Dienstag, 19. März 2019

Geheimnisse müssen erfüllt werden

  • Dem Evangelisten Matthäus ist wichtig zu zeigen, dass im Leben und Wirken Jesu die Schriften (also die messianischen Verheißungen) erfüllt wurden.
  • Jesus überzeugt Johannes ihn zu taufen, indem er auf die Gerechtigkeit, die ganz erfüllt werden müsse, hinweist.
  • Ein alter Autor (Optatus Milevitanus, † vor 400) erläutert, dass der Salbung Jesu durch den Heiligen Geist die Taufe vorangegangen sei, nicht weil Jesu der Reinigung durch Wasser bedurft hätte, sondern damit die Geheimnisse der Taufe „begonnen, geordnet und erfüllt/vollendet“ werden.
  • Das II. Vatikanische Konzil ordnete das liturgische Jahr neu, „damit die Frömmigkeit der Gläubigen durch die Feier der christlichen Erlösungsgeheimnisse, ganz besonders des Pascha-Mysteriums, genährt werde“ und „die Herzen der Gläubigen vor allem auf die Herrenfeste hingelenkt werden, in denen die Heilsgeheimnisse das Jahr hindurch begangen werden.“ (Sacrosanctum concilium 107f.).
Genug Anhaltspunkte anzunehmen, dass die Heilsgeheimnisse (salutis mysteria) erfüllt werden müssen (implenda) und die Kirche sie zu diesem Zweck hüten soll (servet).
Was liegt da näher, als den Heiligen Josef, dem (quasi analog) der Ursprung der Heilsgeheimnisse (nämlich das Jesuskind) zur Obhut anvertraut wurde, um seine Fürsprache anzurufen? Das tut die Kirche an seinem Festtag auch, wobei sie in klammerfreudigem Latein (das zwischen zwei zusammengehörende Wörter gern alles andere, was an dieser Stelle noch gesagt werden könnte, einschiebt) ausruft:
Præsta, quǽsumus, omnípotens Deus, ut humánæ salútis mystéria, cuius primórdia beáti Ioseph fidéli custódiæ commisísti, Ecclésia tua, ipso intercedénte, iúgiter servet implénda.
Was soviel heißt wie:
Gewähre, bitten wir, allmächtiger Gott, dass deine Kirche die Geheimnisse des menschlichen Heils, dessen Ursprung du der treuen Obhut des seligen Josefs anvertraut hast, auf seine Fürsprache hin beständig bewahren möge, weil sie erfüllt werden müssen.
Was im Messbuch wird zu:
Allmächtiger Gott, du hast Jesus, unseren Heiland, und seine Mutter Maria der treuen Sorge des heiligen Josef anvertraut. Höre auf seine Fürsprache und hilf deiner Kirche, die Geheimnisse der Erlösung treu zu verwalten, bis das Werk des Heiles vollendet ist.

Würden wir stattdessen heute den Dienstag der zweiten Fastenwoche begehen, würde die Kirche beten:
Custódi, Dómine, quæsumus, Ecclésiam tuam propitiatióne perpétua, et quia sine te lábitur humána mortálitas, tuis semper auxíliis et abstrahátur a nóxiis, et ad salutária dirigátur.
Was bedeutet:
Behüte, Herr, bitten wir, deine Kirche durch andauernde Gunst, und weil sie ohne dich in menschlicher Sterblichkeit versinkt, halte sie durch deine Hilfen stets von Schädlichem fern und lenke sie zu Heilbringendem.
Im Messbuch wird daraus:
Herr, unser Gott, behüte deine Kirche und verlass sie nicht. Wir sind dem Tod verfallen und gehen ohne dich zugrunde. Hilf uns, alles zu meiden, was uns schadet, und zu suchen, was uns zum Heil dient.
In beiden Fällen scheint mir die Gedankenrichtung in etwa erfasst, allerdings beim Bemühen um pastorales Deutsch etwas in den Hintergrund getreten zu sein.

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