Unter den Nachrichten von der Synode waren zweieinhalb, die
mir interessant erscheinen.
1. Zuerst die Gute:
Mehrere Teilnehmer sprachen davon, dass die Sprache der Kirche nicht mehr gehört werde. … Sprache sei aber nicht alles, fügte ein weiterer Synodenvater an: Wie Paul VI. es ausgedrückt habe, der moderne Mensch höre viel eher auf ein Zeugnis denn auf Worte. Deswegen seien es auch vor allem die Familien selbst, die zeigten, was eine christliche Familie sein könnte. Daneben brauche es eine verstärkte Katechese, die weniger theologisch und mehr biblisch geprägt sei.
Der vom Synodenvater angesprochene Moderne Mensch scheint
auch schon an der Wende vom 12. zum 13. Jhd. aufgetreten zu sein, wie sonst
hätte Franziskus (also der von Assisi) seinen Brüdern auftragen können:
„Verkündet immer und überall das Evangelium – notfalls auch mit Worten!“
Möglicherweise war er aber auch von antiken Autoren (Lucius
Annaeus Seneca mit vielen weiteren)
inspiriert, die schon wussten
Die Menschen glauben den Augen mehr, als den Ohren. Lehren sind ein langweiliger Weg, Vorbilder ein kurzer, der schnell zum Ziel führt.
Ooooder aber, er hat den auf der gegenteiligen Beobachtung
Tut und befolgt also alles, was sie euch sagen, aber richtet euch nicht nach dem, was sie tun; denn sie reden nur, tun selbst aber nicht, was sie sagen.
gefolgerten Ratschlag des Heiligen Paulus
Gib selbst ein Beispiel durch gute Werke. Lehre die Wahrheit unverfälscht und mit Würde.
gekannt.
Da also nichts wirklich Neues gesagt wird, lässt sich in den
Hinweis zur Katechese möglicherweise auch ein Wink an unsere pragmatischen
Theologen hineindeuten, weniger ihre eigenen Phantasien zu proklamieren als
wenigstens gelegentlich einen Blick in das Memo zu werfen, dass ihnen zur
Verkündigung anvertraut wurde.
2. Es gab auch wieder die notorischen deutschsprachigen
Wortmeldungen über den
Respekt vor der Gradualität von Beziehungen. Auch jenseits der sakramentalen Ehe könne es demnach „Elemente der Heiligkeit und der Wahrheit geben“
Die offensichtliche Frage, ob zwischen der angesprochenen homosexuellen
Beziehung und einer Ehe eher ein gradueller oder ein qualitativer Unterschied
herrsche, wird interesseant beantwortet:
Ehe sei ausserdem nicht nur die Eheschliessung, wie das Kirchenrecht und die Liturgie es nahelegten, sondern wenn sie Zeugnis sein wolle, müsse man die gesamte Wirklichkeit sehen. Ehe sei ein Weg und kein Zustand.
Na wenn die Eheschließung für die Beziehung sowieso eine
untergeordnete Rolle spielt, dann sind natürlich „Kirchenrecht und Liturgie“
ziemlich auf dem Holzweg. Gut, dass die pragmatischen Theologen hier mal
aufräumen.
Die Frage, die sich mir bei der Rede vom Weg stellt, ist, ob
die besprochenen Beziehungen auf dem Weg zu einem Ziel sind, oder anders
gesagt: wie lange man in unbereuter permanenter Todesünde verharren muss, um
die vollkommene Heiligkeit zu erreichen. Vermutlich würde sich die Antwort
leicht ergeben, wenn ich in pragmatischer Theologie bewandert wäre.
In die gleiche Kerbe schlägt:
Was die Frage der Eucharistie für wiederverheiratete Geschiedene betreffe, sei betont worden, „dass dieses Sakrament nicht das Sakrament für die Perfekten ist, sondern für die, die auf dem Weg sind“.
Bekanntlich sind wir alle kleine Sünderlein, und
„das Trachten des Menschen ist böse von Jugend an.“
also sind auch viele verstockte Sünder kein Grund,
ihretwegen die Welt zu verdammen; und wer wäre ich, da zu urteilen.
Aber hm. Ein richtiger Gedanke in den falschen Kontext gestellt,
ergibt schon – pragmatische Schlussfolgerungen, irgendwie. Die Erde ist
schließlich eine Kugel, und wenn ich lange genug auf dem Weg bin, komme ich
schon an, auch wenn ich in exakt die entgegengesetzte Richtung zum Ziel laufe.
Aber ob dieses Gleichnis 1:1 auf Glaubenswahrheiten zu übertragen ist, möchte
ich nicht vorbehaltlos bejahen.
2a. Die oben angesprochene „gesamte Wirklichkeit“ kommt auch
wieder bei den vortragenden Eheleute ins Spiel.
„Auch wenn die Paare natürlich genau ausgewählt sind, die zu Beginn jeder Sitzung sprechen. Sie bringen doch noch einmal ein Stück Realität in die Synodenaula.“
Da fragt sich der unbedarfte Beobachter natürlich, was die
Bischöfe eigentlich üblicherweise und ohne „ein Stück Realität“ beraten. Zahlen
sind ja irgendwie auch ähnlich abstrakt wie übliche Bischofssynoden; wie gut, wenn da mal jemand ein Stück
Realität in Form von Äpfeln und Birnen einbringt.
Das Problem ist aber der säkularen Welt gut bekannt:
Wer nur noch Menschen trifft, die an dieselbe Sache glauben, verliert irgendwann den Bezug zur Wirklichkeit außerhalb seiner eigenen Welt. Da bricht dann schnell Panik aus, wenn einmal Widerspruch auftaucht.
Und dieses Problem ist derzeit besonders virulent bei Kasper,
der zitiert wird:
Aber wenn die erste Ehe gescheitert ist und eine zweite Ehe da ist, die zivil geschlossen wird, und die ja nicht wieder aufgelöst werden kann, dann muss man da einen Weg finden.
Da kann man sich nur dem Kommentar von Frau Küble
anschließen:
Was soll hier die Bemerkung, eine Zivilehe könne “ja nicht wieder aufgelöst werden”? – Das ist eine ganz neue Information! Mindestens jede dritte standesamtliche Ehe wird bekanntlich geschieden.
Fehlt vielleicht gerade den barmherzigen Pragmatikern etwas
der Realitätszugang?!
3. „Heute Morgen verteilte Papst Franziskus an das Präsidium
der Synode Süßigkeiten.“
Deutet sich hier eine pastorale Lösung für die
wiederverheirateten Geschiedenen an?
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