Sonntag, 16. Februar 2020

Mit himmlischen Genüssen geweidet

Am 16. Februar ist der 6. Sonntag im Jahreskreis. Die heilige Mutter Kirche betet:

Tagesgebet
Deus, qui te in rectis et sincéris manére pectóribus ásseris, da nobis tua grátia tales exsístere, in quibus habitáre dignéris.
Dieses Gebet wurde anscheinend im Ambrosianischen Ritus am ersten Sonntag nach Pfingsten als „Oratio super sindonem“ (Gebet über das Leinentuch) verwendet.

Übersetzung
Gott, der du versicherst, in tugendhaften und aufrichtigen Herzen zu bleiben: gib uns, durch deine Gnade als solche zu leben, in denen zu wohnen du für würdig hälst.
Deutsches Messbuch
Gott, du liebst deine Geschöpfe, und es ist deine Freude, bei den Menschen zu wohnen. Gib uns ein neues und reines Herz, das bereit ist, dich aufzunehmen.
Anmerkung
  • Im Original hat Gott zwar zugesagt, in den Herzen zu bleiben, wenn sie denn „tugendhaft und aufrichtig“ sind – aber gilt das für uns? Oder müssen wir nicht vielmehr zugeben, dass unsere Herzen nicht wirklich „tugendhaften und aufrichtigen“ genug sind? Daher bitten wir den Herrn, er möge uns seine Gnade verleihen, durch die wir so leben können, dass er tatsächlich in unseren Herzen zu wohnen nicht unter seiner Würde ansehen muss.
  • Im DM dagegen wäre es Gott, der davon profitierte, im Herz zu wohnen, denn er liebt ja, und es wäre seine Freude. Aber sind wir geneigt, ihn aufzunehmen? Wohl eher nicht, denn die Gnade, in bestimmter Art und Weise zu leben und zu „tugendhaften und aufrichtigen“ Herzen zu kommen, wird nicht mal erbeten. Soll Gott uns doch ein „neues und reines“ Herz geben – dann können wir mal darüber diskutieren, ob wir bereit wären, ihn aufzunehmen.
Angesichts dieser krassen Verdrehung erübrigt sich ein Detailvergleich mit der Fantasieproduktion.

Gabengebet
Hæc nos oblátio, quǽsumus, Dómine, mundet et rénovet, atque tuam exsequéntibus voluntátem fiat causa remuneratiónis ætérnæ.
Übersetzung
Dieses Opfer möge uns, bitten wir, Herr, reinigen und erneuern, und werde den deinem Willen Folgenden zur Ursache der ewigen Entlohnung.
Deutsches Messbuch
Barmherziger Gott, das heilige Opfer reinige uns von Sünden und mache uns zu neuen Menschen. Es helfe uns, nach deinem Willen zu leben, damit wir den verheißenen Lohn erlangen.
Vergleich
  • dieses Opfer möge uns reinigen ⇒ das heilige Opfer reinige uns von Sünden
    Das DM erläutert hilfreich, inwiefern eine Reinigung erforderlich ist. Bemerkenswert, weil das Wort „Sünde“ sonst ungern benutzt wird.
  • bitten wir, Herr ⇒ barmherziger Gott
  • und erneuern ⇒ und mache uns zu neuen Menschen
    Ein bißchen weitschweifig für ein so übliches Wort, aber nicht falsch.
  • den deinem Willen Folgenden ⇒ Es helfe uns, nach deinem Willen zu leben.
  • [Das Opfer] werde zur Ursache der ewigen Entlohnung ⇒ damit wir den verheißenen Lohn erlangen
    Natürlich ist (wie das Original sagt) das Opfer Jesu am Kreuz, das in der Eucharistie vergegenwärtigt wird, die Ursache des ewigen Lebens, wenn wir denn (quasi als Begleitumstand) nach Gottes Willen leben. Das DM verdreht daher etwas, wenn es meint, durch die Kommunion zu einem so heiligmäßigem Leben geholfen zu werden, dass es den Himmel verdient. Diese Selbsterlösungsmöglichkeitshoffnung (s. Pelagianismus) ist heretisch.
Schlussgebet
Cæléstibus, Dómine, pasti delíciis, quǽsumus, ut semper éadem, per quæ veráciter vívimus, appetámus.
Übersetzung
Mit himmlischen Genüssen, Herr, geweidet*, bitten wir, dass wir immer dieselben, durch die wir wahrhaft leben, erstreben.
* oder: genährt

Deutsches Messbuch
Gott, du Spender alles Guten, du hast uns das Brot des Himmels geschenkt. Erhalte in uns das Verlangen nach dieser Speise, die unser wahres Leben ist.
Vergleich
  • mit himmlischen Genüssen genährt ⇒ du hast uns das Brot des Himmels geschenkt
    Im Original kann stehen was will; das DM hat seine Standardfloskeln schon bereit.
  • Herr ⇒ Gott, du Spender alles Guten
  • bitten wir, dass wir immer dieselben erstreben ⇒ erhalte in uns das Verlangen nach dieser Speise
  • durch die wir wahrhaft leben ⇒ die unser wahres Leben ist

Nach der alten Ordnung ist Sexagesima, wozu gebetet wird:

Oratio
Deus, qui conspicis, quia ex nulla nostra actione confidimus: concede propitius; ut, contra adversa omnia, Doctoris gentium protectione muniamur.
Übersetzung
Gott, der du erkennst, dass wir aufgrund keiner unserer Taten sicheres Vertrauen haben*: gewähre gnädig; dass wir, gegen alle Widrigkeiten, durch die Obhut des Lehrers der Völker befestigt werden.
* wir können uns nicht darauf verlassen, [das Notwendige] aus eigener Kraft zu schaffen

Secreta
Oblatum tibi, Domine, sacrificium vivificet nos semper et muniat.
Übersetzung
Das dir, Herr, dargebrachte Opfer möge uns immer beleben und schützen.
Postcommunio
Supplices te rogamus, omnipotens Deus: ut, quos tuis reficis sacramentis, tibi etiam placitis moribus dignanter deservire concedas.
Übersetzung
Demütig bitten wir dich, allmächtiger Gott: dass du [uns], die du mit deinen Sakramenten erneuerst, dir auch mit wohlgefälligem Lebenswandel zu dienen wohlwollend erlaubst.

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