Donnerstag, 7. März 2019

Tau mîner Tid (Confiteor)

„Zu meiner Zeit“, sprach der Onkel und bezog sich damit auf die längst vergangenen Jahre, in denen sein nun weitgehend kahler Schädel von blonden Locken bedeckt und er Messdiener gewesen war, „war das Schwerste das Confiteor, weil es so lang war und man es alleine sagen musste.“
Denn damals (also irgendwann zwischen 1570 und 1969) wurde das Schuldbekenntnis zwei Mal gebetet: zunächst vom Priester, der es „Tag für Tag nötig hat, wie die Hohepriester zuerst für die eigenen Sünden Opfer darzubringen und dann für die des Volkes“ (Hebr 7,27), worauf der Messdiener antwortete:
Misereátur tui omnípotens Deus, et, dimíssis peccátis tuis, perdúcat te ad vitam ætérnam.
also
Es erbarme sich deiner der allmächtige Gott und führe dich, nachdem deine Sünden weggenommen sind, zum ewigen Leben.
danach [wurde das Confiteor gebetet] vom Messdiener (stellvertretend für die Gemeinde), worauf der Priester für die Gemeinde um Erbarmen bat.

Heutzutage wird das in einem Aufwasch erledigt, indem alle gemeinsam beten, möglicherweise um den Auftrag des zweiten Vatikanischen Konzils, die Messe solle „frei von unnötigen Wiederholungen sein“ (Sacrosanctum Concilium 34), umzusetzen.
Außerdem soll sie „knapp“ (an gleicher Stelle) sein, weshalb(?) die im Folgenden grauen Stellen des Confiteors gestrichen wurden:
Confíteor Deo omnipoténti, beátæ Maríæ semper Vírgini, beáto Michaéli Archángelo, beáto Joánni Baptístæ, sanctis Apóstolis Petro et Paulo, ómnibus Sanctis, et vobis, fratres: quia peccávi nimis cogitatióne, verbo et opere: mea culpa, mea culpa, mea máxima culpa. Ideo precor beátam Maríam semper Vírginem, beátum Michaélem Archángelum, beátum Joánnem Baptístam, sanctos Apóstolos Petrum et Paulum, omnes Sanctos, et vos, fratres, orare pro me ad Dóminum, Deum nostrum.
Warum genau die Fürsprache der Heiligen neuerdings für unnötig erachtet wird, ist mir nicht ersichtlich. Möglicherweise hängt es damit zusammen, dass das Confiteor früher vor den Stufen des Altars und tief verneigt gebetet wurde, heute aufrecht an den Sedilien – man spricht mit Gott quasi auf Augenhöhe und bedarf der Zwischenschaltung von Vermittlern nicht.

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