Man kann so einen weltlichen Feiertag auch damit vergeuden,
die vielfältigen Ansichten zu den bevorstehenden, jüngeren und etwas
zurückliegenden vatikanischen Entscheidungen zu Amtsverschiebungen zu sichten
und einer Einordnung zuzuführen (Übersicht).
Der Natur der Sache gemäß äußern sich die von mir
rezipierten Kommentatoren ziemlich bis sehr kritisch, wobei die eher Moderaten
auf die „Dinge, die wir nicht wissen können“ verweisen, während andere sich
fragen, ob man in braunen Gesundheitsschuhen auch einen Pferdefuß verbergen
könnte.
Auch wenn ich mir wünschen könnte, dass sich die
vertrauensbildende Transparenz nicht nur auf Bilanzen und Finanzangelegenheiten
beschränken, sondern auch die im Kirchenvolk emotional besetzten
Angelegenheiten umfassen würden, sehe ich doch, dass selbst im weltlichen
Bereich solche Punkte eher mit Zurückhaltung behandelt werden.
Im Versuch, trotz aller Unergründlichkeit der Wege der
Vorsehung dem Heiligen Geist zuzutrauen, dass er schon wusste, was er tat, als
er Papst Franziskus wählen ließ, und den Standpunkt, der die Sicht auf die
Sinnhaftigkeit der Personalentscheidungen eröffnet, zu finden, kam ich zu
„Eine Wahrheit, die keiner hören will, nützt nichts“.
Klingt trivial, klärt für mich aber folgendes:
Mehrere Blogs (dieser
und jener)
vergleichen zwei Videos mit Interviews, eines mit Kardinal Kaspar, eines mit
Kardinal Burke. Die Interpretationen sind so verschieden, wie sie sein können;
rauslesen kann man aber in beiden Fällen, dass Kardinal Burke als sehr sachlich
erlebt wird, Kardinal Kaspar als eher emotional.
Man könnte das abtun, indem man sagt, empathisch und mitfühlend
ist gut für ein seelsorgerisches Gespräch, argumentativ sauber und der Wahrheit
verpflichtet gut für ein Interview. Dann bekommt Burke den Punktsieg
zugesprochen. Er wird aber von Betroffenen als ziemlich hart und unzugänglich
erlebt.
Wenn man sich erinnert, dass für die
wiederverheirateten-Geschiedenen-Problematik auch von Kardinal Müller
allenfalls ein vereinfachtes Verfahren der Eheannullierung akzeptabel scheint,
Burke dafür zuständig wäre, aber möglicherweise nicht mitziehen wollte – wäre
seine kolportierte bevorstehende Absetzung weniger seinem Eintreten für die
Wahrheit als einem Imwegstehen bei deren Verkündigung bzw. der derzeitigen
päpstlichen Weise, das zu tun, geschuldet.
Wenn man hoffen könnte, dass Papst Franziskus die Wahrheit
gar nicht abschaffen will, sondern lediglich aufhören, sie den Sündern um die
Ohren zu schlagen (was ja durchaus einem Fremdbild der Kirche entspricht) und
statt dessen das Gespräch mit Fernstehenden und Atheisten sucht, ohne (wie er
sagt) sie bekehren zu wollen (aber möglicherweise im Vertrauen darauf, dass die
Saat, wenn das Wort Gottes die Gesprächspartner erstmal im Herzen getroffen
hat, schon aufgehen werde) – dann würde ein streng an den Gesetzen und weniger
an den Betroffenen orientierter oberster Gerichtsherr vielleicht auch ohne böse
Hintergedanken ersetzt werden müssen. Einfach weil Wahrheit ohne Barmherzigkeit
Härte wäre, und die Kirche so nicht mehr wahrgenommen werden soll, wenn sie die
Fernstehenden erreichen will.
Oder wie er selbst sagt: „Ich hoffe, dass mehr als die
Furcht, einen Fehler zu machen, unser
Beweggrund die Furcht sei, uns einzuschließen in die Strukturen, die uns
einen falschen Schutz geben, in die
Normen, die uns in unnachsichtige Richter verwandeln, in die Gewohnheiten,
in denen wir uns ruhig fühlen, während draußen eine hungrige Menschenmenge
wartet und Jesus uns pausenlos wiederholt: »Gebt ihr ihnen zu essen!«“
(Evangelii gaudium 49)
Oder der abgesetzte Bischof von Ciudad del Este (Überblick
mit weiteren Verweisen hier).
Da ist es besonders schade, denke ich, dass er sein anscheinend so
fruchtbringendes Wirken abbrechen muss. Und nachdem ich mich durchgelesen
habe, u.a. die Erklärungen auf der Webseite der Diözese (hier
auf Englisch übersetzt), komme ich zum Schluss, dass man eigentlich besser das
gesamte sonstige Episkopat in Paraguay ausgetauscht hätte, wenn denn der Streit
unter den Bischöfen wirklich der Grund für die Absetzung war.
Allerdings kann keiner sagen, er habe nicht gewusst, was auf
ihn zukommt, denn der gegenwärtige Papst hat in seinem Regierungsprogramm (EG
226-228) geschrieben: „Dies ist der beste Weg, dem Konflikt zu begegnen: Es ist
die Bereitschaft, den Konflikt zu erleiden. … Das kann aber nur durch die
großen Persönlichkeiten geschehen, die sich aufschwingen, über die Ebene des
Konflikts hinauszugehen und den anderen in seiner tiefgründigsten Würde zu
sehen.“
Und da hat möglicherweise der Bischof Rogelio mit dem
Hinweis, dass der Erzbischof von Asunción, der die Neuverhandlung eines mit
Freispruch des Generalvikars von Ciudad beendeten Verfahrens wegen des Vorwurfs
homosexueller Praktiken (der auch von mehreren weltlichen Gerichten abgewiesen
wurde) nach dem Papstwechsel gefordert hatte, selbst doch wegen des gleichen
Vorwurfs tatsächlich vor (weltliche) Gerichte gebracht worden war, etwas über
das Ziel hinaus geschlagen.
In beiden Fällen dürften die beiden Würdenträger zwar von
der Sache her Recht haben. Sie sind von ihrem Charakter aber wohl weniger für
die Neuevangelisierung geeignet.
Für mich beruhigend, nach den oft geäußerten Befürchtungen,
das Erbe des Heiligen Vaters Benedikt solle ausgelöscht werden …
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