identifikatiosnfreudiger Hörer des Gleichnisses, der unter der Last der Gebote ächzt (Wie in: „mein Joch ist sanft und meine Last ist leicht“?) und schon lange das Freudenfest der Vergebung in der Beichte nicht erfahren hat, weil ich (vielleicht) so fromm vor mich hinlebe, fragen, auch nur kleine Freude schenkt der himmlische Vater mir dafür?
Und da antwortet das Tagesgebet:
Latein: Deus, qui nos gloriósis remédiis in terris adhuc pósitos iam cæléstium rerum facis esse consórtes, tu, quæsumus, in ista qua vívimus nos vita gubérna ut ad illam, in qua ipse es, lucem perdúcas.Antwort also: Teilhabe am Himmel auf Erden.
Übersetzt: Gott, der du durch herrliche Heilmittel uns, bisher noch auf Erden gestellt, schon zu Teilhabern der himmlischen Dinge gemacht hast, lenke uns, bitten wir, in diesem Leben, das wir leben, damit du uns zu jenem Licht, in dem du selbst bist, leitest.
Messbuch: Gütiger Gott, durch das Wirken deiner Gnade schenkst du uns schon auf Erden den Anfang des ewigen Lebens. Vollende, was du in uns begonnen hast, und führe uns hin zu jenem Licht, in dem du selber wohnst.
Warum merke ich sowenig davon, dass es mir nichtmal als Äquivalent eines Ziegenböckchens gilt? Da hilft der Tagesspruch zum 23.3. weiter:
Meine Seele jəschuvēv. Er leitet mich auf Pfaden der Gerechtigkeit um seines Namens willen. (Ps 23,3)
wobei jəschuvēv heißen kann: wendet er um (wie in umkehren machen, Buße tun lassen), bringt zurück (wie das verlorene Schaf) oder stellt wieder her, weshalb die Vulgata mit „reficit“ übersetzt, das „neu machen“ heißt, von der gleichen Wurzel wie das Refektorium (der klösterliche Speisesaal), was einerseits auch aus dem Zusammenhang [der Vorgängervers spricht von grünen Auen und stillen Wassern, zu denen der Herr als guter Hirt mich leitet] naheliegt und die Wiedergabe im Deutschen mit „erquickt mich“, „gibt mir neue Kraft“, „stärkt und erfrischt“ erklärt. [Die Einheitsübersetzung hatte früher „er stillt mein Verlangen“ (freie Phantasieleistung?), seit 2016 dann „Meine Lebenskraft bringt er zurück.“ (winziges Stückchen näher).] Andererseits klingt das Neumachen der Eucharistie, das lässliche Sünden wegnimmt und im Guten bestärkt, durch. Denn: „Was die leibliche Speise in unserem leiblichen Leben, bewirkt die Kommunion auf wunderbare Weise in unserem geistlichen Leben. Die Kommunion … bewahrt, vermehrt und erneuert das in der Taufe erhaltene Gnadenleben. … Die Kommunion trennt uns von der Sünde.… Darum kann uns die Eucharistie nicht mit Christus vereinen, ohne uns zugleich von den begangenen Sünden zu reinigen und vor neuen Sünden zu bewahren. … Wie die leibliche Nahrung dazu dient, die verbrauchten Kräfte wiederherzustellen, so stärkt die Eucharistie die Liebe, die im täglichen Leben zu erlahmen droht. Diese neubelebte Liebe tilgt die läßlichen Sünden.“ (KKK 1392-1394) So gesehen finde ich die Übertragung in der Zürcher Bibel („gibt mir neues Leben“) ganz schick.
Hier wird der Kreis zum Tagesgebet geschlossen: „Durch die Eucharistiefeier vereinen wir uns schon jetzt mit der Liturgie des Himmels und nehmen das ewige Leben vorweg, in dem Gott alles in allen sein wird“ (KKK 1326)
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