Montag, 1. April 2019

Mehr Rot als Schwarz

Nach dem Orate fratres folgen zu den Eigentexten der jeweiligen Messe gehörende Gebete, die in der Außerordentlichen Form „Orationes secretas“ (Gebete unter vier Augen, weshalb sie auch nicht mit „Lasst uns beten“ eingeleitet werden), in der Ordentlichen Form aber „Gabengebet“ heißen, worauf Präfation, von der es in beiden Formen viele Varianten gibt, so dass sie hier nicht im Einzelnen verglichen werden, und Sanctus folgen.

Der Kanon der Messe (oder das „Eucharistische Gebet“, wie es neuerdings heißt) kommt im Neuen Ordo in verschiedenen Varianten vor, wovon die erste („Eucharistisches Gebet I“) den Worten nach weitgehend dem überlieferten römischen Kanon entspricht, wobei erhebliche Unterschiede in den „Regieanweisungen“ bestehen.

Die Wortunterschiede
  • Die [Teile], welche in Klammern gesetzt sind können weggelassen werden.
    Das betrifft größtenteils die Formel „Durch Christus, unseren Herrn. Amen“, die von alters her nach vielen der einzelnen Abschnitte gebetet wurde, neuerdings aber nur noch einmal am Ende (vor der Doxologie [„Durch ihn und mit ihm und in ihm …“]) gesagt zu werden braucht.
    Weiterhin betrifft es die Nennung einiger Heiliger im Communicantes [„In Gemeinschaft mit der ganzen Kirche gedenken wir deiner Heiligen …“] (nämlich Iacóbi, Ioánnis, Thomæ, Iacóbi, Philíppi, Bartholomǽi, Matthǽi, Simónis et Thaddǽi: Lini, Cleti, Cleméntis, Xysti, Cornélii, Cypriáni, Lauréntii, Chrysógoni, Ioánnis et Pauli, Cosmæ et Damiáni) und im Nobis quoque peccatoribus [„Auch uns, deinen sündigen Dienern, die auf deine reiche Barmherzigkeit hoffen …“] (Ignátio, Alexándro, Marcellíno, Petro, Felicitáte, Perpétua, Agatha, Lúcia, Agnéte, Cæcília, Anastásia).
  • Eingefügt wurde die Worte „der für euch hingegeben wird“ hinter „Dies ist nämlich mein Leib“, und die Akklamation des „Geheimnis des Glaubens“. Früher lauteten die Wandlungworte: „Die ist nämlich der Kelch meines Blutes, des neuen und ewigen Bundes: Geheimnis des Glaubens: der für euch und für viele vergossen wurde zur Vergebung der Sünden“. Hier wird jetzt der Einschub „Geheimnis des Glaubens“ weggelassen; dafür wird nach der Anbetung des Kelches gesagt:
    Priester: "Geheimnis des Glaubens"
    Volk: „Deinen Tod, o Herr, verkünden wir, deine Auferstehung preisen wir, bis du kommst“ [in Herrlichkeit, wie es im deutschen Messbuch zusätzlich heißt] – oder – „Sooft wir dieses Brot essen und [diesen] Kelch trinken werden, verkünden wir deinen Tod, Herr, bis du kommst“ – oder – „Retter der Welt, rette uns, der du uns durch Kreuz und deine Auferstehung befreit hast“
  • Seit 1962 wird im Communicantes auch der Hl. Joseph genannt
  • Geändert wurden die Worte „So oft ihr dies tut, tut es zu meinem Gedächtnis“ in „Tut dies zur Erinnerung an mich“.
(Der Text mit den Varianten in Ordentlicher Form (OF = neu) und Außerordentlicher Form (AOF = alt) ist auch auf Wikipedia nachzulesen, wobei die [auch hier übernommenen] deutschen Textteile wohl dem Messbuch, nicht aber in allen Fällen dem lateinischen Text entsprechen.)

Änderungen in den Rubriken betreffen zum einen die Streichung von Kreuzzeichen (so vielen, dass die ein andermal aufgeführt werden können), zum anderen:
  • Beim Te igitur („Dich, gütiger Vater, bitten wir durch deinen Sohn, unseren Herrn Jesus Christus: Nimm diese heiligen, makellosen Opfergaben an …“):
    Alt:
    Vorher: Nach der Präfation breitet der Priester die Hände aus, hebt sie etwas und führt sie zusammen, dabei erhebt er die Augen zum Himmel und schlägt sie sogleich nieder, dann spricht er, tief verneigt vor dem Altar, die Hände auf ihn gelegt,
    Nachher: er küsst den Altar.
    Neu: Der Priester spricht mit ausgebreiteten Händen.
  • Alt: der Priester hielt die Hände über die Gaben ausgestreckt beim Hanc igitur [„Nimm gnädig an, o Gott, diese Gaben deiner Diener und deiner ganzen Gemeinde; ordne unsere Tage in deinem Frieden, rette uns vor dem ewigen Verderben und nimm uns auf in die Schar deiner Erwählten.“] (weil er die Gaben beim Quam oblationem [„Schenke, o Gott, diesen Gaben Segen in Fülle und nimm sie zu eigen an. Mache sie uns zum wahren Opfer im Geiste, das dir wohlgefällt: zum Leib und Blut deines geliebten Sohnes, unseres Herrn Jesus Christus.“] segnete)
    Neu: der Priester hält die Hände über die Gaben ausgestreckt beim Quam oblationem
  • Den Einsetzungsbericht spreche der Priester nach der Neuen Ordnung „klar und deutlich, wie es die Natur dieser Worte verlangt“; die Wandlungsworte („Dies ist mein Leib“ bzw. „Dies ist der Kelch meines Blutes …“) machen da keinen Unterschied. Früher war speziell für die Wandlungsworte vorgesehen, sie „leise, deutlich und sorgfältig“ bzw. „sorgfältig, ununterbrochen und leise“ zu sprechen.
  • Nach der Wandlung von Brot und Wein kniete der Priester früher „sogleich“ nieder und betete an, zeigte danach Leib bzw. Blut des Herrn dem Volk und kniete wieder nieder um anzubeten.
    Heute reicht einmal.
  • Nach der Opferung des Kelches, nach dem Wandlungsworten und nach der Doxologie [„Durch ihn und mit ihm und in ihm …“] wurde der Kelch mit der Palla bedeckt.
    Heute bleibt er das ganze Hochgebet über offen stehen.
  • Früher: Tief verneigt, die zusammengelegten Hände auf den Altar gelegt, spricht er: Wir bitten dich, allmächtiger Gott: Dein heiliger Engel trage diese Opfergabe auf deinen himmlischen Altar vor deine göttliche Herrlichkeit; und wenn wir durch unsere Teilnahme an diesem Altar er küsst den Altar den heiligen Leib und das Blut deines Sohnes empfangen, erfülle uns mit aller Gnade und allem Segen des Himmels.
    Heute: Verneigt, mit zusammengelegten Händen, fährt er fort [es folgen die gleichen Worte].
  • M.E. relativ wichtiger Punkt: früher berührte der Priester die konsekrierte Hostie nur mit den Spitzen von Daumen und Zeigefinger und hielt diese ansonsten zwischen Wandlung und Ablution [Abwaschen der Finger bei der Nachkommunion] zusammen, um nicht versehentlich etwas anderes als die Hostie zu berühren. Denn dafür wurden die Hände des Priesters geweiht, und deshalb soll der Hl. Franziskus (sinngemäß) gesagt haben, wenn ihm ein Engel und ein Priester begegneten, würde er zuerst dem Priester die Hände küssen, weil mit diesen der Leib des Herrn berührt wurde.
    Neuerdings und erst recht im Zeitalter der Handkommunion wird das alles nicht mehr so eng gesehen, d.h. es gibt keine diesbezügliche Anweisung.
Zusammen mit den Anweisungen zu den Kreuzzeichen machte seinerzeit das Missale stellenweise einen eher roten als schwarzen Eindruck:
will sagen, die Verehrung des Altarssakrament lag nicht allein in den Worten, sondern in der ganzen Wirken des Priesters am Altar.

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