Donnerstag, 4. April 2019

Segen in Fülle

Zwei Dinge wollte ich zum Canon Missae noch nachgetragen haben:
  1. Die Segnungen, die der Priester nach der überlieferten Messordnung während des Hochgebets vornahm, die aber neuerdings weggefallen sind und
  2. einen Vergleich einer wörtlichen Übersetzung einiger Teile des Hochgebets (nämlich der Bequemlichkeit halber jener, in denen Segnungen vorkommen) mit dem Text im aktuellen deutschen Messbuch (von 1975 – Es gibt zwar eine neue Ausgabe des Missale Romanum von 2002 und alte Anweisungen, sich bei der Übersetzung etwas mehr am Original zu orientieren, was die DBK aber bis ins jetzige Pontifikat zu verschleppen gewusst hat, in dem der Liturgie keine sonderlich wichtige Rolle mehr zufällt, wie es aussieht).
Jedenfalls sind zwei Wege zu erkennen, den Priester davon abzuhalten, aus Gewohnheit die Segnungen, die nicht mehr vorgesehen sind, vorzunehmen, nämlich zum einen, die den Segen begleitenden Worte zu eliminieren. Dies wird genutzt beim Te igitur:

Original:
Te ígitur, clementíssime Pater, per Iesum Christum, Fílium tuum, Dóminum nostrum, súpplices rogámus, ac pétimus, uti accépta hábeas et benedícas hæc dona, hæc múnera, hæc sancta sacrifícia illibáta, in primis, quæ tibi offérimus pro Ecclésia tua sancta cathólica: quam pacificáre, custodíre, adunáre et régere dignéris toto orbe terrárum: una cum fámulo tuo Papa nostro N. et Antístite nostro N. et ómnibus orthodóxis, atque cathólicæ et apostólicæ fídei cultóribus.
Übersetzung: (drei Segnungen über Brot und Kelch an den mit + gekennzeichneten Stellen)
Dich also, gütigster Vater, bitten wir tief verneigt durch Jesus Christus, deinen Sohn, unseren Herrn, und erbitten, dass du als annehmbar ansehest und segnest diese + Gaben, diese + Spenden, diese + heiligen makellosen Opfer, vor allem, welche wir dir darbringen für deine heilige katholische Kirche, welche du befrieden, behüten, vereinen und leiten wollest im ganzen Erdkreis, zusammen mit deinem Diener unserem Papst N., unserem Bischof N. und allen Verehrern des rechten, katholischen und apostolischen Glaubens.
Messbuch: (die einzige Segnung der Gaben nach der Neuen Ordnung bei +)
Dich, gütiger Vater, bitten wir durch deinen Sohn, unseren Herrn Jesus Christus: Nimm diese heiligen, makellosen Opfergaben an und segne + sie. Wir bringen sie dar vor allem für deine heilige katholische Kirche in Gemeinschaft mit deinem Diener, unserem Papst N., mit unserem Bischof N. und mit allen, die Sorge tragen für den rechten, katholischen und apostolischen Glauben. Schenke deiner Kirche Frieden und Einheit, behüte und leite sie auf der ganzen Erde.
[Im Messbuch sind einige Auslassungen und Reihenfolgevertauschungen vorgenommen worden, wie man durch Vergleich erkennt.]

oder auch beim Quam oblationem:

Original:
Quam oblatiónem tu, Deus, in ómnibus, quæsumus, benedíctam, adscríptam, ratam, rationábilem, acceptabilémque fácere dignéris: ut nobis Corpus et Sanguis fiat dilectíssimi Fílii tui, Dómini nostri Jesu Christi.
Übersetzung: (die ersten drei Segnungen über Brot und Kelch gemeinsam, dann je eine über Brot und Kelch einzeln)
Dieses Opfer wollest du, Gott, in allem, bitten wir, ge- + segnet, ge- + weiht, gül- + tig, geistlich und annehmbar machen, dass es uns werde + Leib und + Blut deines geliebtesten Sohnes, unseres Herrn Jesus Christus.
Messbuch:
Schenke, o Gott, diesen Gaben Segen in Fülle und nimm sie zu eigen an. Mache sie uns zum wahren Opfer im Geiste, das dir wohlgefällt: zum Leib und Blut deines geliebten Sohnes, unseres Herrn Jesus Christus.
Zum anderen wird die Doppeldeutigkeit des Begriff "benedicere" (gut sagen) genutzt, der (von Mensch zu Gott ausgesagt) "loben" bedeutet, von Gott ausgehend aber "segnen". Beispiele dafür sind die Wandlungsworte:

Original:
Qui prídie quam paterétur, accépit panem in sanctas ac venerábiles manus suas, et elevátis óculis in cælum ad te Deum, Patrem suum omnipoténtem, tibi grátias agens, benedíxit, fregit, dedítque discípulis suis, dicens: Accípite, et manducáte ex hoc omnes. Hoc est enim corpus meum, [OF:] quod pro vobis tradetur.
Übersetzung (ein Segen über die Hostie):
Der am Tag bevor er gelitten hat das Brot in seine heiligen und erwürdigen Hände nahm und, nachdem er die Augen erhoben hatte in den Himmel, zu dir, Gott, seinem allmächtigen Vater, dir dankend, es seg- + nete, brach und seinen Jüngern gab, sagend: Nehmt und esst von diesem alle, dies ist nämlich mein Leib.
Messbuch:
Am Abend vor seinem Leiden nahm er das Brot in seine heiligen und ehrwürdigen Hände, erhob die Augen zum Himmel, zu dir, seinem Vater, dem allmächtigen Gott, sagte dir Lob und Dank, brach das Brot, reichte es seinen Jüngern und sprach: Nehmet und esset alle davon: Das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird.
sowie

Original:
Símili modo postquam cœnátum est, accípiens et hunc præclárum Cálicem in sanctas ac venerábiles manus suas: item tibi grátias agens, benedíxit, dedítque discípulis suis, dicens: Accípite, et bíbite ex eo omnes.
Übersetzung (eine Segnung des Kelches):
Auf ähnliche Weise nachdem gegessen wurde, nehmend auch diesen erhabenen Kelch in seine heiligen und ehrwürdigen Hände, gleichfalls dir dankend, seg- + nete er und gab seinen Jüngern, sagend: Nehmt und trinkt aus ihm alle.
Messbuch:
Ebenso nahm er nach dem Mahl diesen erhabenen Kelch in seine heiligen und ehrwürdigen Hände, sagte dir Lob und Dank, reichte den Kelch seinen Jüngern und sprach: Nehmet und trinket alle daraus.
An manchen Stellen könnte ein Rubriken-vergessener Kampf-Trad-Priester das ein oder andere Kreuzzeichen einschmuggeln, wenn er sich auch wegen Wortwiederholungsmangel etwas beeilen müsste, z.B. hier:

Original:
Unde et mémores, Dómine, nos servi tui, sed et plebs tua sancta, ejúsdem Christi Fílii tui, Dómini nostri, tam beátæ passiónis, nec non et ab ínferis resurrectiónis, sed et in cælos gloriósæ ascensiónis: offérimus præcláræ majestáti tuæ de tuis donis ac datis hóstiam puram, hóstiam sanctam, hóstiam immaculátam, Panem sanctum vitæ ætérnæ, et Cálicem salútis perpétuæ.
Übersetzung (die ersten drei Segnungen über Brot und Kelch gemeinsam, dann je eine über Brot und Kelch einzeln):
Darum gedenken, Herr, wir deine Diener, aber auch dein heiliges Volk, desselben Christi, deines Sohnes, unseres Herrn, so seligen Leidens, und dann auch der Auferstehung aus der Unterwelt, aber auch des glorreichen Aufstiegs in die Himmel: wir opfern deiner erhabenen Majestät von diesen Gaben und Spenden ein reines + Opfer, heiliges + Opfer, makelloses + Opfer, das heilige + Brot des ewigen Lebens und den Kelch + des fortwährenden Heils.
Messbuch:
Darum, gütiger Vater, feiern wir, deine Diener und dein heiliges Volk, das Gedächtnis deines Sohnes, unseres Herrn Jesus Christus. Wir verkünden sein heilbringendes Leiden, seine Auferstehung von den Toten und seine glorreiche Himmelfahrt. So bringen wir aus den Gaben, die du uns geschenkt hast, dir, dem erhabenen Gott, die reine, heilige und makellose Opfergabe dar: das Brot des Lebens und den Kelch des ewigen Heiles.
oder hier (an welcher Stelle übrigens auch nach der Neuen Ordnung vorgesehen ist, dass der Priester sich selbst segnet, was ich persönlich aber noch nie bewusst bemerkt habe):

Original:
Súpplices te rogámus, omnípotens Deus: iube hæc perférri per manus sancti Angeli tui in sublíme altáre tuum, in conspéctu divínæ majestátis tuæ: ut, quotquot ex hac altáris participatióne sacrosánctum Fílii tui Corpus, et Sánguinem sumpsérimus, omni benedictióne cælésti et grátia repleámur.

Übersetzung (je ein Segen über Brot und Wein einzeln):
Demütig bitten wir dich, allmächtiger Gott: befiehl, dass diese [Gaben] durch die Hand deines heiligen Engels auf deinen himmlischen Altar getragen werden, vor das Angesicht deiner göttlichen Majestät: damit wir, sooft wir aus dieser Gemeinschaft des Altares den hochheiligen + Leib deines Sohnes und das + Blut zu uns nehmen, er segnet sich selbst mit jedem himmlischen Segen und Gnade erfüllt werden.
Messbuch:
Wir bitten dich, allmächtiger Gott: Dein heiliger Engel trage diese Opfergabe auf deinen himmlischen Altar vor deine göttliche Herrlichkeit; und wenn wir durch unsere Teilnahme am Altar den heiligen Leib und das Blut deines Sohnes empfangen, erfülle uns er segnet sich selbst mit aller Gnade und allem Segen des Himmels.
Und zum krönenden Abschluss eine „mehr Rot als Schwarz“-Stelle:

Original:
Per quem hæc ómnia, Dómine, semper bona creas, sanctíficas, vivíficas, benedícis et præstas nobis. Per ipsum, et cum ipso, et in ipso est tibi Deo Patri omnipoténti in unitáte Spíritus Sancti omnis honor, et glória per ómnia sæcula sæculórum. Amen.
Übersetzung:
Durch den du, Herr, diese alle immer gut schaffst, Er segnet drei Mal Hostie und Kelch und spricht dabei: hei- + ligst, be- + lebst, seg- + nest und uns schenkst. Während er den Kelch mit der Linken hält, segnet er mit der Hostie drei Mal von Rand zu Rand des Kelches, und spricht dabei: Durch + ihn und mit + ihm und in + ihm, Mit dieser Hostie segnet er zwei Mal zwischen sich und dem Kelch, und spricht dabei: ist dir Gott + allmächtiger Vater, in der Einheit des Heiligen + Geistes Kelch mit Hostie ein wenig erhebend spricht er alle Herrlichkeit und Ehre Er legt die Hostie zurück [auf das Corporale], bedeckt den Kelch mit der Palla, beugt das Knie, erhebt sich, und spricht mit vernehmlicher Stimme oder singt: in alle Ewigkeit. Amen.
Messbuch:
Denn durch ihn erschaffst du immerfort all diese guten Gaben, gibst ihnen Leben und Weihe und spendest sie uns. Durch ihn und mit ihm und in ihm ist dir, Gott, allmächtiger Vater, in der Einheit des Heiligen Geistes alle Herrlichkeit und Ehre jetzt und in Ewigkeit. Amen.

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