Dienstag, 27. August 2019

Tröster der Trauernden und Heil der auf dich Hoffenden

Im Novus Ordo wird der Hl. Monika am 27. August, dem Tag vor dem Fest ihres Sohnes (Hl. Augustinus), mit dem Messformular für „heilige Frauen“ und einem eigenen Tagesgebet, das aus dem alten Proprium übernommen wurde, gedacht.

Früher wurde die heilige Wittwe Monika am 4. Mai geehrt, wobei die übrigen Gebete (Secreta und Postcommunio) aus dem Formular für „eine Heilige, die weder Wittwe noch Martyrerin war“ entnommen waren [welches aber die gleichen wie für „eine einzelne Jungfrau“ sind].

[Für einen Vergleich zwischen neuen und alten Commune-Texten/Messformularen siehe hier]

Für die Beschreibung der „Übersetzung“ im Deutschen Messbuch sollen folgende Abkürzungen verwendet werden:
DM#1: Anrede geändert
DM#2: Attribut gestrichen
DM#4: Einsatz prosaischer Standardfloskel
DM#5: weitschweifige Vielwörterei

Tagesgebet
Deus, mæréntium consolátor [et in te sperantium salus], qui beátæ Mónicæ pias lácrimas in conversióne fílii sui Augustíni misericórditer suscepísti, da nobis, utriúsque intervéntu, peccáta nostra deploráre, et grátiæ tuæ indulgéntiam inveníre.
Übersetzung
Gott, Tröster der Trauernden [und Heil der auf dich Hoffenden], der du die zärtlichen Tränen der seligen Monika zur Bekehrung ihres Sohnes Augustinus barmherzig angenommen hast: gib uns, auf beider Fürsprache, unsere Sünden zu beweinen und die Nachsicht deiner Gnade zu finden.
[Der geklammerte Teil kam nur im alten Tagesgebet vor und wurde im Reformmissale gestrichen.]

Deutsches Messbuch
Allmächtiger Gott, du hast auf die Tränen der heiligen Monika geschaut; du hast ihr Flehen erhört und ihrem Sohn Augustinus die Gnade der Bekehrung geschenkt. Gib uns auf die Fürsprache dieser heiligen Mutter und ihres Sohnes die Gnade, dass wir unsere Sünden bereuen und bei dir Verzeihung finden.
Vergleich
  • DM#1: Gott, Tröster der Trauernden [und Heil der auf dich Hoffenden] - allmächtiger Gott
    Thema verfehlt, würde ich sagen. Das Gebet fließt über von Trauer, Tränen, beweinen – und das DM weicht auf „allmächtiger“ aus, was immer zutrifft, hier aber den wichtigen Hinweis nimmt, dass Trauernde getröstet werden (Mt 5, 4).
  • DM#2: die zärtlich Tränen - die Tränen
    Dass die Tränen zärtlich (oder fromm, jedenfalls aus Liebe vergossen) waren, entgeht dem DM. Es drängt sich der Eindruck auf, der DMer habe keine Kinder und wisse daher nicht, wovon das Gebet handelt.
  • DM#5: [die Tränen] barmherzig angenommen – [auf die Tränen] geschaut; du hast ihr Flehen erhört
    Mit dem „Schauen“ Gottes, das seit Alters oft beim Opfern und in den Psalmen angerufen wurde, hier im Original nicht, vom DM aber - wie allzuoft - willkürlich angesprochen wird, übertreibt man es ein bisschen – man wollte wohl das „barmherzig“ irgendwie wiedergeben.
    Das DM meint, die liebevollen Tränen über die Irrwege des Sohnes erläutern zu müssen, dass damit nämlich ein Flehen verbunden ist, das Gott annehmen oder erhören kann. – Das kommt davon, wenn man in der Anrede den „Tröster der Trauernden“ streicht.
  • DM#5: [Tränen] zur Bekehrung ihres Sohnes Augustinus - ihrem Sohn Augustinus die Gnade der Bekehrung geschenkt
    Hier zaubert das DM eine Gnade aus dem Hut, weil es die Funktion der Tränen nicht versteht.
  • DM#5: gib uns - gib uns die Gnade
    Und wo der Gedanke einmal gefasst ist, kommt er hier gleich noch mal.
  • DM#5: auf beider Fürsprache - auf die Fürsprache dieser heiligen Mutter und ihres Sohnes
    Niemand, der den Halbsatz vorher von Mutter und Sohn reden hört, kann verstehen, welche „beiden“ hier gemeint sein sollen. Zum Glück kann das DM aushelfen.
  • DM#4: unsere Sünden zu beweinen - dass wir unsere Sünden bereuen
    Natürlich ist die Standard-Redewendung „die Sünden bereuen“, aber anders als im DM wird im Original das Thema des Gebets vertieft, im Anklang an Petri Tränen der Reue, als er den Herrn verleugnet hatte (Mt 26, 75), an die Sünderin, die Jesu Füße mit ihren Tränen wusch und mit kostbarem Öl salbte (Lk 7,38), wie es auch das karfreitägliche „O Mensch, bewein dein Sünde groß“ aufgreift.
    Wie die Trauer über die Sünde eine Folge der Gottesfurcht ist, siehe die alte Predigt über die Gaben des Heiligen Geistes
  • die Nachsicht deiner Gnade - bei dir Verzeihung
    So viel Gnade, wie das DM vorher dazugedichtet hat, bleibt keine mehr übrig, sie an der Stelle, wo sie im Original vorkommt, auch noch zu nennen.
Fazit
Das Original kennt Gott als Tröster der Trauernden, und bittet, so wie Gott Monika (die für die Bekehrung ihres Sohnes unter Tränen betete) getröstet (also erhört) wurde, auch wir über unsere Sünden trauern und getröstet werden (Nachsicht finden) können. Sehr klarer Gedanke, erkennbare Paralle zwischen der gefeierten Heiligen und uns Sündern.
Das DM spricht eine ganze Reihe scheinbar unverbundener Gegenstände an, weil es den roten Faden des „Trauer, Tränen, Weinen“ verliert.
Die Anrede Gottes als „Tröster der Trauernden und Heil der auf dich Hoffenden“ wird in zwei Schritten (der erste Teil bei der Reform des Messbuchs und der zweite bei der „Übersetzung“ ins Deutsche) gestrichen.

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